Zuletzt gelesenes oder gehörtes Buch

Kaputtmachen

Well-Known Member
Unsichtbar von Paul Auster

Ist immer irgenwie das Gleiche bei Auster: Junger Literaturstudent versucht klar zu kommen. "Unsichtbar" fand ich ziemlich gut, bis auf das Ende - warum kann heute niemand mehr gescheite Enden schreiben?

Ah, doch. Er:
Johann Holtrop von Rainhald Goetz (dem Stirnschlitzer)

Der gute Mann hat fast zehn Jahre dran geschrieben, endlos recherchiert: Jeder Tag hat sich gelohnt. Eines der besten Bücher der letzten Jahre, für mich ein Meisterwerk.
Es geht um den Aufstieg und Fall des ehemaligen Bertelsmannchefs Thomas Middelhoff (Holtrop). Gnadenlos stark gemacht das Stück. "Work hard, party harder, never sleep, don't die." (leicht abgeändert)
Einer der wenigen Autoren die beinahe vielleicht eine kleine Chance hätten an die Sprachgewalt eines Thomas Bernhard heranzukommen, irgendwann. Siehe "Wittgensteins Neffe".
 

Mrs. Rotwang

New Member
Kaputtmachen schrieb:
Unsichtbar vonPaul Auster

Ist immer irgenwie das Gleiche bei Auster: Junger Literaturstudent versucht klar zu kommen. "Unsichtbar" fand ich ziemlich gut, bis auf das Ende - warum kann heute niemand mehr gescheite Enden schreiben?
Ich kann mir nicht helfen, aber ich fand das Buch hauptsächlich pure Langeweile. Vielleicht lags an der Erwartungshaltung, die vorher aufgebaut wurde, aber wirklich... Man wartet die ganze Zeit auf eine nichtvorhandene Spannungskurve -.-
Tyler Durden schrieb:
Imperial Bedrooms von Bret Easton Ellis

Die späte Fortsetzung zu "Unter Null" kommt leider nicht an die anderen Bücher des Autors heran. Es ist zwar wieder gut geschrieben und eine interessante Mischung aus Fiktion und Realität (ähnlich wie in Lunar Park), aber hier fand ich die Handlung zu abstrus und die meisten Figuren zu langweilig. Zum Ende hin wird es recht hart, was bei Ellis aber auch nicht weiter überrascht. Es ist zwar immer noch unterhaltsam, aber vom Hocker hat es mich nicht gerissen; der Autor wiederholt sich selbst.
Ich mochte Unter Null sehr gern, kann man Lunar Park empfehlen? Übrigens hastes geschafft dich durch American Psycho zu quälen?

Heinz Strunk: Die Zunge Europas

Story: Durchschnittlicher Menschenhasser, von Beruf Ghostwriter, durchlebt sein trostloses Leben mit einer gehörigen Portion Selbstmitleid und schwarzem Humor. Er ist gefangen in einer nahezu platonischen Liebesbeziehung.

Ohne Vorbehalt kann man Hein Strunk einfach nicht empfehlen. Ich lese ihn vor allem in Prüfungsphasen und Co, wenn ich wieder etwas weniger anstrengende Sachen lesen will und sowieso von jedem angekotzt bin. Die Einstellung viele der Mitmenschen zu hassen und sich gerne über sie lustig zu machen, muss man wohl teilen, um den Strunkschen Humor zu mögen. Mittlerweile habe ich dank Mängelexemplar-Wühltischen alle seine Bücher gelesen und fand dieses schon etwas besonderes, etwas kreativer, dafür leider weniger eklig, als der Rest.

