Dr Knobel schrieb:
Sonst sind wir beim Thema Geschmack, und dann sind wir auch wieder bei dem Thema "Diskussion" an sich und dem Gespräch, welches ich mit Joel bei "Stranger Things" hatte. Über Geschmack kann man nicht diskutieren, über Fakten schon.
Dr Knobel schrieb:
Darüber hinaus kann man sagen: Schade, dass es das nicht mehr gibt. Und ein Adkins wird mir nie so gut gefallen, wie ein JCVD - alles bestens. Aber dafür muss ich doch meinen rationellen Blickwinkel nicht aufgeben, das geht beides parallel und mit Berücksichtigung der Fakten.
Zum ersten Zitat - Du sagtest, Diskussionen würden nur zu etwas führen, wenn es um den Austausch bzw. die Richtigstellung von Fakten gehe; wären ansonsten sinnlos. Ich sah und seh das weiterhin anders.
Ich halte den Überzeugungsaspekt für nicht so wichtig, für mich geht es nicht darum zu sagen "Ich mag The Marine 3 nicht und will dass du das auch so siehst". Ich sage "Ich mag The Marine 3 nicht, weil" und frage "okay du magst ihn, warum", und dann sammle ich Eindrücke und erweitere meinen Horizont damit, unabhängig davon, ob ich überzeugt werde oder andere überzeuge. Ich finde den Austausch interessant, unterhaltsam, lerne daran. Überzeugung ist für mich nicht der einzige denkbare positive Effekt.
(zur Info: das Thema Vergleich greife ich unten gseondert auf)
In diesem Fall um HT2 ist es aber die Frage, ob es reine Geschmacksfrage ist oder nicht.
Man könnte es aufdröseln in: Ist die Herstellung eines modernen B Actionfilms schwierig? Faktisch: Ja.
Mag man die neue Generation? Reine Geschmacksfrage, Sind wir gleicher Meinung.
Kommen wir aber zur versuchten Einschätzung, ob Regisseure entsprechende Projekte schaffen könnten, ists schwieriger. Das Faktenfundament spricht dagegen, ebenso die damit einhergehende Rationalität, wieso man das überhaupt tun sollte.
Worauf ich hinaus will und da spreche ich dein anderes Zitat mit an: ich sage die Einschätzung lässt sich nicht ausschließlich rational treffen. Sage ich, dass ich es für möglich halte, einen ähnlich charismatischen Actiondarsteller zu finden, schwingt da
natürlich mit, dass ich das subjektiv will. Ich erhebe in dem Moment gar nicht den Anspruch, faktisch zu sein, weil ich hier im persönlichen Forengespräch nicht ausschließlich objektiv als Branchenkenner unterwegs bin. Bei einem offiziellen Artikel würde ich meine Wünsche, falls nicht explizit angegeben, rauslassen, yes. Aber hier im sind wir doch nicht nur ein Faktenaustausch. Ich rede hier nicht nur mit dem Fachmann Knobel, sondern auch mit dem Mensch Knobel, mit seinen Gefühlen, Wünschen, Erinnerungen, Empfindungen, Interessen. Du nimmst die Welt anders wahr, ich will wissen wie und warum.
Dr Knobel schrieb:
Ich finde das ebenso bedauerlich wie duM, aber dafür Filme abzulehnen, die aus ihren Möglichkeiten das Optimum herausholen, ist der fasche Weg
Sprengt hier den Rahmen, ich geh ein andern Mal drauf ein ok?
Das andere ist schon genug Gesprächsthema.
Dr Knobel schrieb:
ich kann mir z.B. nicht den Captain America von Albert Pyun ansehen und sagen: Boah, der ist voll kacke, weil er mieseste Spezialeffekte hat. Das macht schon keinen Sinn wegen des Alters und wegen des Budgets. Kannst du ihn als Film ablehnen: Ja sicher, aber doch nicht wegen eines unsinnigen Vergleichs, der nichts aussagt. Sondern, weil er schlickt für dich kacke ist. Aber das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Da gebe ich dir Recht, das sind zwei Paar Schuhe. Ich kann nicht faktisch argumentieren, dass Hard Target 2 gerade deswegen schlechter ausschaut, weil er Van Damme, Budget, John Woo etc nicht hat. Das ergibt aus mehreren Gründen faktisch keinen Sinn.
