300 ~ Gerard Butler [Kritik]

Kiddo

bereits angemeldet
Original von Joel.Barish
[...]Zunächst mal die Gewaltfabrik Sparta. Vollblutsoldaten, die wirklich nur Lust auf Perser knüppeln haben und den ehrenhaften Tod auf dem Schlachtfeld als Geschenk ansehen. Kampf, Mord und Selbstmord wider jeder Logik, rein aus Patriotismus und Mordlust. Die Arroganz gegenüber anderen Griechen ist ziemlich groß.

Sie wollen sich eben nicht einfach so ergeben. Dann lieber wenigstens ein kleines Zeichen setzen anstatt ohne jegliche Gegenwehr zu kapitulieren.

Original von Joel.Barish
Und dann sind die Spartaner natürlich Herrenrassemenschen der ganz feinen Sorte. Selbst die anderen Griechen wirken wie grobe Unholde im Angesicht der arischen Supersoldaten. Der Bucklige darf daher natürlich nicht mitspielen (und dass man ihn mit seinem Wissen so schlecht behandelt, ist eine riesengroße Dummheit).

Es wird aber erwähnt, dass sie für solche Situationen "geschaffen" wurden. Sie kämpfen auch nicht nur aus reiner Mordlust sondern versuchen ihr Land zu schützen. Sie mögen barbarisch sein in ihrer Eliteauswahl aber sie zeigen auch Mitgefühl. Ephialtes z.B. schwächt die Gruppe, in dem er sein Schild nicht halten kann und somit die Phalanx schwächt. Leonidas hat ihn nicht von Anfang an abgewiesen sondern hat ihm eine Chance gegeben. Die Entscheidung war zwar logisch aber dennoch dumm. Ephialtes´Reaktion hätte eine Warnung für Leonidas sein müssen.

Original von Joel.Barish
Dem gegenüber stehen die Perser und alles, was Xerxes so um sich versammelt hat. Es sind keine fiktiven Fantasy-Staaten, hier wird von Persien und Asien gesprochen und dort kreucht und fleucht alles Monströse dieser Welt. Xerxes selbst als androgyner 3-Meter-Piercing-She-Male und seine Kämpfer als Barbaren oder als deformierte Monster. Die asiatischen Schattenkrieger sehen unter ihrer Maske aus wie Orks. War das nötig? Dazu haben sie natürlich den tumben Brüll-Koloss im Schlepptau und das Wesen mit den Klingenarmen schnetzelt Fahnenflüchtige.

Historisch gesehen hat der Film mehr Ungereimtheiten als alles andere aber es ist eben nur ein Film, der auf einem Comic basiert. Ich habe ihn zwar nicht gelesen aber rein optisch und geschichtlich ist es wohl eine 1 zu 1 Übersetzung. (Berichtigt mich wenn ich falsch liege, aber anhand von Bildern und beim nachlesen der Story ist es wohl nichts anderes)


Original von Joel.Barish
Im Lager von Xerxes herrscht dann übersexuelle Bizarrheit. Alles ist grotesk, deformiert, kränklich, missgestaltet, sexuell uneindeutig oder für jeden Spaß zu haben.

Xerxes ist wahnsinnig und benötigt die Hilfe von Ephialtes. Mit den vielen Verstümmelten oder Missgestalten wollte er Ephialtes vielleicht nur zeigen, damit dieser willkommen ist. Hätte sich in den Reihen der Spartiaten ein Verräter angefunden, dann wäre das "Lockmittel" sicherlich nicht der buckelige Anteil gewesen.


Also ich finde den Film unterhaltsam trotz so mancher Ungereimheiten. :bye:
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Original von Alessa
[...]
Historisch gesehen hat der Film mehr Ungereimtheiten als alles andere aber es ist eben nur ein Film, der auf einem Comic basiert.
[...]

Wie du schon sagtest, zum einen basiert es auf einem Comic und zum anderen hat der Film nie auch nur den Anspruch erhoben, historisch korrekt sein zu wollen. Es ist Fiktion, mit einem wahren Kern, mehr will der Film nicht sein und mehr ist er auch nicht.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Also unser Geschichtslehrer sagt, dass 300 historisch ziemlich korrekt ist, was die Spartaner und deren Lebensweise angeht, auch wenns natürlich actionmäßig aufgeblasen wurde.
 

<Rorschach>

Well-Known Member
ja unser geschichte prof. hat auch gesagt dass es ziemlich korrekt ist... zwar ziemlich überspitzt des ganze aber eigentlich geschichtlich okay umgesetzt...
 

