Kritikenreihen Treasure Tuesday & Treasure Monday (diese Woche: "Belladonna of Sadness")

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Nights in White Satin ist ein glorreiches Lied.

Haus der Sünde und Klute und Amer aber alle drei noch nicht gesehen. Wo mir zu letzterem noch einfällt, dass es da ja noch Beyond the Black Rainbow gibt. Der soll ja relativ ähnlich interessant sein. Glaube, die kann man sich gut im Doppel geben. Was würdest du eigentlich davon halten, wenn Quentin Tarantino sich mal an einem Giallo versuchen würde?

Was das bordelöse betrifft, könnte ich Bordello of Blood von Tales of the Crypt meinungstechnisch anbieten. Der war aber nicht gut. Demon Knight war der wesentlich bessere Tales Film. Klute ist ein extrem hässlicher Filmtitel, oder?
 

Joel.Barish

dank AF
Ich glaube, "Amer" und "Beyond the Black Rainbow" (noch nicht gesehen) haben letztendlich gar nichts gemeinsam. Außer, dass sie jeweils unterschiedliche Genre-Ästhetiken aufgreifen und diese in den Vordergrund stellen.

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Weil belgische Giallo-Hommagen zu mainstream sind, hier zwei der bekanntesten Werke der tschechischen Neuen Welle der 60er und frühen 70er. Der eine Film ein Märchen, der andere Film nennt sich "kein Märchen".

Tausendschönchen - kein Märchen
Anarchischer Schabernack zweier Frauen. Wurde in der damaligen Tschechoslowakei ratzfatz verboten. Trailer

Valerie - Eine Woche voller Wunder
Surreales Adoleszenz-Märchen. Trailer
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Tausendschönchen klingt wirklich gut, den muss ich mir ansehen. In der Kritik ist mir ein kleiner Fehler aufgefallen
Dabei gibt sich der Film als episodenhaft-freier Schabernack, als Filmexperimentiert mit kindischer Freude an Albernheit.

Sollte vermutlich "Filmexperiment" heißen.

"Valerie" macht auch einen guten Eindruck.

Danke für die Tipps :top:
 

Joel.Barish

dank AF
Diese Woche im Treasure Monday Angebot:

Joseph Gordon-Levitt in
Mysterious Skin
Erstklassiges Drama über zwei junge Männer, die als Kinder eine grausame Erfahrung machten und als Erwachsene unterschiedlich damit umgehen, ehe sie sich wiedertreffen. Trailer.
 

Joel.Barish

dank AF
"Brick" ist spitzenmäßig. Aber da ist sich wohl auch die Mehrheit einig (und sooo unbekannt ist der auch nicht), weshalb der als potentieller Treasure Monday Titel nicht sonderlich weit oben auf der Liste steht.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Mysterious Skin hört sich schon wieder eher nach einem Film an, den ich noch nachholen möchte.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Brick ist großartig. Den sollte muss man kennen. Mysterious Skin bisher nicht gesehen, aber gerade mit auf die Liste gepackt.
 

Herbst

Well-Known Member
Ich kenne leider viel zu viele, die den Film nicht kennen. Mir hat Brick auch ungemein gefallen, gerade dass dieser stilisierte kühle Krimi in einer Schule spielt hat mir sehr gefallen. War ein interessanter Film.

Mysterious skin habe ich vorher noch nichts von gehört gehabt aber liest sich gut. Kommt auf die (viel zu lange) muss ich sehen Liste.
 

Herbst

Well-Known Member
Ich habe tatsächlich eine schriftliche Liste. Wenn ich unterwegs bin und jemand mir zB von einem Film erzählt dann kommt er wenn ich Zuhause bin auf die Liste.
Allerdings habe ich kein System dahinter ob und wann und wie ich sie schaue.
Kommt auf die Stimmung an.

E: sehe gerade die Frage war WO die Liste ist. In einer Schublade neben meinem Schreibtisch.
 

