Black Sails S02E06 - XIV.

Clive77

Serial Watcher
Die Folge „XIV.“ der US-Serie Black Sails steht ganz im Zeichen von Verhandlungen. Kapitän Flint trifft mit seinen Plänen bei Vane und Hornigold auf Widerstand und die Rückkehr eines Crewmitglieds gibt Vorahnungen auf weitere Probleme. Derweil wird Jack Rackhams Verhandlungsgeschick auf See getestet.

„I may have lost the only person in the world I care for to gain this captaincy. I cannot lose it.” - Jack Rackham.

Kapitän Rackham
Jack (Toby Schmitz) genießt sein Kommando über die Colonial Dawn. Alles läuft zunächst nach Plan, als er mit Hilfe der Informationen von Max (Jessica Parker Kennedy) zur North Star aufschließt - und seine erste Beute in Reichweite kommt. Doch dann taucht plötzlich ein zweites Schiff auf, welches es ebenfalls auf die North Star abgesehen hat.
Rackhams erstes Abenteuer als Kapitän kann sich sehen lassen. Die ständigen skeptischen Blicke der eigenen Crew, Linus Harcourt (Andre Weidemann), der ihm in Erfahrung und Stärke überlegen scheint und schließlich die Entscheidung, nicht klein beizugeben. Da liegt die ganze Zeit eine Anspannung in der Luft, die die Handlung zur See zu einem Highlight der Episode macht.
Bislang war Jack Rackham ähnlich wie John Silver (Luke Arnold) jemand, der sich irgendwie durch alle Gefahren durchgemogelt hat. Hier muss er nun die Initiative ergreifen und sein Leben riskieren, um seine neue Position als Kapitän zu behaupten. Würde er Harcourts Forderungen akzeptieren, wäre er sein Kommando ebenso schnell wieder los, wie er es bekommen hat. Und das weiß er. Seine plötzliche Attacke auf Linus beschert uns hier einen Moment, der Jacks Charakter neu definiert und einen Vorgeschmack darauf, wie der neue Kapitän der Colonial Dawn in eine erfolgreiche Zukunft gehen wird.
Hat man sich vorher noch gefragt, wie Jack im Falle eines Sieges die Crew von Harcourt davon abhalten will, ihm dennoch ans Leder zu gehen, erfolgt die Antwort prompt und mit viel Geschick. Er behauptet einfach, dass Linus die Gefangenen über den Jordan geschickt hätte und bietet den Männern der North Star an, sich ihm anzuschließen - womit er die Stärkeverteilung der Piratenmannschaften zu seinen Gunsten umverteilt. Hut ab, Kapitän Jack. Nicht schlecht für jemanden, der in Kommandosachen noch grün hinter den Ohren ist.

Ärger mit Anne
Entgegen der Anordnungen von Flint (Toby Stephens) macht sich sein Crewmitglied Logan (Dylan Skews) auf den Weg ins Hurenhaus, um die Prostituierte Charlotte (Angelique Pretorius) aufzusuchen. Max wittert sogleich eine Chance, Informationen über den noch nicht geborgenen Urca-Schatz in Erfahrung zu bringen. Aber Anne (Clara Paget) macht da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und Max steht plötzlich vor dem Problem, die Leichen von Logan und Charlotte loszuwerden.
Jack hätte sich bestimmt gefreut, wenn Max ihm durch Charlotte Hinweise auf den Ort der Urca hätte geben können. Aber ob Charlotte tatsächlich etwas darüber in Erfahrung gebracht hat, werden wir wohl nicht mehr zu hören kriegen. Anne ist sauer, dass Jack sie zurückgelassen hat und auch ihre Versuche, bei einer anderen Crew unterzukommen, sind nicht von Erfolg gekrönt. Sie wittert aber eine Chance, als sie davon erfährt, dass einer von Flints Leuten den Weg zu einer Prostituierten gefunden hat. Statt Max die Ehre zu überlassen, die Informationen an Jack weiterzugeben, hat Anne sicher in Erwägung gezogen, ihm selbst den Ort der Urca mitzuteilen - damit könnte sie sich schließlich einen Weg in Jacks Mannschaft erpressen.
Doch Annes Plan scheitert - Charlotte kann oder will ihr nichts zum Ort der Urca sagen und die Befragung von Logan endet mit dem Tod der beiden. Chance vertan, Anne resigniert und Max hat nun zwei Leichen am Hals, die sie loswerden muss. Ein Glück, dass Silver kurze Zeit später auftaucht und ihr einen Plan zur Vertuschung vorschlägt - denn Flint wäre sicher nicht erbaut über den Vorfall.
Diese Nebenhandlung bietet zwar keine besonders großen Momente, war aber durchaus solide gemacht. Wir bekommen weitere Eindrücke von Anne, die mit Jacks Entscheidung fertig werden muss und von Max, die auf die Leichen auch ganz anders hätte reagieren können, sich aber dafür entscheidet, tröstende Worte zu finden und die Toten unter den Teppich zu kehren.

