Drehbuch-Kritik: Green Lantern - Die grüne Laterne

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
[url]http://img269.imageshack.us/img269/3925/ryanreynoldsgreenlanter.jpg[/URL]

Green Lantern

Seien wir doch mal ehrlich: die Comicfigur Green Lantern kennt hierzulande doch fast keiner. Neben all den bekannten Marvel- und DC-Helden, die im Laufe der Zeit auch bei uns zum Thema wurden (selbst Thor und Wonder Woman sind vielen ein Begriff), gehört die grüne Laterne derzeit noch mit zu den unbekannteren Spandexträgern wie Dr. Strange, Iron Fist und Hawkeye.

Das wird sich allerdings bald ändern, denn studiointern ist man gerade dabei, Green Lantern zu einem Blockbuster zu machen, direkt mit großem Budget, namhaften Regisseur (Martin Campbell, GoldenEye, Casino Royale) und bekanntem Gesicht: Ryan Reynolds (Blade: Trinity, X-Men Origins: Wolverine, Selbst ist die Braut). Erhoffen wird man sich davon wie immer - eine Menge Kohle und außerordentliche Beliebtheit, die wiederum zu massiven Kauf von Merchandise führt (Iron Man), oder zumindest einen kleinen Achtungserfolg, der trotz schlechter Kritiken genug einspielt (Ghost Rider).

Ob das aber was taugt?

[url]http://img185.imageshack.us/img185/3122/greenlanterncorps.jpg[/URL][/align]

Die Story:
Als Junge musste der junge Hal Jordan eines Tages mit ansehen, wie sein Vater, ein Pilot, sein Leben bei einem Testflug verlor. Wenn so etwas passiert, traumatisiert es einen als Kind entweder oder man wird zu Ben Affleck in Pearl Harbor und will es unbedingt noch besser machen. Nun, Hal wird zu Affleck und ist Jahre später selbst ein Pilot, und als solcher natürlich mit gleichem Cock Swagger wie Tom Cruise ausgestattet: er ist eingebildet, top ausgebildet und der geheime Held seiner Umgebung.

Bis er eines Tages aus Versehen ein abgestürztes Ufo samt Insassen in Spandex findet, der ihm kurzerhand einen geheimnisvollen Ring übergibt und irgendetwas von Schicksal des Universums, Auserwählten und Riesenmonster erzählt, bevor er den Löffel abgibt. Kurze Zeit später kommt es fast zu einem Final Destination-haften Unfall, den Hal allerdings wie durch ein Wunder Kraft seiner Gedanken verhindern kann. Völlig perplex landet er dann plötzlich auf dem fernen Planeten Oa und wird von allen möglichen Außerirdischen in grüner Kutte empfangen, die ihm endlich erzählen, was Sache ist: sie sind die grünen Latrinen, eh Laternen, eine Art Allpolizei, die Galaxien mit ihren Superringen vor dem Bösen beschützen. Mit ihrem leuchtenden Fingerschmuck können sie dabei beinahe alles aus dem Nichts erschaffen, doch trotz ihrer Cris Angel Street Show sind die Grünen nicht feindlos: ein riesiges Supermonster namens Legion soll sich auf dem Weg zur Erde befinden, was Hal irgendwie nicht so toll findet. Und dann gibts zuhaus auch noch Stress mit der Freundin und einem Nebenbuhler, der die Ringpower für sich will¦

http://i109.photobucket.com/albums/n79/jwcraw/shhiitt/GreenLanternRebirthHC1.jpg[/align]

Die Kritik:
Green Lantern wird ein großer, bunter, lauter Popcorn-Actionfilm. Und vor allem teuer. Und spaßig. Aber dünn im Anspruch. Das ist kein zweiter Watchmen, das ist Spider-Man 3, nur abgedrehter.

Von Anfang an ist Hauptfigur Hal sehr amüsant geschrieben, sodass man ihn schon nach wenigen Minuten recht sympathisch findet. Sein Abenteuer entwickelt sich auch sehr schnell, und nachdem das allgemeine Thema erst einmal auf dem Tisch ist, gibt es reichlich große Action. Vielleicht nicht unbedingt mehr als bei Iron Man, aber definitiv größer im Ausmaß. Green Lantern wird ohne Frage sehr an seinem 150 Millionen Dollar Budget zu kauen haben, eventuell wird noch was im Script gekürzt, da sowohl die Action-Szenen auf der Erde als auch auf Oa sehr opulent und effektreich ausfallen.

