Fight Club ~ Fincher

C

China Whyte

Guest
Einer der wichtigsten Filme (meiner Meinung nach) und warscheinlich der grösste Systemfick in Form eines Films.
 

Mr.Anderson

Kleriker
Das hat sich als Ente herausgestellt. Die Fettmörderbande wurde vom Chef der Kriminalpolizei erfunden. Man vermutet, das Polizeibeamte aus seiner Abteilung in mehr als 40 Fällen Selbstjustiz an vermutlichen Kriminellen ausgeübt hat. Die Geschichte mit der Fettmörderbande sollte davon ablenken. Hat wohl nichts gebracht. :ugly:
 

Mr.Anderson

Kleriker
Gna! :ugly:


Da es sich hier wohl um eine selbstjustizübende Polizeitruppe handelt, gehört die Meldung wohl eher in einen Thread zu Callahan - Magnum Force (Dirty Harry 2)
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Den muss ich längst mal wieder sehen.

Hat der unter der heutigen Generation von ~20jährigen eigentlich ähnlichen Status wie bei uns damals?
 

Dr.Faustus

Well-Known Member
Jay schrieb:
Hat der unter der heutigen Generation von ~20jährigen eigentlich ähnlichen Status wie bei uns damals?
Also bei mir (24) und meinem Freundeskreis ist der auf jeden Fall Kult. Der war so ein Mindfuck als ich den das erste mal geguckt habe. Wie das bei den ~20 jährigen aussieht weiß ich aber nicht bzw hab nichts mitbekommen.
 

serd

Well-Known Member
Mit rund 25 bin ich zwar etwas älter, habe den Film aber irgendwann in den letzten 5 Jahren das erste Mal gesehen. Vor kurzem auch wieder einmal.

Beim ersten Mal war ich -
obwohl ich den Tweist schon kannte
- hin und weg. Sehr gute Regie, tolle Musik und doch auch interessante Philisophieansätze.

Jetzt beim letzten Mal schauen, es müsste das dritte Mal gewesen sein, stimmte für mich dann aber plötzlich irgednwie nicht mehr alles.

Die Regie von Fincher ist weiterhin unbestreitbar von unglaublicher Qualität, die Musik und die Atmosphäre stimmt auch astrein. Aber das Drehbuch oder zumindest die Figur Tyler Durden bröckelt mehr oder weniger.

Zumindest in meinen Augen wirkt die ganze von ihm losgelassene Kritik und Philosophie oberflächlich, an den Haaren herbeigezogen, möchtegern intelektuell und "edgie" und wiederspricht sich. Es hilft auch nicht, dass die Figur äußerlich ein wandelndes Klischee aus allem ist, was in den späten Neunzigern als cool galt.
Die Oberflächlichkeit ist es auch, die mich fragen lässt, ob die ganze Figur und ihre Philosophie nicht auch stark als Kritik an solchen Menschen gedacht war. Die sich selbst individuell und wichtig fühlen, es aber in Wahrheit meistens nicht sind.

Glaube es hat dem Film zumindest mit Blick auf die junge Generation nicht gut getan, dass das ganze so oft parodiert oder als Hommage aufgegriefen wurde. Ich würde fast schätzen, dass mehr junge Zuschauer die Rede über die Regeln eher als lächerliches Element aus Comedysendungen kennen als aus dem Film.
 

McKenzie

Unchained
serd schrieb:
Jetzt beim letzten Mal schauen, es müsste das dritte Mal gewesen sein, stimmte für mich dann aber plötzlich irgednwie nicht mehr alles.

Die Regie von Fincher ist weiterhin unbestreitbar von unglaublicher Qualität, die Musik und die Atmosphäre stimmt auch astrein. Aber das Drehbuch oder zumindest die Figur Tyler Durden bröckelt mehr oder weniger.

Zumindest in meinen Augen wirkt die ganze von ihm losgelassene Kritik und Philosophie oberflächlich, an den Haaren herbeigezogen, möchtegern intelektuell und "edgie" und wiederspricht sich.
Das sage ich schon seit Jahren über Fight Club, aber niemand will mir glauben (wobei McFlamel mir nach einer langen Diskussion so halb zustimmte :whistling: ) Der Film ist auf jeden Fall gut gemacht, fühlt sich für mich aber mit seinen ganzen Botschaften teils prätentiös an, und der Twist funktioniert für mich nicht wirklich und ist in meinen Augen sogar überflüssig.
 

Joel.Barish

dank AF
Interessant. Ich hatte im Frühjahr 2015 eine recht ähnliche Erfahrung gemacht. Fight Club war ein absoluter Lieblingsfilm in meiner Jugend, aber zuletzt hatte ich ihn bestimmt zehn Jahre nicht mehr gesehen. Wie sich die Welt bzw. das eigene Empfinden doch ändern kann. Mir ging es ähnlich wie serd; technisch ist der Film herausragend inszeniert, aber Fincher stolpert beim Drehbuch bzw. beim Umgang mit seinen Themen. Das Problem ist Tyler Durden. Am Ende soll klar sein, dass Tyler Durden nicht der Messias ist, dass er nicht die Wahrheit in einer kaputten Welt sieht, dass er nicht die Lösung eines Problems ist. Das ist im Film durchaus erkennbar, daher ist sein Geschwafel genau das - Geschwafel und "pseudo" und gewollt "edgy". Allerdings versucht sich Fincher an einem Weg ähnlich wie "Wolf of Wall Street", nur nicht so klug ausgewogen. Er will den Reiz und die Anziehung Tyler Durdens nachvollziehbar machen, will uns um den Finger wickeln und wickelt sich selbst um den Finger. Als kämpfe Fincher gegen einen eigenen inneren Tyler Durden, der ihm alle paar Minuten ungefragt aufs Fressbrett gibt und mit der ganzen inszenatorischen Gewalt des Regisseurs ein goldenes Kalb aus Titan (mit goldener Farbe - Metaphern sind kompliziert :ugly: ) anfertigt, welches sich nicht mal eben so wieder einreißen lässt. Fincher verliert sich selbst in der Zelebrierung dieser Figur, die er am Ende wieder einreißen will. Das wirkt schwammig.

