The Wrestler ~ Mickey Rourke [Kritik]

W

Wurzelgnom

Guest
Falls das falsch rüber gekommen ist, ich hab nie gesagt dass ich den Film schlecht finde, nur dass er eben nicht meinem Geschmack entspricht, Joel hat es da schon gut zusammen gefasst.
Wenn ich traurige Realität will, schaue ich Tagesschau. :wink:
Von einem Film erwarte ich eben etwas anderes. Joel sagt, die Forderung nach Hoffnung, Mutmachung und co wäre unrealistisch. Seh ich nicht so, weil ohne Hoffnung gibt es keine Antriebskraft, keine Intention, überhaupt zu versuchen sich herauszuziehen aus dem Mist.
Rourke hat im Film ja auch genügend Hoffnungen, nur werden die eben am Ende alle erschlagen, nicht zuletzt durch ihn selbst, als er Pam stehen lässt und in die Menge geht.

Mag jetzt kitschig sein, aber wenn er am Ende auf den Kampf verzichtet hätte und sich für Pam und seine Gesundheit entschieden hätte, wäre der Film dann schlechter?
Er hätte das einzige aufgegeben, was ihm geblieben ist, seine Fans.
Und das nur um dem Funken Hoffnung auf eine Beziehung zu Pam am Leben zu erhalten.
Klar wäre das Ende dann nicht ganz so dramatisch gewesen, aber der Film war ja schon dramatisch genug; und alles, was man ist, aufzugeben ohne zu wissen, ob man auch ohne Wrestling leben kann, das wäre ein Ende, das mir persönlich besser gepasst hätte. Und die letzte Szene des Films wäre gewesen, wie die Fans in der Halle buhen und Klopapier in den ring schmeißen.



Aber wie schon erwähnt, ist das einfach der Romantiker in mir, der sich einfach von einem Film etwas anderes erwartet als traurigen Realismus.


@Master Chief: Ich hoffe ich konnte damit auch deine Frage beantworten.
Ich unterscheide eben zwischen Realität und Film. Und ein Film, der meinem Geschmack entspricht, darf gern traurig und dramatisch sein, aber sollte eben doch einen gewissen Funken Hoffnung enthalten.
Mir rosaroter Brille hat das nichts zu tun, wenn wir reden ja nicht über das echte Leben, sondern über einen Film.
Denn dass es im echten Leben (leider) zu viele Fälle gibt, in denen es keine Hoffnung auf ein gutes Ende gibt, ist mir klar.
Nur schaue ich eben Filme an, weil man in diesen nicht an die Realität gebunden ist.

Vlt sehne ich mich bei all dem Scheiß der Tagtäglich auf der Welt passiert einfach nach einem Happy End und einem Fünkchen Hoffnung. Wenn ich jemals in Therapie gehen sollte, werd ich das bestimmt mal ansprechen. :ugly:

BTW: Würde ich den Film objektiv bewerten wollen, würde ich 7/10 geben.
Bewerte ich den Film subjektiv, gebe ich 4/10.
Vlt wirds da ein bischen klarer, ich kann nämlich gut differenzieren und weiß, das mein persönlicher Geschmack nun mal nicht der Maße entspricht. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
@hexe
Dass du den Film gut fandest habe ich schon richtig verstanden. Okay, ich habe den Fokus auf die Gemütszustand-Sache gelegt, nicht auf das "nochmal" - dann eben jetzt. :biggrin: Das habe ich mit dem Chef auch schon ein paar mal durchdiskutiert. Nicht bezogen auf den Wrestler, sondern allgemein auf Filme, die anstrengend oder eben emotional negativ oder so sind, eben nicht sonderlich häufig geschaut werden können. Was genau jetzt "Unterhaltung" ist, ist wohl subjektiv. In der jüngsten Diskussion zur Filmbewertung wurde immer vom Unterhaltungsfaktor gesprochen und da klang das eher nach "Spaß am Film haben" und nicht nach "einen guten Film sehen". Und Spaß hat man mit dem Wrestler ja doch eher selten. Mein Argument, wann du dir den Wrestler "nochmal" anschauen kannst, bleibt daher, denn der funktioniert auch beim zweiten Schauen nach denselben Mustern wie beim ersten Mal. Okay, vielleicht ist man emotional nicht mehr ganz so nah bei Randy, weil man weiß wie es ausgeht, aber der Film und seine Emotionen funktionieren zumindest bei mir auch beim zweiten Mal. Und deswegen muss ich nur in der Stimmung für ein ernstes, realistischeres Drama sein (das spürt man ja meistens, wenn man sich fragt, was man heute gucken will) und vielleicht gerade nichts auf der hohen Kante haben, was es noch zu gucken gibt, um erneut den Wrestler zu gucken. Na ja, in absehbarer Zeit nicht, weil ich ihn ja gerade geschaut habe.

