WO DIE WILDEN MENSCHEN JAGEN - Versuch einer Aufarbeitung:
Waititis Werk ist ein eines, welches von berührender Menschlichkeit durchdrungen ist und insbesondere durch seine aufrichtige Liebe und Zuneigung, mit welchen es seinen Charakteren - die allesamt Außenseiter sind - begegnet, besticht.
Im Gegensatz zu etlichen Komödien, die sich in den letzten Jahren in den Cineplexen tummelten und die sich vorrangig dadurch auszeichneten, dass sie nur darauf aus waren der Oberflächlichkeit zu fröhnen und dem schnellen und dumpfen Lacher zuzuarbeiten, was freilich grundsätzlich damit einhergeht jegliche Ernsthaftigkeit aus den Filmen zu elimineren, da der Zuschauer ja bloß nicht seines flüchtigen Dauergrinsens beraubt werden soll, geht WO DIE WILDEN MENSCHEN JAGEN einen anderen Weg.
Denn dieser Film ist niemals, zu keiner Zeit, naiv. Das Werk behandelt Topoi wie Tod, Verlust und Abschied. Waititi schafft dabei eine Gratwanderung, die eigentlich gar nicht überschätzt werden kann, da er er es vermag jene Themen einerseits mit Ernsthaftigkeit und Würde zu behandeln, aber andererseits genau weiß, wo er Brüche setzen kann, um beispielsweise mit sympathischen Skurrilitäten eine dramatische Schwere zu vermeiden und die das Werk auszeichnende von Hoffnung und Beschwingtheit durchdrungene Tonalität beizubehalten.
Beachtenswert ist auch, wie sehr Waititi mir einen aufschlussreichen Eindruck des nicht einfachen Lebens des kleinen Hauptprotagonisten zu geben vermochte, da er den Mumm zur Konfrontation besitzt. Sein Leben als von Pflegefamilie zu Pflegefamilie durchgereichtes Kind wird zwar auch für (stimmige) Pointen genutzt, aber - und das ist Waititi hoch anzurechnen - niemals plump ausgebeutet oder gar bagatellisiert. Dergleichen ist mir mehr als symphatisch, da Waititi auf ausbeuterische Pointen, die auf Kosten der Charaktere gehen, verzichtet und einem widerlichen Zynismus eine deutliche Absage erteilt.
Noch ein paar Worte zur Inszenierung, die ruhigen Gewissens als Glanzstück angesehen werden darf. Inszenieren kann der Kerl, soviel steht fest. Waititi
zeigt und erklärt nicht. Er setzt auf pure Dynamik; spielt mit Montagen, Schnitten, Überblendungen und flotten Kamerafahrten als wäre dies das Einfachste überhaupt. Unfilmische Statik ist ihm sichtlich zuwider.
Achja, ehe ich es vergesse, die schwelgerischen Aufnahmen Neuseelands - eine Liebeserklärung gar - sind epochaler, wuchtiger, dynamsicher, vollendeter, souveräner und nachhaltiger als jede einzelne (!) Einstellung, die beispielsweise ein Peter Jackson in jenen Gefilden drehte. HERR DER RINGE inklusive!
Ich hatte eine verdammt vergnügliche Zeit mit dem Film!
Happy Birthday Ricky Baker:
https://www.youtube.com/watch?v=us6ZcvCcYoo