Na, ich denke schon, dass es einen Unterschied zwischen einem theoretischen Modell und Fantasterei-Wunschdenken gibt, und ich glaube wirklich nicht, dass meine Vision so abwegig ist. Dass die Diktaturen der Historie in der Regel (mir sind nicht alle bekannt) von bösartigen, gefährlichen Menschen gelenkt worden sind, heißt doch nicht, dass es immer so sein muss. Oder dass ein gutherziger, vernünftiger Mensch automatisch zu einem Tyrann werden muss, nur weil das Klischee des Diktators einen Unmenschen zeichnet.
@Opposition
Gäbe es Opposition, könnte sie sich ja friedlich für Änderungen einsetzen und sofern die Vorschläge sinnvoll sind, kann die Diktatur ja berücksichtigen. Grund zum Gewalteinsatz gegen diese müsste es nur bei gewalttätigen Angriffen von derer Seite aus geben, zur Verteidigung, weil ja dann jemand offensichtlich mit Gewalt versucht, eine vernünftige Regierung zu stürzen. Nicht etwa offensiv zur Einschüchterung, wie es in Katalonien getan wurde. Wieso nicht? Weil das offensichtlich gegen eine vernünftige, friedvolle Führung spräche.
@Bildung
Ja, ich denke, dass der normale Bürger politische Themen zumindest grundlegend verstehen sollte, und zwar nicht oberflächlich, sondern in ihrer Komplexität. Ich glaube aber auch, dass der Mensch generell ein faules und befriedigungsgesteuertes Wesen ist und sich ungern mit solchen Themen beschäftigt, und man dementsprechend bilden müsste. Es gibt allein genügend Youtube Channels als Beispiel, in denen schwierige Themen auf die Schnelle leicht und unterhaltsam erklärt werden - es muss nicht immer langweilig, kompliziert und scheiße gelehrt werden. Ein Kleinkind isst auch lieber Dickmanns als Gemüse, da müssten die Nachrichtensendungen sowas halt trotzdem mal unterbringen.
Aber ja, ich denke, dass es einzelne Menschen gibt, die gutherzig und clever und gerecht genug sind, so eine Position einnehmen zu können. Das heißt nicht, dass sie gottgleich fehlerfrei wären, nein. Aber wenn die Diktatur schon unter den Maßstäben ständ, alles zu tun, dass es der Allgemeinheit (nicht nur der Oberschicht), der Natur- und Tierwelt gutgeht und versucht wird, das Bestmögliche aus dem Potenzial Menschen herauszuholen (moment, gerade als Deutscher muss ich an dieser Stelle bestimmt schreiben: nicht falsch verstehen: Das heißt keineswegs Verbot oder Isolierung falscher/schwächerer, sondern schlicht Förderung der Zukunft aller, egal welcher Herkunft. Ich würd mir einfach wünschen, dass jede nächste Generation intelligenter ist als die vorhergehende), ganz einfach, weil wir viel davon schlicht verschwenden.
Was die Frage des Vormundes betrifft, mit welchem Recht einer mehr zu sagen hätte.. ich würd sagen, weils so sein müsste, damit dieses System funktioniert, basta. So wie jedes Dorf einen Chef, jeder Stamm einen Ältesten hat, der einfach mehr zu sagen hat als alle anderen. Gut, jetzt kann man argumentieren, dass in Tierrudeln auch meist einer das sagen hat, der aber als einziger Kinder zeugt und die Nachfahren anderer tötet, um seine Genlinie dominieren zu lassen. Gerade diesen Instinkt müsste man halt aussterben lassen. Ich fokussier eher auf den anderen Instinkt eines Wolfsrudelanführers beispielsweise, der alles tut und entscheidet, um seine Bande überleben zu lassen.
Kommen wir zur Anarchie. Gegen eine Diktatur sprechen instinktiv zwei Gefühle. Erstens, Missvertrauen, dass der Chef da oben seine Macht missbrauchen wird und doch alles böse enden wird. Oder wenn nicht durch ihn, dann durch einen seiner Nachfolger. Oder zweitens, dass man eigentlich gern mitbestimmen will. Man strebt nach Freiheit. Wechseln wir aber zur Anarchie, in der jeder alles tun kann und es keine Regierung gibt, landet man schnell auf Glatteis. Ich weiß, viele finden diese Vorstellung attraktiv, aber ich halte das für einen gefährlichen Trugschluss. Was die Leute bei Welten wie The Walking Dead im Kopf haben: juhu, endlich nicht mehr arbeiten müssen, endlich keine Steuern mehr zahlen, sich kleiden wie man will, reisen wohin man will, jeder Tag als Abenteuer. Es bedeutet aber vermutlich auch, keine Krankenhäuser mehr zu haben. Schnell an diversen Krankheiten oder Verletzungen zu sterben. Es bedeutet keine Polizei mehr. Das heißt, Plündervergewaltigermördergruppen werden durchs Land ziehen und überall für Angst und Schrecken sorgen. Es macht das Aufziehen von Babies um ein Dutzendfaches schwieriger. Und wenns auf einmal nirgends mehr Internet oder Medien gibt, werden sich viele wie in der Steinzeit vorkommen. Aber hey, dann kann jeder mitentscheiden und sich jeder König nennen. Mit ner Lebenserwartung von unter 30 vermutlich.
Korruption ist eine soziale Krankheit, aber eine nachvollziehbar natürliche. Sie entsteht aus Gier, mehr für sich haben zu wollen als andere haben, und sie schafft unglaubliche Durchsetzungskraft. Und ich halte eine larifari Demokratie wie wir sie haben für viel zu korruptionsanfällig, als dass ich da wirklich zufrieden mit sein könnte.
Tyler, wie sieht denn dein realistisches Regierungsideal aus? Was hält ausgesprochen reiche Einflüsse davon ab, in deinem System zur Schädigung anderer beizutragen? Du hast meinen Vorschlag Bevormundung genannt. Ja, wieso nicht. Wenn man damit böses abhalten kann, wieso nicht.
Was das Kindergartenbeispiel betrifft: was ich damit sagen wollte ist, dass es aus reiner Natur in unserer Gesellschaft Subjekte gibt, die für eigenes Wohl andere verletzen oder sie sonstwie schädigen... und oft kommen sie damit durch. In meiner fiktiven Vision, und da mag eine gewisse Härte drin liegen, würde das nicht möglich sein. Jetzt mag man sich einen Mokka einschütten und philosophieren, dass eine Einschränkung der Selbstbereicherungsversuche eines empathielosen Menschen wiederum ihm gegenüber böse ist, aber irgendwo müssen Grenzen erreicht sein.
Ich finds beispielsweise affig, dass wir im Jahr 2017 noch Menschenmassen haben, die verhungern. Die sich wegen alter Schriften die Köpfe einschlagen, die nicht wissen, dass die Erde eine Kugel ist, die noch nie ihre Landesgrenzen verlassen haben oder denen man das Trinkwasser abgräbt und dann teuer zu verkaufen versucht.