Erstmal vorab. Ich werde nicht behaupten zu verstehen wie es in diesen Ländern ist. Ich war nie dort und habe dementsprechend nicht so lange dort gelebt wie du oder wie andere. Ich hoffe das sich irgendwann eine Besserung der Verhältnisse einstellt, denn ich kenne recht viele Russen und Ukrainer und ich wünsche ihnen allen nur das Beste.
Aber ich bezweifle, dass ein Krieg oder auch ein kalter Krieg die Lösung ist. Veränderung muss von innen kommen, denn wenn sie von außen aufgezwungen wird, spielt öfters der Nationalstolz und die Sturrheit mit rein und das kann schlimme Folgen haben. Dementsprechend halte ich einen westlichen Einfluss in Russland und China zwar für gut aber Sanktionen und eine Verhärtung der Fronten wirkt eher kontraproduktiv. Das schlachtet die Propaganda eines jeden Landes für sich aus und verkompliziert meist nur das Erreichen des eigentlichen Ziels. Und gerade in der Ukraine waren seit der Krim und dem Ostukrainekonflikt alle Seiten involviert. Mit einer eigenen Revolution aus dem Innland heraus, hat das Ganze nicht mehr viel zu tun.
Tyler Durden schrieb:
Traust du der ukrainischen Bevölkerung oder den russischen Rebellen keinen eigenen Willen zu? Alles vom Westen in die Wege geleitet? Sie waren so glücklich so ganz ohne Rechte, und dann kommt der böse Westen und leitet eine Revolution ein.
Nichts davon habe ich behauptet. Es ist nur historisch belegt, dass sobald die NATO den Griff in Richtung Schwarzes Meer macht, Russland sich das nicht gefallen lässt. Das war mit Georgien so und das war auch in der Ukraine abzusehen, als sie Russland den Pachtvertrag für die Krim aufgekündigt haben. Das ist, als ob du einem Hund einen Knochen gibst ihm diesen tagelang überlässt und ihn dann plötzlich wegnimmst, da darfst du dich nicht wundern, wenn der Hund plötzlich zubeißt. Ukraine und EU hätte funktionieren können (Russland kümmert sich nur indirekt um die EU was das angeht) aber Ukraine und NATO war schon damals aussichtslos. Allein schon wegen der Krim und der Anbindung an das schwarze Meer. Hier hätte man vorab besser vermitteln können. Es wundert mich nicht das es so eskaliert ist. Alles was ich in dieser Hinsicht sagen möchte ist, dass man es vielleicht ein wenig mit Absicht hat geschehen lassen. Entweder das oder beide Seiten waren in der Tat inkompetent oder einfach zu tollkühn und das glaube ich nicht. Ich denke eher das die Ukrainer zum ungewollten Spielball zweier Supermächte wurde und das zu sagen ist in keinster Weise abwertend gemeint. Das ist schon vielen Ländern passiert und wird erneut passieren. Leider.
Tyler Durden schrieb:
Ich wünsche den Ukrainern und den Russen, dass sie ähnliche Lebensstandards erreichen wie Deutschland. Damit sie keine Angst mehr vor der Polizei haben müssen, ihre Meinung frei äußern dürfen ohne in ein Arbeitslager gesteckt oder erschossen zu werden.
Diesem Wunsch möchte ich mich anschließen, wenn du es erlaubst. Ich wünsche das allen Menschen.
Tyler Durden schrieb:
Ist der "westliche Einfluss" wirklich so schlimm? Nichts für ungut, aber ich glaube, dass viele Deutsche zu verwöhnt sind und sich komische Vorstellungen von ihrer "Unterdrückung" im Vergleich zur wahren UNterdrückung in einem wahren totalitären System haben.
Der westliche Einfluss ist nicht schlimm aber wir haben unseren Reichtum und unsere Stellung in der Welt auf dem Rücken armer Teufel aufgebaut. Wir exportieren Waffen, beuten Ressourcen weltweit aus und schauen weg, wenn Handelspartner oder einfach unbequeme Menschen schreckliche Dinge tun. Zudem erhebt sich gerade Amerika auf ein moralisches Podest, wo es ebenso wenig hingehört wie Russland, Indien oder China. Sie haben gefoltert, sie haben Guantanamo Bay und der Drohnenkrieg ist eine Schande. Trotzdem kommt der Westen damit durch. Wir hier in Deutschland meckern über die Türken, weil sie den Völkermord an den Armeniern nicht zugeben wollen, machen aber das Gleiche mit dem Völkermord an den Namibier zur Kolonialzeit.
Klar, leben wir im Westen gut. RICHTIG GUT und ich verstehe jeden der hier her will aber das bedeutet nicht, dass wir uns alles erlauben dürfen und gleichzeitig tadelnd den Finger hochhalten dürfen. Natürlich muss man auf Missstände hinweisen und versuchen sie zu beseitigen aber was in der deutschen und westlichen Politik betrieben wird, ist stellenweise einfach Heuchelei und zuerst sollte man im eigenen Stall ausmisten, bevor man über den Nachbarn meckert. Dann funktioniert das auch besser mit der Glaubwürdigkeit. Aber vielleicht bin ich da zu idealistisch oder zu naiv.
Tyler Durden schrieb:
Sind das genug Argumente, weshalb ich die böse westliche Demokratie besser (oder weniger schlimm) finde? Hier hat man wenigstens Chancen und muss keine Todesangst haben, sich zu äußern. Schwierige Lebensumstände machen aus Menschen wilde Tiere, die aus Verzweiflung und Frust extrem grausam zueinander sind. Das ständige Gejammer vieler Leute hier in Deutschland erinnert mich an das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse.
Den Vergleich finde ich sehr passend. Dagegen möchte ich nichts sagen.
EDIT:
@Jay
Ich wage zu behaupten, dass es eine solche Erklärung aus dem Hause der CDU bereits gegeben hat. Aber nagel mich nicht drauf fest, ich bin mir nicht sicher.