@Jay: Ich glaube der Vergleich mit "Twin Peaks" bezieht sich da größtenteils auf die Einwohner von White Pine Bay. Was dort alles im Verlauf der Serie ans Licht kommt, ist schon ziemlich Twin Peak-mäßig aufgezogen - auf eine gute Art und Weise, möchte ich meinen. Damit gibt man den Zuschauern abseits von Family Bates noch genug Material und Figuren, die Interesse wecken. Vielleicht wirkt es auch deshalb ein wenig überladen, aber mit Blick auf sämtliche bisherigen Episoden verfolgen die Macher schon einen sehr durchdachten Plan mit dem Ort und seinen heimischen Figuren. Neben Farmiga und Highmore braucht sich Nestor Carbonell jedenfalls nicht zu verstecken - mit seinen durchdringenden Blicken und seiner ruhigen Art reißt der auch meterdicke Betonwände ein. Und warte mal erst den Auftritt von Jere Burns ab - was der ohne große Worte rüber bringen kann, hat mich einige zerkaute Fingernägel gekostet.
Was die Entmystifizierung angeht, joa, die muss man wohl in Kauf nehmen. Wobei es da ja immer gute und schlechte Wege gibt: Wie es nicht funktioniert, hat der vierte Film bereits gezeigt.
Bei Bates Motel funktioniert es meiner Meinung nach aber ziemlich gut. Man hat zwar immer im Hinterkopf, was aus Norman Bates mal werden wird, aber die Autoren verstehen ihr Handwerk gut und liefern ihre Erklärungen in kleineren (und vor allem glaubwürdigeren) Portionen. Immer, wenn es in der Serie zu einem Knall in Bezug auf Norman kommt, dann sitzt der auch. Trotzdem bleibt immer das Gefühl zurück, aus dem Jungen könnte noch ein "normaler" Erwachsener werden. Es gibt dort immer wieder Lichtblicke und wenn man denn meint, na bitte, so kann aus dem Jungen doch noch ein friedliebender Mitbewohner werden, kommt plötzlich unverhofft wieder eine Wendung. Dieses Spiel mit dem Hin und Her verstehen die Macher jedenfalls und so wirkt die Entwicklung von Norman alles andere als plump.
Er wird jedenfalls nicht durch ein einziges Ereignis plötzlich aus der Bahn geworfen, wie es in den meisten Filmen, die sich mit solchen Figuren beschäftigen, der Fall ist. Man holt hier schon weiter aus, bringt neben Mama Bates noch andere Faktoren ins Spiel. Bislang passt das in meinen Augen schon. Ob es am Ende auch noch stimmig wirkt, bleibt abzuwarten.