Ich kläre mal ein paar Sachen auf. Und bring eigene Meinung mit ein.
Das ist in etwa so dämlich wie bei der Serie žHeroes, in der der Japaner Hiro flüssig Japanisch spricht, was für uns zu Deutsch wurde. Nun ist es aber eine US-Serie und Hiro kommt mit Amerikanern in Kontakt, die ihm wichtige Informationen mitteilen und Hiro stammelt plötzlich deutsche Satzfetzen und behauptet, das Deutsch seines Gegenübers nicht zu verstehen, um kurz darauf seinen Kumpel auf Deutsch anzusprechen. Klar soweit? So was muss doch nicht sein. Das ist schlampig und da wurde scheinbar nicht wirklich darüber nachgedacht, was die Sprachveränderung mit sich bringt.
Die Japaner zu synchronisieren, war ein expliziter Wunsch von RTL2. Dem muss das Synchronstudio als Auftragnehmer Folge leisten.
Der (vermutliche) Grund ist, dass RTL 2 den Zuschauern keine Untertitel zumuten will.
Dort allerdings kam mir mein Mittagessen wieder hoch, weil es sich das Kino nicht nehmen ließ, biedere deutsche Werbung, deutschsprachige Trailer und deutsche Eisverkäufer zu präsentieren. Zur Krönung gabs noch die Zwischentitel im Film auf Deutsch.
Die Kinos sind daran unschuldig. Die erhalten vom Lizenzgeber, also dem deutschen Verleih, deutsche Bildmaster. Ein Zugriff auf englische Bildmaster ist in der Regel (Ausnahmen mögen diese bestätigen) nicht möglich.
Genausowenig liegen natürlich Trailer im O-Ton vor.
Man strahlt die Chose im Original, eventuell noch mit Untertiteln aus. Comedy Central ist doch eh ein Spartensender, der bei seinem Nischenprogramm mit einer kleinen, aber treuen Zuschauerschaft wohl eigentlich zufrieden sein müsste. Die ließe sich bestimmt auch durch Untertitel, die man ja lesen (!) muss, nicht abschütteln. Im Gegenteil.
Auch ein Spartensender schaut auf Quote, da er von Werbeverkäufen leben muss. Filme/Serien in OmU sind ein Quotenkiller.
Und ich bin für ein wenig mehr Feingefühl bei der Auswahl, was denn überhaupt eingedeutscht werden muss und kann.
Fürs Fernsehen MUSS alles eingedeutscht werden, für Film auch, wenn Du nicht mit einem dicken Minus aus der Sache rauskommen willst.
Und es kann auch alles eingedeutscht werden. Das Problem ist nur: Nicht immer sitzen die richtigen Leute am Drücker. Beispiel: Ein Film wie FREE ENTERPRISE, der zig Filmzitate enthält und auf Geek-Culture aufbaut, braucht jemanden, der sich da auch auskennt. Noch ein Beispiel: JAY + SILENT BOB SCHLAGEN ZURÜCK. Synchronbuch von Arne Elsholtz war altbacken und hat popkulturelle Gags für Rentner eingebaut (aus einem Star Wars Gag wurde ein King Kong Gag). Highlight ließ das gesamte Skript aber noch einmal von jemandem überarbeiten, der in synch mit der entsprechenden Popkultur ist.
Bei unseren geliebten holländischen Nachbarn ist eine Synchronfassung die Ausnahme, nicht der O-Ton.
Da sollte man aber auch den Grund, warum das so ist, dazuerwähnen. Das Land hat schlichtweg eine zu kleine Bevölkerung, als dass sich eine Synchro amortisieren lässt.
Die deutschen Fassungen ignorieren zumeist komplett irgendwelche Akzente. Bleiben wir beim Englischen. Das ist leichter und macht eh am meisten Sinn. Man verwehrt uns die diversen Akzente und Dialekte der britischen Inseln, die mal amüsant, mal sexy, mal stilvoll-elegant sein können, man verwehrt uns, zwischen Südafrikanern, Australiern und Kanadiern zu unterscheiden und auch die verschiedenen Unterschiede des amerikanischen Englischs entgehen uns.
Das ist nun mal die Crux der Synchro. Man kann ja schwerlich deutsche Akzente/Dialekte einbauen. Man kann den Briten noch anders klingen lassen als den Ameirkaner, wenn man die richtige Wortwahl trifft. Aber man wird kaum in der Lage seinen einen Südstaatenakzent nachzuahmen.
Übrigens nicht nur ein Problem mit US-Filmen. Auch in anderen Sprachen gibt es das (Chinesisch zum Beispiel), nur da fällts hierzulande keinem auf, weil kaum einer Kantonesisch oder Mandarin geschweige denn die zig verschiedenen Dialekte spricht.
Auch in Deutschland neigt man mittlerweile dazu, bei Animationsfilmen auf bekannte Stars und nicht auf professionelle Synchronsprecher zurückzugreifen. Das geht manchmal gut (Otto in žIce Age), manchmal nicht (Jeanette Biedermann und Bernhard Hoecker in žAb durch die Hecke), ist aber immer fraglich. Ich nehme an, man erhofft sich dadurch PR, weil Fans der Star-Sprecher so vielleicht doch in einen Film gehen, den sie vorhin nicht beachtet hätten.
Das ist Stunt-Casting, das vom Verleih gefordert wird. Die Synchronstudios hassen das wiederum. Für die drei Sätze, die Nicki Lauda in Cars zu sagen hatte, gingen drei oder vier Stunden drauf. Ein professioneller Sprecher hätte das in zehn Minuten eingesprochen.
Originale urbane Sprachen zu hören trägt entschieden zur Atmosphäre des Films bei.
Urbane Sprachen? Dir ist schon klar, dass die westliche Kultur nicht gleich mit Megalopolen losgelegt hat, oder?
žBabel war sicherlich kein Megaerfolg, aber in Relation zur Machart war er schon äußerst erfolgreich. Worauf ich hinaus will? Die Leute hatten scheinbar keine großen Probleme mit den Untertiteln.
Babel ist ganz typisches Programm-Kino, nur etwas erfolgreicher als normalerweise üblich. Da kommt eine andere Klientel, als die die sich den neuesten Blockbuster ankuckt. Die ist 1. eher am O-Ton interessiert und scheut 2. nicht vor Untertiteln zurück.
Warum kann man nicht also die O-Ton Vorstellungen zur OmU-Vorstellungen machen? Englischer Originalton mit Untertiteln würde unter Garantie mehr Leute in diese Vorstellungen bringen. So ist das bis jetzt nur ein Fall für Hardcore-Fans, die einfach drauf pfeifen, dass sie die Hälfte nicht verstehen, oder für Leute die des Englischen mehr als durchschnittlich mächtig sind.
Ich persönlich würde OmU meiden, wenn ich die Originalsprache verstehe, da mich Untertitel dann ständig ablenken.