- Teil 2 ist so wie er jetzt ist. Lässt sich nicht mehr ändern. Faktisch spielts keine Rolle, ob er evtl mit Van Damme besser geworden wäre, weil das irreale Luftschlösser sind
- ebenso sinnlos ist es, einen unverhältnismäßigen Anspruch zu setzen. Ich kann keine 100 Mio Dollar Schauwerte verlangen wenn maximal 15 zur Verfügung stehen.
Wieso also neigen wir dazu, trotzdem ständig zu Vergleichen zu greifen?
Zum einen, weil es provoziert ist. Das Ding heißt Hard Target 2, weil der Name einen entfernten Wiedererkennungswert hat und da marketingtechnisch angedeutet wird "magst du den alten, dann auch den hier". Natürlich muss man das selbst in Relation einordnen können (kein Kinorun, keine Kampagne etc), aber der Kernimpuls ist unbestreitbar. Das lässt sich sogar loser greifen: sobald Adkins mehr als einen Actionfilm macht, hat man auch den anderen im Gedächtnis. Man kann kaum jeden einzelnen Film unabhängig vom Kontext wahrnehmen (und auch übrige Werke sind Kontext).
Zum anderen, weil es ein Stilmittel in unserem Ausdruck ist. Wer bemängelt, dass die Action im Trailer nicht so gut ausschaut wie im ersten Film, der verlässt die Rationalität. Da kommt dann eigener Wunsch mit ins Spiel. "Mir gefiel die Action in Teil 1. Die in Teil 2 nicht so". Mag das Gründe haben, wieso die unterschiedlich ausfällt? Ja, aber für das reine Empfinden ist das gleichgültig. Man kann den Zeigefinger heben und sagen
Obacht, Logik lässt X erwarten, nicht Y.
Aber es ist ja nicht bloß kindisch bockige Quengelei a la "ich will aber ich will aber ich will aber". Wenn das so wäre, könnte man sich tatsächlich darüber aufregen. Wer kritisiert, dass es nicht täglich Diamanten regnet, dem ist nicht zu helfen. In unserer Geschichte aber geht es nicht um völlig Irrationales. Unwahrscheinliches, ja, aber gerad jetzt besteht eine Zeit mit vermutlich höherer Nostalgiewertschätzung denn je. Wer hätte gedacht, dass nach dtv Dumm und Dümmer 2 jemals ein neuer Kinofilm mit den Originaldarstellern kommen würde? Besser, wer hätte ernsthaft mit einer dreiteiligen neuen Kickboxer Reihe mit Van Damme und Leuten wie Bautista gerechnet?
Von daher ist die Besprechung und der Wunsch nach unwahrscheinlichen, höherwertigeren Fortsetzungen kein zu ignorierender Nonsens. Und da ist der Vergleich dann als Mittel gerechtfertigt. Nicht unbedingt als alleinstehendes Wertungskriterium, aber als emotionale Wunschausdrückung, Wertschätzungsausdruck, als Wahrnehmung ähnlicher Beispiele. "Es gibt sehenswerte <20 Mio Dollar Actionfilme, wieso kann HT2 nicht so sein?"
Sprich, die Message ist nicht kleinkariert "ich find HT2 kacke weil er nicht wie HT1 ist und wieso ist mir egal la la la", sondern eigentlich aber unausgeschrieben "Ja, ich kenne die Hintergründe, den Markt, die Möglichkeiten, ich kann respektieren was hier im Vergleich zu gleicher Klasse geschaffen wird, ABER meine Wertschätzung für diesen Trailer und ähnliche ist leider so gering, dass ich lieber darüber sprechen will, was war, was nicht ist, was sein könnte, Das mag die HT2 Macher nicht freuen und Wertschätzer dieses und ähnlicher Filme stören oder sinnlos vorkommen - ebenso als würde man im Justice League Thread davon schreiben, wie denn eine dtv Batman Reihe sein könnte - doch es liegt in der Natur aller Veröffentlichungen. Im Bestfalle wird über dein Produkt gesprochen. Sonst über ältere oder ähnliche. Im schlechtesten Fall wirst du komplett ignoriert.