Knobel,
ich hab dein Buch durch. Und bin platt. Erstmal sei was zu meinem vorherigen Kenntnisstand Spencer/Hill gesagt, damit man meine Meinung vl ein bisschen besser einordnen kann. Ich erinnere mich mit einem Schmunzeln an meine Kindheit zurück, in der TV-Übertragungen von Spencer/Hill Filmen immer was besonders waren. Da sammelte sich die ganze Familie vor dem Fernseher und da wurde immer lauthals gelacht - und die tollen Haudraufkämpfe dann mit Schulkollegen nachgespielt (ich wollte immer Hill sein). Da ich als Kind öfters Lucky Luke gelesen hab, fand ich Hills Version auch ziemlich gut, meine Lieblinge waren glaub ich Vier Fäuste für ein Hallelujah, Das Krokodil und sein Nilpferd und Vier Fäuste gegen Rio. Ich glaube, leider keinen ihrer Filme im Kino gesehen zu haben, aber viele, viele ihrer Filme im Fernsehen aufgegriffen zu haben. Später, im höheren Teenie-Alter gabs dann ein kleines Revival, da die Filme in meinem Bekanntenkreis auch Kultcharakter haben und bis heute immer noch hin und wieder zitiert werden. Ich will aber auch ehrlich sein: hätte nicht einer meiner geschätztesten Freunde ein Buch über die beiden geschrieben, hätte ich mir es sicher nicht gekauft, weil mein derzeitiges Interesse an beiden zu gering gewesen wäre. Schon nach wenigen Seiten hat sich ein "verdammt, dieses Buch ist richtig richtig gut" Gedanke eingeschlichen, der Lust auf mehr machte. Ich hab momentan eigentlich nicht allzu viel Zeit, aber ich musste sie mir einfach nehmen um weiterzulesen, mehr zu erfahren. Ich geb zu, anfangs etwas erschlagen gewesen zu sein von den vielen verschiedenen italienischen Filmemachern, Darstellern etc. aber das verfliegt im Laufe der Lesung. Kommt der Name Steno später nochmal vor, weiß man wer gemeint ist.
Das Buch ist umwerfend und eins der schönsten Filmbücher, das ich je in der Hand hielt. Das ist primär den großartigen Postern zu verdanken, die die nostalgische Reise durch die Filmjahre traumhaft schön untermalen. Dazu die vielen Filmfotos, die die Karriere der beiden begleiten. Toll fand ich auch die Kästen mit den Randinfos, den Interviews (toll, wie sich die Kommentare über Spencer/Hill durch im grunde alle Interviews gleichen, untermauert, was für tolle Typen sie sind) und die lockerleichte Art, mit der du das ganze Geschehen beschreibst. Etwas distanziert sind die meisten Spencer/Hill Action-Komödien nur stumpfe Klopper mit saftigen Sprüchen und debilen Gegenspielern, doch du schreibst jedes Kapitel so interessant, dass man ganz vergisst, wie "simpel" die Filme eigentlich alle sind. Allein schon die Eröffnung mit beiden Biographien ist eine Wucht - weil deren Biographien halt unglaublich sind. Spencer hatte schon mehr erreicht und erlebt als die meisten Männer in ihrem ganzen Leben - bevor er als Bud Spencer groß und bekannt wurde. Hills nahezu verzweifelte Jagd nach Schauspielanerkennung liest sich tragisch, gleichzeitig kommt aber die spätere Akzeptanz rüber, der Spaß, den er jedes Mal hatte.
Dass keine Interviews mit den beiden drin sind, ist überhaupt kein Problem - dafür ist das Buch schon mit genug interessanten Zitaten gespickt. Nach dem Lesen will man einen Hill auch gar nicht mit einer Anfrage genervt wissen, weil man ihn bis dahin eingeordnet hat und es respektiert, dass er privat für sich sein wil.
Ich sag dir was - als ich auf den letzten Seiten angekommen war und nun Bilder eines 70jährigen Hills und 80jährigen Spencers vor mir hatte, hat mich das.. traurig gestimmt. Traurig, weil ihre Zeit vorbei ist, weil sie womöglich nicht mehr lange zu leben haben. Gleichzeitig erfüllt es mich aber auch mit Freude zu wissen, wieviel sie in ihrem Leben gemacht, erreicht und gesehen haben. Und dass sie immer noch arbeiten ist pure Schauspielleidenschaft, die lieben ihren Job. Und du liebst es, von ihnen zu berichten und gebündelt mit schreiberischem Talent kommt das auch beim Leser an, bei mir jedenfalls. Ich liebe Film, ich liebe Leute die Film lieben und leben und machen und dementsprechend kann ich nur meinen Hut ziehen und sagen, deine Liebe zu deren Liebe kommt rüber. Und das ist alles andere als leicht. Die meisten Filmbücher sind leider sehr trocken und ganz sachlich wie Enzyklopädien geschrieben. aber obwohl du nie in Humor oder Lässigkeit abdriftest, hast du eine, ich sag mal, hillsche Leichtigkeit, mit der du das Material abarbeitest. Es wirkt nicht stocksteif, sondern locker runtererzählt, gleichzeitig irre professionell, ohne widerum nerdig zu klingen.
Kritik, okay du möchtest unbedingt harte Kritik haben? Sonst hört sich das ja wie reines Freundegekrösel an, stimmts
Na schön. Uhm. Ich hätte gern deine persönlichen 5 oder 10 Favoriten in einer kleinen Übersicht gehabt und warum du gerade diese als beste empfiehlst (beim Lesen bekommt man nämlich echt Heißhunger darauf, sich Filme zu kaufen), vielleicht aufgeteilt in Beste Doppelfilme, Beste Western, Beste Solofilme. Irgendwie so.
Fazit:
Selbst wenn man sich nur geringfügig für die beiden interessiert, sich aber generell für tolle Filmpersönlichkeiten interessiert, sollte zugreifen. Ich will mir garnicht vorstellen, was knallharte Spencer Hill Fans von dem Buch halten. Für die muss das wie Bohneneintopf für Hill/Spencer sein - bombastös, faszinteressant, genialobenswert.
10/10