Source Code ~ Jake Gyllenhaal [Kritik]

Diokhan

Well-Known Member
Übt nun nicht unbedingt den gleichen Sichtungs-Wunsch wie sein Vorgänger 'Moon' auf mich aus, ist aber dennoch mal vorgemerkt...allein schon um zu sehen in wie weit er mit Jones' Erstlingswerk mithalten kann.
 

Wendtslaw

Well-Known Member
Für diejenigen unter euch, die "Moon" noch nicht gesehen haben und da interesse dran haben oder auf die DVD/Blu-Ray veröffentlichung gewartet haben, der Film ist ab heute im Handel erhältlich.

Mit freundlichen Grüßen,

Wendtslaw
 

Presko

Don Quijote des Forums
Schöner Trailer, schaut nach nettem Unterhaltungsfilm aus. Zuerst dachte ich ja schon, wir hätten es hier mit der Verfilmung von "Zurück in die Vergangenheit" zu tun. :wink:
 

Grintolix

Well-Known Member
Der Film läuft ja schon morgen an. Hierzu gibt es noch keine Kritik oder?
Hätte mich schon interessiert.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Doch, Barish hat sie schon getippt und eingereicht, bin noch nicht zum reinstellen gekommen. Aber ich kann hier ja schon mal die erste Hälfte posten:

Source Code
(USA, Frankreich 2011)

Regie: Duncan Jones
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga

Story:
Kampfpilot Colter Stevens wacht orientierungslos in einem Personenzug auf. Vor ihm eine Fremde, die ihn mit anderem Namen anredet. Bis der Zug plötzlich explodiert. Mit der neuartigen Source Code Technologie ist es möglich, wenige Minuten in den letzten Erlebnissen eines Toten zu sehen und darin zu agieren. Es ist nun an Stevens, den Verantwortlichen für die Zugexplosion ausfindig zu machen, da ein erneutes Attentat droht. Die Zeit drängt.

Kritik:
Regisseur Duncan Jones verblüffte 2009 viele mit seinem kleinen, feinen Debüt žMoon, einem Psychothriller auf begrenztem Raum mit radikal begrenztem Personal. Derartige Begrenzungen, besonders geographisch, gibt es auch in žSource Code, mit dem sich Jones ohne eigenes Drehbuch an einer reinen Auftragsarbeit versucht, die aber ganz passend wie die konsequente Weiterentwicklung aus der Enge der Mondstation und der unentrinnbaren Distanz des Mondes wirkt. Zurück auf der Erde beschränkt Jones nun Jake Gyllenhaals Bewegungsradius auf seine kleine Kapsel und den Zug plus Umgebung, unterlegt ebenfalls mit der dynamischen Zeitkomponente. Erfolg muss schnell her, wenn die nächste Katastrophe vermieden werden will, doch Colter Stevens erlebt die erste Katastrophe im Achtminutenrhythmus immer und immer wieder. Mal um Mal die Zugsituation, immer wieder die Suche nach der Idee eines Täters, dabei die fremde Vertraute in Gestalt von Michelle Monaghan vor einem und Stevens rast anhaltslos umher, bedrängt nacheinander das begrenzte Täterpersonal im Zug. Dazwischen immer wieder das unsanfte Erwachen in der merkwürdigen Kapsel und Videobriefing mit Vera Farmiga.

Trotz rasanter Abfolge und Wiederholung ist der Film kein hysterischer Überschallthriller, der mit Mach-325 durch seine Storyfragmente fegt. Was an eine Mischung aus žNext, žDéja vu, žDonnie Darko und dem Murmeltier erinnert, ist mit seiner technologischen Grundidee ein Science-Fiction Konstrukt, das einem Philip K. Dick sicherlich auch gefallen hätte, aber gänzlich ohne seinen Namen auskommt, bzw. auskommen muss. Die wissenschaftliche Grundlage, das Anzapfen der Erinnerung eines frisch Verstorbenen, ist nachvollziehbar genug, um den Plot anzunehmen und sich auf das filmische Krimi-Puzzle einzulassen. Im Detail erscheint die Idee natürlich mindestens haarsträubend, logisch fragwürdig und abgedreht, aber das trifft auch auf zukunftsehende Pre-Cogs (žMinority Report) oder auf gut behütete Schicksalsstrippenzieher, wie im jüngsten žDer Plan, zu. Das Script packt die rein funktionelle Idee ohne große Vorbehalte und mit nach und nach stattfindender Erklärung an und wirft uns direkt in den Zug und in Gyllenhaals erste Orientierungslosigkeit. Wer derart mit Zeit, Raum und Realität herumspielt, tritt sich damit natürlich irgendwann in die Hacken und strapaziert die Dehnbarkeit der Sci-Fi Logik auf Dauer enorm. So scheint zum Beispiel die präsentierte Zugrealität in den verschiedenen Wiederholungen häufig wandelbar. Was wann passiert scheint nie ganz festgelegt zu sein, was entweder ein großer Logik-Bock ist oder ein zu offensichtlicher Schlüssel zur Lösung des eigenen Mysteriums.

