Black Sails S02E09 - XVII.

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „XVII.“ der US-Serie Black Sails gibt es zahlreiche Wendungen, die den Weg zu einem großen Staffelfinale ebnen. Ob in Nassau, in Charleston oder an Bord von Flints Schiff: Es wird nicht ein Handlungsbogen verschenkt.

„You hate Flint. I hate Flint. But right now he’s talking about how we survive what comes next. And you’re talking about what you think is yours. When the Navy arrives, they aren’t going to give a fuck what belongs to you or what belongs to me. Because to them, there is no difference between you and me.” - Billy Bones zu Charles Vane.

Nassau
Richard Guthrie (Sean Cameron Michael) ist tot. Eleanor (Hannah New) weiß auch, wer dahinter steckt, doch Charles Vane (Zach McGowan) ist außer Reichweite und ein bedeutend größeres Problem ist für sie das Vorhaben von Max (Jessica Parker Kennedy) und Jack Rackham (Toby Schmitz), die den Goldschatz der Urca de Lima bergen wollen.
Eleanor eröffnet Max zu Beginn der Episode die Möglichkeit, eine Seite zu wählen. Vordergründig soll sie sich entscheiden, ob sie auf Eleanors oder Charles Seite steht, aber es wird uns sogleich klar, dass es Eleanor dabei auch um die Pläne zur Schatzbergung geht, die nicht so geheim sind, wie Max zu der Zeit noch annimmt. Max hätte hier die Chance gehabt, Eleanor einzuweihen und sich von ihr Rückendeckung zu holen. Aber das macht sie nicht, was mit Blick auf die vergangenen Ereignisse zwischen den beiden Frauen auch nicht verwunderlich ist.
Als Folge davon schickt Eleanor ein paar Piraten los, um Rackham aus dem Verkehr zu ziehen. Doch dank der zurückgekehrten Anne (Clara Paget) schlägt der Versuch fehl und Jack bricht schließlich - zusammen mit Anne - auf, um das Gold zu beschaffen. Hier ließe sich monieren, dass Annes Rückkehr ein wenig zu zufällig und passend kam, aber dafür waren die Momente zwischen Jack und Anne oder auch Anne und Max sehr gelungen - ohne große Worte wird uns vermittelt, wer zu wem steht und wie die Verhältnisse zwischen den dreien aussehen. Zudem lässt sich für das Staffelfinale die Schatzbergung erwarten, wobei Anne ihre Stechkünste sicher aufs Neue unter Beweis stellen darf.
Eleanor hingegen hat momentan eine Pechsträhne. Dabei sah es zu Beginn noch so aus, als wenn sie alles unter Kontrolle hätte. Ihr Treffen mit dem Plantagenbesitzer Mr. Underhill (Russell Savadier) lief gut und hätte Flints (Toby Stephens) Vorhaben in die Hände gespielt. Dass der Anschlag auf Jack fehlschlug, ist aber noch das kleinere Problem. Hornigold (Patrick Lyster) und Dufresne (Roland Reed) melden sich diese Woche zurück und bringen Eleanor in ihre Gewalt, um sie an Kapitän Hume (David Dukas) auszuliefern und sich ein paar der Begnadigungen zu sichern. Eleanors Position und Verbindung zu Flint erweist sich für die beiden Kidnapper in der Tat als wertvoll und Hume geht auf den Handel ein. Somit steht Nassau momentan ohne die wichtigste Führungsfigur da und Black Sails zeigt uns erneut, wie schnell sich die Verhältnisse im Piratennest verändern können.
Wer wird wohl jetzt versuchen, Eleanor zu retten? Sie hat Vane hintergangen, steht mit Max auf keinem guten Fuß und Flint hat zurzeit ganz andere Probleme in Charleston. Es gibt niemanden, der ihr auf die Schnelle zu Hilfe eilen könnte. Ganz zu schweigen davon, dass ohne Eleanor ein weiterer Strich durch Flints Plan gemacht wird und ein Angriff von Hume auf Nassau unmittelbar bevorstehen könnte (vielleicht der Cliffhanger, der uns im Staffelfinale erwartet).

