Die Verführten (Remake des Clint Eastwoods Betrogen) ~ Sofia Coppola

Diego de la Vega

Not Yet Rated
"The Beguiled" bzw. in Deutschland "Betrogen" ist ein Film von Don Siegel, in dem Clint Eastwood 1971 die Hauptrolle spielte, und als verwundeter Soldat im Sezessionskrieg in einem Mädchenpensionat landet und den falschen Mädels das Herz bricht, um es mal salopp zu umschreiben. Rache folgt.

Basiert auf einem Roman von Thomas Cullinan. Im Remake übernimmt nun vermutlich Collin Farell die Rolle des Verführers, und ihm zur Seite stehen Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning. Sofia Coppola schreibt und dreht.
http://variety.com/2016/film/news/colin-farrell-eyes-sofia-coppolas-the-beguiled-remake-1201792411/

Interessiert an Sofia Coppolas "Betrogen"?
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Damit das hier nicht ganz so traurig leer bleibt: Die Dreharbeiten des Films haben kürzlich in Louisiana begonnen, nachdem Sofia Coppola The Bling Ring digital gedreht hat, wird dieser wieder auf Film gedreht, von Philippe Le Sourd (The Grandmaster). Soll Sommer nächstes Jahr ins Kino kommen.

quelle


Da ich Sofia Coppola sehr mag, bin ich auch auf diesen Film gespannt. Habe weder das Buch, noch den Film mit Clint Eastwood gesehen, kann mir aber vorstellen, dass eine weibliche Perspektive hinter der Kamera der Geschichte zugute kommen kann. Die Besetzung ist ebenfalls super, und ich bin gespannt, was Coppola mit diesem Westernsetting macht.
 

Joel.Barish

dank AF
Jetzt, wo "Silence" in greifbare Nähe rückt, verschiebt sich meine Filmneugierde und Vorfreude auf diesen Film. Ich liebe Sofia Coppolas Filme. Alle. Obwohl selbst ich nicht emhr uneingeschränkt hinter "Somewhere" und "Bling Ring" stehen konnte. Aber das hier klingt einfach zu gut, zu passend; vielleicht nicht so perfekt wie die Meerjungfrau, aber das hier ist als Alternative ziemlich nah dran. Und diese Besetzung ist fast zu perfekt um wahr zu sein. Kidman, Fanning und Dunst, dazu Farrell - finde ich großartig. War eh überfällig, dass Kidman mal mit Coppola arbeitet.

Set-Bilder gibt es übrigens auch schon. Coppola, immer "in touch" mit der popkultur, zitiert Beyonces "Lemonade".
 

Argento

Well-Known Member
Frau Coppola schafft es hin und wieder fabelhafte Momente zu inszenieren, aber ein Gesamtwerk, welches ich als gänzlich gelungen bezeichnen würde, ist ihr bis dato noch nicht gelungen.

Nun also eine Neuverfilmung des - zu Unrecht - völlig vergessenen Don Siegel Films BETROGEN. Ein Werk, welches durchaus aus Siegels Filmographie herausragt, zumindest prima facie. Die Atmosphäre des Werks ist fiebrig, psychedelisch und lebt von der omnipräsenten Metaphorik für die sich Siegel entschied. Die Inszenierung weist vorzügliche Überblendungen, Schnittfolgen und Montagen auf. Aber auch die Vielschichtigkeit zeichnet das Werk aus. Ist es doch Antikriegsfilm (zumindest gibt es Tendenzen), Kammerspiel, (Südstaaten)drama und geprägt von schaurigen Momenten. BETROGEN verdiente eine Wiederentdeckung!

Die Fußstapfen in die Frau Coppola nun treten wird sind recht groß und noch finde ich sie in diesem Werk nicht wieder, kann sie und BETROGEN nicht zusammenbringen.

Noch ein paar Worte zur Besetzung: Farrell ist m. E. übrigens ein zu zarter Mann - nicht im physischen Sinne, sondern mit Blick auf Ausstrahlung -, der immer ein wenig verloren und labil dreinblickt, was für so manche Rolle - wie wir wissen - perfekt ist, für jene in BETROGEN aber nicht. Daniel Craig, Clive Owen oder gar Brad Pitt passten besser. Perfekt wäre gar Jeffrey Dean Morgan gewesen.
 