Faszinierend ist es dennoch, wie Gyllenhaal hier gegen Unbekannt ermittelt und sich im Try & Error Prinzip durch den Zug arbeitet. Das wirkt auf Dauer ein bisschen repetitiv, aber das Script platzt zum Glück nicht zu offensichtlich mit seinen Infos heraus und serviert immer mal wieder kleine Wendungen oder so etwas wie Subplots, die neuen Schwung in die Suche nach Mr. X bringen. žSource Code ist über weite Strecken ein simpler Whodunit-Krimi, nur statt sich als Columbo durch penetrantes Nachfragen und Zurückerinnern der Lösung zu nähern, erleben wir die Tat hier eben mehrfach und können uns quasi live und parallel darin herumbewegen. Schade nur, dass.... [Fort. folgt]
 
M

Maxwell89

Guest
War gestern in der Pre-Preview, fand ihn eigentlich ganz gut, kann man mal gucken :wink: 6,5-7/10
 

nebomb

Well-Known Member
Hab Trailer gesehen und werde ihn mir für DVD aufheben. In den nächsten Wochen möchte ich so oft ins Kino, da muss man auch mal einen weglassen damit man sich das alles leisten kann
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Sorry für Doppelpost.

Komme gerade aus dem Kino, der Film konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen. Solche Filme mag ich sowieso wegen der Thematik, dazu kommen noch gute Darsteller und nette Effekte. Es gab auch ein paar überrschend lustige Szenen. Auch wenn die Story etwas seltsam ist (normalerweise müsste er in den Zug-Szenen nur als passiver Beobachter dabei sein; die angezapften Erinnerungen von Sean können ja schlecht verändert werden), fand ich sie gut. Nur das Ende fand ich unlogisch
und kitschig. Es ergibt schlichtweg keinen Sinn, dass er in der Erinnerungswelt einer Leiche weiterlebt - er machte ja nie eine Zeitreise, sondern sieht sich etwas an, was bereits passiert ist. Das ist wie das ansehen von Überwachungsvideos nach einem Einbruch - man kann sich lediglich ansehen, was vorgefallen ist, aber man kann sich nicht in das Video hineinprojezieren und schon gar nicht den Einbruch verhindern. Und dann dieser Kuss und das neue Glück mit der Frau... Ich habe es schon kommen sehen und gehofft, dass sie kein solches Ende machen, wurde dann aber enttäuscht.
Ansonsten konnte mich der Film aber, wie gesagt, überzeugen. Wer solche Filme wie Butterfly Effect und Mr. Nobody mag, sollte sich diesen hier nicht entgehen lassen.

7,5/10
 

Presko

Don Quijote des Forums
Gestern gesehen und bin recht unentschlossen. Wohl auch zwischen 6 und 7 Punkten. Die Idee gefiel mir gut und er packte mich auch bis gegen Ende. Die Auflösung gefiel mir dann weniger. Also sowohl die Thrillerauflösung, als auch die SciFi-Auflösung. Bei der Auflösung des Bombenattentas wirkte alles am Schluss viel zu einfach. Und der ScFi-Teil war auch irgendwie zu simpel, zu sehr einfaches Happy-End.
Als Fazit ist der Film sowohl positive Überraschung, wie kleine Enttäuschung. Ich hatte einen anderen Film erwartet, und war dann während dem Schauen positiv vom intelligenten Plot überrascht, baute zugleich aber grössere Erwartungen für das Ende auf, die schliesslich enttäuscht wurden.
Gute Grundidee, saubere Inszenierung und gute Schauspieler also auf der Habenseite, aber blasse Nebencharaktere, ne Storypotential das trotz guter, spannender Idee nicht wirklich ausgeschöpft wird und schwaches Ende als Negativpunkte.
 

Joel.Barish

dank AF
Original von Tyler Durden
[...]Auch wenn die Story etwas seltsam ist (normalerweise müsste er in den Zug-Szenen nur als passiver Beobachter dabei sein; die angezapften Erinnerungen von Sean können ja schlecht verändert werden), fand ich sie gut. Nur das Ende fand ich unlogisch[...]
Aber genau darum ging es doch. Auch was du im Spoiler kritisiert hast.
Der Wissenschaftler geht ja auch davon aus, dass die SC-Welt begrenzt ist. Der Clou des Films ist doch, dass die SC-Technologie eine Art Parallelwelt schafft, die sich zum Zeitpunkt des Zugunglücks abgetrennt hat und in die Gyllenhaal durch einen fremden Körper gelangen kann. Ob das nicht geht? Woher sollen wir das wissen. Ja, wandelbare und manipulierbare Erinnerung erscheinen unlogisch, aber den ersten Ansatz muss man auch einfach mal hinnehmen. Wie in meiner Kritik geschrieben, ist das doch bei "Minority Report", "Der Plan" oder auch bei "Next" oder so nicht logischer. Und das Ende mit der Parallelwelt ist eben die Sci-Fi-philosophische Konsequenz aus der Grundthematik. Dass dich das eher romantische Happy End stört - von mir aus. Aber in einem solchen Film mit dem maximal semi-wissenschaftlichen Wissen unserer Gegenwart die Hauptidee eines Science-Fiction Plots zerlegen zu wollen, finde ich irgendwie zu pingelig und am eigentlichen Sinn und Zweck eines solchen Films vorbei.
Und ich sehe ja, dass du den Film dennoch gut fandest. Punktemäßig ja sogar besser als ich. Aber Frustration über bzw. Kritik am Grundplot schießt in dieser Form doch übers Ziel hinaus.

