Ungewöhnliche Filme #10: Animationsspecial - Blood, Idiots, Panic

Presko

Don Quijote des Forums
Original von Smokersdeelight
und auch wenn ich diesen Satz eigentlich nicht mag, es zeigt dass der Autor diesen Film nicht verstanden hat.

und was hat denn Jay nun am Film nicht verstanden? Dass es um die Verfilmung eines Mangas geht? Dass der Film schocken soll?
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
Ja, unter anderem.

-Die Story-Beschreibung ist sehr ungenau und irrefuehrend,
-es fallen merkwuerdige Vergleiche und Referenzen wie Internal Affairs, Oldboy, Tokyo Gore Police etc.
-es wird mit keinem Wort die Vorlage erwaehnt, das Manga oder das Anime Prequel, bei dem Miike auch mitgewirkt hat. Der Film ist sozusagen eine Fortfuehrung des Manga/Animes, nur eben dass es Live-Action ist.

Die Gewalt regt viele Leute auf und verblendet ihnen die Sicht auf den Rest den der Film zu bieten hat. Klar, die Gewalt ist sehr praesent, aber es ist so over-the-top und cartoonhaft und es ist nichts was man auch schon in anderen Filmen gesehen hat. Es gibt wesentlich brutalere Mangas und Animes und da stoert es niemanden, bei der Live-Action Version aber schon.
Die Gewalt hier dient Miike seine Punkte zu verdeutlichen, Vllt. etwas sehr krass in Teilen aber immerhin mit mehr Tiefsinn als in reinen Splatterfilmen (und weitaus besseren Effekten).

Ichi ist kein geistesgestoerter Irrer sondern ein eigentlich friedlicher Typ, der durch Gehirnwaesche zu einem Monster gemacht wurde und in den Machtspielen der Yakuza Gruppen gefangen ist, als quasi ein modernes Frankenstein-Monster. Sein Zugang zu Gewalt und Schmerz steht also im krassen Gegensatz zu Kakiharas Charakter, der durch seine unabdingbare Loyalitaet (z.B. schneidet er sich anstatt eines Fingers wie bei Yakuza ueblich, einen Teil seiner Zunge ab) und SM-Vorlieben zu einem Monster wurde. Beide Charaktere sind interessante Persoenlichkeiten, und beide Arten von Killer gibt es so in keinem anderen Film, den ich kenne.

Es wird ein bisschen zu lang, die doppelboedige Geschichte aufzubroeseln aber ein weiterer Punkt der hier nicht angekommen ist, ist der Humor& die Ironie die in dem Film steckt. Der Film schwankt zwischen grotesk, absurd und ironisch nur um dann in den unerwartesten Momenten wieder umzuschwanken in Schock, Gewalt und Schmerz. Und das gleiche wieder anderherum.
Meine Vermutung ist, dass die (wenn ich mich recht erinnere) sehr amateurhafte Synchro wie so oft eine ganz andere Stimmung rueberbringt und den japanischen (odere eher miike-schen) Sinn fuer Humor und groteske Szenen untergehen laesst. Sicherlich auch nicht hilfreich fuer das Verstandnis ist, das Jay die GEKUERZTE Version gesehen hat, die soweit ich weiss fast 15 (!) Minuten kuerzer ist als das Original. Das ware auch eine Erwahnung wert gewesen.

Ich sage nicht dass es ein Meisterwerk ist, Miike uebertreibt es an einigen Stellen etwas (nicht nur mit der Gewalt). Oberflaechlich gesehen ist es eine Gewaltorgie aber ich finde es hat trotzdem eine komplexe und vielschichtige Geschichte. Sie laesst sich halt nur vor lauter Blut und Gedaermen nicht einfach finden..

Der Film spaltet sicherlich aber zumindest handwerklich kann man nicht abstreiten, dass es gute Arbeit ist mit sehr "einsatzfreudigen" Schauspielern, innovativen Kamera und Schnitt-Techniken, atmosphaerischer Musikuntermalung etc. und spmit sicherlich mehr als "miserabel" verdient hat.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Original von Smokersdeelight
-es wird mit keinem Wort die Vorlage erwaehnt, das Manga oder das Anime Prequel, bei dem Miike auch mitgewirkt hat. Der Film ist sozusagen eine Fortfuehrung des Manga/Animes, nur eben dass es Live-Action ist.