Wer sich also schon immer, wie ich, gefragt hat, ob hinter Mario Bart oder der Bild nicht einfach sehr kluge, aber vollkommen misanthropische Leute hocken und wer auf eine durchgehende Lesestringenz zugunsten abschweifender Gedanken verzichten mag, der ist mit Die Zunge Europas gut bedient.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Mrs. Rotwang schrieb:
Ich mochte Unter Null sehr gern, kann man Lunar Park empfehlen? Übrigens hastes geschafft dich durch American Psycho zu quälen?
Ich fand American Psycho am besten von Ellis:biggrin: Es ist so abgedreht, dass man die Morde auch gar nicht ernst nehmen kann, und selbst die anderen Passagen (die von den meisten als langweilig empfunden wurden) fand ich lustig, weil sie die Yuppiewelt so schön durch den Kakao ziehen. Lunar Park fand ich solide, kann man lesen. Da kommt Patrick Bateman ja auch (mehr oder weniger) vor.
Hast du eigentlich "Glamorama" gelesen? Den finde ich am zweitbesten.
 

Mrs. Rotwang

New Member
Also Unter Null habe ich zügig und interessiert durchgelesen (mein Hostelzimmer freute sich besonders, als ich die Snuff-Film-Passage zum Besten gab) und mochte es sehr gern. Hast du Faserland gelesen (als deutsches Äquivalent)? Irgendwas machen die Deutschen falsch, die waren mir nicht abgefuckt genug, auch wenn es schöner war, wegen der Bezugsnähe.

Über American Psycho (den Film) hatte ich eine Hausarbeit geschrieben und mich dabei auch mit der Buchvorlage befasst. Irgendwann kam und kam ich aber nichtmehr weiter und da ich wusste, dass der Spaß erst ab Seite 200+ anfängt, hab ichs auf meinen "noch zu Ende lesen"- Stapel verbannt. Ab und an wurd mir aber auch ganz fies, weil die in der Sekundärliteratur natürlich schon die gröbsten Klopper zitiert hatten.

Wegen der Sekundärlitertatur habe ich mir dann auch Gamourama gespart. Das wurde durchgehend verissen und dargestellt als Buch, dass quasi nur von den ersten 200 Seiten von American Psycho handelt. Vielleicht überleg ich mir das mal, weil ich nach Unter Null ernsthaft angefixt war, aber ich arbeite erstmal ein Teil meines Stapels ab, wollte dann zu Wedekinds Frühlingserwachen und ETA Hoffmann und Umberto Ecos Abriss über die Hässlichkeit übergehen und muss noch für die Uni Stokers Dracula lesen. Da ich die langsamste Leserin der Welt bin, werde ich wohl Ellis erstmal hinten anstellen und mir hier andere Tipps reinziehen. Mit dem Golem hatteste mich auch gelockt...
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Mrs. Rotwang schrieb:
Hast du Faserland gelesen (als deutsches Äquivalent)?
Nein, von Christian Kracht habe ich bisher nur "1979" gelesen, war recht gut. Stimmt schon, es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zu Ellis.

Und Dracula fand ich bei weitem nicht so gut geschrieben wie Frankenstein (wobei der Aufbau als "Oral History" damals, glaub ich, noch sehr neu war). Aber schlecht war es auch nicht. Wegen des häufigen Perspektivwechsels und der "Brief-, Artikel- und Tagebuch"-Form war Dracula nicht so atmosphärisch.

Aber ich kenne das mit dem zu großen Stapel ungelesener Bücher. Im Moment habe ich fast 20 Stück hier liegen. Andererseits habe ich in einem Buchforum schon von SUBs gelesen, die einfach unglaublich sind. 200 oder 700 Bücher sind dort keine Seltenheit :blink:
 

DiMaggio

New Member
Sommer der Nacht - Dan Simmons




1960 in einer Kleinstadt der USA, 5 Jugendliche (10-12 Jahre alt) freuen sich auf den Sommerferienbeginn, doch schon bald ereignen sich plötzlich mysteriöse Dinge in der Schule und Kleinstadt. Es verschwindet ein Mitschüler, bei dem Versuch, dessen verschwinden nachzugehen, geraten die Jugendlichen in einen Strudel aus Horror, den sie nur alleine Bewältigen können und schließlich müssen, da die Erwachsenen "Es" nicht sehen oder glauben.




