Die Sarrazin geschichte ist ein wenig schwierig. Er geht unglaublich polemisch und populistisch mit seinen "Thesen" um. Jedoch muss ich sagen hat er in vielen dingen Recht. Die Regierung hat es über Jahrzehnte versäumt eine funktionierende Migrationspolitik zu schaffen und die Menschen vernünftig zu integrieren. Außerdem haben es die Regierungen versäumt den demographischen Wandel entgegenzutreten. Es ist ja nunmal eben ein Fakt, wenn man sagt, dass Deutsche weniger Kinder kriegen und auch Gerhard Schröder hat gewarnt, dass die Deutschen ein austerbendes Volk sind, also keine neue Geschichte eigentlich. Aber wo werden denn Familien effektiv gefördert? Wo wird Bildung effektiv gefördert? Ich muss dem Mann einfach zustimmen, dass es nicht sein kann, dass immer mehr Migranten ins Land kommen ohne dabei irgendwelche Qualifikationen mitzubringen. Wenn eine - nur als Beispiel - türkische Familie, die bereits in der dritten Generation in Deutschland lebt, dann ist es sehrwohl Falsch, wenn die jüngsten immernoch nicht richtig Deutsch sprechen können. Darum ist es genau so Falsch, wenn man Migranten ins Land lässt, die im Grunde genommen nicht viel mehr wollen ausser ihre Kultur ausleben und Unterstützung vom Staat bekommen wollen.
Und was Sarazzin scheinbar beschreibt (ich habe das Buch nicht gekauft) sind ja leider nicht die extremfälle. Ich habe 1 Jahr lang in Bochum gelebt und in Duisburg gearbeitet und man konnte schon sehen, wie sich ausländische und in dieser gegend nunmal verstärkt muslimische Mitbürger eine Nebengesellschaft errichten und das finde ich, kann in diesen Ausmaße einfach nicht sein. Mal abgesehen davon, dass man jugendlichen auch die Chance nimmt sich zu integrieren, zu lernen und erfolgreich zu werden. Das Bild, was man vom Stereotypen des muslimischen Mitbürgers hat ist durchaus auch ein selbstgeneriertes.
Ich habe kein Problem damit, dass fremde Relligionen und Kulturen ausgelebt werden, jedoch muss man wissen, dass dies ein anderes Land ist, als die Türkei oder ein anderer muslimischer Staat. Niemand beschwert sich, dass Staaten wie die USA, Australien und Neuseeland nur qualifizierte Migranten ins Land lassen und diesen keine Sozialen-Mitteln gewährt wird. Und wie 00 bereits sagte, stützt sich Sarazzin auf Thesen, die schon lange durch Soziologen verfasst wurden. Mögen manche auch noch so Fadenscheinig sein, stimmt der Kern im Grunde. Es fehlen optimale Richlinien zur Einwanderung. Wenn man bereit ist in ein anderes Land zu ziehen, dann muss man auch bereit sein, sich der Kultur anzupassen und auch dem Staat und seinen Bürgern etwas zurückgeben. Genau so geht es darum, dass der Staat nur effektiv was gegen das Rentenloch unternehmen kann, wenn er dafür sorgt, dass auch wieder deutsche Familien Kinder kriegen. Genau so muss der Staat es gebacken kriegen Migranten richtig zu integrieren, es gibt, wie schon in einem anderen Thread von mir erwähnt genügend positive Beispiele für Migranten, die sich einbringen wollen, die hier arbeiten wollen und die auch hier Geld verdienen wollen.
Und dazu gehört es - in meinen Augen sich mit der Sprache und mit der Kultur des Landes auseinander zu setzen und sich in diese einzugliedern, das bedeutet aber nicht, die eigene Kultur aufzugeben. Aber das ist nicht mehr, als man von einem Deutschen erwartet, der meinetwegen in die Türkei auswandert. Die Medien und die Menschen hängen zu sehr an der schrecklichen Vergangenheit, die weiß Gott niemals vergessen werden darf und sich auch niemals Wiederholen darf. Das lassen auch die Aussagen der Medien und Politiker durchblicken. Denn - ohne das Buch gelesen zu haben, beschreibt Sarazzin nicht einen genetischen Misstand was Bildung betrifft, sondern einen soziologischen und das hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun, sondern mit falscher Migrationspolitik.
Ich werde mir das Buch wohl zu gemüte Führen, auch in dem Bewusstsein, dass gewisse Äußerungen in eine Kerbe schlagen, die nicht meinem politischen Bild entsprechen. Mal abgesehen davon, war jemand von euch schonmal in einer türkischen Metropole? Ich ja und ich weiss, dass die dort um einiges Moderner sind, als ihre Landsmänner hier in Deutschland.