War gestern drin und sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe. "Juno" gehört zu Filmen, die man allgemein als erfrischend und sympathisch bezeichnen würde und das liegt besonders an der Hauptfigur, die genau das verkörpert. Man hat Juno direkt akzeptiert und ins Herz geschlossen. Ihr Drang anders zu sein, wirkt natürlich und nicht aufgesetzt, ihr Humor ist entwaffnend und ungekünstelt und ihr Auftreten wunderbar ... "erfrischend". Und im Gegensatz zu manch Anderen, fand ich nicht, dass sie das alleinige Zentrum der Geschichte und des Humors ist. Ihr Freund Bleaker, ihre Stiefmutter, die so herrlich die Ultraschalltechnikerin bequatscht, ihren lässigen Vater, der Adoptivvater oder die beste Freundin; die Nebencharaktere ergeben zusammen mit Juno die Einheit, die zum Gelingen des Films nötig ist. Überhaupt hätte ich eher weniger Humor im Film erwartet.
Die Geschichte ist geradlinig und ebenso ohne unnötige Schlenker, Flashbacks oder aufgesetzte Tränendrüsentheatralik geschrieben und inszeniert. Jedes Mal wenn Klischees kurz davor stehen, gerammt zu werden, kommt die humoristische Kehrtwendung. Das klappt zwar nicht immer, so ist z.B. Jennifer Garners Charakter grenzwertig, aber der Film schafft es, auch Entwicklungen zu präsentieren.
Bei den eher gefassten Reaktionen der Mitmenschen und der eher humoristischen Darstellung der Abtreibungsklinik, muss man den Kloß nach etwas mehr Ernst zwra kurzzeitig herunterschlucken, aber "Juno" ist vielmehr ein Film über freie Entscheidungen und die Suche danach, was in einer schwierigen Situation das Richtige ist, was man tun kann. Dementsprechend ist das Ende auch konsequent, überraschend emotional und doch frisch, nüchtern und humorvoll. Wie die Hauptfigur.
Tolles Skript, wunderbare Hauptdarstellerin, toller Cast, nette Inszenierung und gute Musik (Die Gespräche über Musik und Horrorfilme haben sehr viel Spaß gemacht): Juno ist den Wirbel, der drum gemacht wurde, größtenteils wirklich wert.
8/10