Mute (Moon 2) ~ Sci-Fi von Duncan Jones mit Alexander Sarsgard, Paul Rudd, Netflix

El Duderino

Well-Known Member
Mute war für mich eigentlich der Netflix Film, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, seit Ankündigung. Die negativen Kritiken waren mir eigentlich daher auch ziemlich egal.

Bis ich gestern den Film sah.

Duncan Jones beweist (leider) das Qualitätskontrolle bei Netflix vielleicht doch einmal angesagt wäre, denn sein Skript, und unverständlicherweise auch seine Regie, haben null Fokus und Dynamik. Ab und zu bekommt man zwar ein paar nette Panoramen des Zukunfts Berlin serviert, aber die können auch nicht komplett überzeugen, da offensichtlich das Budget für wirklich ansehnliche CGI fehlte. Die Geschichte ist zwar klassischer Noir, wird aber leider auch durch irgendwie durch komplett lahme Dialoge, seltsame Plotentscheidungen bzw. fehlender Spannung komplett in die Tonne getreten. Statt sich auf die "Barkeeper sucht Freundin" Geschichte zu fokussieren, bekommt man stattdessen ein "stummer amischer Typ sucht Freundin, die irgendwas am Laufen hat, in einem zukünftigen Berlin, dass irgendwie nie die kulturellen Punkte genau erläutert und sich zu viel auf einen gestörten Paul Rudd konzentriert, der aber auch nicht viel zum Film beizutragen hat".

Dabei muss man Duncan Jones immerhin zugute halten, dass er keine mutigen Entscheidungen treffen kann. Skarsgard als stummen Amisch durch die Szenarie watscheln zu lassen, klingt eigentlich recht unverbraucht, aber es wird irgendwie nie wirklich was daraus gemacht. Noch dazu wirkt der gute Mann auch irgendwie fehlbesetzt.

Das Berlin ein kultureller Schmelztiegel sein soll, wird auch nur behauptet. Es wird eigentlich nur alles kurz mal angeschnitten, eben genau wie das Amisch Thema. Normalerweise brauche ich ja keinen Erklärbar, hier wäre etwas mehr Fleisch auf den Rippen aber definitiv nötig gewesen. Da hilft auch nix, dass hier ständig gewechselt wird, zwischen Deutsch und Englisch, das macht das ganze nur konfuser, da es nicht konsequent oder begleitend zur Handlung eingesetzt wird. Durch die Synchro wird das überhaupt komplett versaut, ich musste bei einem Film noch nie vorher auf die Original Tonspur umschalten, gestern war es nun so weit....

Immerhin war es interessant zu sehen, wie das alte und das neue Berlin zu überschneiden, was vor allem an den Altbauten lag, die mit den futuristischen Design koexistieren.

Ich musste nach einer Stunde schon auf die Uhr sehen, und stellte entsetzt fest, dass ich erst die Hälfte erreicht hatte. Leider passierte in der zweiten Hälfte des Films nur geringfügig mehr als in der ersten, der Schluss ist so unfassbar antiklimatisch und unspektakulär inszeniert, dass es einem, besonders für so einen Genre Film, die Zehennägel aufstellt. Die total langatmigen Dialoge, vor allem zwischen Rudd und Theraux, dessen Geschichte sich sowieso komplett endlos hinzieht, sind unfassbare Zeitverschwendung. Dabei begrüße ich sogar den Stuntcast, beide gegen ihr sonstiges Image einzusetzen, aber auch hier: pure Oberfläche.

Was auch noch traurig ist: Der Score. Clint Mansell. Eigentlich ein wirklich guter, aber hier hat er sich nicht einmal hervorstechen können. Und das in so einem, sollte man meinen, dankbaren Setting. Es dudelte irgendwie immer im Hintergrund, kleine Variationen aus Moon waren auch mal zu hören, aber irgendwie wäre es sogar besser gewesen, man hätte "Random Marvel Universe Score Nr.23" installiert. Dann wäre vielleicht sogar etwas wie Spannung aufgekommen.

Und was auch unfassbar ist, bei diesem Setting und dem Regisseur, der immerhin schon ein starkes Kammerstück in seiner Karriere abgeliefert hat: Die Atmosphäre. Berlin im Jahre 2052 mag zwar oberflächlich optisch interessant sein, die Parallelen zu Blade Runner kann man hier einfach nicht abstreiten, aber es wird einfach NULL daraus gemacht. Die meisten Szenen werden irgendwie seltsam ausgeleuchtet, wie bei einem TV-Film wirkt alles viel zu glatt und hell. Dabei versucht man sogar schöne Neon Farben zu zaubern, das hilft aber leider auch oft nix.

Für mich die größte Enttäuschung seit langem... :mellow:
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Mute habe ich vorgestern auch gesehen und ich kann mich leider den enttäuschten Stimmen hier nur anschließen.

