Filme, die zu gekünstelt wirken

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Welche Filme wirken - eurer Meinung nach - zu gekünstelt?

Habe zumindest vernommen, dass Rahl Filme wie "Jesse James", "No Country for old Men" und "There will be blood" schlecht findet, weil sie (so wie ich das verstanden habe) seiner Meinung nach zu sehr künstlerisch wirken wollen ohne es wirklich zu sein.

Die besagten drei Filme finde ich toll und keinesfalls gekünstelt, aber was ich nicht so künstlerisch finde, wie es sein will, wäre:

- The Birth mit Nicole Kidman
- Die Träumer

Ich sehe den Joel.Barish schon mit einer Axt ausholen, aber das waren für mich beides Filme, die zu sehr auf ihre künstlerische Note achten und deshalb nicht echt wirken, sondern so, als würde jemand sagen: "Wir drehen jetzt einen Film und der soll bitte hohe Kunste sein". Wie auch bei Büchern finde ich, dass die besten Sachen dann rauskommen, wenn man eben NICHT versucht, auf Teufel komm raus einen Kunstfilm zu machen.

Was fallen euch für Filme ein, die ebenfalls zu gekünstelt wirken?
 
W

Wurzelgnom

Guest
Ich glaub du hast Rahl falsch verstanden.

Das Problen an den genannten Filmen ist nicht, dass sie zu gekünstelt sind, sondern dass die wichtigen Dinge fehlen.

Das wichtigste an einem Film ist der Inhalt und nicht das Äußere. Story, Charaktere, Spass, Tiefgang... solche Dinge sind wichtig, damit man mit einem Film mitgehen kann, mitgerissen wird.

Wenn ein Film aber inhaltlich in keinster Weise ansprechend ist, dann spielt es keine Rolle ob der Film mit einer Handy Kamera aufgenommen worden ist, oder aber mit dutzenden umwerfenden Kamerafahrten und Schnitten prahlen kann.



Aber mal back to topic:
Was ist für dich gekünstelt?
So ziemlich jeder sogenannte Kultfilm ist gekünstelt. Nimm alle Rod und Tarantino Filme, die grundsätzlich versuchen Kunst zu sein. Manchmal klappt es besser, meist schlechter.
Oder meinst du mit deiner Frage, welche Filme unreal sind, quasi zu sehr an GZSZ erinnern?
Dann könnte man sagen, diese ganzen Superhero Movie Filme sind gekünstelt...
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Original von Wurzelgnom
Aber mal back to topic:
Was ist für dich gekünstelt?
So ziemlich jeder sogenannte Kultfilm ist gekünstelt. Nimm alle Rod und Tarantino Filme, die grundsätzlich versuchen Kunst zu sein. Manchmal klappt es besser, meist schlechter.
Oder meinst du mit deiner Frage, welche Filme unreal sind, quasi zu sehr an GZSZ erinnern?
Dann könnte man sagen, diese ganzen Superhero Movie Filme sind gekünstelt...
Da zitiere ich mich gerne selbst:
Filme, die zu sehr auf ihre künstlerische Note achten und deshalb nicht echt wirken, sondern so, als würde jemand sagen: "Wir drehen jetzt einen Film und der soll bitte hohe Kunste sein". Wie auch bei Büchern finde ich, dass die besten Sachen dann rauskommen, wenn man eben NICHT versucht, auf Teufel komm raus einen Kunstfilm zu machen.
 

Deathrider

The Dude
Ich finde das ganze zwar interessant, allerdings auch ein wenig schwammig. Generell mag ich Filme die "schön" und "künstlerisch"aussehen. Sowas muss man ja auch erstmal inszenieren können und wenn man es kann, muss man auch den Mut haben, sich zu weigern ein Mainstream-Tempo anzuschlagen. Jesse James und No Country For Old Men konnten mich zudem auch storytechnisch überzeugen und durchaus fesseln (TWBB habe ich immer noch nicht gesehen). Das waren eben Filme, die den Schauspielern und ihren Leistungen insofern gerecht wurden, dass sie sich für sie Zeit gelassen hat.

Gibt aber auch Filme, die künstlerisch zu wirken versuchen, dabei ein zu langsames Tempo anschlagen, zu kurz sind oder/und obendrein auch noch keine interessante Story zu erzählen wissen. Dann wurde es offensichtlich inszenatorisch verkackt. Und DANN haben wir einen langweiligen Möchtegern-Kunstfilm. Dabei ist das aber auch wieder Auslegungssache/Geschmacksache was man für interessant hält. Ich kann zum Beispiel nichts mit Filmen anfangen, die den Alltag behandeln. Das ist mir zu banal. Aber trotzdem gibt es tausende Filme von der Sorte (zu 90% TV-Produktionen).

