Im Vorfeld habe ich schon einiges über diesen Film gehört. Das letzte mal sah ich Clint Eastwood im Film Million Dollar BabyÂ, wo er mir sehr gut gefiel. Trotz allem habe ich mich mehr oder weniger vor dem Film herumgedrückt, zu unrecht, wie ich heute erfahren durfte!
Clint Eastwood als rassistischer, verbitterter Renter, der am Leben nichts positives mehr sehen kann. Einen verbissener Blick, Skepsis, Respektlosigkeit und Vorurteile bringt er seinen Mitmenschen entgegen. Die Ereignisse des Krieges schlummern noch immer in seinen Träumen und das einzige, was er über seine ausländliche Nachbarschaft weiß, sind die Märchen und Geschichten, die man überall hört. Doch so schlecht er gerne tut, Walt Kowalski hat einen guten Kern und so öffnet er sich der mehr und mehr der anderen Kultur und entwickelt Sympathie und Freundschaft für seine Nachbarn.
Eine Charakterwandlung, die man Clint Eastwood abnimmt. Er versteht sein Mimenspiel wirklich gut, braucht er doch im ganzen Film nur sehr wenige, aber das ist kein Kritikpunkt. Im Gegenteil, erst so zeigt sich die Glaubwürdigkeit seines Charakters. Der böse, harsche Blick bleibt auch am Ende, auch, wenn ab und an ein herzliches Lächeln seine Mundwinkel umspielt. Er ist ein alter Mann, seine ureigenen Gewohnheiten ändert er nicht.
Clint Eastwood versteht es, Geschichten zu erzählen. Ruhig und besinnlich vergehen die Minuten und man hat das Gefühl, Teil einer Straße zu werden, als Nachbar dem Geschehen zu folgen und zu sehen, wie Walt den jungen Thao heranzieht. Eine Freundschaft entwickelt sich, ein Mentor findet seinen Schüler, ein alter Kriegsveteran findet wieder einen Sinn in seinem Leben. Aus dem verbitterten alten Mann entwickelt sich ein herzlicher (wenn auch äußerlich noch immer grimmiger) Vater.
Und dann kommen die gewaltvollen Szenen: Man ist härteres gewohnt, man ist blutigeres gewohnt und aber genau das ist etwas, was sich gut in den Film einfügt. Was erschüttert ist nicht das körperliche Leid, nicht die Verletzungen, die Prellungen oder Schusswunden, was erschüttert ist das Leid der Seele, das Mitgefühl der Leidenden. Wenn Clint sein Glas Reisschnaps fallen lässt vor Schreck, als seine Nachbarin und Freundin Sue zusammengeschlagen nach Hause trottet, sagt dies viel mehr aus, berührt es einen wesentlich mehr als ein riesiges Massaker.
Gran Torino ist kein Film über Rassismus oder Gewalt. Es geht nicht um Vorurteile oder Banden. Es geht um Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch auf Respekt und Sympathie basiert, die vielleicht genau deshalb so gut harmoniert, weil sie so einen krassen Gegensatz vereint.
Bee Vang macht seine Sache gut, auch, wenn man schwer gegen Clint Eastwood anspielen kann. Ich habe nur die deutsche Synchronisation gehört und muss sagen, dass sie mir stellenweise nicht sehr gefiel. Das ganze soll der Geschichte keinen Abbruch geben, denn sie ist gut. Wahrscheinlich werde ich ihn mir aber noch einmal in der Originalfassung anschauen, ich denke, so könnte er noch einen halben Punkt herausholen.
Wertung: 8,5/10 Punkten