Kiddo

bereits angemeldet
Original von TheGreatGonzo
Also unser Geschichtslehrer sagt, dass 300 historisch ziemlich korrekt ist, was die Spartaner und deren Lebensweise angeht, auch wenns natürlich actionmäßig aufgeblasen wurde.

Hat er nicht Unrecht. Es war wirklich so, dass z.B. Neugeborene geprüft wurden. Wenn sie nicht der Norm entsprachen, wurden sie aussortiert. Bei 300 hatte ich allerdings das Gefühl, dass jedes Kind, welches nicht mit einem Sixpack zur Welt kam, aus der Rolle fiel :ugly:
Sogar die Frauen mussten sich Prüfungen unterziehen da man annahm, dass starke Frauen starke Kinder zur Welt bringen.

Die Schlachten an sich sind dann aber wie gesagt völlig an den Haaren herbei gezogen. Aber das Übertriebene ist eben das Schöne dabei. Auch gegen dieses Fantasyzeug hatte ich persönlich überhaupt nichts. Ein gepiercter Xerxes (damals waren Piercings noch gar nicht in Mode bzw. unbekannt), Olifanten (keine Ahnung wie die jetzt hiessen), der Henker von Xerxes etc. passt einfach perfekt und wurde schön in Szene gesetzt. Filme müssen nicht immer realistisch sein auch wenn sie auf einen Teil der Geschichte basieren. Und gerade in solch ein "Sandalenfilm" passt das Fantasy-Genre richtig gut.
 

Vincent Vega

By Quentin Tarantino
Historische Ungenauigkeiten

[...]

* 300 Spartaner und die Arkadier werden im Film erwähnt. Nach dem Bericht von Herodot bestand die Armee aus 4.200 Mann, davon 300 Spartanische Hopliten, 2.120 aus Arkadien, 400 aus Korinth, 200 aus Phleius, 80 aus Mykenai, 700 Boioter und Thespier und 400 Thebaner.

* Aufbau und Prinzip der Phalanx sind stark vereinfacht bzw. nicht richtig dargestellt. Die Phalanx bestand aus mehreren Reihen (meist 4-8 oder mehr) stark gepanzerter Hopliten. Diese kämpften primär mit ihren Stoßlanzen, die bis zu 7 Meter lang waren. Durch die dichte Reihenformation wurden die Gegner beim Ansturm durchbohrt. Für den Fall, dass die Reihen durchbrochen wurden, wendete man erst im Einzelkampf das Kurzschwert an.

* Die Darstellung Xerxes I. als großer, kahler Halbgott steht im Widerspruch zu zeitgenössischen Wandreliefs, die ihn als bärtigen Lockenkopf zeigen.

* Die Rüstung bestand aus Beinschienen (meist Bronze) sowie dem Brustpanzer (Glockenpanzer), die vor Schlachten angelegt wurden. Im Film sind die Spartaner mit Lendenschurz, Beinschienen, Armschienen, Helm und Umhang bekleidet.

* In der Schlussszene ist die Rede von 10.000 Spartiaten. Sparta hatte zu Blütezeiten nie mehr als 8.000 bis 9.000 Spartiaten und in der besagten Schlacht von Plataiai nahmen laut Herodot 5.000 Spartiaten teil.

* Die Darstellung der persischen Soldaten ist historisch unkorrekt. So werden die Soldaten praktisch vermummt und verhüllt dargestellt. Zur damaligen Zeit trugen persische Soldaten jedoch weite, offene Kleidung. Die im Film auftretenden Truppen der Perser ähneln eher mittelalterlichen osmanischen als persischen Soldaten.

* Die bevorzugte Waffe der damaligen persischen Truppen war der Speer und nicht das Schwert. Das Schwert wurde nur sehr selten als Angriffswaffe verwendet.

* Zur damaligen Zeit waren Piercings unter den Persern praktisch unbekannt und daher auch nicht verbreitet. Die Idee, dass Xerxes und seine Heerführer Piercings trugen oder sich mit Ketten schmückten, ist daher weit hergeholt. Im Film werden die Perser (inklusive Xerxes) als Halbnackte gezeigt, die ihre Armeen führen. Das ist historisch ebenfalls nicht richtig: zur damaligen Zeit trugen die persischen Könige und Generäle weite, sehr farbenfrohe Kleidung.

* Die Perser besaßen um 480 v. Chr. noch keine Kenntnisse von Schwarzpulver. Dennoch werden im Film persische Soldaten gezeigt, die die Spartiaten mit explosiven Kugeln angreifen.

* Spartaner wurden schon seit der Kindheit dazu erzogen, nur zu sprechen, wenn es nötig war. Im Film geben sie des öfteren Kampfschreie von sich.

