Ich kann deine Vorfreude hoffentlich aufrecht erhalten, Lunas
Ich kann mich meinen Vorrednern in fast allen Punkten anschließen. Es gibt ein paar merkwürdige Pfade, die der Film hier und da einschlägt. Und auch ich war mir nach dem Kinobesuch noch nicht so ganz sicher, wie ich das einordnen soll. Und gerade das fand ich so fantastisch! Ich bin ja riesiger Fan des MCU und sage ja oft, dass man die relativ gleichen Muster nicht zu eng sehen sollte und es im Detail schon genug Eigenheiten pro Film gibt. Aber trotzdem stimmt es natürlich: Bei den MCU Filmen weiß man, was man kriegt.
Bisher habe ich im Umkehrschluss gesagt, dass es schade ist, dass die X-Men Filme nicht zum MCU gehören. Weil Fox sich mit den Filmen zu oft widersprochen hat und man gar nicht mehr versuchen sollte, da einen Sinn in die Timeline der X-Men-Film-Geschehnisse zu bringen. "Logan" profitiert davon nun aber. Das ist ein Film, der gar nicht möglich wäre, wenn man zu sehr auf die Einordnung in ein großes Ganzes achten müsste. Es gibt Anspielungen auf alle bisherigen Filme, ja. Und das ist auch wichtig. Aber eigentlich ist "Logan" ein Stand-Alone-Film. Der sich aufgrund dessen in jeglicher Hinsicht von seinen X-Men-Filmreihen-Genossen abhebt und sie qualitativ meilenweit hinter sich lässt.
"Logan" ist im Gegensatz zu einigen anderen "düsteren" Versuchen der jüngeren Superhelden-Film-Vergangenheit tatsächlich endlich etwas wirklich anderes. Etwas wirklich ernstes. Er nimmt seine Charaktere nicht nur ernst, sondern verlässt sich voll und ganz auf sie. Die Action ist großartig und kompromisslos, aber auch wirklich nur dann vorhanden, wenn sie vorhanden sein muss. Und vor allem mündet sie nicht in einem übergigantischen CGI-Showdown (Ein Vorwurf, den sich sowohl Genre-Vertreter gefallen lassen müssen, die ich sehr zu schätzen weiß wie jene, die ich weniger zu schätzen weiß).
Was kann auf die Leinwand gebracht werden, wenn man einen guten Regisseur die Freiheit gibt, sich auszutoben, und was passiert, wenn man den selben Regisseur einschränkt. Wir haben jetzt den perfekten Beweis. Regisseur James Mangold war ja auch für den zweiten Wolverine zuständig. Und das halbgare Mahl schmeckte ihm offenbar selbst nicht. Also hat er für "Logan" nicht nur Tiefkühlkost selbst aufgewärmt, sondern von Grund auf selbst gekocht. Und das Studio ließ ihn. Danke dafür. Von einem großen Studio wie Fox hätte ich kein grünes Licht für einen so konsequenten Autoren-Film mit dem beliebtesten und bekanntesten Helden ihrer großen Superhelden-Reihe erwartet. Ja, der Deadpool-Erfolg mag beflügelt und ermutigt haben. Aber "Logan" ist noch einmal eine ganz andere Dimension.
Vielleicht klingt das alles zu euphorisch. Denn die Schwachstellen sind vorhanden. Wie gesagt waren einige Entscheidungen und Entwicklungen dann doch nicht so ganz super (Wobei das sichtbar Entscheidungen des Autors und nicht des Studios waren). Und auch die emotionalen Momente haben mich manchmal nicht so sehr gepackt, wie ich es gerne gehabt hätte. Längen wiederum habe ich keine empfunden. Aber so und so: Ich kann es dem Film gar nicht hoch genug anrechnen, dass er es wirklich mal schafft, heruntergekommene, abgefuckte Superhelden-Figuren zu zeigen, ohne dabei den Kern dieser liebgewonnenen Charaktere zu verfehlen. Ernsthaftigkeit im Superhelden-Genre wird hier nicht mit düsteren Bildern und verkniffen dreinblickenden Figuren verwechselt, sondern hier wird wirklich geliefert. Danke dafür!
Ich würde gerade so um die 8/10 Punkte geben. Aber ich habe irgendwie im Gefühl, dass der mit der Zeit in meinem Ansehen noch wächst.