Die von Tyler genannten Filme habe ich nicht gesehen... Kann dazu also nix sagen.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Bei "The Birth" fand ich es zum Beispiel sehr fraglich, als sie nackt in der badewanne sitzt und ein kleiner Junge zu ihr in die Wanne kommt. Wenn wir das Ganze mal umdrehen würden: wie würde man es wohl finden, wenn ein älterer nackter Mann in der Badewanne sitzt und dann ein kleines nacktes Mädchen zu ihm kommt? Mehr als abscheulich, und das völlig zurecht. Aber da es ja Nicole Kindman ist, meckert keiner seltsamerweise.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Original von Rahl
Prinzipiell darf ein Film alles und muss nicht "political correct" sein, allerdings weiß ich bei besagter Szene mit Kidman und dem Jungen auch nicht so genau, was sie bewirken sollte, aber schlimm fand ich sie jetzt nicht. Es ist ja nichts wirklich passiert.
Das nicht, aber dreh das Ganze mal wie gesagt um. Man will doch immer Gleichberechtigung und so. Also wie würde es aussehen, wenn ein nackter alter Mann in der Badewanne sitzt und dann ein kleines Mädchen zu ihm kommt?
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich wollte ja nicht sagen, dass The Birth die Grenze zu weit überschreitet (aber ein bisschen schon), nur dass ich es komisch finde, dass hier scheinbar doch keine Gleichberechtigung herrscht. Mehr nicht.
 

MaggieTheCat

Soldier of Love
Elementarteilchen!

Endlich habe ich mal einen passenden Ausdruck für meine Abneigung gegen diesen Film gefunden: gekünstelt. Und wie.
Dieses ach so tolle All Star Cast geht einem irgendwie auf den Senkel, weil es fast zu viele bekannte Gesichter gibt, die aber teilweise echt mies schauspielern (siehe Franka Potente).
Und dann dam Ende die Szenen im dem Swinger Club und im Krankenhaus fand ich auch total übertrieben, so nach dem Motto: Wir sind ja hier in Deutschland, also zeigen wir mal ne richtig schmutzige Sexszene, wo man alles sieht. Und hinterher dann die volle Dröhnung Depristimmung mit Menschen in Rollstühlen in weißen Fluren und natürlich
einem Selbstmord
, den der Hauptdarsteller nicht wahrhaben will. Und die Moral von der Geschicht: Im Grunde sind wir alle total abgefuckt.
 

Paddywise

The last man
Nackt - wirkte auch zu gekünstelt. Auch ein ähnliches Muster wie Elementarteilchen. Viele Deutsche Stars die ihren klischee Rollen , in pseudoprovokanten versuchen Geselschaftskritisch zu sein. Das Ergebnis ist langweilig ohne Ende. Jede Simpsons oder Drawn Together Episode ist kritischer.
 

Joel.Barish

dank AF
Ach Herrjeh, das wird schwierig... :biggrin:

Erst mal: Tyler? Warum formulierst du denn so komisch mit "Ich sehe den Joel.Barish schon mit einer Axt ausholen,...". Das klingt ja fast wie Pommes McCain, der Obama "That one" nannte. :ugly:

Zweitens: Können wir uns auf den richtigen Titel einigen? Ist vielleicht pedantisch, aber der Film heißt einfach nur "Birth", ohne Artikel. Wir sind doch selbsternannte Filmexperten, zumindest Fans, da kann man schon den richtigen Titel nennen, denke ich.

Vielleicht so:
Ja, "Birth" legt definitiv wert auf seine Optik. Man braucht sich nur die Eingangssequenz anschauen, dann weiß man, dass Glazers Stil nicht realistisch ist, sondern ein wenig schwälgerisch. Ja, "Birth" wirkt ab und an artifiziell. Die erste Szene mit dem Jogger im Park ist da wirklich das beste Beispiel. Ich liebe diese Szene, diese Atmosphäre, diese Stimmung und die Symbolik, als es zum Schluss in den Tunnel geht. Ich kann verstehen, wenn man dieses Artifizielle nicht mag, aber dazu muss ich für mich persönlich zwei Dinge sagen:
1. Heißt ein künstlerischer Stil noch lange nicht, dass man gehaltlose Bilder aneinander reiht.
2. Kann man diesen Vorwurf sehr leicht ausweiten.

