Joel.Barish schrieb:
Wenn ich mir diesen Franchise Verlauf so ansehe, haben wir als Konsumenten (und die Franchise-Macher mit eingeschlossen) nachträglich unser Recht verwirkt, dass es "Jurassic Park" überhaupt gegeben hat. Ich fand "Jurassic World" jetzt gar nicht mal so furchtbar, wie er vielerorts gemacht wurde und wird, aber gerade dessen aggressiver Selbsthass hat zumindest mir gezeigt, wie wenig Sinn es macht (gemacht hat) überhaupt je eine Fortsetzung zu JP gemacht zu haben. ReelGuys Aaron Sorkin-Gerichtsdrama Idee macht wirklich noch am meisten Sinn, was alles über den Stand dieses Franchises sagt. Aber klar, stattdessen halt ne neue Trilogie und natürlich Dinos als Militärgerät. Na wunderbärchen. Ugh.
Joel.Barish schrieb:
Das ist doch völlig egal. Mir ging es keineswegs um Dino-Moral (Dinoismus), sondern einfach grundsätzlich um die dämlich infantile Idee, in einem Film Dinos als Militärgerät einsetzen zu wollen. Ob unsere menschlichen Helden selbst dafür verantwortlich sind oder dies verhindern wollen spielt bei meinem Missfallen dieser Idee keine Rolle. Welcher Teil meines Posts klang jetzt für dich so, als würde ich Bay-Saurier und Go-USA Anleihen befürchten?
Es klang erst so, als hättest du hauptsächlich ein Problem damit wenn Dinos als Militärunterstützung als positiv und cool inszeniert würden. Was endlos fragwürdig und faslch wäre. In der Annahme hab ich argumentiert, dass sie das wenn, als falsch und böse inszenieren werden. Aber jetzt hast du ja betont, dass du das generell überhaupt nicht sehen willst, auch nicht als was falsches.
Was die andere Sache betrifft: wenn wir ehrlich sind, und ich schreib das ungern, weil Jurassic Park einer meiner Lieblingsfilme ist, hatte der schon eine große Portion Selbsthass. Grant, Malcom und Sattler, unsere drei Helden, sind nach kurzer Freude alle sofort gegen das Konzept des Jurassic Parks. Wenn es nach ihnen ginge, würde der Park nie öffentlich, würde man die Tiere evtl an Altersschwäche sterben lassen und nie wieder neue schaffen. Nicht, weil Dinos als reine Attraktion zum Geld verdienen falsch wäre, was ein verständlicherer Ansatz wäre, sondern wegen religiöser Moralvorstellungen. Dass man das Schicksal des Aussterbens halt akzeptieren soll und das Schaffen von Lebensformen falsch sei. Spielberg erwähnt Gott zwar nie direkt, aber es ist offensichtlich, dass zumindest Sattler und Grant den Glauben haben, dass der Lauf der Dinge einen bestimmten Weg hat und dass Hammonds Werk eine ketzerische Abweichung ist. Malcom sagt das auch, mit seinem Chaosgerede geht es doch stärker darum, dass durch das zu erwartete Unvermögen, die Lage zu kontrollieren, Menschen in Gefahr geraten werden.
So oder so, unsere sympathischen Helden sagen uns Zuschauern also, dass die Fantasie, Dinosaurier wieder ins Leben zu rufen und sie sehen zu können, falsch ist, und es, auch wenn es ginge, nie existieren sollte. Spielberg sieht das nicht ganz so, denn er beendet beide Filme damit, dass die Tiere einfach in Ruhe gelassen werden, er streicht das zynische Crichton Ende, in dem die Insel bombardiert und alles Leben darauf vernichtet wird. Crichton selbst schrieb DinoPark ja als zynischen Fingerzeig, das bewusst finster enden sollte. Dass die Dinos aber cool sind, brachte primär Spielberg ein. Dennoch lässt er seine Hauptfiguren gegen das Wunder an sich sein.
Nun, ich finds schade, dass Jurassic World nie wirklich konkreter drauf hinweist, dass die Dinos nonstop gestört und betüddelt werden und alles Kommerz pur ist, und dass das eine Perversion von dem Wundererlebnis ist, das Hammond noch vorschwebte. Hammond ließ den Tieren in seiner Vision Distanz, große Gelände und die Chance, auch mal nicht gesehen zu werden. Er hatte in seiner Vision noch Respekt vor den Tieren an sich. Masrani aus JW nicht, der wollte bloß Kundenwünsche erfüllen und scherte sich einen Dreck um die Tiere. Demzufolge ist es dann ja auch irgendwo treffend, dass sein neuestes Tier ausbricht, alle Trottel wie ihn frisst und den Geschäftswerk des ganzen im Alleingang vernichtet.
Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber wenn man Saurier derart neu schaffen könnte, sollte man es tun? Ja, natürlich! So lang sie respektvoll gehalten und nicht maximal finanziell ausgeschlachtet werden. So lang die gefährlichen Exemplare so bewacht und kontrolliert sind, dass sie auch in Ausnahmefällen niemanden schaden können. So lang sie reine Tiere bleiben können und nicht zb für militärische Zwecke verwendet werden. Ich wüsste nicht, was gegen die Existenz von Tieren spricht, sofern man sie respektvoll Tier sein lässt. Dass irgendwann mal ein großer Stein vom Himmel fiel, dafür konnten sie ja nun echt nichts. Und hätte die Menschheit nie Medizin entwickelt, wären wir vermutlich auch schon längst ausgestorben. Dem Tod zu trotzen ist letztendlich auch natürlich.