Grundsätzlich muss ich dir recht geben 00 und ich glaube, dass wir bei manchen Aspekten die gleiche Meinung vertreten aber es trotzdem schaffen aneinander vorbeizureden. Ich sehe mich gezwungen einzelne Teile deines Beitrags zu zitieren, da du mich stellenweise vollkommen falsch verstehst.
00Doppelnull schrieb:
Gerade in einem gesellschaftlichen System, welches unsere beiden Geschlechter (bewusst oder unbewusst) konditioniert, müssen unterschiedliche Maßstäbe gelten um diese zu schützen. Natürlich kann man daraus ableiten, dass sich ein System so nur umso mehr zementiert. Aber man darf Menschen nicht Leid aufbürden, nur damit dieses unfreiwillig aus dem gegebenen System ausbrechen. Dann werden aus Menschen Mittel.
Ich habe nirgendwo darüber gesprochen, dass man den Menschen mehr Leid aufbürden sollte. Ich bin durchaus dafür, dass Frauen nicht mehr benachteiligt werden aber ich sehe keinen Sinn darin, in einer gleichberechtigten Gesellschaft trotzdem mit zweierlei Maß zu messen. Es wäre einfach inkonsequent. Mit gleichen Rechten, kommen gleiche Pflichten. Gleiche Vor- und Nachteile. Sonst ist es alles aber keine Gleichberechtigung. Dann muss man dies anders nennen, denn mit gleich hat es nichts zu tun. Und ich rede hier einzig und allein von der juritischen und wirtschaftlichen Gleichstellung. Ich kenne die Daten über physische, wie auch psychische Unterschiede, ich kenne die Verbrechenstatistiken und mir sind auch die demographischen Folgen bewußt, wenn weniger Kinder geboren werden. Das sind alles Faktoren die man miteinbeziehen muss und das machen beiden Seiten nicht immer.
00Doppelnull schrieb:
Geschlechter sollen die gleichen universellen Rechte erhalten, aber das macht sie dennoch nicht physisch oder psychisch gleich.
Ich habe nirgendwo eine direkte Verbindung in dieser Form aufgestellt.
00Doppelnull schrieb:
Davon ab, Frauen stehen seit Jahrhunderten in einer gesellschaftlich schlechteren Stellung zu Männern. Wie will man das ernsthaft kritisieren? Da sind weder die klassische Philosophie, noch die Historie auf deiner Seite.
Ich verstehe diesen Satz nicht und schiebe es mal auf meine Grippe. Bist du tatsächlich der Meinung, dass man die Diskriminierung der Frau nicht kritisieren darf, da sie sich schon so lange in der Menschheitsgeschichte verankert hat? Dann ist die Historie oder Philosophie nicht auf meiner Seite, dass stört herzlich wenig. Die Kulturen der Menschen ändern sich laufend und es gab vor fast tausend Jahren schon Kulturen, in denen Frauen gleichberechtigter waren als bei uns vor noch nicht ganz 70 Jahren. Erst kürzlich fand man heraus das 45 % der gefundenen Kriegergräber der "Wikinger" Frauen gehört haben. Diese waren gleichberechtigte Kämpfer und in den gleichen Ehren bestattet wie die Männer. Das ist nur ein Beispiel. Aber ich glaube, dass du das gar nicht meinst, daher bitte ich dich diesen Satz nochmal zu erklären.
00Doppelnull schrieb:
Ich habe oft das Gefühl, das wir Männer Frauen gerne die Opferrolle absprechen, weil wir uns ihnen in zahlreichen Situationen selbst so ohnmächtig gegenüber vorkommen. Aber im gesamten Kontext unserer und anderer Gesellschaften ist es schwer dieses Opferrolle nicht zumindest in vermindertem Maß zuzustimmen.
Ich habe nicht behauptet, dass man die Opferrolle abspricht, ich meinte eher das man sie übermäßig auferlegt. In manchen Bereichen mag das durchaus angebracht sein (siehe Gewaltverbrechen) aber in anderen ist die Bevormundung eher hinderlich, da sie dem eigentlich Ziel der Gleichberechtigung oder der Zunahme der Rechte zuwiederläuft (hier werde ich gerne falsch verstanden). Der Kampf der Geschlechter, wird in den Köpfen der Menschen geschlagen. Man muss den Menschen die mentalen Hürden und imaginären Vorurteile nehmen und die Chancengleichheit wird zunehmen. Ich habe nämlich eher das Gefühl, dass durch Gesetzesänderungen wie Frauenquoten oder bevorzugter Einstellung die mentalen Grenzen nur noch fester gezocken werden, da der Gedanke der Bevormundung aufkommt. Natürlich ist das nicht Sinn der Sache aber was die Politik erklärt und was in den Köpfen der Menschen ankommt, sind zwei paar Schuhe.
00Doppelnull schrieb:
Frauen sind in vielen Bereichen in einer Nachteiligen Position. Das passiert, so wie du es sagst, zum Teil bewusst und genauso unbewusst. Es wird bestritten und genauso akzeptiert. Natürlich sind wir alle Menschen und genießen die gleichen universellen Rechte. Das ändert allerdings nichts daran, das Frauen überdurchschnittlich oft Opfer von genau den Leiden werden, die du hier banalisierst.
