Nun, ob ein Schauspieler "der nicht mehr will" (oder um Gage pokert) 150 Mio wert ist sei dahingestellt... selbst wenn Craig nur noch einen einzigen weiteren Film machen würde, wäre es für die Produzenten ein sicherer Gaul, ohne Risiko.
Und selbst wenn der nächste Craig die Einspielergebnisse der letzen beiden Bonds nicht erreichen würde - all das wäre immer noch ein Gewinn für die Bond-Macher ....
Alternativ steht die Wahl eines neuen Schauspielers - und das damit verbunde Risiko, überhaupt erfolgreich weitermachen zu können.
Ich denke ein Schauspielerwechsel ist - obwohl Bond hier eigentlich immer gut funktioniert hat - nicht mehr ganz so "einfach" wie bisher....
Das größte Risiko ist man damals mit George Lazenby eingegangen, denn es war der erste Wechsel des Hauptdarstellers. Das Ergebnis kennen wir - und es führte zu der Verzweifelungstat, einen genervten und gelangweilten und deutlich gealterten Sean Connery erneut ins Boot zu holen (auch zu einem besonders hohen Gagenangebot).
Roger Moore war ein Glücksgriff - denn nicht nur dass sein Debüt zu einem seiner besten Bond Filme gehört, kannte man ihn aus dem TV und er hatte bereits eine Fanbase (ähnlich wie später Pierce Brosnan).
Wenn man es also so betrachtet, ein kalkulierbares Risiko - dennoch : nach der Lazenby Erfahrung, immer noch ein hohes Risiko.
Das einzige Problem mit Moore war, dass er noch älter als Connery ist. Dennoch hat man lange an ihm festgehalten, und auch wenn damals alle 2 Jahre ein Bond ins Kino kam (bei Connery sogar fast jährlich), traute man sich kaum Moore aufzugeben, sodaß man ihn bis in einem Alter "ertragen" musste, das längst albern erschien (und die Bond Girls alle seine Töchter oder Enkelinnen sein konnten).
Dalton hatte das Pech zu einer Zeit die Rolle zu übernehmen, in der der durchschnittliche Bond Fan nur noch Moore als Bond kannte (aufgrund seiner langen Amtszeit) und natürlich wusste, dass davor Connery die Rolle besaß (Lazenby wurde kaum wahrgenommen). Dalton hatte es also ähnlich schwer wie Lazenby nach Connery...
Sein Pech war a) der Streit mit dem damals fest etablierten Bond Regisseur John Glen, und der Zeitpunkt (Leathal Weapon und Die Hard hatten das Action Kino übernommen, welches bis dahin fest in den Händen der Bond Reihe war).
Es folgte die längste Bond Pause der ganzen Reihe : fast 7 Jahre ohne Bond.
Brosnan hatte dann das Glück, einen guten Regisseur zu bekommen, auf ausgehungerte Bond Fans zu treffen, von den ersten (damals noch unbemerkten) CGI Einflüssen zu profitieren (was aber im Nachhinein den guten Ruf der bekannten Stunt-Reihe auch wieder beschädigte), und ebenso wie Moore - bekannt zu sein (Remington Steel). Zudem passte er optisch und war irgendwo eine gute Mischung aus den bisher dagewesen Bond Darstellern.
Sein Pech war, dass seine Filme nach Goldeneye nicht mehr das hielten, was man sich versprochen hatte. Während sein 2. und der eigentlich gute 3. Film noch passten - war der 4. nur noch Schrott. Wofür eher der Regisseur und die Produzenten (die unbedingt zeitgemäß sein wollten) mehr Schuld tragen als der Hauptdarsteller.
Craigs Story kennen wir - erst abgelehnt (weil er optisch nicht passte, unbekannt war und die Produzenten die Reihe "rebooten" wollten - was die Gemüter spaltete) ... aber er hat die Kurve gekriegt, durch ein gutes Debut und einem Fan-pleasing Skyfall ... der den schlechtesten Bond aller Zeiten (Quantum) vergessen lies.
Warum ist nun ein Darstellerwechsel so riskant für die Produzenten ? Wie ich oben beschrieb, gab es immer Risiken und jedesmal ging es ja irgendwie gut....
Nun, ich habe da mehrere Argumente :
1.) Da die Craig Bonds nur ca. alle 4 Jahre (einmal fast 5) erschienen, decken seine Filme ähnlich wie die Moore Filme, einen großen Zeitraum ab.... eine ganze Bond Generation ist mit Craig großgeworden.
