Nach 18 Jahren: West Memphis Three sind frei

McKenzie

Unchained
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Das Dokumentarfilmerteam Joe Berlinger/Bruce Sinofsky (von denen übrigens auch die erfrischend ehrliche Metallica-Doku Some Kind of Monster stammt) hatte auf diesen extrem wahrscheinlichen, grausamen Justizirrtum mit den preisgekrönten Dokus Paradise Lost: The Child Murders at Robin Hood Hills und Paradise Lost 2: Revelations aufmerksam gemacht -
Seit ich vor ein paar Jahren diese ziemlich aufwühlenden Filme gesehen hatte, hab ich den Fall nie ganz aus den Augen verloren.

Hier eine kurze Zusammenfassung (von Amazon geborgt) und der (leider etwas effekthascherische) Trailer des ersten Films:

Der Film behandelt die wahre Geschichte von drei herkömmlichen Teenagern aus dem mittleren Osten der USA, mit einem Hang für schwarze Kleidung und Heavy Metal, die beschuldigt werden, in einem satanischen Ritualmord drei Kinder ermordet zu haben. Geprägt durch emotional vorbelastete Aussagen der Anwohner, Anschuldigen gegen die Behörden, Geständnisse erzwungen zu haben, und der eklatante Mangel an tatsächlichen Beweisen, liessen während des sensationslüsternd geführten Prozesses viele neutrale Beobeachter zu der Einsicht gelangen, dass die Teenager hier irrtümlicherweise in einer Atmosphäre aus satanischer Panik und Paranoia angeklagt und zu Tode verurteilt wurden.

http://freewestmemphis3.org/index.php?option=com_content&view=article&id=46&Itemid=62

Trailer - Paradise Lost: The Child Murders at Robin Hood Hills

Die Schuldsprüche wurden sehr bald angezweifelt, da die Geschworenen (es handelt sich hier um eine schwer konservative Redneck-Gemeinde) nur durch billige Meinungsmache der Anklage (etwa dass die Jungen Teufelsanbeter seien, weil sie Metallica hörten) überzeugt wurden, obwohl kein einziger Beweis vorlag. Spuren, die auf andere mögliche Täter hinwiesen, etwa ein blutverschierter Mann an einer nahegelegenen Tankstelle am selben Abend bzw. Ungereimtheiten bei Aussagen des Stiefvaters eines der Opfer, wurden schlicht ignoriert. Außerdem wurden Bissspuren an einem der Opfer gefunden, doch sie passten zu keinem der drei Verurteilten.

...Betrachtet man den Fall objektiv, erscheint es wahnwitzig, wie die jungen Burschen überhaupt schuldig gesprochen werden konnten, geschweige denn, im Falle von Echols, zum Tode verurteilt.
Das sahen/sehen auch viele andere so, zu ihren prominenten Unterstützern zählen u. a. Eddie Vedder, Johnny Depp, Marylin Manson, Metallica, Trey Parker & Matt Stone, und, last but not least, Sir Peter Jackson und seine Frau Fran Walsh. Die beiden hatten die Versuche eines neuerlichen Aufrollen des Falles auch finanziell unterstützt, wodurch nun im letzten Jahr entlastende DNA-Tests gemacht wurden.

Die drei Männer wurden gestern nach 18 Jahren aber durch einen speziellen juristischen Kniff in die Freiheit entlassen. Für diesen "Alford Plea" mussten sie erst gestehen, dass die Justiz damals richtig gehandelt habe und sie technisch gesehen zu recht verurteilt worden waren, dürfen ansonsten aber weiterhin ihre Unschuld beteuern.
Das ist relativ zynisch, wenn man bedenkt, dass sie damals ohne einen einzigen Beweis zu lebenslänglich/zu Tode verurteilt worden waren... Der Staat hat sich so eine reine Weste erkauft, denn wenn der Fall mit den neuen DNA-Beweisen in 2, 3 Jahren wieder vor Gericht gekommen wäre, wäre es zweifellos auf "unschuldig" herausgekommen und hohe Entschädigungssummen + Imageschaden hätten geblüht. Doch da Damien Echols immer noch in der Todeszelle saß, mussten die drei in den sauren Apfel beißen - Jeder weitere verlorene Tag wäre unerträglich gewesen.

So sind sie nun zwar frei, aber nicht offiziell "nicht schuldig" gesprochen, was auch Peter Jackson sauer aufstößt, wie er auf seiner Facebook-Page erkennen lässt (er erklärt aber auch, warum die Männer diesen Kompromiss eingegangen sind):

[url]http://www.abload.de/img/pjj76o.jpg[/url]

http://www.facebook.com/PeterJacksonNZ#!/notes/peter-jackson/so-the-west-memphis-three-are-finally-released/10150348803586558

...
Es ist jetzt natürlich schwer, den ganzen Fall zu erfassen, wenn man die Filme nicht gesehen hat, aber zusammenfassend kann man sagen, dass man es hier mit einem sehr tragischen Beispiel von inkompetenter und erschreckend rückständiger amerikanischer Justiz zu tun hat. Wie der Hauptangeklagte Damien Echols selbst immer wieder gesagt hat, sind sie wohl zwar ein besonders aufsehenerregender, aber leider bestimmt kein Einzelfall.

Ich kann die Filme wirklich jedem empfehlen, der sich für das Thema im Allgemeinen interessiert oder ehrliche Dokus mag. Ein dritter Teil ist bereits abgedreht, durch den plötzlichen positiven Ausgang der Geschichte musste aber nun ein neues Ende her :smile:

Edit: Auch von Jackson wurde ein zusammenfassender Dokumentarfilm zu dem Fall produziert, West of Memphis.
 
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