Revolvermann
Well-Known Member
Das sehe ich absolut ebenso.Joel.Barish schrieb:Nicht egal wäre mir, wenn solche Momente wie Fremdkörper wirken in einem Film, der sich insgeheim für seine Lockerheit schämt.
Danke für deine Einschätzung. Ich bin allerdings komplett anderer Meinung und halte "Watchmen" von Snyder für ein Meisterwerk.Shins schrieb:These: Der Film "Watchmen" ist eine misslungene Adaption eines wegweisenden Comics, der nur aufgrund der hohen Qualität der Vorlage ebenfalls einige Qualitäten hat.
Die ganzen Zeitlupen sind nicht bloß Lückenfüller, sondern visuelle Erzählelemente, Emotionsträger oder z.B. am Anfang ein elegante Lösung endloser Exposition zu entgehen, mit einem Intro, welches es im Comic z.B. gar nicht gibt. Er spielt mit dem Medium und nutzt es (manchmal exzessiv, das gebe ich zu) zum Symbolismus. Er nutzt zwar seltener aber beispielsweise genauso den Speed Up und das nicht einfach so sondern mit jeweiliger Intention. Was ihn fast schon zum guten Zwilling von Bay macht. Der seine einfachen Kindergeschichten mit möglichst viel Coolnes ausstatten will aber fast nie die Eigenheiten des Mediums nutzt. Snyder ist ein Filmemacher in bester Tradition. Jemand der frei nach Hitchcock zeigt und nicht erzählt (show, don't tell). Seine Filme funktionieren theoretisch auch ohne Ton. Das Innenleben der Figuren scheint durch ihre Dialoge. Natürlich auch dank eines kaum zu überschätzenden Casts. Übrigens auch einer der Gründe, warum es viele Leute gibt, die den Film besser finden als die Vorlage. Die Bindung zu den moralisch zwielichtigen Figuren. Damit ist nicht Sympathie gemeint, sondern eine generelle Glaubwürdigkeit, die ich hier ebenfalls viel mehr verspüre als in Moore Originalfiguren. Zudem ist es erstaunlich das Snyders Werktreue als "einfach" oder "abpausen" gesehen wird.
Was mitnichten der Fall ist. Kann man allein schon daran erkennen, dass es niemand sonst je so hinbekommen hat. Vom total stimmigen Pacing, der Musik und allem Anderen, was in einer Comicvorlage nicht vorhanden sein kann, mal ganz abgesehen. Weder hat Rodriguez mit "Sin City" noch Snyder selbst mit "300" es geschafft eine so ausgewachsene Übertragung in ein anders Medium abzuliefern und dabei so extrem nah an der Vorlage zu bleiben. Da traut sich keiner ran. Schon gar nicht Rated R und für 100 Millionen Dollar. Es ist geradezu ein Wunder, dass der Film überhaupt existiert. Lose, eigene Interpretationen gibt es hingegen zuhauf. Fast ausschließlich. Den Look, das Feeling und die Stimmung aber so einzufangen, halte ich für eine wahnsinns Aufgabe, auch wenn es durchaus Änderung gibt. Geben muss. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass die Geschichte in einer anderen Zeitperiode angesiedelt ist. Die Themen sind heute genauso relevant. Waren es immer. Werden es leider wohl immer sein.Eine Anpassung an die Moderne hätte die eben genannten Eigenarten der Geschichte zerstört.
All das ist für mich die perfekte Übertragung in das cineastische Medium und bringen mich sogar eher dazu, mir den Film wiederholt anzusehen, als wiederholt den Comic zu lesen (obwohl ich auch die Graphic Novel selbstverständlich bereits mehrmals las und in der deutschen, als auch der Originalversion (gekauft in Manhattan!) besitze ).
Muss man "Watchmen" so umsetzten? Natürlich nicht. Man MUSS in der Kunst gar nichts. Und ich hätte nichts gegen 10 weitere Interpretationen. Wenn man sich aber dieses Ziel setzt bzw. diese Herangehensweise wählt, kann man es kaum besser machen.