* Im Film werden die fünf Ephoren als Orakelpriester dargestellt, die sich von Persien bestechen lassen und vom Krieg abraten. Der Film vermischt dabei die fünf obersten Beamten der Spartaner, die sich aber nicht gegen den Krieg stellten, mit dem Orakel von Delphi, welches tatsächlich zugunsten der Perser prophezeite. Weder die Ephoren noch die Priester von Delphi waren, wie im Film dargestellt, von Aussatz befallene Greise.

* Der historische Verräter Ephialtes war weder spartanischer Herkunft noch war er missgestaltet.

:smile:

http://de.wikipedia.org/wiki/300_(Film)
 

Spooky1980

Well-Known Member
Weiß nicht wer sich 300 in den Player legt und ernsthaft den Anspruch hat, hier ne Geschichtsstunde zu erleben... :uglygaga:
Das is einfach nur eine Comicverfilmung - und meiner meiner nach eine verdammt gute!
Hab mich bisher zurückgehalten die Blu Ray zu kaufen, weil ich leider nicht nur gutes drüber gehört hab. Thema Bild-Quali :headbash:
Werd wohl bei meiner DVD bleiben :bye:
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Original von Spooky1980
[...]
Hab mich bisher zurückgehalten die Blu Ray zu kaufen, weil ich leider nicht nur gutes drüber gehört hab. Thema Bild-Quali :headbash:
[...]

Ich hab bisher noch nichts dergleichen gehört. Das Bild ist ja allgemein sehr grobkörnig, aber ansonsten soll die Qualität top sein. Hab die BD zwar hier, aber bisher noch nicht die Zeit gehabt, selber reinzugucken, aber wie gesagt, bisher habe ich eigentlich keine Stimmen gehört, die von schlechter Bildqualität reden. :headscratch:
 

Spooky1980

Well-Known Member
Das mit dem grobkörnigen Bild hab ich eigentlich gemeint. Hab in verschiedenen Foren geschaut und viele hat das gestört. Aber hol sie mir wohl trotzdem :omg:
 

<Rorschach>

Well-Known Member
ich hab die BD auch... ja das mit dem grobkörnig stimmt schon aber ich finde das nicht als unangenehm... passt irgendwie... also mich störts nicht die bohne... unterstreicht das ganze szenario passend finde ich :bye:
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Ist halt ein bewusst gewähltes Stilmittel und kann der Bildquali der BD nicht zugeschrieben werden. Die ist ansonsten halt scheinbar völllig in Ordnung, wenn auch nicht referenzverdächtig.
 

Joel.Barish

dank AF
Ach Kinners, ihr macht mich fertig. :biggrin: Es geht mir doch nicht um historische Authentizität, sondern um die Darstellung. Es geht um dieses "Herrenrasse Sparta" vs. "Verkrüppelte Monsterwesen Asiens". Das stört mich. Historisch gesehen ist mir das relativ wurscht, da ich eben weiß, dass es auf einem Comic basiert und gar nicht den absoluten Anspruch hat, Geschichte authentisch nachzuerzählen. Und ja, viele meiner Kritikpunkte lassen sich wohl auch auf den Comic übertragen.

Original von Alessa
Sie wollen sich eben nicht einfach so ergeben. Dann lieber wenigstens ein kleines Zeichen setzen anstatt ohne jegliche Gegenwehr zu kapitulieren.
Zeichen setzen gut und schön, aber achte mal auf die Dialoge. Was die 300 so von sich geben hat irgendwann, vielleicht abseits von Leonidas, kaum noch was mit Heimatschutz zu tun. Es geht nur um die Zurschaustellung von Soldatenkunst, um Ruhm und Ehre durch a) Mord oder b) Tod auf dem Schlachtfeld. Die Aussagen drücken eine große Blutgeilheit aus und noch dazu ist die Arroganz und Überheblichkeit nun echt offensichtlich.

[...] Ephialtes z.B. schwächt die Gruppe, in dem er sein Schild nicht halten kann und somit die Phalanx schwächt. Leonidas hat ihn nicht von Anfang an abgewiesen sondern hat ihm eine Chance gegeben. Die Entscheidung war zwar logisch aber dennoch dumm. Ephialtes´Reaktion hätte eine Warnung für Leonidas sein müssen.
Ganz genau, es hätte eine Warnung sein müssen. Das Unlogische ist ganz genau die Entscheidung, den Buckligen mit seinem Wissen zu enttäuschen und dann unbeachtet laufen zu lassen. Dennoch finde ich auch die Darstellung wieder merkwürdig, da es so offensichtlich ist, dass ein - ebenfalls top motivierter - deformierter Krüppel zu den stählernen Waschbrettbäuchen nicht passt. Natürlich schwacht er die Einheit, aber warum muss diese Figur ein solch missgestaltetes Wesen sein? Hätte ein schmächtiger Jüngling da nicht gereicht?