@Jay:
aus der Kritik
[...]ergeben sich somit schon vor Filmbeginn Sorgen, denen nur ein Argument gegenübersteht: Duncan Jones. Moon Duncan Jones. Eine schlechte Nachricht sogleich vorweg: man merkt nicht, dass der Film von einem Jones-Kaliber ist[...]
Was heißt denn überhaupt Jones-Kaliber? Kann man das nach einem Film überhaupt schon sagen? So innovativ war "Moon" jetzt auch nicht und wie viel davon jetzt einfach Jones' Stil ist und wie viel der Handlung, dem Setting etc. geschuldet ist, weiß man doch nach einem Film noch nicht. (Un-)Regelmäßigkeiten werden doch erst durch Wiederholungen deutlich und wenn Film #2 des Regisseurs schon direkt "anders" wirkt, kann man solche Vergleiche doch erst recht noch nicht ziehen. Dass "Source Code" ne typische Hollywood Auftragsarbeit ist, habe ich ja auch geschrieben. Dass Jones da wohl eher einfach routiniert und fachmännisch statt passioniert an die Sache gegangen ist, möchte ich auch nicht ausschließen. Aber Jones nach einem Film schon solche Qualitäten, Erwartungen und eine solche Eigenständigkeit unterjubeln zu wollen... ich weiß ja nicht. :headscratch:

Ich stimme dir zu, dass man gerne so was hätte einbauen können, dass Colter mehr unter den Reisen leidet und dass er irgendwann droht abzukratzen. Hätte sicherlich leicht funktioniert. Einen Bösewicht brauchte es in der Form aber nicht. Ich fand das mit der Schnitzeljagd durchaus spannend, wenn Colter zu Beginn auch etwas ziellos unterwegs war, was aber auch wiederum realistisch ist. Wie ich geschrieben hatte, erinnert das an Krimis. "Mord im Orientexpress" und Konsorten. Die Live-Aufklärung eines zurückliegenden Anschlags - ist doch interessant. Und der drohende neue Anschlag genügte als Antrieb auch, wenn er sicherlich auch etwas präsenter sein dürfte. Aber für mein Empfinden mutiert der Film spätestens im letzten Drittel [spoiler, Kinners!] dann gänzlich in den eher menschlich und persönlich gefärbten Weg mit der neuen Welt in diesem angezapften Gedankenstrang. Jedoch nicht wie "Matrix", sondern eben als... von mir aus metaphorischer Ausdruck für Lebenswille und persönlicher Freiheit. Wird ja auch so ähnlich im Film gesagt. Ist ein ähnliches Dilemma wie "Der Plan", wo viele - u.a. du - ja auch eher einen Mystery-Thriller haben wollten und dann ein seicht philosophisches Liebesdrama mit Mystery-Touch bekamen. Die beiden Filme sind sich echt sehr ähnlich.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Der Wissenschaftler geht ja auch davon aus, dass die SC-Welt begrenzt ist. Der Clou des Films ist doch, dass die SC-Technologie eine Art Parallelwelt schafft, die sich zum Zeitpunkt des Zugunglücks abgetrennt hat und in die Gyllenhaal durch einen fremden Körper gelangen kann.
Und genau das fand ich zu weit hergeholt. Aber wie du schon selbst sagst, fand ich den Film ja trotzdem gut und habe ihm wegen der genannten Schwächen nur ein paar Punkte abgezogen. Das hat mich also nicht sooo extrem gestört :wink:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Original von Joel.Barish
Was heißt denn überhaupt Jones-Kaliber? Kann man das nach einem Film überhaupt schon sagen? -

Wie ich geschrieben hatte, erinnert das an Krimis. "Mord im Orientexpress" und Konsorten. Die Live-Aufklärung eines zurückliegenden Anschlags - ist doch interessant.

Ich schrieb das in erster Linie, weil Jones dafür gelobt wurde, einen auffällig stillen und charaktergesteuerten kleinen Film gemacht zu haben. Source Code ist da anders, dementsprechend sollte man also nicht den Fehler machen, einen moonähnlichen Film zu erwarten, ist er ja nicht. Wer weiß, vl bleibt Moon ja auch ein Einzelstück und er dreht nur noch Source Codes.

Für den Rest > Spoilerecke.
 
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