Warum auch? Mir war das bewusst, aber hinsichtlich der Kritik spielt es ja keine Rolle. Eine Adaption muss ja auch ohne Kenntnis der Vorlage funktionieren.

Stichwort Gewalt: sehe ich nie als Problem, so lange sie sinnvoll eingesetzt wird. Sprich, dass sie unterhaltsam ist, Spannung erzeugt oder zur Verschärfung der Dramatik eingesetzt wird. Mir ist klar, dass Miike die beiden Gewaltextreme die Ähnlichkeiten zwischen Kakihara und Ichi unterstreichen sollen, das beides auf ihre Art verrückte Monster sind, aber in diesem Fall ist es meiner Meinung nach misslungen. Das einzige, was ich hier empfand, war stumpfes "schaut mal, wie krass die zwei sind". Das Problem ist nicht die Gewalt, sondern dass die Charaktere relativ uninteressant bleiben. Kakihara ist ein krasser Verrückter und Ichi eine in Gore badende Marionette wider Willen. Vielleicht versagt die deutsche Synchro und Übersetzung da völlig, aber um ehrlich zu sein fand ich beide Figuren fürchterlich einsilbig und keineswegs ironisch. Ich schrieb ja auch, dass da definitiv Potential da ist und man mehr aus den Figuren hätte machen können. Miikes Audition dagegen ist ein großartiger Film, zwar auch hart und für westliche Motive untypisch, aber meiner Meinung nach überaus gelungen.

Humor: ich mag den asiatischen Film eigentlich, doch was hier als Humor durchgehen sollte, ging kalt an mir vorüber. Absurd würde ja grotesk und interessant bedeuten, aber ich hielt es nur für grotesk, der Groteske wegen. Abgesehen von Kakiharas Look und den eingestreuten Splatterszenen sprach mich nichts an, und gerade bei letzteren sah ich es nur als Ekelschockhorror. Tokyo Gore Police macht das auch, aber auch schon wieder so verrückt, dass es absurd und unterhaltsam ist.

Dass Ichi 1 bedeutet und die Nummer deswegen auf seinem Anzug war mir auch klar, nur ist es kein gutes Element. Wieso muss er so einen Hancock-Suit tragen? Meiner Meinung nach wäre es viel interessanter, würde er in seinen normalen Klamotten töten - als Gegensatz zum stets flippig gekleideten Kakihara. Aber gerade Humor ist ja auch immer Geschmackssache und sehr schwer einzuordnen.

Was die Kürzung betrifft, will ich dazu mal gar nicht viel sagen. Nur mal zwinkern. :wink:

Oldboy und Infernal Affairs sind ganz andere Filme, da hast du Recht, aber die Art wie sie ihre Geschichten zusammenbrachten, fand ich wesentlich gelungener. Ichi hat ja im Gegensatz zu Splattertrash wie Machine Girl durchaus einen eigentlich ernsten Kern, nur kam mir das so gar nicht rüber. Oldboy hätte man mit einigen Änderungen Ichi angleichen können - allein die Hammerszene hätte zum gallonenstarken Blutbad werden können. O Daesu und Woo-jin sind Ichi und Kakihara sogar ein wenig ähnlich, aber meiner Meinung nach ist Ichi the Killer der Tintenfisch, den Oldboy lebend mampft - viermal.
 
P

Prevision

Guest
Also erst mal dickes Lob für diese Rubrik. :super: Alleine schon die Kritiken dieser, abseids des Mainstreams entstandenen, Machwerke haben mir viel Freude gemacht.

Zu Enter the Void - tja, ich wollte diese Film eigentlich meiden nachdem mich Noe´s Irreversible windelweiche geprügelt und in Schockstarre zurück gelassen hat aber eure Kritiken haben die Film-Neugier in mir heftig wach gerüttelt und dann habe ich mir gleich die Blu-ray bestellt :smile:

Allerdings werde ich mir wohl mal einen ruhigen Nachmittag dafür gönnen, Meinung folgt dann in Kürze.
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
Zunaechst mal danke fuers Kommentiern meines Posts. Einige deine Punkte sind mir etwas klarer geworden.

Original von Jay
Original von Smokersdeelight
-es wird mit keinem Wort die Vorlage erwaehnt, das Manga oder das Anime Prequel, bei dem Miike auch mitgewirkt hat. Der Film ist sozusagen eine Fortfuehrung des Manga/Animes, nur eben dass es Live-Action ist.