Ich finde, in "Birth" steckt verdammt viel von verdrängter Trauer, Liebe und Lebenslügen drin. Alleine die emotionale Entwicklung widerspricht für mich schon dem Vorwurf, der Film sei nur schick anzuschauene Fassade. 4 Minuten lang Nicole Kidmans Gesicht zu filmen mag man auch als künstlich oder gewollt künstlerisch erachten, aber ich finde die Szene ganz groß. In etwa auch zu vergleichen mit dem Ende von "About Schmidt". Die Badewannen-Szene mag da nur ein weiterer Schritt sein, um zu zeigen, dass Anna die Möglichkeit als Wahrheit annimmt, dass der Junge ihr Mann ist. Es gab zwar durchaus kontroverse Reaktionen, aber dann gleich bloße Provokation für PR-Zwecke zu unterstellen, finde ich etwas weit hergeholt.
Und dass ältere Frau mit kleinem Jungen besser funktioniert als älterer Mann mit kleinem Mädchen hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun, sondern mit einem gesellschaftlichen Bild davon, dass Pädophilie eigentlich nur von Männern ausgeht. Und als Gegenbeispiel werfe ich einfach mal "Leon - Der Profi" in den Raum. Dort wird zwar nicht gebadet, dafür gibt es andere Tendenzen und Szenen, die man entsprechend deuten könnte.

Und "Die Träumer" ist für mich eine wunderschöne Hommage an das Kino der 50er, 60er und 70er, auch wenn die Handlung nur in den 60ern spielt. Die Zitate und das Spiel mit Filmanspielungen und freier Liebe mag tatsächlich nicht realistisch wirken, aber es passt zum Einen zu den angesprochenen Filmen und zweitens ist es für mich auch auf keinen Fall selbstverliebter, inhaltloser Kunstbrei. Ein politischer Bezug und offener Sex ist ja nicht Alles, was es da gibt, obwohl ich die Figuren in "Die Träumer" einen Tacken oberflächlicher als bei "Birth" finde. Aber eben nur oberflächlichER, nicht völlig substanzlos. Die Handlung zwischen Dreiecksbeziehung, Filmen und 1968er Politaktivismus ist auf jeden Fall nicht leer.

Und nur, weil ein Regisseur einen etwas anderen, visuelleren Stil hat, heißt das noch lange nicht, dass er einfach nur pseudomäßig Kunst machen will. "American Beauty" hat auch ein paar stilisierte Szenen, die eigentlich nicht so sinnvoll waren, wie sie vielleicht wirkten. Dennoch ist "AB" ein fantastischer Film. Aronofsky oder Ridley Scott sind doch auch primär visuelle Regisseure, wo besonders Scott nicht immer 100% auch das inhaltliche Futter bietet.
Bei Tarantino stimme ich oft zu, Rodriguez ebenso und "Elementarteilchen" hat mich auch sehr gestört, aber scheinbar gibt es Unterschiede, wie man filmische Reichhaltigkeit auffasst. Ich finde z.B., dass man Handlung und Figuren nicht zwingend mögen und verstehen muss, solange ihr Handeln Sinn und Auswirkungen hat und solange die Figur für sich, auch wenn man ihr widersprechen möchte, geschlossen und homogen bleibt.
+++

Ich schreibe hier später eventuell mehr zu. Jetzt muss ich erst mal weg.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich wollte "Birth" (Ohne Artikel!) und "Die Träumer" keinesfalls runterziehen, denn sie sind schon mind. mittelmäßig, nur eben nicht das, was sie sein wollen.
 

Joel.Barish

dank AF
Dann müsste man etwas den Begriff "Bezug" entschlüsseln. Was heißt denn Bezug? Wann ist eine Filmfigur dem Zuschauer gleichgültig? Wie schon gesagt ist für mich nur ausschlaggebend, dass eine Figur und ihre Entwicklungen nachvollziehbar bleiben. Nachvollziehbar im Sinne von: Wenn erst einmal ein gefestigtes Bild eines Charakters etabliert ist, sollten größere Entwicklungen und Veränderungen immer begründet werden.

Wenn einem tatsächlich komplett egal ist, was die Figuren da auf der Leinwand machen, hat der Film so gut wie verloren. Dem stimme ich zu. Aber das kommt für mich nicht so schnell vor. Daniel Plainview in "There will be Blood" war unendliche Faszination und ich hätte echt Probleme damit verstehen zu wollen, wenn es hieße, diese Figur wäre platt und ohne etablierten Charakter. Plainview ist böse, hassenswert und derart verbittert und misanthropisch, dass man ihm eigentlich nicht begegnen möchte. Demnach nimmt man - jedenfalls galt das für mich - Plainview nicht als leitenden Protagonisten, sondern als handelnde Person, die man beobachtet und analysiert und die in gewisser Weise sogar bis außerhalb der Filmwelt wirkt. Was ist davon jetzt Bezug und wann ist die Distanz zu groß? Für mich reichte die Faszination dieser hochinteressanten und vielschichtigen Figur aus, um den Film von vorne bis hinten zu genießen. Auch ohne direkten Leitbezug.
 
Oben