Der Twist hingegen ist notwendig, aber die visuelle Umsetzung, wenn man es weiß, funktioniert nicht. Das Finale in der Tiefgarage und im Treppenhaus wirkt auf jeden Fall eher albern statt spannend.

Edit: In gewisser Weise unterläuft Fincher hier ein ähnlicher Fehler wie Oliver Stone mit Natural Born Killers. Der Film zelebriert das, was er eigentlich kritisieren will und sollte.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Aber ich denke schon, dass der Film ziemlich erkennbar Tyler Durden und seine Weltsicht kritisiert. Angeblich ist er so ein Anarchist, und was macht er als Erstes? Genau, eigene Regeln aufstellen :squint:
Und die Hauptfigur, der Erzähler, erkennt dann ja auch, dass es falsch ist, und kämpf dagegen an.
Von daher ist es definitiv keine Verherrlichung von Soziopathen.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich hatte ja gesagt, dass das Ziel der Kritik am Ende durchaus erkennbar ist, aber ich finde, der Weg dorthin funktioniert nicht so gut. (Vielleicht ist das hier der Moment, wenn man betont, dass dies noch immer Kritik auf hohem Niveau ist.) Fincher steigert nicht nur die Anziehungskraft von Tyler Durden (dein Nick ist hier gerade irgendwie komisch :ugly: ) sondern auch die implizierte Wahrheit seiner Aussagen. Es ist zwar Gewäsch, aber Fincher ist ein visuell so ausdrucksstarker Regisseur, dass er dieses Gewäsch zu gut, zu verlockend und zu "wahr" aussehen lässt. Und der Wandel kommt zu spät für eine Satire. Oder er hätte gar nicht kommen dürfen, um dann mit einem Bild wie in "Wolf of Wall Street" zu enden, was den Sachverhalt klar macht. Ist aber nicht der Fall, also steht Fight Club ein bisschen mehr zwischen den Stühlen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Tyler Durden schrieb:
Aber ich denke schon, dass der Film ziemlich erkennbar Tyler Durden und seine Weltsicht kritisiert. Angeblich ist er so ein Anarchist, und was macht er als Erstes? Genau, eigene Regeln aufstellen :squint:
Ein Punkt und absolut richtig. Deswegen haben mich seine Widersprüche auch nie gestört. Sie gehören dazu. Genauso wie seine unheimliche Anziehungskraft trotz der widersprüchlichen Oberflächlichkeit. Den spielt nicht umsonst Brad Pitt.
Norton
verarscht sich ja permanent selbst. Erfindet pseudo-intellektuelle Antworten für seinen Hass gegen die oberflächliche Gesellschaft. Die machen nur für ihn Sinn, da Tyler natürlich nicht wirklich schlauer ist als er.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich glaube ja bis heut, dass viele ein sehr beschnittenes, beschönigtes Bild der Figur Tyler Durden in Erinnerung halten. Sie sehen ihn als den selbstbewussten, coolen, toughen Typen, der den Durchblick hat und manchmal dreist lustig ist.

Dass er andere grundlos halbtot schlägt, seine Anhänger wie Dreck behandelt, nichts Konstruktives zur Gesellschaft beisteuert außer zu trollen und andere zu verletzen, dass er über keinerlei Empathie verfügt und kein Interesse an wahren Freundschaften, an Liebe oder Familie hegt, wird ignoriert.

Er ist manifestierter Zorn und Trotz in charismatischer Person. Letzten Endes ist sein gut gemeinter Aufwecker sinnlos, da das Leben der Projekt Chaos Anhänger nicht glückseliger oder erfüllter ist, als sie es in ihren Ikea eingerichteten Wohnungen zuvor hatten. Sie sind bloß tumbe Folger geworden, die alles für ihren Meister tun würden, obwohl er ihnen gar nichts gibt außer den Schein eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Es mag vieles dran sein, an dem was er sieht und analysiert, aber keiner der Aufgeklärten kommt durch ihn auf die Spur, sein Leben selbst in den Griff zu kriegen und so zu ändern, wie er es eigentlich gern hätte.

Meiner Meinung nach muss man das Ende nicht ignorieren, weil es den Spaß am vorherigen trübt, weil es langweilige Vernunft ist. Vieles an der Person Tyler ist gut und vorbildlich und interessant und amüsant. Nur nicht alles, und ich denke, dass der Film weder das eine noch das andere als richtig oder falsch vorgeben will. Er schlägt vor, dass man sich selbst individuell überlegen sollte, was man will, was man braucht. Deswegen auch das Erschießen des neuen Lehrers, weil dessen Lehre eigentlich ist, sich eigenverantwortlich selbst lehren zu können. Und das ist doch im Grunde erfüllender als die faulere Ansicht, Durden als großer-Bruder Vorbild haben zu können. Denn dann kann man all die negativen Seiten weglassen, die mit Lehrer Durden einhergehen.
 
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