Ich habe nichts banalisiert! Das war nicht meine Absicht und ich distanziere mich davon! Ich habe keine Statistiken genannt und ich habe nicht erwähnt dass es dem einen Geschlecht häufiger angetan wird als dem anderen, daher kann man möglicherweise auf diesen Eindruck kommen aber das war nicht mein Wunsch.
00Doppelnull schrieb:
Wenn eins der beiden Geschlechter trotz gerichtlicher Gleichstellung oder sogar juristischer Vorstellung öfter Opfer eines Deliktes wird als andere, dann muss man an dem Punkt ansetzen. Es ist das gleiche Argument, wie sowohl Geburtsdeutsche als auch Emigranten Opfer von Gewalttaten werden können, aber wenn eine Seite relativ drastisch häufiger betroffen ist, dann gibt es irgendwo ein Problem.
Durchaus korrekt aber was ist die Lösung? Umerziehung? Härtere Strafen? Abschiebung? Das hilft bei ausländischen Straftätern aber die eigentliche Problematik der verkorksten Sexualmentalität in allen, auch in der westlichen Zivilisation, ist noch immer vorhanden. Wir senden Strauße um Pinguinen das Fliegen beizubringen.
00Doppelnull schrieb:
Wenn also Frauen bedeutend öfter Opfer menschenunwürdiger Straftaten werden, dann muss die stärkere Prävention (und damit auch die härtere Rechtssprechung) dieser Taten eine höhere Priorität haben. Das ist keine kantsche Kategorische Entscheidung, sondern eine realpolitische Entscheidung.
Absolut richtig. Das mit den Strafen und die Realpolitischen Entscheidungen aber realpolitische Entscheidungen dürfen uns nicht vom Urproblem abbringen. In vielen männlichen Köpfen (und sogar in weiblichen) ist dieses Verhalten noch immer okay und so lange das nicht verschwindet, helfen keine härteren Strafen, da diese nur greifen, wenn das Verbrechen bereits begangen wurde und der Abschreckungscharakter nicht erreicht wird, da er nicht übermittelt wird. Wie sollte er auch? Diejenigen die solche Straftaten begehen, informieren sich nicht über die Gesetze, die Medien erklären es nicht und es gibt keine Aufklärung von höheren Ämtern (immer erst, wenn der Schaden bereits angerichtet wurde). Vielleicht werden Flüchtlignen Verhaltensregeln beigebracht aber es gibt auch deutsche Staatsbürger die zu Sexualstraftätern werden und die Zahl ist nicht zu knapp. Diese erhalten abolsut keine Aufklärung! Diese glauben tatsächlich das ihr Verhalten okay ist und sehen keinen Fehler darin, da sie sogar so erzogen wurden und das von beiden Elternteilen oder weil es ihnen einfach egal ist. Natürlich würde eine Aufklärung nicht bei allen was bringen aber es kann die Zahl zumindest verringern. Und das nicht nur für Täter, viele Opfer kennen ja noch nicht mal ihre Rechte. Damit meine ich nicht, dass alle Männer von grundauf böse sind (wie so manche skandinavischen Videovlips einem einreden möchten) aber das man den Sexualkundeunterricht vielleicht nicht nur auf die Reproduktion beschränken sollte, sondern auch auf die rechtlichen und psychischen Konsequenzen. Ich bin mir gerade nicht sicher ob dies mittlerweile gemacht wird, zu meiner Schulzeit, gab es nichts in der Art.
Ich kann dir zwei Beispiele nennen, die mich schockiert haben. Ich hatte einen Bekannten, einen eigentlich ganz netten Menschen, der abends plötzlich grabscht und fummelt und sich absolut beschissen verhält. Manche Frauen mochten es, die Meisten haben es gehasst. Ich habe ihm drei mal an dem Abend gesagt, dass sein Verhalten beschissen ist und beim vierten mal ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich habe das was er bei den Frauen gemacht hat, bei ihm gemacht. Er hätte mir fast eine reingehauen und dann habe ich ihm gesagt "So, jetzt weißt du wie sich das anfühlt." Er hat sich danach tatsächlich anders verhalten. Der Kontakt ging dann aber auch in die Brüche. Eine andere Erfahrung war, dass mir eine Freundin mal gebeichtet hat, dass man sich an ihr vergangen hat und sie nicht mal wußte, dass man das anzeigen kann. Sie dachte das sei normal, es war schließlich nicht das erste mal gewesen. Beide Beispiele waren im Jahre 2015. Das ist die Welt in der wir leben.
Vielleicht verstehst du daher was ich meine und ich gerne verallgemeinere und eine konsequente Vorgehensweise in manchen Dingen verlange. Ich mag keine Schnellschussentscheidungen und ich weiß, dass eine kulturelle Änderung verdammt viel Zeit benötigt. Und diese ist notwendig, um das Problem dauerhaft zu lösen.
So, jetzt kann man meinen Beitrag zerfetzen.