Was sicher ein wenig albern wird: die Vorstellung der Laternen und die Green Lantern Zentrale an sich. Da begeben wir uns schon sehr auf das Niveau von Wonder Woman mit ihrem goldenen Laserlasso und durchsichtigem Jet und sind meilenweit von realistischeren Filmen wie The Incredible Hulk und Spider-Man entfernt. Dazu kommen einige Reden von Lanterns Ausbilder Sinestro, der einige enorm klischeehaften, kitschigen Heldenreden über der Kraft des Guten gegenüber des Bösen usw. hält, und kleine blaue Männer, die wie Oompa Loompas alle gleich aussehen und die Wächter des Alls sind. Was denen aber gefallen könnte, die Superman Returns zu langweilig fanden, ist die Tatsache, dass Lantern sich hier mit einem gewaltigen Supermonster anlegen darf, das als konzentriertes Böses beschrieben wird vor dem jeder im All mächtig Muffensausen hat. Lantern setzt seine Kräfte also nicht bloß ein, um schwere Dinge hochzuheben.

Was leider völlig misslungen ist: die gezwungene Love-Story mit seiner Bekannten, Carol. Was bei den späteren Spider-Man Teilen und auch in Fantastic Four 2 vielen auf den Keks ging, wird auch hier wieder reichlich krümeln. Lange, zähe Szenen mit künstlichem Liebesgeschmalz nagen an der Qualität, da sie oftmals unpassend und unglaubhaft wirken. Einem Studenten, der nachts Verbrecher jagt mag man das abkaufen, sich um seine Nachbarin zu kümmern, nicht aber jemanden, dem gerade die Verantwortung von Aliens übertragen wurde, die Galaxie zu retten. Da sollte man doch meinen, dass ihm Wichtigeres durch den Kopf geht als mit der anzubandeln, die er eh schon seit Ewigkeiten kennt. Auch geht man ein wenig Spider-Man damit, dass Hal sich zeitweise tatsächlich davor sträubt, das Kostüm anzuziehen. Bei dem hautengen Latexsuit kann man das schon verstehen, aber dieses kurzweilige Och-ich-will-nicht ist einfach eine unnötige Hürde, die man auch hätte weglassen können. Ach, schon erwähnt, dass Lantern nichts besiegen kann, dass gelbe Farbe hat? Das ist sein Kryptonit. Oder dass nur eine kleine grüne Maske sein Gesicht bedeckt und ihn trotzdem keiner seiner Freunde erkennt?

Auch daneben? Das Ende. Am Ende gibt es einen viel zu kurzen Endkampf gegen Legion, der sich allerdings ruckzuck als nicht wirklicher Endgegner entpuppt es geht noch einmal ab auf die Erde, auf der Lantern gegen einen wesentlich langweiligeren und blöderen Gegner antreten darf. Dessen gesamter Nebenplot samt Muahahaha-Rede ist auch nicht unbedingt das, was man als kreativ bezeichnen könnte.

Für Fans der Comics gibt es derweil jede Menge Goodies: viele der aus dem Green Lantern Universum bekannten Figuren wie Killowog, Guy Gardner, Sinestro usw. tauchen auf, und es werden sogar Clark Kent und Gotham City erwähnt (der Film tut so, als würden Batman und Superman parallel existieren). Natürlich hält sich der Film auch die Tür weit für Fortsetzungen auf, die dann wohl noch mehr von fremden Planeten zeigen werden.

Positiv lässt sich noch anfügen, dass die Geschichte trotz fast zweier Stunden sehr kurzweilig aufgebaut ist und bis auf besagte Ausnahmen wenig Leerlauf hat.

Das Fazit:
Die Maske trifft Superman trifft Top Gun: Green Lantern hat definitiv seine Macken, wer es aber nicht ganz so ernst sieht und auch hirnbefreitere Popcorngeschichten wie GI Joe und Hancock mag, der wird sich sehr unterhalten fühlen.

Alle Fans von eher realistischen Heldenfilmen wie The Dark Knight und Iron Man seien hingegen vorgewarnt, da Green Lanterns Hang zum Klischee und zu buntem Kunterbunt Geduld reichlich strapazieren dürfte.

