Auch eher positiv gestimmt, wobei meine Erwartungshaltung wegen der grundsätzlichen Idee und Edwards auch nicht sonderlich hoch war.
Die ersten 20 Minuten fand ich etwas arg holprig, mag aber durchaus an der bekannten Problematik der nachgedrehten Szenen liegen. Kann mir durchaus vorstellen, dass das ursprünglich alles etwas länger ausfiel.
Positiv ist, dass man sich tatsächlich und sichtbar tonal von Episode 7 lösen wollte. das ist sichtbar härter und rauer, nostalgisch nicht so verklärt. Auch inhaltlich fügt sich das alles ganz passabel ein und wirkt wesentlich sinniger und eigenständiger als man befürchten musste. Unabhängig dieser sichtbaren und erreichten Eigenständigkeit fühlt sich der Film 10 Mal mehr nach Star Wars an, als die Prequel-Trilogie und rückblickend muss man eigentlich jeden Abend auf die Knie gehen und vier Ave Maria murmeln, dass man dem Bärtigen die Rechte "entriss".
Was ich dem Film zudem hoch anrechne ist die Tatsache, dass man sich beim Design offensichtlich große Gedanken gemacht hat, das fügt sich wunderbar und stimmig ein, ist ebenso "dreckig" und mechanisch wie in "A New Hope". Man sieht zudem, dass sie erstaunlich häufig auf physische Effekte und Sets zurückgegriffen haben. Sie scheinen also zumindest im Ansatz zu kapieren, dass das beste Ergebnis eben dann entsteht, wenn man klassisches Handwerk mit CGI verbindet und eben nicht ersetzt. Das macht "Rogue One" greifbarer und realistischer als Lucas´ CGI-Orgie.
Visuell und tricktechnisch allererste Sahne, aber auch wenn ich mich wiederhole: Das muss ich bei einer Produktion mit dem Budget und den Möglichkeiten auch erwarten können. Wie Edwards diese Möglichkeiten wiederum nutzt, ist ja eine andere Sache. Und gerade bei einigen Action- und Schlacht-Sequenzen beweist er ein Händchen, was ich ihm nach "Godzilla" gar nicht mehr zugetraut hatte.
Warum mir "Rogue One" trotz dieser positiven Faktoren und dem Vorteil der "Eigenständigkeit" nicht so gut gefielwie "Das Erwachen der Macht" - den ich für seinen fehlenden Mut kritisierte - ist schnell erklärt und begründet: Mir fehlte da Seele und Herz. Der Film spult in hohem Tempo seine Handlung ab, die Figuren können bei dieser Geschwindigkeit nur zu kurz kommen, und genau das passiert auch. Abrams sank knietief in Nostalgie und der ganze Film zehrte davon, dass das Publikum bereits die Abenteuer mit Han Solo und Chewbacca hinter sich gebracht hatte. Man frete sich auf die Figuren, weil man sie kannte, sie hatten einen Background, man fieberte mit ihnen mit. Das ist bei "Rogue One" nur bedingt der Fall. Einerseits, weil schlicht die Zeit fehlt, andererseits, weil die Verbindung zum Zuschauer fehlt. Und Felicity Jones, die durchaus einen guten Job macht unter den gegebenen Möglichkeiten macht, hat auch nicht das Charisma einer Daisy Ridley. Und wie wichtig Harrison Ford auch im hohen Alter für das Reboot war, wird vielleicht erst in Episode 8 deutlich werden. Aber auch ein Darsteller seines Kalibers mit seinem Identifikationspotenzials fehlt an allen Ecken und Kanten. Whitaker wird dabei auch noch völlig verschenkt. Das alles macht den Film nicht unbedingt bedeutend schlechter, aber eben doch austauschbarer.
Was mich aber mehr als alles andere umtreibt: Warum sie dieses Prequel in dieser Phase überhaupt gemacht haben. Ergibt jetzt für mich nicht so viel Sinn, da hätte ich lieber jedes Jahr die Episoden 8+9 gesehen, und dabei die Fäden für das Fortbestehen des Franchises gelegt.
Zum Thema Fanservice wurde ja schon einiges angemerkt: Mich störten die digitalen Neuauflagen jetzt nicht sonderlich, ich musste sie auch nicht haben. Aber es ist doch nur logisch, dass sie notfalls auch mit dem Holzhammer so etwas einbauen. War ja durchaus ein Risiko nun nach Episode 7 so etwas eigenständiges zu machen.
Unter dem Strich bin ich wesentlich zufriedener als ich gedacht hätte. Kann gerne so weitergehen, aber sie müssen sich halbwegs schnell überlegen, was sie denn nun tatsächlich vorhaben und in welche Richtung sie mit diesen Einzelfilmen gehen wollen.
7,5/10