Lost ~ Lindelof, Cuse, Abrams

Cimmerier

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Gibt doch auch heute noch genügend Serien, die nicht auf Cliffhanger oder Twists setzen, sondern einfach eine lange Handlung über zahlreiche Episoden entfalten, ihre Charaktere entwickeln und sich Zeit lassen. Der Serien-Output ist einfach nur größer, die Palette ungleich breiter, als noch zu Zeiten, als Lost lief. Ich fand Lost immer etwas überhypt. Sicherlich eine sehr gute Serie. War ja auch eine der großen Serien, die bis an die breite Masse herangetragen wurde. Ein Event, welches von den Leuten inhaliert und bis zum Exzess durchgekaut wurde.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Beckham23 schrieb:
Ich liebe einfach Inselgeschichten.
Ich prinzipiell auch. Hast du noch ein paar andere Tipps?

Metroplex schrieb:
Jedes mal wenn da einer also von einem Vault redet, höre ich in meinem Kopf Michael wie er schreit "WAAAAAAAAAALT!! They took my SON!!"
:biggrin:

Diego de la Vega schrieb:
Nach Staffel 1 wird es also nur noch besser?
Ja, das ist wirklich ne interessante Sicht der Dinge.

Beckham23 schrieb:
nur die Charaktere werden in den Fokus gerückt - was mich null interessiert
Ich weiß ja nicht, wie gut du dich noch erinnern kannst, aber nach meiner löchrigen Erinnerung war das eine von zwei grundsätzlichen Stärken der Serie. Ausgesprochen gute Charaktere. Na sicher waren nicht alle Rückblenden gleich sehenswert und einige der Charaktere bekamen mehr Rückblicke als nötig gewesen wäre, aber gerade bei Figuren wie Sawyer, Locke, Hurley und Jack schufen die konzentrierten Vertiefungen einen echten Mehrwert. Eine Verbindung zu Figuren, wie man sie heut kaum noch erlebt. Die Geheimnisse an sich waren nicht allein für den Hype verantwortlich.

Die andere elementare Stärke der Serie waren ihre Ideen meiner Meinung nach. Aber wohlbemerkt, nur die Ideen an sich. Eine seltsame Luke am Boden, ein Verräter in den eigenen Reihen, gruselige Experimente, unheimliche Fremde, Eisbären, Rauchmonster. Lost bot so viel Großartiges an Ansätzen - meist super inszeniert und musikalisch untermalt (<3 Giacchino), wenn auch mit wie von Becks genannt oft blöden, unsinnigen Längen, weswegen es einen gewaltigen Spaß gemacht hat, darüber zu grübeln. Schade halt, dass die Umsetzungen und Enthüllungen all dieser aufgetischten Geheimnisse meist schwach ausfielen, zum Ende hin sogar katastrophal. Dass die Serie nicht als totales Disaster endete, war den starken Charakteren zu verdanken, die selbst nach jeder Menge inhaltlichen Unfugs ein zumindest emotional passendes Ende fanden.

Ich wünschte ehrlich gesagt, man würde Lost nochmal zurückholen und, so blöd es klingen mag, rückblickend korrigieren.
 

Cimmerier

Administrator
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Ich hatte bei Lost immer das Gefühl, man hätte sich da einfach ein wenig überhoben bzw. die Auflösung nicht gänzlich vor Augen gehabt. Es werden Fragen über Fragen aufgeworfen und nur selten etwas wirklich vollständig beantwortet. Geheimnisse werden langezogen, Häppchen werden vorgeworfen, die kaum befriedigen und am Ende kam häufig nur eine halbherzige Auflösung (hier mag mich meine Erinnerung auch durchaus trügen).

Lost war sicherlich schon beeindruckend und wegweisend, aber irgendwie war es ein reines Tease-Fest und das quasi ab Folge 1.
 

Batou9

Well-Known Member
Men of Science vs. Men of Faith

Lost spielte von Anfang an auf zwei Ebenen. Die eigentliche Ebene, um die es die ganze Zeit ging war die psychologische Ebene. Im Grunde erzählt Lost die Geschichte von kaputten Psychen, die sich in den schlimmsten Stunden ihres Lebens darüber bewusst werden (deshalb "Eyeland"), dass sie selbst es sind, die der Welt durch ihr Bewusstsein das Licht schenken. Die Erforschung der Insel ist auf dieser Ebene die Erforschung des eigenen Geistes. Und weil man dies ohne Kompromisse durchgezogen hat, wirkte die Serie auch immer weniger für all diejenigen, die sich an einer wissenschaftlichen Auflösung der Mysterien festhielten.