Warum auch? Mir war das bewusst, aber hinsichtlich der Kritik spielt es ja keine Rolle. Eine Adaption muss ja auch ohne Kenntnis der Vorlage funktionieren.

Dir mag das bewusst gewesen sein, aber vielen, die deine Kritik lesen wahrscheinlich nicht. Und ja klar, die Adaption sollte auch so funktionieren, aber fuer mich gehoert zu einer guten Kritik auch etwas Hintergrundwissen miteinzubauen, zumindest wenn es eine so populaere Vorlage (ok, in diesem Fall nur in Japan) ist. Wer will, kann sich dann genauer informieren und versteht die Charaktere/den Film dann vllt. etwas besser. so wuerdest du ja auch z.B. Stieg Larrsons Buecher bei einer Kritik zu den Millenium-Filmen erwaehnen.

Ich will (und kann jetzt) garnicht zu sehr auf den Rest eingehen denn letzendlich haengen die meisten Punkte wie Gewaltdarstellung & Humor natuerlich vom eigenen Geschmack ab. Ich z.B. finde schon dass die Gewalt unterhaltsam ist und einen Sinn hat (und Ichis Anzug hat uebrigens einen ganz einfachen Grund, er traegt ihn auch in dem Manga. )

Den Punkt mit dem gewollt Grotesken stimme ich aber zu , das ist ein Punkt in dem Miike gerne mal uebertreibt, nicht nur in diesem Film. (Das Paradebeispiel hierfuer ist fuer mich uberigens Miikes "Gozu")
Audition ist da etwas zurueckhaltender und vielleicht gerade deswegen so gut. Aber eins erreicht er damit, der Film wird zumindest nicht langweilig denn man weiss nie was kommt. Diese Unvorhersehbarkeit finde ich bei Miikes Filmen immer wieder faszinierend.

Synchro ist ja auch immer so ein Thema, meiner Meinung nach ist es sehr schwierig Japanisch gut zu uebersetzen da einfach so viel mit Nuancen in der Sprache ausgedruckt wird, auch ohne das viel gesprochen wird. Wenn da einfach nur wortliche Uebersetzungen amateurhaft runtergeleiert werden, macht das viel kaputt.@Original mit UT gucken ist da vielleicht die bessere Alternative.

Letzendlich will ich Dir natuerlich nicht deinen Geschmack ausreden, ich wollte nur ausdruecken, dass man diesen Film auch anders sehen kann und ich die derart niedrige Bewertung (sowie die subjektive und etwas flapsige Schreibweise) fuer unangemessen halte. Ich mein, nach dem Lesen der Kritik muesste ja jeder der sich den Film freiwillig ansieht absolut bescheuert sein.
Viele hier nehmen deine Kritik als den Massstab aller Dinge und wenn das mit 1,5 Punkten bewertet wird, wird jeder (auch die die vllt. eher meinen Geschmack teilen) diesen Film meiden. Das finde ich schade und deswegen diese Gegenkritik.

Das wuerde ich uebrigens interessant finden, wenn ihr zwei Kritiken schreibt die ganz gegensaetzlich sind (so wie etwa Pro und Contra Kolumnen in Zeitungen). Joel und du habt ja oft eine aehnliche Meinung zu Filmen, nur ist es dann nicht so interessant 2 BG-Kritiken zu lesen, da sie mehr oder weniger das gleiche sagen, nur in anderen Worten. Vielleicht gibt es Filme, die der eine hasst und der andere aber liebt? Quasi ein "Jay vs. Joel" . :wink:
 
R

repariert

Guest
Über ein paar Kritiken zu diversen Troma Filmen (The Toxic Avenger, Poultrygeist, Combat Shock) würde ich mich - und gewiss auch einige andere Trash-Freunde hier Forum - sehr freuen.
 

Puni

Well-Known Member
Also die schwache Banksy-Wertung schockiert mich jetzt schon etwas. Find den Kerl klasse und der Film steht schon lange auf meiner Wunschliste.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Banksy selbst ist ja auch äußerst talentiert und interessant. Ich versteh nur beim besten Willen nicht, wie die imdb auf einen Durchschnitt von 8/10 kommt.
 