Vielleicht geht es ja manchem wie mir, Stephen King's Es gelesen, fasziniert gewesen, vor allem vom Jugendteil, und danach Jahrelang verzweifelt nach einem Buch mit ähnlicher Thematik gesucht, das auch noch Bärenstark ist, hier ist es. Es ist meiner Meinung nach, zwar nicht ganz das Meisterwerk eines "Es", doch es kommt nahe hin. Dan Simmons schreibt fast genauso gut und spannend wie Stephen King, ist etwas weniger Brutal in den Beschreibungen und nicht ganz so versessen, alles und jede Lage genau zu beschreiben.


9/10




Edit: Falls jemand noch ein gutes Buch kennt, mit stark ähnlicher Thematik, bitte bescheid geben, danke.
 

Wendtslaw

Well-Known Member
Von der Brutalität her, fand ich "Es" gar nicht so schlimm. Also ich kenne deftigeres :biggrin:


Der Anschlag - Stephen King

Gefiel mir am Anfang sehr gut, bis es los ging, dass er nach Dallas ging (beim 2. Mal). Da hing es im Mittelteil irgendwie doch alles ein wenig.
Zum Ende hin ging es aber wieder bergauf und die Spannung stieg. Ich würde sagen, das erste Drittel und das letzte Drittel haben mir gut gefallen.
Das Ende war bedingt vorhersehbar, aber meiner Meinung nach auch noch vollkommen in Ordnung.
Ganz gut gefielen mir:
a) Die Art in die Vergangenheit zu reisen
b) Die "Wächter" (von der Idee an sich)
c) Die kleine Verbindung zu "Es"
d) Die irgendwie bestehende Verbindung auch zur dunklen Turm-Reihe

Ich hatte zumindest das klare Gefühl, dass das alles in einem Universum spielt.

Aufgrund des etwas langen schwierigen Mittelteils, kann ich "nur" 7/10 Punkten geben. Wäre das ganze etwas kürzer und knackiger gewesen (wann ist das bei Stephen King mal der Fall?), hätten das durchaus auch noch 1 bis 2 Punkte mehr sein können.


Im Nachwort von Stephen King stand, dass er auch sehr vom Roman "Time and Again" bzw. "Von Zeit zu Zeit" von Jack Finney beeinflusst wurde. Hat das jemand gelesen?


Lese jetzt noch kurz als Zwischensnack Für Eile fehlt mir die Zeit von Horst Evers und anschließend gibt es Er ist wieder da. Möglicherweise kriege ich beide morgen schon durch, da ich zwei längere Bahnfahrten vor mir habe.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
@DiCaprio-Fan: Ist das Buch nicht ZU sehr von "Es" abgekupfert? Es hört sich nämlich wie ein "Remake" an.
Wendtslaw schrieb:
Wäre das ganze etwas kürzer und knackiger gewesen (wann ist das bei Stephen King mal der Fall?)
Bei den Büchern, die er als Richard Bachmann veröffentlicht hat, u.a. "Todesmarsch" und "Menschenjagd". Von den neueren würde ich "Zwischen Nacht und Dunkel" nennen, das sind 3 Novellen und 1 Erzählung, die ebenfalls nicht ausschweifend sind.

Im Nachwort von Stephen King stand, dass er auch sehr vom Roman "Time and Again" bzw. "Von Zeit zu Zeit" von Jack Finney beeinflusst wurde. Hat das jemand gelesen?
Noch nicht, aber es steht auch auf meiner Liste, habe schon mehrmals Gutes darüber gehört.
 

DiMaggio

New Member
@Tyler

Es gibt schon ein paar Parallelen, doch die Bedrohung selbst ist eine ganz andere, ich beschrieb es nur als "Es", da mir kein besseres Wort einfiel ohne zu spoilern. Auch die Charaktere der Jugendlichen unterscheiden sich größtenteils sehr, von denen aus "Stephen King's Es", wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Also ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, das ich ein pures Remake oder oder eine Kopie davon lese. Muss aber dazu sagen, es ist ca 7 Jahre her, seitdem ich "Es" las.
 

Wendtslaw

Well-Known Member
Für Eile fehlt mir die Zeit - Horst Evers

War ganz nett und kurzweilig zu lesen, hatte aber ganz klar was von einem Bühnenprogramm. Konnte mich nur bedingt überzeugen.

