Gefährten ~ Spielberg [Kritik]

Revolvermann

Well-Known Member
Einerseits liebe ich Spielberg und mag es auch wenn er mal ein wenig tiefer in die Kitschkiste greift. Andererseits mag ich Filme mit Tieren in der Hauptrolle gar nicht.
Bin also im Moment noch hin und her gerissen ob ich einen Kinobesuch unternehme.
 

Woodstock

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Solange die Tiere nicht sprechen ist das für mich okay (Ist nichts religiöses, ich mags nur einfach nicht).

Was ich aber nicht abkann ist Kitsch und Pathos. Es geht bis zu einem gewissen Punkt aber ich glaube "Gefährten" ist ein riesen Tick zuviel.
 

Raptor

New Member
So hab ihn heute gesehen
Hatchiko hat er nicht entront, aber gefallen hat er mir trotzdem. Die Episoden Erzählweise war etwas unerwartet, hat aber im nachhinein Sinn ergeben.

Ich würde ihm auch so ca 9/10 geben, aber ich bin auch ein Tierfreund und sehe solche Filme gerne. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass der Film bei Menschen die mit der Materie nichts am Hut haben nicht gut ankommen wird.

Eindeutig ein Film an dem sich die Geister scheiden werden.
 

KungPao

New Member
hab ihn vorgestern gesehen, und stimme Jay total zu, Spielberg kriegt immer wieder die kurve bevor man im Kitsch ersäuft, und das am ende alle der episoden von joeys reise ineinander greifen, hat mir auch sehr gut gefallen, dazu noch klasse bilder, klasse soundtrack, tolle charaktere in kurz: Spielberg at its best...

von mir gibs auch klare 10/10.... ein Meisterwerk das der Meister da wieder abgelassen hat...
 

Joel.Barish

dank AF
So, jetzt auch gesehen. Anders als bei Jay oder den beiden Mädels vor mir, stellten sich bei mir keine Tränensturzbäche der Rührung ein. Mich ließ das auch weiß Gott nicht kalt, aber mich hat das nicht ansatzweise so mitgenommen, wie ich das erhofft und nach Jays Kritik auch wieder etwas mehr erwartet hatte. Aber der Film ist auch nicht so maßlos kitschig, wie ich zunächst dachte.

Das Hauptproblem waren das Script und (ich hätte nicht gedacht, das mal zu sagen) John Williams. Der fängt doch schon in der allerersten Szenen mit seiner schmalzigen Streicherattacke an, wo überhaupt noch nichts passiert ist. Das Wunder der Geburt, oder was sollte da bis zum Gehtnichtmehr schon emotionalisiert werden? Einige Szenen gingen schon nah, ohne die jetzt spoilen zu wollen. Eine Sterbeszene im Tunnel beispielsweise. Oder "Stacheldraht". Aber vieles wurde dann entweder durch unpassend albernen Humor untergraben oder durch wüste und unnötige Konstruktion. Eigentlich ist die Odyssee von Pferd Joey durchaus nachvollziehbar, aber einige Sachen sind einfach so unfassbar durchschaubar, dann wieder total unglaubwürdig, oder mit aller Macht erzwungen. Zum Beispiel als es gegen Ende um Geld und Besitzanspruch geht. Völlig unnötig und das scheint man dann auch im Film zu merken, weil es überhaupt keine Rolle spielt. Man wollte nur NOCH einen Schock einbauen, NOCH ein Problem aufbringen, NOCH einen Stein in den Weg stellen.

Und vielleicht bin ich ein unsentimentaler Klotz, aber bei anderen Filmen kann ich auch anders und eine gewisse Tier-Empathie habe ich auch. Nur ging mir diese Sakralisierung des Pferdes irgendwann total auf den Keks. Wie es sich selbst opfert und den zwei- oder vierbeinigen Freunden hilft. Dieses Pferd ist kein "Wunderpferd", wie im Film mehrfach gesagt wird, es ist der Messias. Es nimmt hinweg die Sünden der Welt. Alter Falter - und diesen Eindruck hatte man schon etwa nachder Hälfte, aber das Script legt noch mindestens doppelt und dreifach nach. Für mein Empfinden eindeutig zu viel des Guten. Vor allem, wie das Tier auf fast ausnahmslos alle Wegbereiter und -begleiter diese Wirkung hat. Unfassbar. Wie gesagt, tendenziell sind die Stationen der Odyssee ganz passend und nachvollziehbar, aber wie es dazu kommt wird oft nur mit dieser magischen Wirkung erklärt. Und das von Beginn/Geburt an. Hä? Habe ich zu wenig Wendy gelesen oder warum erschließt sich mir nicht, was beide Narracott Männer anfänglich in dem Gaul sehen?