Es gab ja auch damals Diskussionen mit Autoren der Serie, die von der Wiedergeburt und dem Tod als Illusion sprachen, die/den die Serie darzustellen versuchte. Es gibt in der Serie eine Vielzahl an religiösen und spirituellen Symboliken, ebenso wie Einflüsse des ägptischen und asiatischen Glaubens an eine Welt der Gegensätze (Black & White). Charlie wird ja sogar in bewegten Bildern wiedergeboren, als er aus der verschötteten Höhle im Dschungel aus dem Boden die Hand nach oben streckte. Danach war er sich über sein Leben und seinen Einfluss auf dieses mehr bewusst denn je.

Nein, Lost ist kein Dauer-Teaser, sondern ein schwer zugängliches Meisterwerk des Fernsehens. Die Insel spiegelt dabei nur das Bewusstsein der Losties und all derjenigen, die ihren Absturz im Leben hatten, wieder. Gibt auch sehr viele Podcasts, die das philosophisch vertiefen. Wer glaubte, die Insel sei ein in der Außenwelt existierender, materieller Ort, der grübelt auch noch heute darüber nach, weshalb dort (in unserem Bewusstsein) Tote wiederauferstehen und das Gute (Jacob) wie das Böse (MIB) Besitz von unserem Bewusstsein (bzw. Seele) ergreifen.

Ich hoffe nur, dass es niemals eine Fortsetzung ohne Beteiligung der Schöpfer dieser Serie gibt. Das kann nicht gut enden. Dass es in den nächsten Jahren weitergehen wird, wurde ja immer wieder angedeutet, wenn auch nur in dem Sinne, dass man eine solche Kuh nicht schlachten könne. Würde mich über Geschichten von Hurley und Desmond freuen. Oder halt über die Rückkehr der Toten in ihrem Bewusstsein, so wie das bei Christian in Jacks Bewusstsein immer wieder Fall war. Da könnte es bei den richtigen Autoren und einer Beteiligung der Schöpfer echt noch was geben, was so gar niemand auf dem Plan hat. Man müsste sich nur beeilen, denn die Darsteller werden ja auch nicht jünger. Wobei ich den Nährwert in Bezug auf die psychologische Ebene der Serie stark bezweifle. Es ist ja eigentlich schon alles erzählt, um sich mit dem Thema ausführlich auseinander zu setzen.

http://www.digitalspy.com/tv/lost/feature/a821184/lost-season-7-revival-rumours/
 

Noermel

Well-Known Member
oldjoe schrieb:
Vom heutigen Standpunkt aus gesehen, wo man sich mittlerweile an die Serienflut, Cliffhanger, irre Wendungen, usw. gewöhnt hat, ist es klar, dass man die 1. Staffel von Lost langweilig findet.

No more questions u honor

Punkt aus Ende.

Lost war damals das Serien Non plus Ultra nichts ( ok 24 war eben würdig aber halt gänzlich dennoch anders ) konnte dem das Wasser reichen.

Its gona leave u begging for more


Oh yes !!!!


Und dann das Finale von S1 und der Anfang von S2 sowas gab es für mich als Serien Junkie dennoch so nie mehr wieder die Musik alles mit den Zahlen.......

Brother

Das waren die Zeiten wo ein Lost Finale ( zusammen mit 24 :squint: :biggrin: ) so war wie Geburtstag Weihnachten und Silvester zusammen das größte und beste (TV) Event das Jahres ! Selbst die neue Staffel GoT jetzt das Finale dort erreicht für mich nicht mehr so ein Level an Erwartung und Vorfreude. Weil man halt auch einfach übersätigt ist mit anderen Serien Cliffh.........

Von der Einführung des Flash Forwards in die Serienwelt will ich gar nicht erst anfangen.
 

Noermel

Well-Known Member
Clive77 schrieb:
Oh ja, Make Your Own Kind of Music und auch Downtown sind unvergessen und bei mir direkt mit Lost verbunden. Großartig! :top:


Lost muss man damals gesehen haben damit es wirklich wirkt wie es soll.
Weil es zu der Zeit einfach einzigartig und einmalig war.