Und jetzt mal zur Darstellung der Perser:
Ich habe den Comic zwar auch noch nicht gelesen, aber ich meine auch, dass der Film recht genau ist. Es ist Snyder, der hat ein Faible für 1:1 Bild-Umsetzungen. Allerdings habe ich auch gelesen, dass der Film was Monstermasken etc. betrifft, schon einen Schritt weiter geht. Das kann ich aber nicht bestätigen. Für mich zählt hier nur der Film, der die wohl vorhandenen Tendenzen des Comics wohl zumindest nicht abschwächt.

Ich finde den Fantasy-Anteil zwar schon so nicht so ganz gelungen, aber letztendlich ist das noch nicht der Grund für meine Reaktionen. Es ist die Darstellung, das "Wie". Unabhängig von der historischen Authentizität läuft bei Xerxes nur degeneriertes Monsterviehzeug rum. Sogar die Schattenkrieger, von denen mehrmals klar gesagt wird, sie kämen aus Asien (!)(nicht aus Mordor oder dergleichen), haben unter ihren Masken ein Lepra-Gesicht, das mehr Ork als Mensch ist. Einzig die Barbaren vom Anfang, der von den vielen Pfeilen spricht, sind noch Menschen. Die zwei Monster sind eindeutig genug, Xerxes ebenso. Das ist doch überdeutlich! Den reinblütigen Übermenschen Spartas steht ein gigantischer, in seinem Geschlecht uneindeutiger, haarloser und mit Hautschmuck unrein gemachter Wirrkopf gegenüber.

Und als der Bucklige ins Lager von Xerxes kommt sehen wir, dass scheinbar alles bei der Persern (!) - wieder ein klarer Nationenbezug - verkrüppelt, faulig, missgestaltet und unrein ist. Von der sexuellen Uneindeutigkeit mal ganz zu schweigen. Xerxes sagt nur, er würde jeden aufnehmen der vor ihm knien würde. Dass er den Buckligen durch ähnlich Deformierte locken würde halte ich für zu weit hergeholt. Ephialtes ist doch von den Lepra-Frauen direkt angetan und es gibt keine Anzeichen dafür, dass irgendwas im Perserlager rein und natürlich ist. Ich glaube nicht, dass Ephialtes sich denkt: "Ich bin ein Krüppel, die beiden Frauen sind verkrüppelt, wir passen perfekt zusammen, ich will keine natürliche Menschenfrau." Das fände ich auch fast noch ätzender als die bisherige Sichtweise.

Und die 300 werden als eindeutig heroisch und vorbildlich dargestellt und das unterstreicht die merkwürdige Darstellung der beiden Lager erneut. Und seid mal froh, dass ich nicht die Himmelsrichtungen in eine Interpretation mit einbeziehe. Stichwort: Die Gefahr aus dem Osten. :wink:

Leidlich unterhaltsam ist der Film ja auch und jeder, der all das hier nicht so schlimm findet, dem sei auch weiterhin viel Spaß mit dem Film gewünscht. Ich finde aber, dass wenn man den Film genauer inspiziert, lassen sich ein paar Sachen nicht von der Hand weisen.
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Original von Joel.Barish
[...]
Und seid mal froh, dass ich nicht die Himmelsrichtungen in eine Interpretation mit einbeziehe. Stichwort: Die Gefahr aus dem Osten. :wink:
[...]

Wenn du den Punkt auch noch aufgreifen würdest, wäre es aber auch aus... :wink: Da können wir auch gleich einen Thread über den "rassistischen" Herr der Ringe aufmachen. :wink:
 

Joel.Barish

dank AF
"Herr der Ringe" hat aber den Vorteil, dass es Fantasy in einer Fantasy-Welt ist. "300" nimmt sich einer echten, historischen Schlacht an und spricht besonders eindeutig von real existierenden Ländern, Gegenden und Gruppierungen.

Die Mordor-Armee bei "HdR" bestand zu einem Großteil aus künstlich gezüchteten Monsterwesen. Die Perser-Armee und alles was dazu gehört sieht nur größtenteils monströs aus, war/ist aber eigentlich menschlich. Nur eben missgestaltet und verkrüppelt.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Und die 300 werden als eindeutig heroisch und vorbildlich dargestellt und das unterstreicht die merkwürdige Darstellung der beiden Lager erneut.
Eben, es werden nur die 300, die Elite der Spartiaten so dargestellt. Es gibt aber auch im eigenen Lager Verräter und die grässlichen Propheten (oder was auch immer diese Wesen sein sollen). :wink:
 
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