Original von Jay
Jedes Mal wenn ein Ridley Scott ins Büro kommt und irgendein gänzlich neues Projekt wie Königreich der Himmel, The Forever War und Tripolis vorschlägt, ist die Financierseite erstmal skeptisch. Und fragt, ob man nicht besser Alien 5, Gladiator 2, Blade Runner 2 etc machen könnte. Irgendwas, was man kennt, was sich leichter verkauft. Natürlich, ist doch logisch.
Exakt. Und das Scott über Jahrzhnte hinweg nichtss von beiden machte und nun beide hinter einander, lässt halt in meinen Augen durchaus eine etwas differenziertere Betrachtung zu, warum er das denn nun macht.
Die Königsfrage ist doch nun eher, ob man ihn jetzt, und so klangs bei Slyfan, dafür schief ansehen muss wenn er etwas wählt, was leichter unterstützt wird.
Nein, natürlich nicht. Zur Sicherung des Marktwertes und aus anderen Gründen ist das völig legitim.
Er hat Alien 5 ja auch nur unter der Bedingung gestartet, dass es nicht bloß Alien Teil X, sondern ein besonderer Eintrag wird. Wer weiß, vielleicht hat er schon öfters mit einem BR Sequel geliebäugelt, aber immer gesagt, ne, nur wenn mir ein guter gänzlich neuer Ansatz einfällt. Vielleicht bekam er den beim Prometheus Shoot. Vielleicht ist er auch high davon, Big Budget 3D Sci-Fi zu drehen.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Eben. Man weiß es nicht. Es kann aber ebenso gut reine Taktik sein. Das ist nicht verwerflich, ganz im Gegenteil. Es wäre aber eben ein anderer Ansatz als zu sagen: Wunderbar! Scott eine künstlerische Eingebung und macht die Dinger jetzt ausschließlich, weil ihn gerade die Muse küsst.
Kurzum, ich glaube nicht, dass Ridley seine Künstlerideale über Bord wirft und sich auf seine alten Tage seelenlos in Kommerzgedanken stürzt.
Denke, das hat Sly auch nicht gemeint und ich erst recht nicht. Man kann ja etwas voller Engagement angehen, auch wenn es zusätzliche Gründe gibt, warum man gewisse Projekte zu einem bestimmten Zeitpunkt angeht.
Wenn er Alien 5 macht, dann nicht, weils einen hohen und guten Paycheck bedeutet oder er sonst absolut nichts sonst bekäme.
Einerseits dürfte es für ihn schwer werden, ein ebensolches Budget für ein anderes Projekt zu bekommen, andererseits stärkt es seine Marktposition, wenn das Ding erfolgreich ist. Und die Chance, dass so etwas erfolgreich ist, ist nun einmal größer, als bei einem seiner anderen Projekte, wie die letzten 10 Jahre bewiesen haben. Das heisst nicht, dass er den Film nur deswegen macht, vielleicht macht er den und BR2 aber eben nun genau jetzt, weil es in den letzten Jahren nicht so dolle lief und, weil er - wenn er noch ein, zwei Flops nachlegt - vielleicht auch gar nicht mehr die Macht hätte, bei diesen Prestige-Objekten so viel Einfluss zu nehmen, wie er es jetzt tut.
Der steckt ja auch nach wie vor extremes Herzblut in seine Filme, saß bei Robin Hood auch trotz hohen Alters jeden Tag 14 Stunden im Dreck und lebte seine Arbeit, auch wenn der Film an sich jetzt nicht so pralle war. Wenn BR 2 kommt, dann auch, weil er was künstlerisches darin sieht. Das wird kein faules Füße hochlegen / Erwartungen abklappern / keinen Fuck drauf geben ala Spielberg bei Indy 4.
Die argumentierst so, als ob es nur schwarz und weiß gäbe, Jig. Ich will ihm gar nicht absprechen, dass er da wirklich was Tolles in Petto hat und erstklassige Arbeit abliefern wird. Engagement und Berechnung können auch Hand in Hand gehen, mehr sage ich gar nicht.
Kleines Beispiel: Wir sind uns doch wohl einig, dass Kubrick ein toller Regisseur war, right? Und sind wir uns auch einig, dass "Shining" ein erstklassiger Film ist? Okay. Kubrick wollte nach "Barry London" aber eigentlich sein Traumprojekt "Napoleon" verwirklichen. Da "Barry London" jedoch nicht gut einspielte, ließ man ihn nicht und so suchte er sehr bewusst ein Projekt, welches ein halbwegs sicheres Einspiel versprach. Daher nahm er das Angebot von Warner seinerzeit ein. Es war also durchaus berechnend, was Kubrick tat, weil er halt etwas auf Nummer sicher ging, auch und besonders, um sein Standing zu verbessern. Hat er deswegen - um bei deinen Worten zu bleiben - die Füße hoch gelegt? Ich denke nicht. Er hat einen erstklassigen Film abgeliefert. Trotzdem hatte es im Ursprung einen ganz profanen Grund, warum er "Shining" zu dem Zeitpunkt anging. Und ähnlich sehe ich es jetzt auch bei Scott. Ich denke nicht im Traum daran, dass er da nur sein Gehalt absitzt und kein Interesse an seinen Filmen hat. Das hat ein Scott nicht nötig und wird auch nicht passieren. Trotzdem kann Berechnung da mit rein spielen. Nicht mehr, nicht weniger.