Allen Bud Spencer und Terence Hill Filmem kann eben auch nur ( bis auf wohl wenige Ausnahmen ) jemand was abgewinnen der damit auch aufgewachsen ist.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
@Batou: Ich fand Lost zwar auch gut, zumindest die ersten drei Staffeln, aber deine Interpretation ist doch an den Haaren herbeigezogen. So kann man natürlich die derbsten Logiklöcher und Widersprüche schönreden. Die Macher haben doch nie weit vorausgeplant, sondern einfach möglichst viele mysteriöse Cliffhanger eingebaut, damit das Publikum dranbleibt. So wie bei einer Seifenoper. Am Ende von Staffel 1 wussten die Macher selbst noch nicht, was unter der Luke sein würde. Wobei die meisten Ideen auch noch zusammengeklaut waren.
Die Serie ist einfach total undurchdacht und voller Unsinnigkeiten, wenn man sich mit der Auflösung im Kopf die älteren Folgen ansieht.
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Leuten, die Lost teilweise kritisch gegenüberstehen das Verständnis abzusprechen oder es zumindest in Frage zu stellen, war ja schon seit jeher beliebt, wenn es um die Serie ging.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich mochte Lost sehr. Aber natürlich war es vor allem gegen Ende ein Sammelsurium an verrückten Ideen, bei denen die Auflösung zweitrangig war. Wie ein Brainstorming im Writers Room, bei dem einfach jede Idee sofort genommen wurde.
Diese Vielfalt an Ideen, auch wenn es oft einfach keine geradlinige oder überhaupt keine Aufösung gab, erzeugte schon einen enormen Unterhaltungswert.
Das alles wäre aber wie so viele andere Serien, in Vergessenheit geraten oder hätte zumindest nicht diesen Stellenwert ohne die liebenswerten und erinnerungswürdigen Charaktere.
Ich sehe das nämlich ganz anders als Beckham. Für mich waren vor allem die Charaktere das wichtigste an der ganzen Serie.
Ich wollte sehen wie es Jack ergeht. Ich wollte wissen wie und ob Hurley das alles überlebt. Ob Sawyer wirklich der harte Kerl ist oder warum Ben nach einiger Zeit doch nicht mehr so hassenswert war wie zu Begin.
Es gibt Serien, die fand ich gut, die Namen der Figuren würde ich aber wohl nicht mehr alle hinbekommen. Vielleicht ein oder zwei. Das ich bei Lost noch so ziemlich jede Hauptrolle bennen kann, sagt schon einiges über die Serie aus. Und nicht nur mir geht es so.
Was interessieren da Rauchmonster und schlecht animierte Eisbären?
 

Batou9

Well-Known Member
@TylerDurden: Es ging mir um die psychische Ebene, die bei dieser Serie so stark wie keine Serie (Ausnahme Twin Peaks Staffel 1 und 2) durchdacht wurde. Die Serie zeigt von Anfang bis zum Ende das Johannesevangelium und nimmt in der Symbolik starken Bezug auf die ihm nahestehenden Religionen. Es war von Anfang an klar, dass es um die Wiedergeburt der Hauptcharaktere ging. Wir wurden überschüttet mir Symbolen der Angst, dem Zweifel am eigenen Platz in dieser Welt und dem Verlust des Glaubens. Es gibt keinen Lostie, der nicht kraft dieser Konflikte auf die Insel kam, keinen einzigen. Das ganze wird halt erst durch die vielen Flashbacks deutlich. Die Insel stellt unser Inneres dar, den Ort von dem aus alles was wir als Außenwelt wahrnehmen, erschaffen wird. "Du tust dir dies alles selbst an!" hieß es an einem bedeutenden Wendepunkt der Serie.

Ich schrieb vor einiger Zeit beim Zahlensender:

"Die Serie wird noch viele Generationen mitreißen, auch wenn sie dann nicht mehr dem breiten Publikum bekannt sein wird. Lost ist etwas ganz spezielles für mich und ich schaue diese Serie nach einigen Jahren das erste mal mit meiner Frau zusammen.