Joel.Barish

dank AF
Wenn du mich fragst ist es die falsche Herangehensweise, zu prüfen, ob Coppola die Fußstapfen von Don Siegel ausfüllen kann. Sie ist keine Anfängerin mehr, sondern macht (eigentlich schon seit ihrem Debüt) ihr eigenes Ding und wird das auch hier machen. Ich glaube nicht, dass sie sich bei der Storyfindung groß darum scheren wird (oder sollte), was Siegel gemacht hat und wie sie seinem Weg am besten entsprechen könnte. Nicht zuletzt ist es ja nun auch eine Romanadaption, warum sollte es sich also bei dieser neuen Version nur um die Erstverfilmung drehen? Dies wird Coppolas "Beguiled" sein* und für mein Empfinden erweist man einem Romanautor oder einem Erstregisseur den größten Respekt dann, wenn man nicht einfach kopiert und wiederholt, sondern in der Wiederholung/Adaption einer Geschichte keine falsche Rücksicht nimmt, wenn man als Künstler seine Vision dieser Geschichte durchbringt. Aus Sicht eines Fans der jeweiligen Vorlage möchte man da natürlich gewisse Grenzen setzen - und die sind wohl auch ab einem gewissen Punkt immer angebracht - aber Eigenständigkeit und der unbedingte Erzählwillen eines Künstlers haben bisher für mein Empfinden die besten Remakes oder Adaptionen hervorgebracht. Es gibt schon einen Grund, warum man immer wieder bei den üblichen Verdächtigen landet (The Fly, The Thing z.B.), wenn es um gelungene Remakes geht. Oder man schaue sich die Filmographie von Hitchcock oder Kubrick an, die fast immer auf einen Originalstoff zurückgriffen, sich aber fast nie um eine vorlagentreue Umsetzung bemüht haben.

*das ist natürlich nur Wunschgedanke, aber ich wäre sehr überrascht, wenn es nicht zumindest die Grundidee von Sofia Coppola ist

Bei der Einschätzen, was für ein Typ Mann Farrell ist, würde ich dir übrigens zustimmen, halte das aber für sehr interessant. Das könnte in der richtigen Herangehensweise der Trumpf des Films sein, weil Farrell auf den ersten Blick aussieht wie ein moderner, maskuliner Kerl (und das Image als Raufbold, Unruhestifter und Womanizer hat(te) er ja auch), aber eben diese angesprochene Verletzlichkeit besitzt, die z.B. in "The Lobster" oder auch "Brügge" so gut passte.
Ohne zu wissen wie Siegels Film es anlegt, würde ich davon ausgehen, dass Coppolas Film eine klare Frauenperspektive einnimmt. Da wird Farrell als wirkungsvoller und wandelbarer männlicher Gegenpol eingesetzt. Ich denke, wenn man schon Siegel und Coppola vergleichen will, dann vielleicht aus einer Gender-Perspektive.
 

Argento

Well-Known Member
@Joel:
Vielleicht war meine Formulierung unglücklich. Denn ich wollte meinen Passus nicht unbedingt so verstanden wissen wollen, wie du ihn - mit guten Gründen - auslegst. Auch ich bin - wovon viele meiner in diesem Forum getätigten Aussagen zeugen - immer beglückt, wenn man sich von Vorlagen, Originalen, Vorgängern, Vorläufern (et cetera) emanzipiert und dasjenige, was einem selbst wichtig ist, aufspürt und verfilmt.

Allerdings wird jemand wie ich - der die vorzügliche Verfilmung Siegels kennt - freiwillig oder unfreiwillig vergleichen. Und wie ich ebenfalls erwähnte: Frau Coppola hat bereits viele Momente und Episoden inszeniert, die wahrhaftige Glanzstücke darstellten. Aber ein wirklich überzeugendes Gesamtwerk war m. E. bis dato nicht dabei. Gerade der Pessimismus, welcher der Vorlage, mit Blick auf die Kälte, welche von der Welt manchmal ausgehen kann, inhärent ist, ist etwas, von dem ich nicht überzeugt bin, dass Frau Coppola es bewältigen kann. Zumindest spricht ihre bisherige Filmographie aus meiner Sicht dagegen, bzw. gibt mir keinen Hinweis auf Hoffnung. Diesen Aspekt herauslassen? Schwierig. Aber ich lasse mich - wie immer - nur allzu gerne eines Besseren belehren.

Du solltest dir übrigens unbedingt Siegels Verfilmung anschauen. Insbesondere aus der Gender-Perspektive dürfte dies interessant sein, da Siegel eben nicht das abliefert, was man, wenn man mit seinem Werk ein wenig vertraut ist, vielleicht erwarten würde. Denn Eastwood spielt einen Mann (übrigens, wenn man mich fragt, die beste Leistung seiner Karriere), der sich qua Mann-Sein für überlegen hält
nur um am Ende eines Besseren belehrt zu werden.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Zweie. Betrogen war damals ein überraschender Kontrast zu Dirty Harry, der im selben Jahr erschien und auch von Don Siegel inszeniert wurde. Da ist Clint weit weniger potenter Macho, aber gleichzeitig auch nicht Opfer eines Horrorszenarios. Stattdessen ist es eine verständliche Tragödie mit geschickten Steigerungen.

Bin ganz froh drum, dass jemand feinfühliges wie Coppola am Stoff sitzt. Manch anderer Regisseur würd da was inszenieren, was in Sachen Social Media schlimm kommentiert würde.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Wenigstens etwas.
Der Film lebt aber auch davon, dass ausgerechnet jemand wie Eastwood, der seinerzeit wesentlich stärker auf den Macho festgelegt war, als heute denkbar, die Figur spielte. Da schwang automatisch was mit, was einem Farrell völlig abgeht. Und über Segel muss man keine Worte verlieren.
 

