Cosmopolis ~ Cronenberg/Pattinson [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
@Tyler
Bisher gab es noch keine BEschwerden von Eltern, weil der Film ja auch drüben noch nicht angelaufen ist, aber von selbst ernannten Moralhütern aus dem konservativem Lager, die jetzt schon darüber sprechen. Und zwar, wie ich das gelesen habe, nicht, um Eltern davor zu warnen, leichtgläuben ich den neuen Kristen Stewart Film zu gehen, sondern um schon dafür zu sorgen, dass man sich doch bitte auch wirklich drüber aufregt, wenn der Film kommt. Ich habe jetzt keinen Link dazu, nicht zu dem genau, was ich gelesen habe, aber das hier geht in eine ähnliche Richtung.

Und bei "Twilight" geht es doch relativ züchtig zu. Ohne Nacktheit und - ganz entscheidend - immer verbunden mit aufrichtiger und dauerhafter Liebe. Da ist der freizügige Doppel-Handjob für zwei Kerle, von denen sie keinen wirklich liebt, in "On the Road" natürlich ne Nummer direkter.
:facepalm:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wer traut sich denn diese Woche in den neuen Cronenberg?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Heute gesehen, da ich Cronenberg eigentlich sehr schätze.

Sein neuer? Ein Schuss durch beide Hände. Und Füße. Und Weichteile.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Enttäuschend. Der Trailer hat einen falschen Eindruck vermittelt, der Film war alles andere als aufregend. Sehr dialoglastig, was an sich kein Problem wäre, wenn die Dialoge denn wenigstens interessant wären. Ein paar Stellen waren schon gut, aber sonst war es oft ermüdend, wenn der gelangweilte Milliardär über Wirtschaft, Kapital und sonstiges mit anderen diskutiert hat. Und manchmal schienen die Figuren aneinander vorbei zu reden. Das Ende war zu abrupt.

Der Film hat schon seine Momente und ist auch gut besetzt, aber ich habe wirklich mehr erwartet. Das ist wohl der schlechteste Cronenberg-Film, den ich gesehen habe (neben M. Butterfly).

4/10

Jay ist von dem Film noch viel begeisterter, wartet mal seine Kritik ab :ugly:
 

McKenzie

Unchained
Okay...klingt nicht gut. Hatte überlegt mir den heute zu geben, aber ich les jetzt lieber noch die Kritik.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Hab gerad technische Probleme, meine Kritik on zu stellen, deswegen erstmal hier:

COSMOPOLIS
von David Cronenberg
mit Robert Pattinson, Paul Giamatti

STORY
In der nahen Zukunft ist Eric Packer (Robert Pattinson) ein junger, aber überaus erfolgreicher Geschäftsmann, der sämtliche seiner Arbeiten von seiner gepanzerten, von Security beschützten Strech-Limo aus handhabt. Als er sich eines Tages entschlossen zu seinem Friseur aufmacht, beginnt eine Reihe von schicksalshaften Begegnungen, die sein Leben schlagartig verändern sollen…

KRITIK
Altmeister David Cronenberg ist einer der interessantesten Regisseure seiner Unterzunft: Werke wie Videodrome, Scanners, Die Unzertrennlichen, The Dead Zone, Die Fliege, The Brood und Naked Lunch muss jeder gesehen haben, der eine semi-gesteigerte Faszination für seltsamere, ungemütlichere Filme hegt. Bekannt geworden war der mittlerweile fast 70jährige für sein Faible für verworrene, unheimliche Geschichten, in denen Menschen mit Fernseher verschmolzen, wirrste Halluzinationen bekamen, Köpfe explodierten oder tiefsitzende Ängste in Form bösartiger Kreaturen manifestiert wurden. Auch in den letzten Jahren war der Mann weiterhin aktiv, setzte mit A History of Violence, Eastern Promises und A Dangerous Method allerdings eher auf reale, gewöhnliche Geschichten, die das Ungewöhnliche außen vor ließen.
Sein neuer Streifen Cosmopolis ist traditionelle Rückbesinnung auf alte Stile und Thematiken, da die Verfilmung des Romans von Don Delillo altbekannte Cronenbergmotive fortführt: eine ungewisse, leicht zynisch betrachtete Zukunft, in der ratlose Protagonisten vor Bedrohungen entkommen und sich in komplizierten Bekanntschaftskonstrukten auf die Suche nach klaren Antworten begeben. Mit Robert Pattinson, Kevin Durand, Paul Giamatti, Juliette Binoche, Mathieu Almaric und Samantha Morton ansprechend besetzt, mit Sex, Gewalt, Sozial- und Politkritik inhaltlich stark bestückt, schreit Cosmopolis danach, als weiteres bedeutsames der Cronenberg Stücke qualitativ mit seinen anderen zu verschmelzen. Leider ist dem nicht so. Cosmopolis hat alle nötigen Ingredienzien um das zu erfüllen, was er sein könnte, eventuell sein will, er versagt jedoch kläglich in seiner Ausführung.