Joel.Barish

dank AF
So... sorry Leuts, ich war nicht so schnell. Nun geht's weiter:
http://www.bereitsgesehen.de/wordpress/wp-content/uploads/UngewöhnlicheFilme-Femme.jpg
Runde 8:
Eine Frau ist eine Frau (Joel)
Fellinis Stadt der Frauen (Joel)
Viridiana (Joel)

3x Essentials aus Europa. In Ansätzen, Grundthemen und Inszenierungsart durchaus ein guter Einstieg in die Welt dieser drei Regiegrößen. 2x enorm unterhaltsam, 1x provokant und böse. Macht 3x ungewöhnlich und 3x sehenswert.
Reaktionen sind wie immer erwünscht.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich meine, Un Femme est un Femme hast du mir sogar mal ausgeliehen und ich meine, den für schräg, aber gut befunden zu haben. Sofern ich mich recht erinnere. Kann mich meine ich noch daran erinnern, dass die Hauptdarstellerin wirklich ansehnlich war.
 

Joel.Barish

dank AF
Une (!) femme. Ist doch weiblich! :wink:

Aber ja, den hatte ich dir irgendwann mal ausgeliehen. Soweit ich mich erinnern kann, fandest du den aber nur schräg, ohne großartig positive Eindrücke kund zu tun. :heul: :biggrin:

@all:
Kein Interesse? Keine Meinungen?
Ihr dürft gerne auch Vorschläge abgeben, wenn ihr ne Kritik zu einem bestimmten Film wollt.

@WingedDevil & Serizawa
Das Musical Special mit RHPS habe ich nicht vergessen. Wird kommen.
 

Puni

Well-Known Member
Sind alle notiert, auch wenn ich noch nie von den Filmen, außer Viridiana, gehört habe - aber Godard ist eh super un von dem will ich noch viel mehr sehen.
Und Wünsche? Die hätte ich nur bei der alten Filme-Reihe mit den Essentials von Scorsese. Oder mal Malick aufbröseln. Die Coens wären aber auch cool, wenn man mit dem tollen Blood Simple anfängt. Leone wäre auch noch Klasse. :uglylol: Ideen zu speziellen Filme, de sonst Eher unbekannt sind, hätte ich aber nicht, auch wenn da oft gute Tipps bei rausspringen.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
@Joel: Die drei Filme klingen interessant, vor allem Fellinis Stadt der Frauen wollte ich schon immer mal sehen.
Und als Vorschlag hätte ich "Franklyn". Hast du ihn gesehen? Wenn nicht, kann ich ihn dir ausleihen, denn er ist schon sehr ungewöhnlich und würde gut zu dieser Reihe hier passen. Deine Meinung zu dem Film würde mich interessieren.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Was ich ganz interessant finden würde, auch wenn das vielleicht nicht mehr ganz so ungewöhnlich ist, wären Filme von bekannten Regisseuren, die gerne mal übersehen werden. Da denke ich dann an Nolans Following oder Spielbergs 1941 oder Wes Andersons Bottle Rocket oder die Frühwerke der Coens (Blood Simple/Raising Arizona). Gibt es bestimmt noch mehr Beispiele.

Oder natürlich ein unglaublich ungewöhnlicher und verrückter Film: Forbidden Zone.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, die Classics die Kritiken zu älteren Filmen sind ein wenig eingeschlafen. Uns fehlte da immer ein Grund - abgesehen von den Horror-Reihen - warum man gerade jetzt eine Kritik zu Film XY schreiben sollte. Dadurch ist ja auch das hier erst entstanden, weil es so um Geheimtipps geht, um Filme, die vielleicht nicht schon jeder kennt.

Die Vorschläge sind notiert - weitere dürfen kommen :biggrin: - und ich weiß nicht, was Jay so geplant hat, welche Filme ihm so für die nächsten Runden vorschweben, aber das hier wird erstmal weiter gehen. Ich habe schon ein paar weitere Filme auf der hohen Kante. Man muss ja auch immer an die Film ran kommen. "Forbidden Zone" sieht z.B. sehr schräg aus, gibt es in D aber nur auf VHS und die ist natürlich extrem selten.
 

Der Pirat

New Member
Ich les die Kritiken immer wieder gerne, hab mir auch shcon den ein oder anderen Film notiert, bin aber bisher nich dazu gekommen auch nur einen davon zu sehen... Irgendwie fehlt die Zeit :wink:

Aber macht bitte weiter damit. Tut mal ganz gut was über Filme fernab des Mainstreams zu erfahren :smile:
 
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