Fritz Lang

Joel.Barish

dank AF
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Friedrich Christian Anton, genannt "Fritz", Lang. (* 5. Dezember 1890 in Wien;   2. August 1976 in Beverly Hills, Kalifornien)

Fritz Lang hatte zunächst als Drehbuchautor angefangen, haupsächlich für Regisseur und Produzent Joe May. Mit der Hochzeit mit Thea von Harbou erwarb Lang die deutsche Staatsbürgerschaft und begann kurz darauf, selbst Regie zu führen. Zusammen mit von Harbou schrieb er die Drehbücher, die von Harbou in den meisten Fällen in separate Romane umwandelte. Nach einigen Erfolgen, besonders mit dem ersten "Dr. Mabuse", sowie der Adaption der Nibelungen-Saga als deutsches Kulturgut und Nationalepos, reiste Lang durch die USA und drehte nach seiner Rückkehr das schon lange geplante Projekt "Metropolis". Der teuerste Stummfilm seiner Zeit revolutionierte die Filmwelt mit aufwendigen Effekt- und Massenszenen, trieb die UFA-Filmproduktion jedoch auch an den Rand des Ruins und in die gierenden Arme von US-Firmen. Dennoch war Lang mittlerweile der größte und einflussreichste Filmemacher in Deutschland, der sich auch seine berüchtigten Umgangsformen leisten konnte.

Langs erster Tonfilm "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" gilt bis heute als Meilenstein des deutschen Films. 1933: Die Nationalsozialistische Regierung, insbesondere Propagandaminister Joseph Goebbels, hatten ein Auge auf Lang geworfen und wollten ihm, so heißt es, die Leitung über die deutsche Filmkammer unter der neuen Regierung zu übernehmen. Im Zuge der Umwälzungen mit dem Arbeitsverbot für Juden (die Filmbranche war die erste Branche überhaupt, in der das Arbeitsverbot für Juden verhängt wurde), entschloss sich Lang wie viele seiner Kollegen zur Flucht, zur Emigration und damit auch zum Ende der eh schon kriselnden Ehe mit Thea von Harbou. Lang inszenierte seine Flucht aus Deutschland selbst mit mit einigen Aussagen als "sofort am selben Tag, nach dem Angebot durch Goebbels", doch tatsächlich dauerte der Wechsel nach Frankreich einige Wochen.

In Frankreich drehte Lang unter Erich Pommer den Film "Liliom", siedelte jedoch noch 1934 in die USA aus, wo der große Andrang der Exilanten die Arbeitsfindung erschwerte. Sprachprobleme und die Umstellungen in den USA, machten die Startphase in den USA für Lang nicht einfach, obwohl er noch zu den ersten Übersiedlern und zu den Begünstigsten gehörte. Das US-Studiosystem, in dem der Regisseur nur die ausführende Hand unter der Vorherrschaft des Produzenten ist, widersprach Langs Erfahrung aus Deutschland, wo er komplette Handlungsfreiheiten besaß. Entsprechend waren die meisten US-Filme Langs eher klein und von Studioeingriffen geprägt, sowie von wechselndem Erfolg. Besonders in den Film Noirs der späten 30er, der 40er und 50er, sowie im Western-Genre probierte sich Lang mehrfach.

Ende der 50er Jahre wurde Lang wieder in Deutschland angeworben und wollte mit viel Eifer lang geplante Projekte verwirklichen, geriet mit Artur Brauner jedoch an einen Produzenten, der ihm ebenfalls nicht die gewünschten Freiheiten überließ. Die drei letzten deutschen Filme Langs waren keine Erfolge, auch weil die deutsche Kritikerschaft dem "Landesverräter" und "Feigling" Lang nicht wohlwollend gesonnen war. "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" war auch insgesamt die letzte Regiearbeit Langs. Nach einem Auftritt als er selbst in Jean-Luc Godards "Die Verachtung", siedelte er wieder in die USA über.

Extra-Infos zum Besserwissen und Protzen:
- Lang wurde im 1. Weltkrieg verwundet, trug den Monokel jedoch zumeist aus modischen Zwecken und um Eindruck zu schinden. Dennoch war er in den 1970er Jahre nahezu komplett blind.
- In "Die Frau im Mond" (1929) erfand Lang mit seinem Team quasi den bis heute verwendeten Countdown für Raketenstarts. (!)

