Drehbuch-Kritik: Sherlock Holmes

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Guy Ritchies (žSnatch: Schweine und Diamanten) kommende Verfilmung der Arthur Conan Doyle Detektivgeschichten um Privatermittler Sherlock Holmes hat zu gemischten Resonanzen geführt. Als bekannt gegeben wurde, dass man Robert Downey Jr. (žIron Man) und Jude Law für Holmes und Watson engagiert hat, gab es zunächst allgemeinen Freudentaumel, allerdings ließ der erste veröffentlichte Trailer bereits der Skepsis Einzug erhalten, da es zahlreiche Gags, Explosionen und Action zu sehen gab. Würde der neue Holmes etwa leichten Buddy-Komödien ala žShanghai Knights zuzuordnen sein?

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Story:
Mit Müh und Not gelingt es Holmes und Watson, den mächtigen Industriellen Lord Blackwood zu stellen. Blackwood (Mark Strong aus žDer Mann, der niemals lebte) ist ein wohlhabender Waffenhersteller, der von Satanismus fasziniert ist und eines Nachts dabei erwischt wird, wie er das Leben einer jungen Frau opfert. Aufgrund diverser anderer Verbrechen wird er daraufhin zum Tode verurteilt und, vor den Augen seiner Fänger Holmes und Watson, enthauptet. Der Fall endet damit jedoch noch längst nicht, denn Blackwoods Leichnam kommt abhanden, in der Stadt beklagen Bürger viele gestohlene Pferde und eine attraktive Frau namens Irene (Rachel McAdams) sorgt für Rätsel¦

Kein Zweifel, Ritchies Pendant der bekannten Literaturrolle ist weitab vom gewohnten Bild der legendären Rolle, auch der Fall selbst ist als alles andere als musterkonform zu bezeichnen. War Holmes in nahezu allen Umsetzungen bislang ein betuchter Gentleman, der ausgeklügelte Kriminelle Kraft seines messerscharfen Intellektes bezwang, so ist die 2009er Gestalt vornehmlich ein Rüpel. Downey Juniors Holmes wird es im Ambiente des Wohlstands sogar unbehaglich, weswegen er in dieser Geschichte die gesellige Unterschicht bevorzugt. Als Straßenmensch, der sich erst in verrauchten Spelunken und umgeben von zwielichtigen Gestalten, oder inmitten brutaler Faustkämpfe mit Wetteinsatz so richtig wohl fühlt, kontrastiert er so erheblich mit dem Bekannten. Als konservativ lässt sich dagegen sein Partner beschreiben, da Watson ein adrett gekleideter Lebemann ist, der sich seine Hände nur ungern schmutzig macht und stets versucht, Probleme primär mit seinem Kopf zu lösen. Das Leben, wie es Holmes führt, will nicht so recht zu dieser Person passen, weswegen es nicht weiter überrascht, dass er sehr zum Ungemach seines Partners trotz bereits angekündigter Fortsetzungen knapp davor steht, die gemeinsame Detektei zu verlassen. Eine alighierische Vorstellung für den notorisch unpünktlichen Holmes, der in Watson nämlich seinen einzigen verständnisreichen Verbündeten sieht.

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Wie weit reicht denn nun der Klamauk, der schon in der Vorschau angedeutet wurde? Erfreulicherweise nicht weit, denn žSherlock Holmes mag insgesamt einen sehr seichten Charakter haben, ist aber keine alberne Klamotte. Die amüsanten Momente reduzieren sich auf Situationskomik, die nur selten aufkommt. Entschärft wird so zum einen die Action, von der reichlich im Film vertreten sein wird und die in etwa so ausfallen wird, wie die Faustkämpfe in Ritchies žSnatch rau, hart und ohne glanzvolles Spektakel. Holmes bekommt sogar gleich mehrere Kampfszenen spendiert, in denen er sich in dreckige Getümmel stürzt und zuweilen sogar gegen mehrere Feinde vorgehen muss. Zum anderen bleibt natürlich die Ermittlung des Falls, die zwar nie so komplex und interessant wird wie in žVerblendung, dennoch aber unterhaltsam bleibt, was in erster Linie am mysteriösen Charakter des Lord Blackwood liegt.

Eine nette Auflockerung dürfte auch das zeitweilige Auftreten Rachel McAdams als Irene Adler werden, einer Frau, die Holmes in Sachen Selbstbewusstsein in Nichts nachsteht und für gehörigen Biss sorgt. Da Watson eine Trantüte ist, bringt ihr weibliches Pfeffer jedes Mal Leben in die Szenerien. Relativ gut ist auch der Einsatz verschiedener bekannter Londoner Locations, die Schauplatz vieler actionreicher Momente sein werden.

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Ist es übergreifend denn ein gutes Drehbuch? Ja, wenn man simple Unterhaltung sucht, die von der quirlig charismatischen Präsenz Downeys in seiner Wertigkeit angehoben wird. Gut, wenn man gern viel Momentum sieht und sich mit Dingen wie Dialogen, Atmosphäre und schwer wiegender Handlung schwer tut und stattdessen lieber heitere Spruchwechsel und Fausteinsatz verfolgt. Wer eine ehrliche, atmosphärische Umsetzung des Stoffes sucht, der wird allerdings besser einen Bogen drum machen, da er diesbezüglich ein Horror ist. Dies wird kein žFrom Hell, dies ist eine etwas konservativere Fassung von žDie Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Kann man mögen, muss man aber bereit zu sein.

6 / 10

Anmerkung: Das betrifft nur das grundlegende Material. Es ist sehr gut möglich, dass der Film an sich dank guter Regie etc. weitaus besser wird.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
@Moviefreak

Du hast Star Trek doch 7 Punkte gegeben. Für ein "Debakel" reichlich viel, oder? :headscratch:

@Drehbuch

Hatte mich von Anfang an auf einen seichten Actionfilm eingestellt. Ich glaube aber auch das Inszenierung, Schauspieler und Optik einiges rausreisen werden. Ich freu mich auf jeden Fall schon, weil ich den Trailer mehr als nur genial fand.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Seit dem Trailer weiß ich schon, dass es nicht eine Umsetzung wird, so wie ich sie mir gewünscht hätte. So habe ich nun eigentlich keine Erwartungen mehr und bin relativ offen für das was kommt.
 
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