Clive77

Serial Watcher
Joel.Barish schrieb:
Und es gibt direkt Nachschub. Dieses Mal nicht nach, sondern unmittelbar VOR einem Deutschlandspiel bei der WM. Yay! #timing

Die Teuflischen - Les Diaboliques
Passend zu Jays (dem ich den Film am WE gezeigt habe) 50er Jahre Horrorreihe nun ein Thrillerklassiker der 50er, weniger mit Monstern, Riesenameisen und Gehirnwesen, dafür mit einem problematischen Mord und den Folgen. Ein Film, den Hitchcock drehen wollte, den aber selbst er kaum hätte besser drehen können.
Den habe ich neulich mal nachgeholt. War echt gut und hätte in der Tat auch von Hitchcock sein können. Allerdings hatte ich mit der ersten Stunde so meine Probleme, denn bis die Geschichte so richtig in Fahrt kommt, dauert es schon (ich weiß, ich bin manchmal zu ungeduldig). Aber danach war's super, hätte ich für die Zeit jetzt nicht erwartet. Würde den so etwa bei 7/10 einordnen, mit Blick auf die 50er vielleicht einen Punkt höher.
 

Joel.Barish

dank AF
Das freut mich Clive. Und ja, die erste Hälfte ist sicherlich der größte Unterschied zu einer theoretischen Hitchcock Version. Da unterscheidet sich dann wohl auch die Herangehensweise des europäischen Kinos und des amerikanischen, wenn man das so pauschalisieren kann. Hitchcock weiß auch, dass ein Film funktionierende Figuren braucht, dass diese vorgestellt werden müssen. Da konnte sich auch der Meister durchaus mal Zeit lassen. Clouzot fährt hier natürlich schon die nüchtern-realistische Schiene, aber ich finde das ungeheuer effektiv. Wie sich die Situation in der Schule entwickelt, die Dreiecksbeziehung, die Mordabsicht etc. entwickelt sich wie ein strenger Krimi und führt uns ganz langsam und effektiv zu diesem verblüffendem Schluss.
:smile:
 

Presko

Don Quijote des Forums
Mysterious Skin: ist lange her, dass ich ihn gesehen habe. Fand ihn sehr heftig. Ging mir ziemlich an die Nieren. Müsste ich mir mal wieder anschauen, um zu sagen, wie er heute auf mich wirkt. Ich weiss nicht, ob es treffend ist, aber so spontant würde ich ihn von der Atmsophäre her mit L.I.E Long Island Expressway vergleichen, vielleicht aber auch nur, weil ich beide nahe beieinander zeitlich gesehen habe.
 

Clive77

Serial Watcher
@Joel: Pauschalisieren würde ich da nichts, also was europäisches und US-Kino angeht. Muss aber auch gestehen, dass ich nicht viele europäische Produktionen aus der Zeit kenne. Den Anfang fand ich auch noch recht erfrischend, weil man direkt ins Geschehen geworfen wird und eben gleich "mittendrin" ist. Ich glaube auch, dass eine ausführlichere Vorstellung der Figuren schwierig gewesen wäre, ohne schon Hinweise auf den "Twist" zu geben. So war man direkt drin, hat gleich mitbekommen, was die beiden Damen vorhatten und bekam in der ersten Stunde das, was ich (heute) als 08/15 Krimi bezeichnen würde. Daran liegt es dann auch, dass ich die erste Stunde nicht so gelungen fand - aber ich könnte jetzt keine Szenen benennen, die man womöglich hätte kürzen können. Gerade dieser standardisierte Aufbau der Geschichte sorgt dann auch dafür, dass es in der zweiten Hälfte interessant wird. Oder "effektiv", um Deine Worte aufzugreifen. Die Erwartungshaltung wird plötzlich gekippt und sorgt für eine Unzahl an Möglichkeiten -
ist er wirklich tot? Hat jemand mitbekommen, was die Damen da gemacht haben? Will dieser jemand womöglich eine von beiden erpressen? Oder wird der Film plötzlich was Übernatürliches?
- wobei der Zuschauer wirklich überhaupt keine Ahnung hat, was denn jetzt vor sich geht und genau das ist der große Pluspunkt der zweiten Hälfte. Wir wissen es nicht, wir haben keine Hinweise bekommen und entsprechend trifft einen die Auflösung mit der gewollten Stärke.