Fritz Langs Filme, besonders die deutschen Filme, stellen die visuelle Ausdrucksform häufig über den Inhalt. Höhepunkt dessen ist sicherlich "Metropolis". Dennoch gelten einige seiner Filme als zutreffende Zustandsbeschreibungen einer Gesellschaft und eines Landes, die häufig auch kritische Themen aufgreifen. Hier sind besonders die ersten beiden Filme der "Dr. Mabuse" Reihe zu nennen, sowie "M". Die US-Filme sind Genre-Produktionen, wie es sie seinerzeit häufig gab. Dennoch ist gerade der Blick eines Immigranten, der aus einem Land flüchtet und seine neue Heimat analysiert, durchaus interessant.

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Im Folgenden soll es hier einige Classics-Kritiken zu Lang-Filmen geben, die möglichst einen kompletten Überblick über sein Schaffen bieten. Angefangen mit Jigsaws Kritik zur gestern ausgestrahlten Neu-Restauration von "Metropolis":

Kritiken:
- "Metropolis" (1927)(2010er Restauration) - Jigsaw
("Metropolis" BG-Thread)
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
M und Metropolis sollte definitiv jeder mal gesehen haben.
 

Schneebauer

Targaryen
Metropolis "mussten" wir damals in der Schule sehen. Nur wirklich aufgepasst hat da niemand. Seitdem leider auch nicht mehr nachgeholt. :sad:

An M hab ich mich mal rangewagt. Den fand ich zwar gut, aber die große Euphorie konnte ich dabei nicht entdecken. Leider fehlt mir da der Zugang dazu. Den mal gesehen zu haben, ist aber definitiv keine vergeudete Zeit.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
METROPOLIS ist ja für einen Stummfilm eigentlich noch sehr dankbar. Ja er übersteigt zwei Stunden bei seiner Laufzeit, bietet aber Schauwerte und eine Ansich leicht zu folgende Geschichte. Auch die Filmmusik ist sehr ansprechend.

M ist da ja als Tonfilm schon wieder viel zugänglicher für den allgemeinen Zuschauer.

Da kann man sich wirklich mal an beide ranwagen. :wink:
Nur keine Scheu. :smile:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Schnee, wie alt wart ihr da?

Ich denke, die 18 sollte man da schon haben. Jüngeren fehlt bestimmt die erforderliche Geduld und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Also 15jährigen würd ich denen nicht zeigen, maximal ein paar Ausschnitte. Denen kann man eher mit Charlie Chaplin kommen, aber da hätten sie auch bloß Augen für den Klamauk, nicht für den Rest.

Lasst mich das "jeder" vielleicht noch ein wenig spezialisieren: natürlich meinte ich damit jeden Filmfan. Tante Jutta aus Detmold braucht den nicht kennen.
 

Schneebauer

Targaryen
Puh, das dürfte 10. Klasse gewesen sein. Da war ich 16/17 glaub ich.

Problem war eher, dass wir einfach nur Flausen im Kopf hatten und "Film schauen" damals gleichzusetzten war mit "45 Minuten lang tun was man will". Da hätte auch Transformers laufen können. :wink:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Jay schrieb:
Ich denke, die 18 sollte man da schon haben.
Was sicher nicht mal reichen wird. Mit 18 hätte ich mir sicher weder M noch Metropolis angeguckt. Als ich die in den letzten Jahren irgendwann angesehen habe (mit Anfang 30) konnten die mich dagegen durchaus unterhalten.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Man kann die ja auch nicht einfach so runtergucken. Da muss man schon mit ehrlicher Neugier "Ja, ich will jetzt ernsthaft einen 2 Stunden+ Schwarz/Weiß Stummfilm sehen" drangehen. Schlimmer: versuchen, die nebenbei zu schauen. Während man bei Whatsapp unterwegs ist oder was zockt oder was liest etc. Das ruiniert das Erlebnis komplett.

In Düsseldorf gabs vor einigen Jahren mal eine Aufführung zur restaurierten Fassung, bei der die Musik von einem Liveorchester eingespielt wurde. Da wäre ich gern dabei gewesen!
 
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