Meine Meinung sieht anders aus:
KRITIK
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FLAGS ist ein Film, der als Kurzfilm eine bessere Figur abgegeben hätte. Ein großes Problem ist die Tatsache, dass sich vieles immer und immer wiederholt. Der Film ist grob nach folgendem Prinzp aufgebaut:
1. Szene auf Iwo Jima, im Krieg: Ryan Philippe und Adam Beach laufen über die grauen Schlachtfelder der Insel, wo sie ständig unter Beschuss stehen, entstellte Leichen finden und hier und da mal gesichtslose Japaner erschießen (Windtalkers lässt grüßen, Mr Adam Beach, der da die gleich Rolle spielte)
2. Szene in den USA, nach dem Krieg: Adam Beach übergibt sich, heult oder ist betrunken, während er und Ryan Philippe von den Militärs losgeschickt werden, auf Bühnen um Geldspenden für den Krieg zu betteln.
In den restlichen 2 Stunden wiederholen sich Szene 1 und 2 am laufenden Band, bis man sich am Kopf kratzt. Ist das alles, was die Vorlage zu bieten hatte?
Nun, über die Optik von Clint's neuem gibt es überhaupt nichts zu bemängeln: alle Szenen auf dem Schlachtfeld sind realistisch umgesetzt, schick und mit astreinen Spezialeffekten in das Geschehen integriert. Schöne Kameraarbeit, auch wenn man das bereits exakt so schon in Soldat James Ryan, Enemy at the Gates, Band of Brothers und sogar Wir waren Helden* gesehen hat.
Wie schon erwähnt, fällt es wieder einmal negativ auf, dass dem Feind (in diesem Falle die Japaner) keinerlei Bedeutung zugemessen wird. Man erfährt nichts über sie bis auf die Tatsache, dass sie bevorzugt feige aus dem Hinterhalt angreifen und unbewaffnete Gefangene auf grausame Art foltern und töten. Es wird überaus interessant sein, wie Clint im zweiten Film "Letters from Iwo Jima" an das Thema herangeht. Wird er die Amerikaner im ähnlichen Licht zeigen? Da balanciert er auf dünnem Eis.
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Seine größten Makel hat der Film in seiner Besetzung. Adam Beach war schon im schlechten "Windtalkers" ein eindimensionaler Indianer mit Depressionen, und nichts anderes spielt er hier. Das Drehbuch geht miserabel mit seiner Figur um. Jeder der ihm begegnet, beleidigt ihn als "Rothaut" oder "Häuptling", doch auf die Folgen und Konsequenzen dessen für die Figur wird nicht eingegangen. Stattdessen kennt Schreiber Paul Haggis (LA Crash) Indianer wohl nur aus dem Buch der Klischees. Beachs Figur will sich nicht eingliedern, weder in die Maschinerie der Kriegspromotion, noch in die Sympathie der Zuschauer. Nicht gut.
Ryan Philippe hat allerdings schon mal gezeigt, dass er in den richtigen Rollen gut funktioniert (Eiskalte Engel, LA Crash, I Inside, Way of the Gun), verliert hier aber auch anhand der Texte. Seine Figur steht in dem Großteil der Szenen nur emotionslos herum und bietet nichts, wirklich nichts besonderes.
Der dritte im Bunde ist nicht einmal der Rede wert, und die tatsächlich interessanten Schauspieler (Paul Walker, Robert Patrick, Barry Pepper, Neal McDonough) werden auf kleine Nebenrollen und Cameos gestutzt, leider.
Was die "Action" betrifft, wenn das Wort nicht fast schon zu positiv für einen solchen Film ist, gilt es wenig zu erwarten. Durch das Fehlen von sympathischen Rollen ist es einem gleichgültig, wer stirbt und wer lebt, und die Kriegsszenen allein bieten jedem Kenner der oben genannten Filme* absolut nichts neues. Teilweise hat man das Gefühl, Sammlungen von geschnittenen Szenen anderer bekannter Filme zu sehen, in denen nur halt die Stars selbst nicht zu sehen sind.
Bis zum Ende ist FLAGS zwar ein gut aussehender Kriegsfilm mit viel Rumms, aber langweilig und störend zerschnippelt. Die Geschichte, die chronologisch völlig durcheinander gewürfelt ist, weckt niemals Spannungsinteresse oder verläuft in keinerlei Richtung. Eine "Message" hinter dem Film ist scheinbar simpel gestrickt: kein Soldat will als Held gefeiert werden, weil die anderen auf dem Schlachtfeld sterben - am Ende weinen sie alle und wollen am liebsten mit ihren toten Kameraden tauschen.
Handwerklich top, innerlich leer, und mit dem Nährwert und der Langlebigkeit eines McDonald's Milchshakes. Hm.
4.9 / 10