Habe den Film heute auch gesehen und das ist wirklich nur noch ein Trauerspiel. Ganz offensichtlich wusste man kaum noch, was man hier überhaupt noch großartig erzählen will und schustert eine kaum originelle, teilweise vollkommen an den Haaren herbeigezogene Geschichte zusammen, die sich auch für allerlei forcierte Zufälle, die das Bisschen an Handlung vorantreiben, nicht zu schade ist. Dass die neu hinzugekommenen Regisseure und Drehbuchautor keinen Sinn für den Stil der Reihe haben ist dabei das Eine, dass aber auch Johnny Depp vergessen zu haben scheint, was die Rolle einmal ausmachte ist tragisch. Nicht nur ist Sparrow in diesem Film eine kaum für die Handlung relevante Witzfigur, Depp spielt das alles so überzogen und affig, ist inzwischen so forciert lustig und verrückt und hat kaum noch etwas mit dem Jack Sparrow zu tun, den wir im ersten Film lieben gelernt haben. Sparrow ist hier fast ein Inspector Closeau-esker Vollidiot, der nichts mehr zu stande bekommt und bei dem man kaum noch versteht, wieso die Charaktere um ihn herum überhaupt zu ihm halten, außer halt, weil der Drehbuchautor sich das so ausgedacht hat. Und leider ist es halt nicht im Ansatz so lustig wie Inspector Closeau, eher traurig, wenn man sehen muss, was aus dieser ehemals grandios einzigartigen Figur geworden ist.
Die Nebenfiguren sind derweil blass und langweilig, Captain Salazar und seine Crew sind als Bösewichte nur eine schwach aufgewärmte Version alter Motive und haben visuell wenig zu bieten, weil sie, vor allem im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen, kaum Charakter bieten. Die Actionszenen sind meistens unübersichtlich und überzogen, überladem mit überstrapaziertem und erzwungenem Slapstick-Humor. Und wenn dann aus heiterem Himmel eine Galleonsfigur für 2 Minuten zum Leben erweckt wird, muss man sich schon fragen, was man sich hier eigentlich gerade anschaut. Einerseits wünscht man sich da Gore Verbinski zurück, dessen Sinn für große und originelle, denkwürdige Action-Setpieces hier offensichtlich verloren ging. Bei Verbinski war das zwar auch meistens übertrieben und überladen, aber selbst da hatte das noch eine gewisse Bodenhaftung, Humor, der funktioniert hat und wirkte nicht wie direkt aus einem Cartoon entnommen, im Gegensatz zum geradezu seltsam chaotisch gefilmten, charakterlosen Actioneinerlei, der einem hier präsentiert wird. Andererseits kann man froh sein, dass Verbinski nach seinen drei hervorragenden Teilen das offensichtlich sinkende Schiff verlassen hat. Teil 4 war schon schlecht, aber immerhin so unaufällig langweilig, dass man ihn sofort wieder vergessen hat. Bei Teil 5 spürt man, als Fan der ersten Stunde, eine Mischung aus Trauer und Ärger. Die fadenscheinige Verbindung zu den ersten drei Teilen ist so einfalls- und emotionslos, dass man es gleich hätte bleiben lassen können, ebenso die auf ein absolutes Minimum reduzierten Cameo-Auftritte ehemaliger Hauptfiguren, die der Wichtigkeit der Rollen in den ersten drei Teilen nicht gerecht wird. Am ärgerlichsten ist dabei dann noch ein Rückblick, der Eigenschaften von Jack Sparrow erklärt, die eigentlich niemand wissen wollte. Weil es vor allem lahm ist, weil Sparrow davon gelebt hat, dass man vieles einfach nicht erfahren hat, und weil es auch etwas den Charme ausmachte, dass man meistens sicher sein konnte, dass die eigentlichen Hintergründe ziemlich unterwältigend waren und darin halt irgendwie die Anziehungskraft lag. Und auch hier ist es somit auch ziemlich unterwältigend, wenn erklärt wird, woher Jack seinen Kompass und allerlei anderes Gedöns hat, das er am Körper trägt. Dass Problem dabei ist aber nicht nur, dass der Film zeigt, was eigentlich keiner erfahren wollte, sondern, dass er versucht, dass als großen, charakterlich wichtigen Moment zu inszenieren. Als Teil 1 schon innerhalb des Films aufgedeckt hat, was es mit Jack Sparrows großer Flucht von einer einsamen Insel auf sich hatte war das lustig und charmant, hier nervt die einfallslose Übererklärung. Als ob es nicht schon reichen würde, einfach einen schlechten Film zu machen, muss man auch noch rückwirkend die Figuren kaputt machen, sie langweilig entmystifizieren oder ihnen auf einmal arg zufällige neue familiäre Situationen zu schreiben, kurz bevor man sie dann auf vollkommen unwürdige Weise killt. Das (wieder) vollkommen emotionslose Einspielen der viel besseren Filmmusik von Hans Zimmer bringt diesem furchtbar geschriebenen, stillos inszenierten Quatsch und einem seine vielleicht ikonischste Rolle kaputtspielenden Johnny Depp nichts mehr. Nach diesem Teil ist hoffentlich Schluss.