Woodstock schrieb:
Ich denke, dass wäre besser rübergekommen, wenn man das Informatik Beispiel verwenden hätte aber es hat auch so funktioniert.
Ich vermute mal, dass du mit dem Beispiel das Prinzip der Rekursion meinst. Dieses Konzept ist mir beim Sehen des Films immer wieder in den Kopf gekommen und ich finde es erklärt die dargestellte "Gleichzeitigkeit" der Ereignisse, die sich in Gegenwart und Zukunft abspielen, ziemlich clever. Viele komplexe Sachverhalte, Vorgänge oder Probleme lassen sich durch eine rekursive Schleife lösen.
Meine persönliche Erklärung für die Konstruktion dieser speziell diskutierten Schleife mit dem chinesischen Befehlshaber-Obermufti wäre folgende:
Louise handelt parallel an zwei Orten zu unterschiedlichen Zeiten, aber dennoch simultan.
Sie ist als "Gegenwarts-Louise", mit ihrem (nicht vorhandenen) Wissen über die Privatnummer und die letzten Worte der Frau, in der Situation auf dem Ball. Der chinesische Befehlshaber bekundet sein Interesse daran, wie sie ihn dazu gebracht hat, ihn umzustimmen. Er verfällt damit einer sehr menschlichen Art der Fragestellung: Der Interviewer will Informationen von jemandem erhalten, die er selbst schon kennt und von denen er denkt, dass der Befragte sie ebenfalls kennen muss. Er beginnt mit einer allgemeinen Frage a la "Wie haben Sie das angestellt?", Lousie antwortet verständnislos (da sie es ja TATSÄCHLICH nicht weiß), also fragt er präziser nach. Nach dem Motto "Aber das ist doch die Nummer die Sie angerufen haben?" und zeigt ihr derweil die Nummer, die Louise im selben Moment nur eben an einem anderen Punkt der Zeit ins Handy tippt. So ist sie an die Nummer gekommen, ohne sie zu wissen oder nach ihr gefragt zu haben.
Gleiches gilt für die letzten Worte der Frau: Der Befehlshaber sagt, er würde nie vergessen, was sie ihm gesagt habe. Louise hat erneut keine Ahnung, weshalb er sich zu ihr rüber lehnt und ihr die Worte zu raunt, ganz nach der Prämisse: "Aber Sie haben doch *hier chinesiche Ansprache der toten Frau einfügen* gesagt? Wie konnten Sie das nur wissen?"
Gleiches Paradigma: Gegenwarts-Louise plappert die Worte, die Zukunfts-Louise hört, simultan nach.
Es ist sozusagen eine investigative Fragemethode des Typen, die er allerdings durch seine unverholene Ehrfurcht und Verwunderung gegenüber Louise ein wenig plump und sehr mit Informationen um sich werfend einsetzt.
Da, wie bereits erwähnt, kein konkreter Anfang und auch kein Ende der Zeit innerhalb des Verständnisses der Aliens existiert, ist es schwierig dieses rekursive Konzept der Zeit in das deterministische Denken des Menschen zu verlagern. Deshalb ist es so wichtig, dass Louise das Verständnis für die Sprache entwickelt, da sie so durch die Neustrukturierung ihres Gehirns auch simultan die Denkweise der Aliens Schritt für Schritt erlernt, wodurch die Handlung des Films erst ermöglicht wird.
Woodstock schrieb:
Louise kam ziemlich spät in das Programm.
Ansichtssache. Ich habe die genaue Zahl der Tage nicht mehr im Kopf, die vorher vergangen sind, aber ich meine mich zu erinnern, dass der Militärmensch sie nach etwa 3 Tagen nach Landung konsultiert hat und am 4. Tag abgeholt und eingestellt hat, wenn ich mich nicht täusche?
Davor gab es einen anderen Wissenschaftler, der versucht hat mit den Aliens der Montana Muschel Kontakt aufzunehmen und der schien ja nicht grade die hellste Leuchte gewesen zu sein. Da die amerikanische Regierung bis dato ja keinerlei geheime Informationen mit den anderen Nationen geteilt hat und diese ebenso wenig welche preisgegeben haben, erscheint es realistisch, dass Lousise vielleicht gar nicht die einzige war, die auf die Idee gekommen ist, was aber einfach nicht kommuniziert wurde.
Und Sie wurde ja als mehr oder weniger weltweit anerkannte Linguistin und Koryphäe ihres Faches dargestellt, weshalb sie vielleicht nicht die einzige war, die daran gedacht hat, aber vermutlich die einzige (bzw. die erste/schnellste), die die Aliensprache so gut dechiffrieren konnte.
Woodstock schrieb:
Der Kanarienvogel ist eine idiotische Idee.
Uneingeschränkte Zustimmung. Er hat unglaublich irritiert. Ich hatte Momente während des Films, in denen ich sogar kurz daran gedacht hatte, ob die Aliens nicht sogar durch den Vogel versuchen zu kommunizieren, da so häifig auf das Hin und Her Gehüpfe fokussiert wurde. Dachte vielleicht an eine Art Binär- oder Morsecode, hab ich im selben Gedankengang wieder verworfen, weils doch arg weit hergeholt wäre, aber dennoch: einfach sehr irritierend und unlogisch das Vieh.
Die einzige "Funktion" die ich gesehen habe, war der Bezug zur Kinderzeichnung. Aber das rechtfertigt für mich nicht den Logikfehler, dass die Aliens sich anscheinend einfach lapidar gedacht haben: "Well okay, seems legit." Das Kanarienviech hätte nach Logik für mehr Aufsehen sorgen sollen.
Woodstock schrieb:
Spätestens nach den ersten Untersuchungen der Vögel hätte man ein okay kriegen müssen.
Naja, nach den ersten Untersuchungen von Medikamenten an Ratten bekommt man auch nicht direkt das Okay sie am Menschen testen zu dürfen.
Ich schätze einfach mal, dass sie bei einer extraterrestrischen Lebensform, über die sie absolut gar nichts wissen, einfach so wenig Risiko eingehen wollten wie möglich. Angst ist immer ein sehr treibender Verhaltensfaktor des Menschen.
Und man sollte nicht vergessen: Allein aus versicherungs- und arbeitnehmertechnischen Gründen wäre das vermutlich rechtlich nicht zu verantworten gewesen