Der Trailer des Films mag rasanten Thrill oder eine zumindest aufregende Reise durch die Nacht versprochen haben, doch das Wort Tempo ist Cosmopolis völlig fremd. Selbst das Wort Puls, denn bis auf kleinste Ausnahmen ist es ein vollends statischer Film, in dem Standaufnahmen nahezu reglose Charaktere beobachten. Es wird zwar miteinander geschlafen und aufeinander geschossen, das doch in lebloser Leichenstarre. 95% des Films besteht aus starr, monoton geführten Gesprächen, sowohl Mono- als auch Dialogen, die in ihrem Inhalt und ihrer Ausführung ein Gräuel sind. Ein Gesprächsfilm kann bekanntlich ungeheuer fesselnd sein, s. Die 12 Geschworenen, doch Cosmopolis erschwert es sich darin, dass der Film fast gänzlich emotionsfrei bleibt. In ewig gleich monotoner Tonlage, in gleicher, fader Geschwindigkeit werden langatmig Ansichten gleichgültiger Personen ausgetauscht. Egal ob es ein Mann ist, der Erics Leben bedroht, seine Frau, seine Affäre, sein Wachmann oder ein Geschäftspartner, es bleibt stets timbrelos bei Gefasel ohne Streit, ohne Spaß, ohne Freude, sprich ohne Leben im Gespräch, was im Einklang mit starren Kameras und fast völlig fehlendem Score ein prinzipiell sehr anstrengendes Filmerlebnis bedeuten kann.

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Selbst das wäre akzeptabel, noch kein Qualitätsverlustkriterium, wären Dialoge und ihre Sprecher inhaltlich interessant. Doch der Film, der all-in auf den Gehalt seines gesprochenen Wortes setzt, versagt genau darin. Es wird über den Finanzsektor, den Sinn von Beziehungen, den Umgang miteinander, über, Zeit, Zeitvertreib und das nonblümerante Dasein philosophiert, doch letzten Endes erscheint es stets als verquertes Geschwätz, das vor allem Hauptcharakter Eric mit einer nervtötenden Gleichgültigkeit präsentiert. Stark gewöhnungsbedürftig ist DeLillos Ausdrucksweise, da die Dialoge konstant philosophischen Ton haben und damit nie authentisch wirken; irritierend ist die Tatsache, dass die Charaktere oft aneinander vorbeireden. So erzählt einer etwas über den Verfall der Geschäftswelt, während sein Gegenüber bloß über einen Friseurtermin schwafelt. Was Kunst sein will und es in Buchform sein mag, wird im Filmbild zu überkandidiertem, fast parodierbaren Quark ala Bullys beliebtem Sketch Die drei Kastagnetten. Was Autor DeLillo aussagen und zeigen will, ist offensichtlich: der Emotionsverlust der Geschäftstreibenden, das schier sinnlose Anhäufen von Finanzen und die Langeweile im Nichtbedarf weiterer Anstrengungen, das Ignorieren der wachsenden Instabilität der Außenwelt, die Gleichgültigkeit den Nichthabenden gegenüber, das Verlieren des Menschseins obwohl man doch selbst zum Übermensch wird. Sprich: auch wenn Eric als wohlhabender Mann mit weitreichender Macht über all denen steht, die er täglich in seinem High-Tech-Gefährt passiert, ist er doch nicht beneidenswert, ist seine Situation nicht vor Verzweiflung gefeiht, eventuell gar sogar dazu bestimmt.