2.) Die Craig Bonds haben die Reihe ziemlich verändert - Craig hat die Reihe ziemlich verändert. Was trotz Startschwierigkeiten und Fan-Spaltung gut ging, kann sich nun rächen - Craig hat Bond neu erfunden und geformt...
3.) Die Produktionskosten liegen heute in Bereichen, wo selbst gute Einnahmen einen Flop und ein ganzes AUS für ein Studio bedeuten kann... Blockbuster leben heute vom Hype - von den Trailern - neuerdings sogar von den Spoilern (Marvel) All das zeigt, wie hart der Kampf heute ist, die Erwartungen der Kinogänger ins Unermessliche zu steigern, damit wenigstens das Startwochenende einschlägt wie ne Bombe... Das Risiko einen Flop zu landen ist deutlich höher geworden, und gerade wo das Studio (siehe Beitrag vorher) mehr als angeschlagen ist, keine einfache Sache.
4.) wie will man nun weitermachen ? Craigs Bond Filme haben eine Art Reboot gestartet ... gerade wurde der Oberbösewicht Blofeld eingeführt - da soll Craig aufhören und ein anderer übernehmen ? Geht es nun an der selben Stelle weiter oder erwartet uns ein weiterer Reboot ? Geht man in die gleiche Richtung wie bei Craig oder doch wieder in die alte Richtung ? Oder wagt man sogar was ganz neues ?
Meiner Meinung nach ist es nachvollziehbar, dass man versucht Craig noch mal ins Boot zu holen - so schindet man Zeit (kann bereits früher anfangen die Richtung zu korrigieren, und einen neuen Schauspieler zu finden), verschiebt das Risiko auf eventuell bessere Studiozeiten, und vielleicht gibt man nach den nächsten 2 Craig Filmen (wenn sie kommen) das ganze Projekt sogar auf oder an neue Produzenten ab...
Michael G.Wilson wird auch nicht jünger und Barbara Broccoli (richtig geschrieben ?) könnte sich längst auf ihren Erfolg ausruhen, anstatt sich mit der Suche nach einem neuen Bond graue Haare wachsen zu lassen....
Ich tippe auf mindestens einen weiteren Craig Bond - zwei würden mich überraschen aber positiv - denn ich habe immer noch in Erinnerung, dass man damals Craig für 5 Bondfilme unter Vertrag genommen hatte - sodaß mir das hier eh alles wie PR vorkommt... und Craigs Aussage aufzuhören ist definitiv Pokern um Gage (was man mit dem 5 Filme Vertrag eigentlich verhindern wollte). Vielleicht kommt deswegen noch ein 6. Film dazu ... wer weiss ?
Man vergesse aber auch nicht, dass Pierce Brosnan nicht aufgehört hat, weil sein letzter Film schlecht war, oder die Fans ihn nicht mehr sehen wollten... auch er hat zu hohe Gagenansprüche gestellt.
Bei Franchise Reihen werden nicht umsonst mittlerweile Mehrfilmeverträge gemacht.
Craig selbst geht sicherlich ein Risiko ein... er könnte das Pech haben, nach guten Filmen wie Skyfall und teilweise Spectre (und davor Casino Royal) genauso ruhmlos abdanken zu müssen wie Brosnan (also mit schlechteren Filmen ala Quantum oder Die another day) ... also aufhören wenn es am schönsten ist um in guter Erinnerung zu bleiben wäre keine so schlechte Idee...
Andererseits - jeder Darsteller hat von seiner "akuten" Bond Zeit profitiert (auch Craig) und nebenher gute Rollenangebote in allen möglichen Filmen bekommen... danach sah es meistes finster in der Karriere aus.
- Connery brauchte sehr lange um sein Comeback hinzubekommen und von der Rolle loszukommen.
- Lazenby... sag ich mal gar nix zu....
- Moore hat man nicht mehr wirklich in anderen Filmen gesehen
- Dalton ... da hatte man eher die Bösewichte noch in anderen Filmen wiedergesehen
- Brosnan ... die Ausnahme ! Aber er war auch vor Bond schon ein Star
- Craig ??? Ob er danach noch interessant für andere Filme ist ? Er ist ein guter Schauspieler, aber er ist auch mit Bond gewachsen und bekannt geworden.. er könnte genausogut wieder schnell weg vom Fenster sein, wenn er jetzt aufhört.
Bleibt er Bond, wird er mit Sicherheit neben den 150 Mio noch so manches anderes Angebot bekommen....