Agora ist ein Film den man falsch verstehen kann. Mir ist nun klar warum manche behaupten, es sei eine Geschichte, welcher den Streit Christentum gegen Wissenschaft offenbart aber Agora ist eigentlich eine Metapher, welche darstellen möchte, wie durch blinden Fanatismus jede Wahrheit und das Beste im Menschen verkümmert. Außerdem behandelte es zudem noch den Glaubenskrieg im nahen Osten. Heiden gegen Christen gegen Juden, jeder gegen Jeden, ohne eigentlichen Grund. Es wird dargestellt, wie jede Religion ihre guten Seiten hat aber auch ihre Schlechten und wie machhungrige Männer den unschuldigen Glauben der Masse in blinden Fanatismus verwandelt, um ihre Macht zu stärken. Mittendrin steht Hypatia. Die Personifizierung des positivistischen, liberalen Gedanken. Philosophin und Wissenschaftlerin im Herzen, welche nicht anders kann, als alles woran sie glaubt in Frage zu stellen, wenn es den Fragen nicht mehr gerecht wird. Und zudem noch eine Frau. Das Geschlecht welches zu keiner Zeit viele Rechte hatte und die Wenigen die sie hatte, mit dem Aufkommen der modernen Religionen immer mehr einbüßte.
Da ist es zu verzeihen, dass Hypatia nicht historisch korrekt dargestellt wurde und man ihr wissenschaftliche Leistungen zugesprochen hat, für die es einfach keinen historischen Beleg gibt. Es gibt Quellen, die zwar ihr Genie bewundern aber es sind keinerlei Aufzeichnungen ihre tatsächliche Arbeit überliefert worden. Zumindest keine eindeutigen. Das hat mehrere Gründe aber der führende Grund, ist der Umstand das sie eine Frau war.
Man kann den Film wirklich in zwei Teile aufspalten und das macht er ja selbst auch schon. Die erste Hälfte ist durchweg fesselnd und großartig in Szene gesetzt. Hier kann sich der Film auf jeder Ebene mit den alten Historienfilmen ihrer Zeit messen und verliert nicht. Die Massenszenen, die Eskalationsstufen und die Erzählung sind sehr gut. Im zweiten Teil hingegen werden die Geschichten persönlicher. Während im ersten Teil noch die Gesellschaft und all ihre Stützen im Vordergrund standen, rücken vier Personen mehr in den Vordergrund und nehmen alles vollkommen ein. Das eigentlich nicht notwendige Liebesdreieck nahm eine Menge Platz ein und verschaffte dem Film wenige Längen, blieb aber trotzdem zu einem gewissen Grad spannend (wenn man die Historie kennt, ist wahre Spannung schwer).
Eine besondere Leistung war aber der Soundtrack. Stark und trotzdem nicht übertrieben. Exakt richtig abgestimmt. Gerade der Chor und die bedeutungsvollen Töne sind entscheidend und helfen die Tragweite des Gezeigten zu verstehen. Hier stirbt die Vernunft und die Zukunft wird für über tausend weitere Jahre hinausgeschoben.
8,5/10 Elipsen. Für mich ein Pflichtfilm, wenn man noch einen guten Historienfilm sehen will, bevor das Ben HurrDurr Remake kommt.