Einen Vergleich muss man unweigerlich ziehen: wie schon in der Easton Ellis Vefilmung American Psycho geht es auch hier um eine emotional abgestumpfte Verbildlichung der killenden Oberschicht, die trotz finanzieller Sorglosigkeit und sämtlicher offener Möglichkeiten hilflos bleibt und im seelischen Dreck versumpft. Während Psychos Gesamtbild aber mit Hilfe einprägsamer Sprüche („Ich muss noch ein paar Videobänder zurückbringen“) und Szenen (Visitenkarte), einer beeindruckenden Darstellung des Protagonisten (Christian Bale), Einstreuung relativ kontroverser Szenen (Kettensäge) und einer gewissen Drastik (Dreier) als faszinierend, vermutlich positiv in Erinnerung bleibt, hat Cosmopolis nichts dergleichen. Neben der inhaltlichen Leere und anstrengenden, nirgends hinführenden Gespräche ist Pattinson in seiner Rolle verloren. Worin ein junger Willem Dafoe oder Jeremy Irons eine beeindruckende Leistung gegeben hätte, kann Pattinson nur auf das zurückgreifen, was ihn schon in den Twilight Filmen auszeichnet: das Unvermögen, als stiller, scheinbar unnahbarer Typ faszinierend zu wirken. Was der Geschichte gut getan hätte, was ihm fehlt, ist ein Auflösen der Starre. Dass der anfänglich maschinell wirkende Geschäftsmann zum weinenden, oder vor Wahnsinn lachendem Mensch wird – im Gegensatz zu Patrick Bateman durchläuft Eric Packer keinen Charakterbogen: auch gegen Ende ist er ein regloser Klotz, dessen weiteres Tun gleichgültig bleibt.

Auch helfen Sex, Gewalt und Ungemütliches nicht, Cosmopolis interessanter zu gestalten; erstere beiden erscheinen zahm, während das Ungemütliche lediglich daraus besteht, dass sich Pattinson einmal minutenlang eine Doktorhand in den Hintern stecken lässt, um seine Prostata getestet zu haben. Schockierend ist das nicht, eher unfreiwillig komisch, da es aussieht, als müsse sich Pattinson beim Gepuhle in seinem Allerwertesten zusammenreißen, nicht drüber lachen zu müssen. Cronenbergs Regie an sich ist dieses Mal nichts Besonderes; dazu wirkt der Film oft wie ein winziges Low Budget Projekt. Die Darsteller? Neben Pattinson tauchen eine gute Schar fähiger Leute auf, doch auch sie haben keine interessanten Figuren und können nichts aus den verquasten Dialogen machen. Traurig ist, dass man so ziemlich jede Szene rausnehmen und als Geschnittene Szene separat belassen könnte, was dem Film keinen Abbruch tun würde, was im Umkehrschluss bedeutet, dass er gar keine einzige wichtige hat.

FAZIT
Cosmopolis kommt mit einem Koffer gut gepackter Ideen und springt damit qualitativ schulterzuckend vor den nächstbesten Zug. Ein Grauen? Der letzte Twilight Film Breaking Dawn Teil 1 ist ein besserer Cronenberg Film. Eine Geburt eines Menschvampir-Hybriden, bei dem das Baby der Mutter die Wirbelsäule durchtritt und der Vater das Kind aus dem Bauch freibeißen muss? Das ist Cronenberg. Im Falle Twilight ergab es keinen guten Film, aber verglichen mit diesem hatte der noch Leben, Storybewegung und zumindest simpelste Charakterentwicklungen. Über dessen pathetische Kisch-Dialoge sei besser kein Wort verloren, doch trotz Dümmlichkeit sind sie alle Male erträglicher als das selbstverliebte, eventuell ungünstig übersetzte, extremst fade, pseudophilosophische Geschwätz dieses Nichts an Film, in dem Pattinson als reicher, gelangweilter Schnösel durch eine Stadt langweilt und sich irgendwann einen Finger in den HIntern stecken lässt. Cronenbergs schlechtester Film, schockierend: Pattinsons schlechtester Film, und der vermutlich schlechteste ernst gemeinte Film des bisherigen Kinojahres.

0/10
 

McKenzie

Unchained
Ok, 0/10 klingt jetzt sehr extrem. Allerdings ist Kinobesuch damit glaub ich kein Thema mehr, den borg ich viell. mal bei der Bibliothek aus.
 

Shins

Well-Known Member
0 Punkte? Na, das ist mal eine Ansage, Chef :ugly:

Mein bisher eh nicht vorhandenes Interesse ist gerade eben... unverändert nicht vorhanden geblieben :biggrin: Aber schön geschriebene Kritik :smile:
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Sicher das du nicht ein wenig gehypt warst und nur enttäuscht bist?