Sowas ist immer toll und wird auch heute nur selten so gemacht. Oft lassen sich die Twists schon erahnen, werden dem (erfahrenen) Zuschauer bereits auf dem Silbertablett serviert. Dieser Film grenzt sich davon ab, wiegt den Zuschauer für lange Zeit in Sicherheit, um dann voll durchzustarten. Ein ähnliches Gefühl (auch wenn das jetzt überhaupt nicht zur Art des Films passt) hatte ich bei "From Dusk Till Dawn" - man bekommt zunächst ein Roadmovie, was sich gegen Ende in etwas völlig Unerwartetes entwickelt. Solche Sachen finde ich gut und da treffen die "Teuflischen" voll ins Schwarze.
Dennoch fand ich die erste Hälfte etwas zu lang. Aber das ist generell problematisch bei derartigen Filmen. Würde ihn aber trotzdem als Empfehlung weitergeben - sowas sieht man nicht alle Tage - schon garnicht aus der Zeit. :thumbup:
 

Joel.Barish

dank AF
@Clive
Es gibt da, insbesondere im Genrefilm, definitiv Unterschiede in der Inszenierung auf Seiten der USA und Europa. Zeigt sich auch diese Woche (s.u.). Aber natürlich drehen europäische Filmemacher Filme nicht als europäische EInheit und in Amerikan denken auch nicht alle gleich. Zudem begann Hitch als Brite ja nunmal auch in Europa. Aber zum Beispiel die modernen Noir-Dramen von Jean-Pieree Melville findet man so nicht in den USA. Diesen Willen zur Langsamkeit, zum Realismus, den Fokus auf Menschen über Spannung und Atmosphäre findet man tendenziell wesentlich häufiger in Europa. Aber wie in fast allen Bereich findet da auch ein steter gegenseitiger Austausch statt.

Und du sprichst es bzgl. "Die Teuflischen" ja auch ganz richtig an. Die Inszenierung baut eine gewisse Erwartungshaltung auf und als der Film dann eine mögliche Auflösung andeutet, wirkt sich das doppelt effektiv auf die Zuschauerreaktionen aus.

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Diese Woche im Treasure Monday Angebot, ein Film für unsere österreichischen Freunde. Soll heißen ein Film aus Österreich. Trägt den Namen...

Revanche
Ein Thrillerdrama von Götz Spielmann um einen Banküberfall, der gewisse Menschen aufeinander treffen lässt. War 2009 für den Oscar nominiert.
Trailer. (Tendenziell leicht spoilerig, aber überwiegend was die Entwicklung der ersten Hälfte betrifft.)
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Wird es hier auch mal was zu Jean-Luc Godard geben? Wäre z.B. sehr daran interessiert zu sehen was zu von Le Mépris hälst. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
Zu Godard? Durchaus möglich. In der alten Kritikenreihe gibt es ja eine Kritik zu seinem "Eine Frau ist eine Frau". Mir fällt noch mindestens ein Godard Film ein, der hier reinpassen würde. Aber "Die Verachtung" ist einer seiner bekanntesten Filme. Für "Treasure Monday" vielleicht zu bekannt. Andererseits könnte man Ähnliches über "Die Teuflischen" sagen. Aber Clouzot ist als Regisseur nicht so bekannt wie Godard. Haaaach, ist aber auch schwierig. Fml...
Ach, was solls. Die "Regeln" dieser Kritikenreihe sind bewusst so schwammig gesetzt, dass durchaus auch Platz für "Die Verachtung" sein könnte.
Der einer meiner Top 3 Godards ist. :whistling:
 

Joel.Barish

dank AF
))<>(( forever.

Wer das schmutzig deutet, liegt ziemlich richtig und wer wissen will, was es damit auf sich hat, sollte sich diesen Film ansehen:

Ich und du und alle die wir kennen
Eine romantische (Ensemble-)Komödie der etwas anderen Art, inszeniert von Künstlerin und Autorin Miranda July, deren Handy App Kurzfilm ich neulich hier vorgestellt habe. July selbst in der Hauptrolle neben "Winter's Bone" Star John Hawks in einer kuriosen, schrägen, ungewöhnlichen und unterhaltsamen Geschichte. Trailer.
 
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