Das alles stört aber nur phasenweise in einem Film, der oft nicht verschweigen kann, wie stark er inszeniert ist und wie mitreißend die Geschichte ist bzw. sein könnte. Denn das script ist wie gesagt etwas zu sehr Kriegs-Märchen, und Spielberg hat auch schon mal wuchtiger, flüssiger, origineller, spannender und emotionaler inszeniert. Abgesehen von der grausigen Schlussszene ist aber immerhin die Optik zweifelsfrei ein Genuss. (Mich störte allerdings, dass im 1. Weltkrieg scheinbar alle Welt synchronisiertes Deutsch, also wohl Englisch sprach. Selbst wenn Deutsche und Franzosen unter sich sind. Muss doch nicht sein. Steigert allerdings diesen Märchen-Charakter.)

Und noch abschließend was zum Titel. Der deutsche Titel passt besser, weil es ja nicht nur um Joey, sondern auch um Albert und die Familie geht. Aber wenn ein Film "War Horse" im Original heißt, hätte ich eine reine Pferde-Perspektive besser gefunden. Hätte man sicherlich auch rein auf Joey fixiert erzählen können. Ist ein ähnliches Problem wie bei "Hugo", wenn die Titelfigur irgendwann nur noch von sekundärem Interesse ist oder schweigsam bejubelt wird.

6/10 (Was nach viel Gemecker vielleicht überrascht, aber ich habe mich halt auch hier grad größtenteils auf Gemecker fokussiert. Als Gesamtfilm ist mir diese Erfahrung durchaus knappe 6/10 Punkte wert.)
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, im Kino in der Reihe vor mir. Zur Hälfte wurde das erste Mal zum Taschentuch gegriffen und beim Abspann wurde die Linke von der Rechten ausgelacht, was diese mehr geheult hatte und ja "so ein Weichei" ist. :smile:

Weil... welche Mädels sollte ich sonst meinen? Ach so, du dachtest ich meine dich und KungPao? Nein... ach Gott, das sehe ich ja jetzt erst, dass man das auch so hätte auffassen können. Nee, meine echte Mädchen/Frauen/weibliche Personen im Kino vorhin. Joa. :ugly: Außerdem hätte ich ja gerne geheult bzw. wäre zumindest gerne mehr gerührt gewesen, als letztendlich der Fall war. So sieht's mal aus!
 

Raptor

New Member
hehe ok dann nehm ich ich mein Mimimi wieder zurück. :ugly:
Ja geheult hab ich bei dem Film leider auch net (auser beinahe bei der besagten Brücken Szene), da hab ich mir auch mehr erhofft.
Aber evtl liegts auch daran, weil ich einen grösseren Bezug zu Hunden hab, als zu Pferden. Bei Hatchiko zB hab ich geheult wie ein Wasserfall :biggrin:
 

KungPao

New Member
haha ich dachte aber auch du meinst uns beide lieber Joel xD :ugly:

ich kanns auch nich ab wenn tiere leiden müssen, mich hat selbst die sterbe szene des hundes bei i am legend mitgenommen von daher :crying: :rolleyes:
 

Joel.Barish

dank AF
Ich sehe mittlerweile auch, dass man das durchaus so auffassen konnte, aber es war mir in dem Moment, wo ich es getippt hatte, absolut nicht bewusst gewesen. :ugly:

Und leidende Tiere waren hier ja nicht der Hauptgrund für Rührung. Genauso kann man doch...
heulen, wenn Joey und Albert sich wieder sehen, wenn Joey sich für "Blacky" opfert oder wenn Albert am Ende zurück zu seinen Eltern kommt. Rührung entsteht ja nicht nur durch Leid, sondern auch durch Erlösung.
Aber das war hier mit dem Jesus-Pferd halt nur bedingt der Fall. Nicht so stark, wie ich gehofft hatte. "Hachiko" habe ich nie gesehen, aber "Marley und ich" hat mich fast genau so gepackt wie "War Horse". Ohne die Filme jetzt zu sehr miteinander vergleichen zu wollen. Und es geht ja bei Filmen, nicht mal bei diesem, nicht nur um Tränen und Rührung. Nicht zuletzt deshalb kriegt dieser hier ja auch noch 6/10 Punkte.
 