Argento

Well-Known Member
Sehe ich ähnlich. Der Film kam beim Publikum ja auch nicht wirklich an, was Eastwood darauf zurückführte, dass man ihn in jener Zeit schlicht nicht in einer solchen Rolle sehen wollte.

Und ja, Siegel ist ein kleiner Meister. Ohne Frage. Ein Regisseur, der übrigens schon in den Sechziger und Siebzigerjahren von der Cahiers du cinéma aufmerksam beobachtet und anerkannt wurde. Freilich auch von der FILMKRITIK - dem, wenn man so will, deutschen Ableger.

Auch ist Siegel der Mentor Eastwoods gewesen, was seine Prägung als Regisseur angeht. Ein Einfluss, der unübersehbar ist.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Völlige Übereinstimmung. Ich mochte Siegel schon immer, lernte ihn aber durch die Arbeit an dem Eastwood-Buch noch wesentlich stärker zu schätzen. Ein in meinen Augen häufig unterschätzter Filmemacher.
 

Joel.Barish

dank AF
Wie angekündigt hier der erste Trailer zum neuen Film von Sofia Coppola, der im Sommer startet. Eine Adaption des Romans von Thomas Cullinan und (vielleicht) dessen Erstverfilmung mit Clint Eastwood und von Don Siegel. Die Handlung: Die USA während des Bürgerkriegs. Ein Soldat der Union landet verletzt in einem Mädcheninternat und stellt dort natürlich alles auf den Kopf.

Trailer @YouTube (Ich habe den Verdacht, dass schon relativ viel gezeigt/angedeutet wird, aber vielleicht irre ich mich auch)

"You vengeful bitches!" - Oooh, ungezogener Colin. Gar nicht fein.

Als Kirschtopping hat Entertainment Weekly ein paar Bilder veröffentlicht, inklusive dieses tollen Gruppenbildsmit Sofia und den Frauen/Mädchen.

Ich kann es auf jeden Fall kaum erwarten, den Film zu sehen. Nicht zuletzt weil die Kombi Kidman/Coppola lange überfällig war.
 

Slevin

New Member
Hatte nicht den Eindruck, mehr gesehen zu haben als ich durch den Filmthread nicht ohnehin schon wusste.
Sieht jedenfalls nicht uninteressant aus.
 

Argento

Well-Known Member
Herrje, dass sich eine solche künstlerische Bankrotterklärung andeutet, hätte ich nun wirklich nicht vermutet.

Dass ich mich bei einem Film von Sofia Coppola an das unsägliche Remake von PSYCHO erinnert fühle, spricht schon Bände. Schon im Trailer sind Szenen zu sehen, die es dergestalt 1:1 in Siegels wunderbarem Werk aus dem Jahre 1971 zu sehen gibt. Auch in Sachen Handlungsaufbau oder Charaktere wurde scheinbar nichts, absolut nichts, verändert.

Eine Frage, eine einzige Frage muss nun beantwortet werden: Warum?
Warum bedarf es eines Remakes, welches sich nicht einmal in visueller Hinsicht vom Original absetzen will und stattdessen augenscheinlich sogar ganze Szenen kopiert? Der Trailer zeigt mir nicht, was Coppola in dem Stoff sieht, sondern nur dasjenige, was Siegel in jenem sah. Bedauerlich, höchst bedauerlich!

Ich kann nur all jenen, denen der Trailer zusagt, empfehlen, sich dem wundervollen Original von Don Siegel zu widmen, welches gegenwärtig auch von manchen Streaming-Diensten angeboten wird, wenn ich mich nicht irre.

Und ich selbst hoffe derweil inständig, dass Coppola mir im Kino zeigen wird, dass sie mehr im Sinn hatte als ein redundantes, da Siegel nachäffendes, Werk zu schaffen. Bis dahin stehe ich noch ein wenig unter Schock...

Nachtrag:
Ebenfalls bedauerlich ist, dass Coppola keiner schwarzen Schauspielerin eine Rolle gegeben hat. Die Rolle der Hallie, welche vorzüglich von Mae Mercer verkörpert wurde, gehört für mich zu den interessantesten Charakteren aus Siegels Film, was nicht heißt, dass man nicht etwas neues, eigenes, mit einer solchen Rolle für die Neuverfilmung hätte anstellen können.
 

Kurt

New Member
Ist das ein Remake?
Ich erinnere mich, als Kind, den Film schon mal gesehen zu haben. Zumindest einen, mit gleicher Story.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
StuntmanMike schrieb:
Ist das ein Remake?
So wie der Trailer aussieht, könnte man den Film wohl durchaus als Remake bezeichnen.

Beim Lesen von Argentos Beitrag, bei dem Punkt mit dem Absetzen von Original in visueller Hinsicht, hatte ich das Setting direkt in einer Sci-Fi Version vor Augen.....das wäre doch mal was gewesen.
 

Rhodoss

Well-Known Member
@argento

ohne das Original gesehen zu haben, aber erst beschwerst du dich, dass der Film scheinbar nur kopiert und dann bescherst du dich, dass er was anders macht? :blink:

Vielleicht hat sie bewusst einige Szenen 1:1 kopiert um das Werk Siegels zu ehren
 
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