Charleston
Während sich die Ereignisse in Nassau zuspitzen, scheinen Flint und Miranda (Louise Barnes) bei Peter Ashe (Nick Boraine) Gehör für ihr Vorhaben zu finden. Alfred Hamiltons (Danny Keogh) Ermordung wiegt zwar schwer, aber durch die Rettung von Abigail (Meganne Young) ist Peter gewillt, dem Ganzen eine Chance zu geben und kommt schließlich sogar mit einem Plan um die Ecke, wie man die Verantwortlichen in London überzeugen könnte. Aber dann...
Peng! Etwas irritierend konnten wir zunächst sehen, wie Miranda sich die Standuhr von Peter anschaut und seine Worte dabei im Hintergrund verschwinden. Die Bedeutung wird erst am Schluss der Folge deutlich und Mirandas Ausführungen und Rückschlüsse zeigen uns den wahren Übeltäter, der sämtliche Handlungen, die uns die Serie bisher präsentiert hat, erst möglich machte: Peter Ashe. Gut, er wurde von Alfred erpresst. Aber wäre er standhaft geblieben und hätte Thomas nicht verraten - es wäre alles ganz anders ausgegangen. Miranda platzt förmlich der Kragen, als sie diesen Zusammenhang erkennt und der Deal schon unter Dach und Fach scheint. Eine große Überraschung, die gleich darauf noch für einen weiteren Schock sorgt, als Peters rechte Hand Miranda eine Kugel durch den Kopf jagt.
Flints Plan ist damit gescheitert. Wir konnten schon ahnen, dass irgendetwas passieren würde, was den Handel mit Peter verhindert (der Rezensent hätte da auf Vane gesetzt). Aber mit einer derartigen Wendung und noch dazu Mirandas Tod hätte man nicht unbedingt gerechnet. Vor allem mit Blick darauf, dass uns gerade erst die komplette Hintergrundgeschichte von Flint, Miranda und Thomas erzählt wurde, war ihr Tod (und wie fix der kam) überraschend. James McGraw dürfte damit ebenfalls und endgültig Geschichte sein. Es gibt jetzt nur noch Flint (der Name bekam nebenbei bemerkt auch eine nette Hintergrundgeschichte).
Miranda ist also raus, womit Eleanor wieder einen größeren Platz an Flints Seite einnehmen könnte (sollte es ihm gelingen, sie zu retten). Figurentechnisch nahm Miranda zwar die größere Bedeutung in Flints Leben ein, aber Eleanor ist für ihn nach wie vor sehr wichtig, um in Nassau die Kontrolle zu behalten. Aber dazu wird es wohl erst in der (bereits bestellten) dritten Staffel weitere Entwicklungen geben. Und Flint muss natürlich erstmal befreit werden.
Was ein bisschen für Unstimmigkeiten sorgt, sind hingegen die Sinneswandel von Peter Ashe. Vor dem Hintergrund, dass er von Alfred erpresst wurde, erscheint es verwunderlich, dass er durch Alfreds Tod zum Piratenjäger und -hasser wurde (er konnte Alfred danach ja unmöglich noch als Freund betrachten). Andererseits scheint Peter ohnehin eine recht widersprüchliche Figur zu sein, in deren Natur es liegt, heute hü und morgen hott zu sagen. Er hat nie ein Dogma konsequent zu Ende verfolgt, ließ sich erst von Thomas überzeugen, um diesen anschließend zu verraten, zog nach Alfreds Tod gegen die Piraterie geradezu in den Krieg, konnte aber durch Abigails Rettung erneut umgedreht werden. Hin und her.

Man O’ War
Im Hafen von Charleston liegt das spanische Kriegsschiff, wo John Silver (Luke Arnold) und Vincent (Adrian Collins) ein wenig besorgt zuschauen, wie Billy Bones (Tom Hopper) Reparaturen am Sicherheitsseil des Hauptmasts vornimmt, welches von Vincent sabotiert wurde. Sollte Billy erkennen, dass Nicholas’ Tod kein Unfall war, würde das unangenehme Fragen nach sich ziehen. Aber dann kommt Charles Vane und die Ereignisse überschlagen sich.
Die kleine Actioneinlage war vielleicht etwas zu dunkel gehalten und die Übernahme durch Vanes Piratengefolge ein klein wenig zu einfach (trotz Überraschungsangriff), aber immerhin ging es hier zur Sache und der Überfall bringt uns weitere Wendungen im Handlungsgeschehen. Wir konnten mit Spannung verfolgen, wie Silver und Vincent sich - vorerst unentdeckt - schlagen und das Schiff (fast gänzlich) lahmlegen. Billy durfte Charles die Augen öffnen, was die englische Navy und den bevorstehenden Angriff auf Nassau angeht. Kurzum: Es gab weitere Entwicklungen bei den Beteiligten, die in Vanes Entschluss gipfeln, dass er Flint aus dem Gewahrsam von Ashes Leuten befreien will - denn vor den Engländern sind alle Piraten gleich.
Charles Vane wandelt sich somit vom Feind zum potentiellen Verbündeten und kann dazu am Ende beide Mannschaften hinter sich vereinen - vermutlich konnte Silver ihm da auch den entscheidenden Rat zu geben. Es steht uns also im Staffelfinale eine groß angelegte Befreiungsaktion bevor, die sicher weitere Verluste fordern wird. Apropos Verluste, der Abtritt von Randall (Lawrence Joffe) war zwar weniger gewaltig als Mirandas plötzlicher Tod, dürfte aber vor allem Silver auf den Magen geschlagen sein. Schließlich stand ihm von der ganzen Besatzung der Schiffskoch noch am nächsten.

Fazit: „XVII.“ macht seine Sache sehr gut und ist eine der wendungsreichsten Episoden der gesamten Serie. Kleinere Schwachstellen lassen sich zwar finden, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier keine Szene und keine Figur bedeutungslos bleiben. Die leichte Flaute der mittleren Episoden wurde überwunden und der Zuschauer darf sich auf ein bombastisches Staffelfinale freuen.

9/10
 

Woodstock

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Irgendwer wurde gekreuzigt und das ist ganz schlimm. Aber ich habe keine Ahnung wer es war und warum es mich kümmern sollte.

Irgendwie habe ich was verpasst.

Ab dem Moment wo sie wieder auf der Insel waren und weg vom Wasser, wurde es wieder extrem langsam.
 
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