McKenzie

Unchained
Glaubt ihm nicht. Er war sicher auf irgendeinem Ultra-Macho-Trip nach dem Kino, und jetzt macht er einen Rückzieher weil das Testosteron verdamft ist :biggrin: :ugly:


@Joel
Wie kamst du eigentlich in Hidalgo mit der Pferd/Mensch-Beziehung klar? Ich fand das da ganz gut gelöst, das Pferd geht zwar über sich hinaus am Ende, aber es bleibt immer nur ein Pferd und wird, obwohl präsent, nie allzu übermäßig heroisiert.
 

Joel.Barish

dank AF
Macho? Testosteron? Tze! So was kommt dann immer von gefühlsduseligen Waschweibern. So. :nene:

"Hidalgo" habe ich vor zig Äonen mal gesehen, weiß aber im Detail nicht mehr viel. Passenderweise nur noch, dass ich den guckbar, aber belanglos fand. Ich glaube aber (und du bestätigst es ja im Prinzip) dass das Pferd da wirklich nicht derart überstilisiert wurde. Zu "War Horse" fallen mir wirklich nur religiöse Vergleiche ein, so übertrieben war das teilweise. Der Messias-Gaul gegen die Sünden der Menschen. Entsprechend kommt in der entscheidenden Szene des ersten Viertels der göttliche Segen (Regen) natürlich auch von oben. :biggrin:

Ich habe aber generell nichts dagegen, wenn Tiere (oder Menschen) über sich hinaus wachsen, aber wenn es mir dann so pathetisch und wie gesagt sakralisiert dargestellt wird, hört dann schnell der Spaß auf. Es gibt einen älteren französischen Film namens "Zum Beispiel Balthasar", in dem es um einen Esel geht, der ähnlich wie hier Joey fungiert. Ganz zentral mit einer ganz bewussten Passions-Symbolik als Leid-Tier. Dort war es aber ganz bewusst und mit Bedeutung für die agierenden Menschen, während man den Joey hier eigentlich nur die Füße küssen sollte. So fühlte sich das jedenfalls oft an.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Joel.Barish schrieb:
vielleicht bin ich ein unsentimentaler Klotz

Du und Doppelnull: Heartless bastards. Nur weil der Film exorbitant sentimental-kitschtrunkener Pathos ist.

Der Film hat übrigens mehr Brusthaar als eine Expendables-Oktalogie.
 

Joel.Barish

dank AF
Aber ich sagte doch: Kitsch ist gar nicht das Hauptproblem und wenn dann liegt die Schuld bei John Williams. Und eben beim übertriebenen und zu gierigen Script, das zu oft Stringenz opfert, um noch ne Schippe drauf zu legen. In erster Linie hatte ich einfach ein Problem mit dieser pathetisch sakralen Stilisierung von Pferd Joey. Und das was Anderes als "Kitsch"! :nene:
 

00Doppelnull

Statussymbol.
Jay schrieb:
Joel.Barish schrieb:
vielleicht bin ich ein unsentimentaler Klotz

Du und Doppelnull: Heartless bastards. Nur weil der Film exorbitant sentimental-kitschtrunkener Pathos ist.

Der Film hat übrigens mehr Brusthaar als eine Expendables-Oktalogie.

Naja, so ein Pferd ist halt ganz schön behaart, nicht wahr?
Aber du sagst es in deiner Kritik doch schon selbst. Wer Titanic hasst, dem wird der Film nicht gefallen. Und so wird es wohl auch sein.
Und das obwohl ich Pferde mag. Als Gulasch, als Sauerbraten, als Rollade..
 
A

Azrael

Guest
Der Film war gut, aber nicht maximal gut.
Es wurde einiges verschenkt bei den Szenen im Krieg, die doch arg gemildert und weich gespült herüber kamen und nicht wirklich überzeugen konnten.
Die Szenen am Anfang hatten was von Lassie und in der Form nicht wirklich neu.
Und die Heimkehr .... hmmmm :facepalm:

Als Gesamtpaket für schöne Emotionen hat es schon gepasst, ich denke 7/10 ist ausreichend.
Und das obwohl ich Pferde mag. Als Gulasch, als Sauerbraten, als Rollade..
... das halte ich für einen ziemlich blöden und armen Spruch. Ist nicht cool.
 
A

Azrael

Guest
Damit wird der Spruch nicht besser. Hat weder was mit Essgewohnheiten noch mit Humor zu tun. :smile: Ist arm, bleibt arm. Der Nick ist Programm.
 
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