Der Film hatte so viele Probleme, darunter Fehlbesetzung, verschwendete Ideen, uninteressante Story, wirres Design, kaum merkbare Musik und einiges mehr.
Meine größten Meckerpunkte wären allerdings die Story, Charaktere und das Design.
Die Geschichte beginnt interessant, wirkt unverbraucht (was auch am Setting liegt) aber es wird absolut nichts draus gemacht. Es plätschert alles vor sich hin, keine Twists, keine erschreckenden Entdeckungen, absolut gar nichts. Keine deutlichen Auswirkungen, nur Erkenntnisse, die zu weiteren Erkenntnissen führen, aber aus denen nichts weiter gemacht wird.
Leo (Skarsgard) stolpert regelrecht durch die Geschichte, aber auch nur, weil seine Figur immer weiter von anderen geschubst wird, anstatt mal selber zu agieren. Dass seine Rolle stumm ist und ein Amish sein soll, hat absolut keinen Einfluss auf die eigentliche Geschichte selbst. Es ist eine oberflächliche Differenz zum Setting, die eigentlich so sehr hätte genutzt werden können, aber das wird nach 5Minuten quasi über Bord geworfen.

Das Design ist so dermaßen blöde zusammengewürfelt, dass es keinen wirklichen Sinn ergibt. Normalerweise sollte das Setting die Story unterstützen können, aber bis auf noch mehr Wirrwarr und konfuse Entscheidungen, hat es gar nichts beigetragen.
Denn entweder hat man nen oldschool komisch ausgeleuchtetes Berlin, oder eine Blade Runner inspirierte Neon CGI Landschaft zu sehen bekommen, aber beides wurde entweder gar nicht versucht zu verbinden, oder nur ziemlich halbherzig, sodass nichts dabei rausgekommen ist.
Dabei hat die Idee doch so viel Potential!

Dann war da noch Clint Mansell. Himmel, sein Moon Score ist einmalige Spitze, trifft's haargenau und weiß den Film und die Themen zu untermalen. Bei Mute versagt der Score allerdings auf ganzer Linie, wenn man denn mal was davon mitbekommt.
Ab und an klangen ein paar Melodien von Moon durch, aber das war irgendwie wie Perlen vor die Säue.
Nebenbei hätte man sich die Verbindung zu Moon auch schenken können. So halbgar wir da ein paar billige Aufkleber und ne uninteressante Verhandlung im Hintergrund gezeigt wurden, kann man das auch ganz sein lassen.

Einziger Lichtblick des ganzen war Paul Rudd.
Der war so verflucht gut, hat sich irgendwie den ganzen Film über gesteigert und dann war seien Figur auch noch ne geniale Mischung aus Hawkeye und Trapper aus Mash (Film)!


Ne, der Film ist ne absolute Gurke :/
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Tja, ich muss mich leider den schlechten Kritiken anschließen. Das einzige wirklich gute an diesem Film ist das Setting. Das vieles aus dem Computer kommt stört hier wenig, denn das wird auch gar nicht verleugnet, stattdessen hat man ganz offensichtlich Spass daran nicht am Realismusgehalt, sondern an liebevollen Details zu arbeiten, was sehr charmant rüberkommt. Was man also bei einer Direct-TV Verfilmung am ehesten als große Hürde vermutet hätte, ist hier recht gut gelungen.
Weniger gut gelungen sind die agierenden Charaktere, teilweise nicht besonders gut gespielt, großteils aber ohne jeden Tiefgang und irgendwie auch Sinn. Nur unsere Hauptdarsteller und seine Geliebte wissen so etwas wie Tiefgang zu vermitteln, allerdings wir dieser recht Schlaghammerartik vermittelt, da fehlt es nahezu gänzlich an Feingefühl. Die Story selbst bietet nichts neues, das aber wäre bei entsprechender gelungener Umsetzung kein Kritikpunkt gewesen, auch The Shape of Water hat da schließlich kein Bäume ausgerissen.
Insgesamt mag ich Duncans thematische Orientierung, aber tiefründige Filme, Charaktere, Geschichten scheinen dann doch nicht so sein Ding zu sein. Für Blade Runner Fans vom Setting her vielleicht eine Sichtung wert, ansonsten aber eher eine bessere TV Serie. 4/10
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Revolvermann schrieb:
Übrigens spielt dieser Film ohne Zweifel im selben Universum wie "Moon", es gibt nämlich eine kleine Szene diesbezüglich.
Gegen Ende in dem Cafe sah es so aus als hätte die Kleine eine Kette mit kleinen Monden am Handgelenk......aber ich nehme an, dass du etwas anderes meinst, was ich übersehen habe?

Mal unabhängig von irgendwelchen Zusammenhängen mit Moon, fand ich den Film ok. Nicht mehr nicht weniger.
Eine relativ gute Optik gepaart mit einer einer netten Geschichte, die durchaus besser hätte umgesetzt werden können (wozu muss der stumme Barkeeper auch noch Amish sein?) und mit einem recht ordentlichen Cast.

5/10 Schriftnachrichten
 

patri-x

New Member
Manny,
Hast du die Gerichtsverhandlung auf dem kleinen TV nicht gesehen? Oder die Aufschrift "Lunar Industries" an der Tankstelle am Ende? :wink:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Entweder das oder die Erinnerung an Moon war nicht mehr präsent genug (da schon ein paar Jahre her), um den Zusammenhang zu erkennen.
Davon ab finde ich das selbst für eine lose Trilogie zu lose und daher irgendwie unnötig. Das hat sogar The Cloverfield Paradox besser gemacht.
 

patri-x

New Member
Da gebe ich dir natürlich Recht! Mute ist eh kein guter Film, da ist es auch egal, welches Universum er ruiniert. :biggrin:
 
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