Habe ihn ebenfalls gesehen und fand in fantastisch. Wirklich, auch wenn mir die Trailer schon gut gefielen, war ich überrascht wie sehr mir der fertige Film lag. Meinen Vorrednern kann ich mich nur anschließen, da ich erstaunt und auch sehr angetan war, wie in höchstem Maße "klassisch" der Film ausfiel, und in seiner Dramaturgie sehr an Horrorliteratur vergangener Tage, vor allem auch Edgar Allan Poe, erinnert, und wie viel Zeit er dafür aufbringt, Handlung und Figuren einzuführen, das Setting und die Atmosphäre zu etablieren, manchmal vielleicht mit ewas arg plattem droppen von Exposition, aber allgemein angenehm langsam, ohne dabei langatmig zu sein. Im Gegensatz zu gefühlt jedem Horrorfilm der letzten Jahre (inklusive der Gelobten) nimmt sich A Cure for Wellness nicht nur Zeit für den Spannungsaufbau, sondern beendet das ganze auch mit einem ordentlichen, lohnenswerten Finale. Während einige moderne Horrorfilme sich dabei recht häufig von den 80ern (insbesondere John Carpenter bis hin zu den Synth-Soundtracks) inspirieren lassen, scheint A Cure for Wellness angenehm aus der Zeit gefallen, orientiert er sich in seiner, zumindest inhaltlich, meist wunderbar drüberen und im besten Sinne kitschigen Art so an die 60er-Jahre, dass man sich nicht Wundern würde, wenn hinter einer Ecke Christopher Lee oder Vincent Price auftauchen würden, die vor 50 Jahren bestimmt Jason Isaacs Rolle gespielt hätten. Trotz seines recht klassischen Gothic-Horror-Plots erscheint A Cure for Wellness als überaus moderne Adaption dieser, und präsentiert sich in großartig-durchstilisierten, mega-grünstichigen digitalen Bildern, die, nicht, dass es das gebraucht hätte, Gore Verbinskis enormes visuelles Talent bestätigen. Verbinski tut es aber auch gut, eine geradliniegere Geschichte zu erzählen, die komplexen und ambitionierten, aber sicher auch etwas überladenen und zerfahrenen, Plotexperimente mit Handlungslinien und Erzählebenen eines PotC 3 oder Lone Ranger gibt es hier nicht und so gut mir diese Filme auch gefielen, ist diese recht klar und ohne viele Umwege verlaufende Handlung eine gelungene Abwechslung. Manche mögen es vorhersehbar nennen, aber ich denke, der Film legt es gar nicht darauf an super überraschend zu sein. Es ist kein Twistfilm, der mit seiner überraschenden Wendung die ganze Handlung auf den Kopf stellt, sondern ein gelungener, übernatürlicher und, wieder, klassischer Whodunit, der auf eine klare Auflösung hinarbeitet, und es dabei wenig Abbruch tut, wenn man sich schon denken kann wohin die Reise geht. Etwas peinlich fand ich vielleicht die Darstellung der Schweiz bzw. irgendwie auch Deutschland, wo ja gedreht wurde. Wo ein Wirtshaus aussieht wie kurz nach Kriegsende, die Leute rumlaufen wie Ende der 80er, natürlich eine rammsteinartige Mucke läuft, und trotz dem Anschein, dass Internet oder andere moderne Technik nicht exisitieren, ein MAC-Lippenstift benutzt wird. Beschränkt sich allerdings auch nur auf eine Szene und fällt daher nicht zu schwer ins Gewicht.
Wie Guillermo del Toros Crimson Peak ein vorschnell verkannter, visuell opulenter, inhaltlich zelebrierend altmodischer Gothic-Grusler, der vielleicht noch etwas Zeit braucht, bis man ihn zu würdigen weiß. Und damit dann auch wieder ein typischer Gore Verbinski-Film