0 ist schon heftig... :huh:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Mein Lieblings-Cronenberg ist ja "eXistenz". Solche Sachen sollte er wieder machen, seit History of Violence ging es mit seinen Filmen bergab. Eastern Promises fand ich solide, Eine dunkle Begierde nur mittelmäßig und Cosmopolis noch schwächer.

@Woodstock: einen Hype zu diesem Film gab es ja nicht wirklich, auch wenn meine Erwartungen recht hoch waren.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Hype hatte ich eigentlich keinen, da was zwischen 5 und 7 erwartet. Ich mag die meisten der Cronenbergs (wie kann man sein Die Fliege Remake nicht kennen?), obhleich seine letzten drei ganz gut waren, habe ich seine alten Motive vermisst, Pattinson hab ich längst nicht abgeschrieben (Wasser für die Elefanten gesehen?) und Story/Poster/Trailer wirkten interessant.

Ich war aber auch nicht der einzige; einige im kleinen Saal seufzten und atmeten mehrfach laut auf, die Meinung teilend - das kann doch nicht deren Ernst sein. Wobei Mr. Barish einen leicht anderen Eindruck gehabt zu haben scheint.
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
0 von 10 ist echt hart. Aber da vertraue ich Jay mal und werde den Film meiden.
Kene "Trash" Punkte?
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Ich mag Pattinson. Habe ihn mehrfach jetzt gesehen (nicht Twilight) und fand ihn eigentlich immer okay. Wasser für die Elefanten habe ich noch nicht gesehen aber das werde ich auf jeden Fall demnächst mal nachholen.

0 ist trotz allem heftig aber wenn es eine 0 ist, dann ist es eben eine 0. Schade eigentlich. Hatte geglaubt das da mal wieder was gutes ansteht.

Meine Einschätzung unterscheidet sich meist nur um maximal 2 oder 3 Punkte aber wegen 3 geh ich nichts ins Kino.
 

Schneebauer

Targaryen
jak12345 schrieb:
joel wird den film hoffentlich verstehen. filme sind eben kunst.

D.h. du bist mit der Wertung nicht einverstanden, weil du den Film angeblich verstanden hast und der Meinung bist, er habe eine bessere Wertung verdient?

Dann wäre es doch ne Bombenidee, wenn du deine Meinung und deine Einschätzung mit uns teilst? Oder auf Gesagtes, das deiner Meinung widerspricht, eingehst? Hm?
 

Joel.Barish

dank AF
Mit Jays Kritik kann ich fast leben, die ist nicht schlecht, da hatte er gestern direkt nach dem Kinobesuch bedeutend schlimmere und "falschere" Dinge gesagt. Hier stört mich nur der Vergleich mit American Psycho. An sich ist der Vergleich absolut nachvollziehbar, aber was durch diesen Vergleich gefordert wird, hat nichts mit der Qualität von Cosmopolis zu tun, sondern zeigt nur, dass man schlicht einen anderen Film haben wollte und nicht genau weiß, wie man das, was Cosmopolis jetzt nunmal ist, anzupacken hat. Es ist nur Ausdruck des Wunsches, dass man lieber Gewalt, Sex, Body Horror, Bizarro-Scheiß und lustige One Liner gehabt hätte und nun stinkig ist, weil's davon nichts gab und man sich 110 Minuten lang beinahe zu Tode gelangweilt hat.
Aber die Punktebewertung! Himmel, die 0/10 ist doch gnadenloser Blödsinn, wenn ich das mal so sagen darf. Sorry Jay, aber das ist doch nur Provokation und noch dazu unseriös, bedenkt man, wie "oft" du diese Wertung vergibst und wie oft selbst Vollkatastrophen noch auf 3-4/10 gehievt werden, weil sie immerhin gut aussahen. 0/10 empfinde ich nur als Show, nur als Reaktion des beleidigten und enttäuschten Filmfans, der nicht das bekommen hat, was er wollte.

Aber es war gestern schon nach dem Kino schwer, zu diskutieren, weil ich den Film zwar besser als meine zwei Begleiter fand, aber halt auch nicht begeistert, auch leicht enttäuscht war. Und ja, der Trailer wird am Ende des Tages mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben. Da wurden Erwartungen geschürt, die nicht einfach nur enttäuscht wurden, sondern im Prinzip wurde der uninformierte Zuschauer, der sich nur auf den Trailer, nicht auf Kritiken verlässt, glasklar getäuscht. Ich wusste, dass Cosmopolis ein sehr dialogintensives Kammerspiel werden würde, Jay und Tyler nicht.

