Mit müdem Blick musterte Dr.Drooper von seinem Stand hinter dem Palisadenzaun die Umgebung. In der sich langsam lichtenden Dunkelheit sah er ein paar Untote, die sich anscheinend ebenso lustlos wie er durch die Gegen quälten. Er gähnte. Vor einer Stunde war er von CasaPietra aus dem Schlaf gerissen worden, um Wache zu halten. Eigentlich waren nighthawk und Dr.Akula an der Reihe, aber die waren losgeschickt worden, um einen seltsamen Rauch am Horizont zu untersuchen, den Drooper auch jetzt noch schwach in der Ferne sehen konnte. Er ließ sich nicht gerne befehligen, aber CasaPietra hatte ihm in aller Ruhe erklärt, warum er ihn brauchte, und ihn dabei stets mit Respekt behandelt. Anders als es vor langer Zeit seine Arbeitskollegen getan hatten. Selbst heute spürte er bei dem Gedanken wieder jenen altbekannten Zorn. Ständig hatten sie ihn gepiesakt und ihre kleine Scherzchen mit ihm getrieben. Vor allem hatte er seinen Spitznamen gehasst.
Super-Drooper. Meist hatte er dämlich gelächelt, wenn sie ihn so nannten, als würde er ihren Spaß teilen. Doch innerlich hatte er sich immer öfter vorgestellt, wie er ihre dämlichen Visagen mit Kopfschüssen versah und sie endlich zum Schweigen brachte.
Das Lächeln, das sich nun auf seinem Gesicht ausbreitete, war echt (und hätte sicher einige Bewohner der Siedlung sehr verunsichert). Seine kühnsten Träume waren wahr geworden, als der ganze Schlamassel begonnen hatte. Er hatte seine Chance direkt ergriffen. Zunächst hatte er seinem Chef zuhause aufgelauert und hatte ihn mit einem Schuss aus der Pistole, die Drooper eigentlich schon für sich selbst benutzen wollte, niedergestreckt. Niemand hatte ein weiterer Toter groß gejuckt, auch wenn er keiner von
denen gewesen war. In den folgenden Wochen und Monaten hatte Drooper noch weitere Arbeitskollegen getroffen und kurzen Prozess gemacht. Dabei hatte es seiner Befriedigung keinen Abbruch getan, wenn sie schon als sabbernde Untote durch die Welt marschierten. Der Effekt eines gezielten Kopfschusses war stets der gleiche.
Nun hatte er hier in der Siedlung Unterschlupf gefunden. Sein letzter Akt der Genugtuung lag schon einige Zeit zurück, er hatte sich einigermaßen in der Gemeinschaft eingelebt. Aber wie gerne würde er wieder in das Antlitz eines seiner Peiniger blicken und dabei entweder das überraschte Wiedererkennen kurz vor dem Schock beim Anblick der Pistole oder den dümmlichen Ausdruck des Todes auf ihren Gesichtern sehen.
Seine Augen weiteten sich, als sein Blick auf einen der Untoten vor dem Zaun fiel. Konnte das sein? Drooper fasste einen Entschluss und verließ seinen Aussichtspunkt. Vorsichtig eilte er zum Tor, öffnete es und schlüpfte hinaus. Leise vernahm er, wie das Tor hinter ihm zufiel, doch seine Aufmerksamkeit galt dem Untoten, der einige Meter vor ihm in einer zerfetzten roten Reckenjacke durch den Schnee stolperte. "Du!", entfuhr es Drooper, während er seine Machete in die Hand nahm. Er wich einem Untoten aus, der nach ihm schnappte, und näherte sich entschlossen seinem auserkoren Opfer. Mit einer Mischung aus blinder Wut und Euphorie holte er aus... und stoppte, als wie aus dem Nichts ein Mann an ihm vorbei Richtung Tor rannte. Dropper blickte sich verwirrt um. "Nighthawk?", flüsterte er, als er einen brennenden Schmerz im Oberarm spürte. Entsetzt sah er, dass der Untote sich in seinen Arm verbissen hatte. Panisch schlug er mit der Machete auf ihn ein und stieß ihn von sich. "ÖFFNET! ÖFFNET!", hörte er nighthawk rufen. Ein weiterer Untoter näherte sich von rechts und packte Dropper. Schwach vernahm Drooper von irgendwo einen Knall und sah, wie nighthawk zu Boden sank. Mit aller verbliebenen Kraft riss er sich von dem Zombie los, hieb einem zweiten die Machete in den Schädel und eilte Richtung Tor, das inzwischen von den Herbeigerufenen geöffnet wurde. Nighthawk schleppte sich mit blutendem Arm hinein. "Wartet!", rief Dropper. Sein Blick verschwamm, ein taubes Gefühl breitete sich von seinem Arm aus. Er stolperte und landete mit einem dumpfen Klang im Schnee. Sofort stürzten sich die Untoten auf ihn. Das letzte, was Dr.Drooper sah, war die vermaledeite rote Reckenjacke.
CasaPietra keuchte. Zusammen mit einem weiteren Bewohner der Siedlung hatte er von draußen einen jungen Mann mit einem Pfeil im Rücken durch das Tor in Sicherheit gebracht. Er ließ von ihm ab und rief, dass er ebenso wie der verletzte nighthawk in die Gemeinschaftshütte gebracht werden sollte. Es herrschte Chaos. Nighthawk verwundet, Dr.Drooper offenbar von Zombies getötet, Dr.Akula verschwunden, dazu war nighhawk offenbar von einem Unbekannten angeschossen worden. Bei dem verwundeten Fremden hatten sie kein Gewehr gefunden, doch das konnte auch im Schnee verborgen gewesen sein.
Während die Verwundeten in die Hütte gebracht wurden, rannte Casa in den Vorratsschuppen, wo auch die medizinischen Materalien lagerten. Er riss die Tür auf und stoppte abrupt. Vor ihm standen zwei Männer. Einer von ihnen war Dr.Akula, der eine blutende Kopfwunde aufwies und sichtlich mitgenommen wirkte. Casas Augenmerk richtete sich aber vor allem auf den nackten Hünen, der Dr.Akula fest im Griff hatte und dessen Mund mit seiner riesigen Pranke zuhielt. Er ist von Kopf bis Fuß verschmutzt, komplett nackt und erwiderte Casas Blick mit einem verdutzten Gesichtsausdruck.