Billy Bones
Billy (Tom Hopper) kehrt diese Woche zur Crew zurück. Er erzählt davon, wie er aus dem Wasser gefischt wurde, in Gefangenschaft geriet und schließlich entkam. Doch Flints Leute interessiert es vielmehr, wie er überhaupt im Wasser gelandet ist.
Silver und Flint können vorerst aufatmen. Billy erzählt nichts davon, dass Flint ihn baden geschickt hat. Im Gegenteil: Der Kapitän soll versucht haben, ihn zu retten. Bones spielt also vorerst mit und hat kein Interesse daran, für neuerliche Unruhe in der Crew zu sorgen. Ferner bekommen wir die Bestätigung, dass die englische Navy nicht weit entfernt Vorbereitungen trifft, um gegen das Piratennest in Nassau vorzugehen - ganz so, wie Flint es schon prophezeit hat. Die Piraten werden somit bald vor größere Probleme gestellt werden, sollte Flint nicht in der Lage sein, seinen neuen Plan in die Tat umzusetzen.
Gegenüber Dufresne (Roland Reed) offenbart Billy allerdings, dass er keineswegs von alleine den Händen von Kapitän Hume (David Dukas) entkommen ist, sondern freigelassen wurde. Er soll Flint ausliefern und würde im Gegenzug eine Begnadigung für sich und neun weitere Piraten erhalten. Ob er den Handel tatsächlich durchziehen wird, bleibt noch offen. Aber mit Dufresne wendet er sich schon mal an den Richtigen für die Sache, womit Flint sich weiter vorsehen muss.

Verhandlungen
Der Cliffhanger der letzten Woche zeigte Flint und Vane (Zach McGowan) im tödlichen Zweikampf. Aber bevor einer der beiden den anderen tötet, kommt Eleanor (Hannah New) dazwischen und ebnet den Weg zum Dialog. Dazu werden auch Miranda Barlow (Louise Barnes) und Richard Guthrie (Sean Cameron Michael) hinzugeholt.
Soviel also zum baldigen Ende der Auseinandersetzung zwischen Flint und Vane. Schade, denn statt das Tempo in dieser Folge wieder anzuziehen, fühlen sich die Verhandlungen eher nach einem in die Länge gezogenem Kaugummi an. Ohne Vane hätte Flint hier leichtes Spiel gehabt, denn er ist bereit, dem Vorschlag von Miranda zu folgen und Abigail Ashe (Meganne Young) ihrem Vater Peter (Nick Boraine) zu übergeben. Leichten Widerstand gibt es nur von Richard, weil Flint weiterhin den Schatz der Urca bergen will - was Peters Aufgabe in London (für den Fall, dass er zustimmen würde) erheblich erschweren könnte.
Aber mit Charles Vane weiterhin unter den Lebenden, sieht Flint sich mit viel größeren Forderungen konfrontiert. Vane würde nämlich nur dann mitspielen, wenn Flint ihm zusätzlich zum Fort die spanische Man O’ War überlassen würde und dazu ist er nicht bereit. Ferner glaubt der gute Charles, dass Nassau nichts zu befürchten hat und die Geschäfte, wie sie momentan laufen, auch in Zukunft gut weitergehen würden. Verhandlungen mit Peter Ashe sieht er als Zeichen der Schwäche, was erst einen Angriff der Engländer motivieren könnte. Somit ist Vane weiterhin ein großes Hindernis für Flint und es bleibt abzuwarten, ob es Eleanor tatsächlich gelingen wird, Abigail aus dem Fort zu holen - gegen den Willen von Charles, der sich unnachgiebig gibt.
Ein weiteres Problem eröffnet sich in Form von Kapitän Hornigold (Patrick Lyster). Der möchte nämlich nach wie vor sein Fort zurückhaben und wartet mit seinen Leuten ungeduldig auf den Befehl zum Angriff (genau wie wir). Dass Flint ihm eine Absage erteilt, sorgt für neue Reibereien. Denn jetzt ruft Hornigold zur Wahl auf, um das Kommando zu übernehmen und dem ursprünglichen Plan zu folgen. Es liegt nun wieder an Silver, unter den Piraten genug Stimmung für Flints Vorhaben zu verbreiten.
Mit dem ganzen Hin und Her tritt die Handlung in Nassau nun schon seit mehreren Wochen auf der Stelle. Die ganzen Interaktionen der Figuren sind zwar solide gemacht und die Absichten der Charaktere lassen sich allesamt wunderbar nachvollziehen, doch als Zuschauer wird man das Gefühl nicht los, hingehalten zu werden. Vor dem Hintergrund, dass bereits die dritte Episode dieser Staffel den Kampf Vane versus Flint in Aussicht stellte, wird es langsam müßig, auf das Resultat zu warten. Denn nehmen wir mal an, dass Eleanor Abigail unbemerkt von Vane aus dem Fort schaffen kann - was wird dann wohl sein nächster Schritt sein? Er wird kaum ruhig zusehen, wie Flint seinen Plan in die Tat umsetzt, sondern erneut eine Auseinandersetzung suchen, um Abigail und ein mögliches Lösegeld wieder in seine Finger zu kriegen. Womit wir wieder dort stünden, wo wir uns bereits vor drei Wochen befanden.
Derweil wartet auch die Urca nicht für unbegrenzte Zeit am Strand. Die Zeit drängt, sollte Flint das Gold noch haben wollen - wie er Silver und auch Richard Guthrie versichert. Bleibt zu hoffen, dass nächste Woche wieder etwas Schwung in die Handlung kommt.

Fazit: Während Jack Rackham in seinem ersten großen Abenteuer als Piratenkapitän für ein kleines Episoden-Highlight sorgt, ziehen sich die Verhandlungen in Nassau weiter in die Länge. Es gibt zwar wieder Fortschritte zu verzeichnen, was vor allem die Geschichte um Billy Bones betrifft, aber nicht nur Kapitän Hornigold wird ungeduldig - auch als Zuschauer wünscht man sich, dass das Tempo an Land wieder angezogen wird.

7/10
 
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