6,5 / 10
 

Joel.Barish

dank AF
Also ich weiß ja nicht. Ich habe so das Gefühl, dass grüner Spandey, Ringe der Macht, Laternen als Machtquelle, die Farbe Gelb als Schwachpunkt und interstellare Wesen in grünen Capes, die einem Erdling Anweisungen geben, doch unfreiwillig komisch wirken könnte. Klar, in den Comics hat es funktioniert, bei einigen Leuten sicherlich, aber als Film? Und dass es eine Lovestory gibt, ist ja an sich nicht schlimm, aber dann doch bitte passend zum Charakter und wenn Jordan nun mal ein arrogantes Arsch ist, sollte er nicht plötzlich zum Romantiker werden. Eine weibliche Figur in irgendeiner Form an seiner Seite, halte ich aber für nicht verkehrt.
Allerdings finde ich es gut, dass es auch eine große, galaktische Monsterbedrohung gibt. Wenn das gut ankommt, erhöht das die Chancen, in einem nächsten Superman mal "Brainiac" oder "Doomsday" als Gegner zu bekommen.
 

Cheat

New Member
Schade, hätte gedacht, dass dieser Film eher ernster und düsterer wird. Stattdessen wieder Fsk 12 Kino mit der später erscheinenden Interaktiv-DvD für die ganze Familie.

Schon bitter, hier hätte man mal eine schöne, tiefgründige Geschichte schreiben können, über eine Figur, die mit ihren Gedanken so ziemlich alles machen kann und ständig versucht ist, diese Macht zu missbrauchen.
 

Schinzor

New Member
@Cheat

Kann mich nur anschließen, Warner sollte doch von Dark Knight gelernt haben, das düstere und ernste Geschichten ebenfalls das Potenzial zum Megahit haben, wenn nötig danna uch mit FSK-16 Freigabe.

Auf der anderen Seite kommt der Film wohl besser weg, als andere Rohrkrepierer wie Incredible Hulk oder halt die Fantastic Four. Wenn wir Glück haben schafft es Martin Campbell den bunten Elementen etwas ihren Kitsch zu rauben und es kommt ein Comic-Spaß wie Iron Man heraus, auch wenn er nicht ganz dessen Klasse erreichen kann.

Ich bleibe optimistisch.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Nicht nur deswegen. Auch, weil der Joker weltweit der beliebteste Bösewicht überhaupt ist, weil zig Leute BB erst auf DVD kennenlernten und davon begeistert waren, und weils durch Zufall "der" eine Film im Jahr war, den jeder sehen musste. Wie damals Jurassic Park oder Der weiße Hai oder Fluch der Karibik oder Titanic oder Herr der Ringe. :wink:

War viel Glück dabei, wär der ein Jahr eher angelaufen, wärs eventuell nicht so erfolgreich gewesen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
@Emil

Ich kenne die Green Lantern Comics nicht sonderlich, das stimmt, aber das hat mit der Kritik ja auch nicht sonderlich viel zu tun.

Dass Sinestro sein Erzfeind ist und die blauen Oompas auch so in den Comics vorkommen und die Gelbschwäche einen logischen Hintergrund hat, war mir natürlich bekannt, trotz alledem kann man beurteilen, wie so etwas wohl später wirken kann. Die Kritik ist ja in erster Linie nicht für Die Hard Comicleser, die GL eh schon aus dem Effeff kennen und loyal direkt am Eröffnungstag im Kino sitzen werden, sondern hauptsächlich für die gedacht, die bislang noch überhaupt nichts mit dem Namen anfangen konnten und sich einen ersten Eindruck verschaffen wollen.

Dass die Gelbschwäche fundierte Hintergründe hat mag beispielsweise stimmen, das hatte Hancocks Schwäche im Film aber auch - und trotzdem wars dort schwach.
Genauso mit der Maske. Du sagst, anderen Heldenfilmen hätte man das auch schon vergeben, aber ehrlich gesagt finden die Leute es wirklich besser, wenn es wie bei Dark Knight oder Iron Man relativ glaubhaft erschwert wird, den Helden leicht zu erkennen.