@Wurzelgnom
Wir verbleiben mal in Spoilern. Konsequent sein und so...
Du sagst Folgendes: "Wenn ich traurige Realität will, schaue ich Tagesschau. Wink
Von einem Film erwarte ich eben etwas anderes. Joel sagt, die Forderung nach Hoffnung, Mutmachung und co wäre unrealistisch. Seh ich nicht so, weil ohne Hoffnung gibt es keine Antriebskraft, keine Intention, überhaupt zu versuchen sich herauszuziehen aus dem Mist."
Aber es ist in meinen Augen auch Aufgabe von Kunst, das Leben unverfälscht oder ohne grundlose Positivierung abzubilden oder aufzugreifen. Ja, es ist ein fiktiver Kontext, aber daran lassen sich ja dennoch authentische, nachvollziehbare Begebenheiten abbilden. Deswegen bezeichne ich den Film ja auch als realistischeren Film. Im US-Indie Sektor oder im europäischen Autorenkino gibt es noch stärkere Filme, die noch klarer darin bestrebt sind, das wahre Leben unverfälscht einzufangen. Und "The Wrestler" ist nunmal näher an Kunst als an Unterhaltungsfilm. Und ja, die Forderung, ein Film müsse (so sagtest du doch) Mut machen, halte ich weiterhin für unrealistisch. Ja, Hoffnung bietet Antriebskraft, aber Filme sind immer noch kein Therapeut und es ist nicht Aufgabe von Filmen, dafür zu sorgen, dass Menschen sich aufrappeln und Hoffnung verspüren. Das können manche Filme gerne machen, aber genau so muss (!) es Filme geben, die Scheitern und Hoffnungslosigkeit abbilden.

Dein "alternatives Ende" finde ich sogar gar nicht so schlecht, wenn es denn diese Unsicherheit richtig rüberbringt. Ist eh nur theoretisch, aber ich will nicht sehen, wie Randy Pam mit einem Lächeln in den Arm nimmt, dem buhenden Publikum den Rücken zuwendet und dann hinter einer Tür verschwindet. Ich will dieselbe Unsicherheit, wie in der letzten Szene auf den Ringen, ich will den Schmerz spüren, dass Randy das aufgegeben hat, was er liebt, das einzige, was ihm zuvor Antrieb gegeben hat. Ohne Garantie, dass er mit Pam glücklich wird.

