Killing Season ~ Travolta vs. De Niro

Presko

Don Quijote des Forums
Kritik auf Filmstarts. Was für ein Highlight, ich denke wir erleben gerade, wie Kinogeschichte neu geschrieben werden muss:

Kritik (Filmstarts)

hört sich so schlecht an, wie ich es mir gemäss den Bildern und dem Trailer vorgestellt habe. Und der Robert D. fällt und fällt und fällt weiter ins Bodenlose hinab
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Vor ein paar tagen via VOD gesehen:

Killing Season

Wow...das war ja mal gar nix. Dafür sollten sich alle Beteilgten in Grund und Boden schämen, allen voran die beiden Hauptdarsteller, denn vom Regisseur konnte man beinahe nichts anderes erwarten.

Definitiv ein Film, den weder die Vita des Casts, noch die Welt braucht. Man nehme den zweiten Akt von Ted Kotcheff's 'First Blood', pervertiere diesen auf's grausamste, würze das Ganze noch mit ein wenig Anleihen aus dem Torture-Porn Bereich und garniere es mit (ehemaligen) Hollywood A-Liga Stars, selbstverständlich der Publikumsblendung wegen, und schon hat man knappe 90 Minuten vergewaltigtes Filmmaterial, das den Titel 'Killing Season' trägt.

Dabei klingt der Plot garnicht mal so uninteressant und böte Potential für, naja, zumindest für mehr als das hier. John Travolta spielt den peinlich bebarteten und peinlich serbelnden, serbischen Kriegsveteran Emil Kovac, der dem gefühlt 91 jährigen, amerikanischen Kriegsveteran Benjamin Ford, gespielt...nein...dargestellt...nein...lustlos hingerotzt von Robert De Niro, nach dem Leben trachtet. Warum? Vermutlich Penisneid...man weiss es nicht...niemand weiss das. Ok, eigentlich schon: Ford sollte Kovac exekutieren, was aus 10 Zentimetern Entfernung gar nicht so leicht ist wie man es vermuten würde und ihn natürlich, wie kann es auch anders sein, verfehlt und nur verwundet. 2678 Jahre später, Ford ist inzwischen schon 19-facher Großvater und Kovac hat sich den Bart der Vergeltung stehen lassen, sinnt dieser auf Rache, also Kovac...nicht der Bart...obwohl es dem Bart eher zu Gönnen wäre und niemand- ausser vielleicht ein 119 jähriger amerikanischer Ex-Soldat- kann ihn aufhalten.

Es kommt wie es kommen muss: Kovac bastelt sich einen Pappflieger, denn Geld hat er keines, erreicht damit binnen weniger Minuten amerikanisches Festland und da die Weltmacht Amerika offensichtlich nur aus einem Einwohner besteht, hat er auch keinerlei Probleme, Ford in seinem tief im Wald gelegenen Einsiedlerversteck ausfindig zu machen. Zuerst macht Kovac einen auf freundlichen Serben von nebenan, klar, denn in den Wäldern von Georgia, USA, das weiß doch jedes Kind, wimmelt es nur so von Serben und als 243 jähriger, ehemaliger amerikanischer Soldat, der im Kosovokonflikt hunderte Serben über den Haufen geschossen hat, gesetz dem Fall, sie waren weniger als 10 Zentimeter entfernt, würde ich auch nicht stutzig werden, wenn mir plötzlich einer über den Weg läuft. Also lade ich ihn zu mir nach Hause ein, tausche Kriegsgeschichten aus, hege danach immernoch keinen Verdacht und gehe den nächsten Tag mit meinem neuen und besten serbischen Freund auf die Jagd.

Erst als mir der Typ einen Pfeil in den Unterschenkel ballert, geht mir allmählich ein Licht auf....

Bis dahin ist alles noch hohe erzählerische und inszenatorische Kunst mag man meinen aber die danach folgende "Jagd" und erst Recht das "Finale" inklusive "Konklusion" ist an Schwachsinnigkeit und Lieblosigkeit wohl schwer zu unterbieten.

Was bleibt? Nette Landschaftsaufnahmen und Travolta mit serbischem Akzent zum schiessen, also wenn möglich unbedingt im O-Ton schauen! Entweder die beste, unfreiwillige Komödie des Jahres oder einer der miesesten Genre-Beiträge der letzten Dekade. Spannungslos, actionarm und emotionslos sind die Atribute, die dieses Machwerk am besten umschreiben.

Wie man es besser macht: 'Die Stunde des Jägers' von William Friedkin

2,5/10​
 

Clive77

Serial Watcher
Ganz so krass wie Walter würde ich den Film nun nicht aufnehmen, aber gut, hier meine Gedanken:

Erster Punkt wäre, dass sich die Schreiber einen Dreck um die historischen Fakten gekümmert haben. Insofern wird gleich beim Auftakt schon die ganze Prämisse ad absurdum geführt und man muss sich auf eine recht hanebüchene Geschichte einlassen. Aber gut, hat man den Drops erstmal gelutscht und kommt auch mit Travoltas merkwürdig russisch klingendem Akzent zurecht (ich bin zwar kein Serbe, aber weiß ungefähr wie das klingen würde), ist die erste halbe Stunde eigentlich ganz angenehm.
Man weiß, wer welche Rolle spielen wird und worauf es hinaus läuft. Statt nun direkt einen großen Zweikampf zu inszenieren, können beide Gegenspieler sich gut beschnuppern und geben einen recht atmosphärischen Einstieg zum unausweichlichen Zweikampf (teilweise vielleicht etwas plump, aber durchaus in Ordnung). Was dann allerdings in der restlichen Laufzeit kommt, ist kaum zu ertragen. Da helfen auch die "Torture-Porn"-Szenen nicht weiter (die übrigens für einen solchen Film komplett fehl am Platze sind). An dieser Stelle hätte man sich was Sinniges gewünscht: Einer Jagd den anderen in der - tolles Setting übrigens - groß angelegten Wildnis und der Schlauere von beiden gewinnt. Aber Pustekuchen. Statt die gegenseitige Jagd zum Programm zu machen, gibt es den Quatsch, der im Spoiler steht:
Es wechseln sich beide Seiten mit Szenen ab, in denen sie den jeweils anderen töten könnten, aber stattdessen auf "moralische" Lektionen setzen, worauf der Gegenspieler wieder entkommt.
Das Finale ist dann auch alles andere als gut gewählt und für keine der beiden Seiten wirklich nachvollziehbar. Es setzt der "Tour de Farce" lediglich die verdiente Krone auf.

Schauspielerisch ist man auf jeden Fall anderes von Travolta und De Niro gewohnt, wobei Travolta bei mir etwas besser abschneidet. Auch wenn sein Akzent nicht gerade überzeugend daher kommt, musste er sich alleine deshalb mehr Mühe geben. De Niro hingegen sieht durchweg aus als wenn er den Film nur hinter sich bringen möchte, um einen mageren Gehaltsscheck zu bekommen.

Eine Empfehlung kann man für diesen Streifen sicher nicht aussprechen, hier führen die beiden großen Namen nur in die Irre. Im Vergleich mit anderen Filmen ähnlichen Themas ist es allerdings nun auch nicht der Bodensatz. Mit Blick darauf, dass mir das erste Drittel - mit Abstrichen - ganz gut gefallen hat, gehe ich daher ähnlich bei der Bewertung vor:

3,5/10 Jägermeister.
 

nebomb

Well-Known Member
Unfassbar... vor 10 - 15 Jahren wäre das ein Garantierter Hit geworden. DeNiro, Travolta und McTiernan was sollte da schief gehen. Bin echt schockiert das er hier so mies abschneidet
 

Clive77

Serial Watcher
nebomb schrieb:
Unfassbar... vor 10 - 15 Jahren wäre das ein Garantierter Hit geworden. DeNiro, Travolta und McTiernan Mark Steven Johnson was sollte da schief gehen. Bin echt schockiert das er hier so mies abschneidet
Korrigiert. Und nach Sichtung des Films ist mir auch klar, warum McTiernan nicht dabei geblieben ist.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
nebomb schrieb:
Unfassbar... vor 10 - 15 Jahren wäre das ein Garantierter Hit geworden. DeNiro, Travolta und McTiernan was sollte da schief gehen. Bin echt schockiert das er hier so mies abschneidet

Hätte McTiernan auch tatsächlich Regie geführt, wäre daraus auch ein Fest geworden...leider griff man stattdessen auf Mark Steven Johnson zurück :ugly:
 

Clive77

Serial Watcher
Dr.WalterJenning schrieb:
Zwei Deppen ein Gedanke :biggrin: Wobei ich denke, dass Tiernan das Drehbuch ordentlich überarbeitet hätte :smile:
Das wollte ich gerade anmerken: Aus dem Drehbuch war bestimmt schwer was rauszuholen, da hätte es Änderungen bedurft - und nicht zu knapp. :pinch:
 

OpaMuff

New Member
Hab gut gelacht @ Walter. :tongue:

Ja, saublöder Film (allein die jeweilige Flucht des einen, dann wieder des anderen). Aber iwie konnte ich nicht wegsehen und trotz allem konnte ich mich gut amüsieren, was sicher an die beiden Protagonisten lag.

4/10
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Ich fand den übrigens bei weitem nicht soooo schlecht, wie er hier zumeist wegkommt. Hat ein paar wunderschöne Landschaftsaufnahmen (die einige hier ja bereits hervorhoben) und darüber hinaus fand ich den Film auch ganz spannend, und unterhaltsam. Halt ein Film der weiß, in die Videotheken dieser Welt zu gehören.
Es hapert halt leider an vielen Ecken, was schon am unglaublich schlecht geschminkten De Niro beginnt, und bei miesen green screen Szenen nicht halt macht, weil da ja noch Platz für diverse platte Dialoge sein muss, und Logiklöcher scheinbar auch ihren Platz verlangten.
Dafür sind die Duelle und stetigen Wechsel der Oberhand ganz schön anzusehen, und es gibt einige überraschend harte Szenen, die von guter Kameraarbeit profitieren, und realistisch blutig daherkommen. Hat mich als nettes B-Filmchen durchaus unterhalten, und es ist (ok, dies ist nicht schwer) vermutlich der beste Film von Mark Steven Johnson.

4,5/10 Zitronen Limonaden
 
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