Und was meine Vorurteile betrifft - ganz im Gegenteil. Ich freue mich über jeden guten Science-Fiction Film, bin Fan von Comic-Verfilmungen, halte Martin Campbell für einen außerordentlich guten Action-Regisseur und Ryan Reynolds für eine gute Wahl - die Zeichen standen vor den ersten Zeilen also definitiv pro GL. Dass keine Höchstwertung dabei rumgekommen ist, liegt einfach daran, dass das Script meiner Einschätzung nach nicht ganz so stark ist wie das von anderen. Aber halt auch nur meiner Einschätzung nach, andere sehen das ggfs anders.

Das muss aber längst nicht heißen, dass der Film genau so wird - die Regie, Effekte und Darsteller können trotz einer schwachen Grundlage einen großartigen Film draus machen, haben wir schon oft genug gesehen; es kann auch vermeintliches Topmaterial schlimm verhunzt werden, auch schon geschehen - aber darum gehts ja bei Scriptkritiken ja auch nicht.

Hier geht's in erster Linie nur um worum geht's in etwa, was ist zu erwarten usw. unter dem Strich: welches Potenzial hat diese Filmgrundlage. Und dazu wollen wir mal nicht übersehen, dass knapp 7/10 eine recht gute Wertung ist. Von "negativ" kann also gar nicht die Rede sein. :wink:
 
E

Emil Boskop

Guest
Original von Jigsaw
@Emil

Ich kenne die Green Lantern Comics nicht sonderlich, das stimmt, aber das hat mit der Kritik ja auch nicht sonderlich viel zu tun.

Dass Sinestro sein Erzfeind ist und die blauen Oompas auch so in den Comics vorkommen und die Gelbschwäche einen logischen Hintergrund hat, war mir natürlich bekannt, trotz alledem kann man beurteilen, wie so etwas wohl später wirken kann. Die Kritik ist ja in erster Linie nicht für Die Hard Comicleser, die GL eh schon aus dem Effeff kennen und loyal direkt am Eröffnungstag im Kino sitzen werden, sondern hauptsächlich für die gedacht, die bislang noch überhaupt nichts mit dem Namen anfangen konnten und sich einen ersten Eindruck verschaffen wollen.

Dass die Gelbschwäche fundierte Hintergründe hat mag beispielsweise stimmen, das hatte Hancocks Schwäche im Film aber auch - und trotzdem wars dort schwach.
Genauso mit der Maske. Du sagst, anderen Heldenfilmen hätte man das auch schon vergeben, aber ehrlich gesagt finden die Leute es wirklich besser, wenn es wie bei Dark Knight oder Iron Man relativ glaubhaft erschwert wird, den Helden leicht zu erkennen.

Und was meine Vorurteile betrifft - ganz im Gegenteil. Ich freue mich über jeden guten Science-Fiction Film, bin Fan von Comic-Verfilmungen, halte Martin Campbell für einen außerordentlich guten Action-Regisseur und Ryan Reynolds für eine gute Wahl - die Zeichen standen vor den ersten Zeilen also definitiv pro GL. Dass keine Höchstwertung dabei rumgekommen ist, liegt einfach daran, dass das Script meiner Einschätzung nach nicht ganz so stark ist wie das von anderen. Aber halt auch nur meiner Einschätzung nach, andere sehen das ggfs anders.

Das muss aber längst nicht heißen, dass der Film genau so wird - die Regie, Effekte und Darsteller können trotz einer schwachen Grundlage einen großartigen Film draus machen, haben wir schon oft genug gesehen; es kann auch vermeintliches Topmaterial schlimm verhunzt werden, auch schon geschehen - aber darum gehts ja bei Scriptkritiken ja auch nicht.

Hier geht's in erster Linie nur um worum geht's in etwa, was ist zu erwarten usw. unter dem Strich: welches Potenzial hat diese Filmgrundlage. Und dazu wollen wir mal nicht übersehen, dass knapp 7/10 eine recht gute Wertung ist. Von "negativ" kann also gar nicht die Rede sein. :wink:

Im grunde hast du ja recht. Und 7/10 ist wirklich keine Schlechte bewrtung. Ich hab hier schon schlechtere Bewertungen für mMn top Filmen gesehen.
Das "Negativ" meinte ich auch mehr deswegen, da du deinem Text teilweise etwas abwertent geschrieben hast. Das konnte ich ja, als GL Fan, so nicht stehen lassen :smile:
 
Oben