Wenn du dich Romantiker nennst, der mit dem filmischen Realismus nicht so viel anfangen kann, dann liegt da ja auch die Lösung des Problems und das wurde ja schon besprochen. Wichtig ist mir nur zu betonen, dass es eben in diesem Fall beide Arten von Filmen geben muss. Den romantischen Film und den traurig-realistischen Film. Da gibt es wie in der Malerei oder in der Literatur auch verschiedene Gattungen und Epochen, die im Film nur eben fließender sind. Und die verschiedenen Spielformen machen doch den Reiz an Filmen aus, dass es eben keine Garantie gibt, dass unser Held X am Ende siegreich und fit aus dem Ring steigt. Deswegen auch meine Erwähnung von "Rocky Balboa" in der Kritik. (Btw. wie findest du den?) Muss es beides geben. Mit und ohne Hoffnung. Muss einem ja auch nicht gefallen, aber es scheint, dass du das zumindest auch so siehst, wenn du zwischen objektiver und subjektiver Bewertung unterscheidest.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wurzel, klar gibts einen Höhepunkt und einen relativ sicheren Abschluss. Es gibt sogar einen ~ Spannungsbogen:

Es fängt mit Randy als Wrack an, in dessen Leben sich nach und nach wieder ein wenig Hoffnung erhebt. Dann versaut er wieder alles und als er merkt, dass er das, was er als einziges noch liebt - Wrestling - nicht mehr lange machen kann, setzt er sein Leben aufs Spiel und findet darin seine Erlösung. Der Höhepunkt ist die Szene, in der er sich entscheidet, im Ring zu sterben. Und das direkte Ende - dass er stirbt, muss man gar nicht zeigen, weil es überaus offensichtlich ist. Wenn er da nicht stirbt, dann bei irgendeinem Wrestling später, aber das ist sein Ende.

So pessimistisch ist der Film doch auch überhaupt nicht. Gut, Randy wird nicht mit seiner Tochter vereint und heiratet die Stripperin, um danach berühmter WWE-Kommentator zu werden, aber so ein Disney Happyend kanns ja nicht immer geben. Randy stirbt trotzdem recht glücklich, da sein alternativer Pfad ja auch funktioniert. Die Alternative wäre es gewesen, alleine in Armut ungeliebt hinter der Wurstverkaufstheke zu verblassen, akzeptierend, dass sein Wrestling zu ende ist, aber er stirbt in seinem Lebenswerk vor seinen Fans. Das hat doch was Nobles.

Was den Gemütszustand betrifft... also Filme wie Irreversible oder Requiem kann ich mir auch nicht öfters ansehen, aber so duster ist The Wrestler sicherlich nicht. Gut, da sind keine typischen Unterhaltungselemente wie Spaß, Action, Aufregung, Witze drin, die man immer und wieder konsumieren kann, aber ich will mal behaupten, dass die Sympathie Randys und die späteren Emotionen mehrfach klappen.
 

midgard

New Member
Ist halt kein Film, der wer weiß wie unterhalten oder aber schocken soll. Ich seh den eher als einen mehr oder weniger realistischen Ausschnitt aus dem alltäglichen Leben einer x-beliebigen Person (in diesem Fall halt nen Wrestler). Kann man da gut mit Barfly vergleichen.
Einen Sinn braucht er somit auch nicht wirklich, hat das Leben selbst ja auch nicht unbedingt :noe:
 
W

Wurzelgnom

Guest
Ich versteh gerade nicht, warum ihr gerade versucht mich von etwas zu überzeugen, das ich ähnlich seh. :omg:

Vlt sollte man einfach Unterscheiden zwischen Film als Kunstwerk und Film als Unterhaltunsmedium (dass häufig beides ineinander übergeht ist klar, aber bei vielen Filmen ist eine Seite klar überwiegend)

Ich persönlich seh eben keinen Sinn darin, einen Film zu gucken, der "das Leben unverfälscht oder ohne grundlose Positivierung abzubilden" versucht. Ich sehe das Leben tagtäglich überall um mich herum. Warum sollte ich dann auf einen Bildschirm gucken und das sehen, was ich auch sehen kann, wenn ich aus dem Fenster schaue?