Vielleicht habt ihr ja im Anschluss Lust etwas auf die philosophischen Hintergründe der Serie einzugehen. Es gab ja Stimmen aus dem damaligen Autorenteam der Serie, die angedeutet haben, dass die Insel lediglich für unseren Geist steht. Die Passagiere waren nicht “Lost”, als sie abstürzten, sondern sie waren vorher verloren und haben auf der Insel wieder zu sich zurück gefunden. Die Ganze Serie dreht sich um den Kampf des Mentals bzw. der Logik (nicht loslassen wollen) gegen den Glauben (religionsfrei) und das intuitive Handeln (loslassen, Freiheit). Wenn ich mich recht erinnere, dann steht die äußere Welt (LA, Sydney) für den in Gedankenwelten und auf Gedanken basierende Ängste, wohingegen der Absturz auf die Insel den Moment im Leben der Passagiere (Kandidaten) darstellt, der sie von all dem krebsartigen Gedankenfesseln befreit. Sie erkennen mehr und mehr, dass in Ihnen ein Licht aufwartet, dass darüber bestimmt wie ihr Leben verlaufen wird. Die Mystik auf der Insel ist dabei der Schlüssel zur geistlichen Wiedergeburt. Es ist der Scheideweg, der ihnen entweder deutlich macht, dass nichts so ist wie man gedanklich annimmt (höheres Schicksal), oder sie so sehr fesselt, dass sie innerlich aufgefressen werden und sich wieder in mentalen Zielsetzungen und Lebensplanungen verlieren (Wissenschaft vs. Glaube).

Jacob und MIB sind dabei nur zwei Spannungspole in unser aller Leben. Wir alle sind Kandidaten auf der Insel und stürzen früher oder später auf ihr ab um uns und die wahren Beziehungen zu den Menschen in unserem Leben zu erkennen.

Michael Emerson hat 2011 in einem Vortrag sehr ähnliche Hintergrundinformationen über die Serie preis gegeben. Die Macher bewegen sich die ganze Serie über eigentlich auf einer anderen Ebene, als es der Zuschauer aufgrund des nur langsam kommenden Überblicks glaubt. Deshalb ist die Enttäuschung über das Ende auch so groß."
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Ist das so ein "Sie hätten hier draußen sterben können." - "Ich wusste, dass Gott mich retten würde." - "Aber er hat sie nicht gerettet." - "Er hat sie geschickt." Sache?
 

Cartman

Well-Known Member
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Anfangsidee gewesen ist:


Alle Personen sind beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und befinden sich nun in einer Art Vorhölle. Da alle Lostis in der Vergangenheit mehr oder weniger schwere Schuld auf sich genommen haben, müssen sie nun auf der Insel ihre Schuld tilgen. Wer auf der Insel stirbt, hat seine Schuld beglichen und darf weiterziehen. So macht auch das Ende in der Kirche Sinn, wo alle Lostis erlöst sind und weiter ziehen dürfen. Und man hat immer wieder gelesen, dass dieses Ende schon von Anfang an fest stand. Das ganze ist also eine Art Six Sense mit mehreren Personen. Aus irgend einem Grund ist man im Laufe der Serie davon abgewichen und man sich diesen Jacob Schwachsinn ausgedacht.
 

Envincar

der mecKercheF
Cartman schrieb:
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Anfangsidee gewesen ist:


Alle Personen sind beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und befinden sich nun in einer Art Vorhölle. Da alle Lostis in der Vergangenheit mehr oder weniger schwere Schuld auf sich genommen haben, müssen sie nun auf der Insel ihre Schuld tilgen. Wer auf der Insel stirbt, hat seine Schuld beglichen und darf weiterziehen. So macht auch das Ende in der Kirche Sinn, wo alle Lostis erlöst sind und weiter ziehen dürfen. Und man hat immer wieder gelesen, dass dieses Ende schon von Anfang an fest stand. Das ganze ist also eine Art Six Sense mit mehreren Personen. Aus irgend einem Grund ist man im Laufe der Serie davon abgewichen und man sich diesen Jacob Schwachsinn ausgedacht.

erinnere mich momentan nicht mehr genau daran aber inwiefern macht Jacob deine Theorie zunichte? :check:

Marcus Vinicius schrieb:
"Lost" war bevor ich anfing mich für Serien zu interessieren. Soll ich die noch nachholen, bzw. taugt die nach heutigen Maßstäben noch was?

hängt etwas davon ab was für Serien du gern guckst. Lost ist definitiv qualitativ hochwertig und spannend. Die Serie hat Action, dezenten Humor und tolle Charaktäre. Lost ist allerdings auch ein Langzeitprojekt wenn man nicht der extreme Binge-Watcher ist. Lost mal so nebenher gucken finde ich schwer. Meine Freundin hat Lost damals im TV etwas geguckt und dass halt eher so nebenbei laufend....und meinte, dass da doch nix passieren würde. Jetzt guckt sie es nochmal mit mir und aufmerksamer und musste feststellen, dass sie sich gewaltig geirrt hat. In Lost passiert eine Menge und die Serie lässt sich halt viel Zeit Dinge zu offenbaren und manchmal wird etwas auch mal nicht aufgelöst.
 
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