Meine Kritik ist noch in Arbeit und sie wird positiver sein als die Reaktionen von Jay und Tyler, aber ich kann erstmal nur jedem raten, den Trailer ganz schnell zu vergessen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Humbug!

Nicht jedes Mal, wenn man etwas nicht gut fand, ist es Eigenschuld. So lässt sich ja ein jeder Film verteidigen, so spricht Joseph Kahn auch über Torque. Habe ich mir von Cosmopolis anderes erwartet? Keinen spektakulären Actionfilm, keine teuren Sci-Fi Umgebungen, keine Anhäufungen krasser Bodyhorrorszenen oder dergleichen. Die alten Cronenbergs hatten derartiges ja wenn auch nur in geringer Dosierung, mit starkem Fokus auf Charaktere, ihrer Entfaltungen und Schicksale. Aus Die Fliege oder The Brood kann man ein, zwei Minuten deftiges, schnell geschnittenes Shocker-Bildmaterial zusammenschneiden, aber im Fokus stehen dahinter stets interessantere Charaktere, die ungewöhnliches erleben.

Packer im Film ist ein Mann der Gleichgültigkeit, der von Filmbeginn an minimalst auftaut und angetrieben von Vergangenheitserlebnissen nach dem weiteren Sinn oder Ziel seines Daseins sucht, der unterwegs ausprobiert, wie weit er gehen kann, was machbar ist, wo seine eigenen Grenzen liegen. Konzeptionell interessant, zugestimmt, Ausführung grausig, wie gesagt.

Das lässts sich grob auf Bateman übertragen, nur dass dieser in meinem Empfinden in jeder Pore ein interessanterer/unterhaltsamerer/faszinierenderer Charakter ist. Weil er Extreme zeigt. Weil er für Humor sorgt. Weil er eine große emotionale Bandbreite durchlebt. Weil er abwechslungsreiches macht. Weil er interessant im Umgang mit anderen ist. Weil er unberechenbares macht/ist. Von Bateman müsste man alles streichen, um ihn auf Packers Level zu kriegen, maximal die ausgearbeitete Morgenroutine lässt sich mit Packers Butt Examination vergleichen, aber da ist Bateman schon wieder interessanter, weil er zum Training TCM schaut und nicht, wie es Packer tun würde, Testbild oder garnichts.

Wie geschrieben, mag Packer im Roman gelungene Ansätze, gar lesenswerte Gedanken haben, in Pattinsonscher Form, von Cronenberg inszeniert, ist es ein starrer, lebloser Klotz, eine Leinwand, auf die man vollends selbst projezieren müsste, die selbst nicht pinselt. In Rubber gibt es einen Autoreifen, der spannender zu beobachten ist. Man muss sich meiner Meinung nach bei jeder Geschichte fragen, wieso es gerade interessant ist, diese oder jene Figur in den Vordergrund zu rücken, dessen Geschichte zu erzählen. 0 von mir, da ich nichts wertes in der Figur Packer und seiner Reise erlebte. 0, weil der FIlm auch sonst nichts hat. Natürlich lässt sich streiten, ob der Versuch etwas anspruchsvolles zu erzählen aus Prinzip immer höher zu werten ist als der kommerziellste Nichtgehalt angesammelter Effektszenen und "in Talents", aber so Schrott ein Battleship sein mag.. sie sind zumindest oft versehentlich amüsant, und das mein ich nicht nur im Sinne unfreiwilliger Komik.

Cosmopolis wirkt wie eine Skullptur, zusammenschweißt aus tausend Joghurtbechern auf die random vereinzelt Buchstaben mit Nummern gesprayt sind, die wenn man sie mühsam hintereinander absucht aussagt, dass man das Leben schätzen soll, Lebendigkeit nie verlieren darf, Geld unwichtig ist usw. Ein Kunstbanause bemängelt, dass es zusammengeleimter Haufen Müll ist, korrekt, aber tat ich in diesem Fall nicht (obwohl auch das unverkennbar ist). Nur Aussage, Intention und geschweißte Umsetzung all dessen ist in meinen Augen in der Intention, etwas interessant zu erzählen, oder das Ausgesagte zu transportieren, misslungen.

Ein, zwei Rewrites und anderer Regieansatz könnten Cosmopolis für mich locker auf 5 und darüber hieven, aber so liegt es nutzlos leblos in der qualitativen Gosse. Lieber Twilight 5 als Cosmopolis 2.
 
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