"Ja, Hoffnung bietet Antriebskraft, aber Filme sind immer noch kein Therapeut... "

Hier hast du mich missverstanden. Ich meinte damit nicht, dass der Film dem Zuschauer mut machen soll, sondern dass der Protagonist selbst innerhab des Films Hoffnung als Antriebskraft braucht, denn sonst würde die Person keine Intention haben, überhaupt was zu machen. Die hoffnung von Randy ist im Film ja auch gegeben.


Nur um das nochmal zu betonen, ich habe nichts gegen Filme dieser Art einzuwenden, davon kann es gern sehr viele geben und ich finde es toll, wenn es Leute gibt, die so etwas gern schauen. Nur gehöre ich eben nicht dazu.


Ich glaube, dass wir uns "einiger" sind als du glaubst, nur aus 2 verschiedenen Perspektiven :smile:

ps: Ich hab noch keinen rocky vollständig gesehn *in deckung geh*
Aber um mal andere Beispiele zu nennen, auch wenn weit entfernt. V wie Vendetta, Braveheart, Sieben, American History X, The Fountain und viele andere Filme haben Enden, die man nicht wirklich als Happy End bezeichnen kann, die mir dennoch extremst gut gefallen. Oder bestes Beispiel: Donnie Darko
Klar sind das nun alles unterschiedliche Genres, aber ich will damit verdeutlichen, dass ich nicht grundsätzlich gegen Enden bin, die nicht dem Happy End Klischee entsprechen, im Gegenteil, finde ich solche Enden absolut großartig.

The Wrestler entspricht einfach nicht meinem filmischen Geschmack und bei allen positiven Dingen des Filmes, überwiegt dann doch letztlich der GEschmack :smile:
 

hexe

omg lazerguns pew pew
Was den Unterhaltungsfaktor angeht, würde ich mich eh nie festlegen wollen. Dazu gibt es einfach viel zu viele Dinge, die mich manchmal schon reinziehen, selbst wenn der Film dann zum Beispiel totaler Schrott ist.

Ich bin als Grafiker z.b. total leicht für starke CGI und FX zu begeistern, kann mir sowas stundenlang ansehen, ohne hinterher sagen zu müssen, dass der Film toll war. Gibt unzählige Beispiele, wo mir jede Form von Spaß abgeht, ich aber trotzdem alle Antennen auf Empfang schalte.

Was Emotionen angeht, ist das schwieriger für mich. Filme die mich packen sind dann meistens auch so gut in dem was sie machen, dass ich da nicht anders reagiere als die breite Masse. Speziellere Themen gehen manchmal einfach an mir vorbei, während Leute, die vlt. einfach einen Draht zu der Sache finden wirklich begeistert rauskommen und zufrieden sind. Mir bleibt manchmal wirklich nur ein Element, mit dem ich was anfangen konnte, der Rest geht dann völlig an meiner Wahrnehmung vorbei.

Vielleicht sind das auch einfach die Vorlieben. Halbwegs brauchbare Horrorfilme unterhalten mich besser als Actionfilme. Ich kann Action, ich mag Action, aber nicht mehr als z.b. andere Genres. Bei Horror ist das was Anderes, da reichen mir schon halbwegs solide Werke.
Man könnte auch meinen, ich sei total auf Sci-Fi getrimmt, aber ich interessiere mich quasi garnicht für Sci-Fi TV Serien wie Stargate und das ganze Zeug. BSG fand ich toll, aber ganz sicher nicht wegen dem Setting, das hatte einfach wahnsinnig viele andere Qualitäten.

Unterm Strich gehts mir dann wie Wurzel. Ich weiß einen tollen Film meistens zu schätzen, aber wenn ich entweder auf das Thema nicht wirklich klarkomme, oder die Substanz der Geschichte nicht mein Fall ist, kann ich mich halt bestenfalls über gute Darsteller und nette Bilder freuen. Was bei Wurzel den Unterschied zwischen Realität und Fiktion ausmacht, ist bei mir das Thema. Passt mir das Thema nicht (visuell reicht schon), geht mir nicht wirklich einer ab.
 
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