6/10


Er ist wieder da -
Timur Vermes

Heute angefangen, heute beendet.
Das hat mir mal richtig gut gefallen. Ich hatte fast die ganze Zeit ein Lächeln im Gesicht. Es liest sich sehr gut und flüssig und man kommt aus dem schmunzeln nicht raus, da man weiß, wie Hitler es meint, aber genauso versteht, wie die andere Seite es versteht. Das führt dann doch schon zu missverständnissen die niemanden wirklich auffallen.
Einfaches Beispiel (relativ vom Anfang):
"Aber sich machen keine Witze über Juden, oder?"
-"Was? Über Juden macht man keine Witze!"

Bei alledem kommt Hitler trotzdem sehr "realistisch" und erschreckend rüber und man hat die ganze Zeit auch ein wenig das Gefühl "Ja, so könnte es wirklich geschehen".
Das Deutsche Fernsehen, Zeitungen (Bild) und Politiker bekommen aber auch alle ihr Fett weg.

Im übrigen kann ich mir sehr gut vorstellen, wie Christoph Maria Herbst das Buch liest. Schießlich wird Hitler auch mit ihm verwechselt... Also dem Stromberg.... Also dem anderen Stromberg....

9/10 Punkten + irgendwie beklemmender, seltsamer Beigeschmack (im positivem Sinne).


Ich hoffe ich hab da jetzt auch nicht zu viel gespoilert, aber eigentlich glaube ich nicht.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Das klingt genauso genial wie ich vermutet habe. Das muss ich lesen:biggrin:
Habe schon ein Stück vom Hörbuch gehört. Als ich die Stimme von Adolf-Christoph-Maria-Herbst gehört habe, musste ich echt lachen. Aber ich will lieber das Buch lesen, weil die lustige Adolf-Stimme mich doch ein wenig vom Inhalt ablenkt. :squint:
Er ist wieder da - wandert auf meine Zu-Lesen-Liste. Zu genial. :thumbsup:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
One More for the Road von Ray Bradbury

Wieder ein Kurzgeschichtenband, der mal eine andere Seite von Bradburys Vita zeigt. Bis auf zwei oder drei Ausnahmen keine Sci-Fi- oder Gruselgeschichten, sondern ganz alltägliche Geschichten, die, so scheint es, oft sehr persönlich sind. Mich hat der Großteil der Geschichten zwar nicht so sehr gepackt, wie in den anderen Büchern, die ich dieses Jahr von Bradbury gelesen habe, trotzdem zeigt es, was der Mann noch so anderes zu erzählen und auf dem Kasten hatte.

A Series of Unfortunate Events: The Bad Beginning
von Lemony Snicket

Hab die ersten vier Bände der Reihe schon vor einigen Jahren als Kind gelesen, jetzt hat es mich gepackt und ich fang es nochmal an. Nun aber auf englisch. Arg viel zu sagen gibt es über dieses sehr kurze Buch eigentlich nicht, vor allem ist es recht unspannend, wenn man das ganze schon kennt, aber da kann das Buch natürlich nichts für. Fakt ist, dass das Buch wirklich unterhaltsam ist, für einen Kinder (oder Jugend-) roman schon sehr düster und zweideutig und die Idee Lemony Snicket, den Erzähler, praktisch als eigene Figur, die nicht nur wortgewandt wie kein zweiter ist, deswegen auch gerne mal Vokabular erklärt, sondern auch immer mehr von seinem eigenen Hintergrund Preis gibt, als kleine Nebengeschichte in den Roman einzubauen ist wunderbar und passt zum allgemein sehr verschrobenen Stil des Romas. Freue mich schon auf 12 weitere Bände, die man eigentlich gar nicht lesen sollte, weil sie so unerfreulich sind.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ray Bradbury war sowieso sehr vielseitig. Er hat zum Beispiel auch eine Noir-Krimi-Trilogie, einige Kinderbücher, Sci-Fi, Grusel und anderes geschrieben. Da muss ich auch noch einiges nachholen.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Allerdings. Wobei auch seine (vermeintlichen) Kinderbücher, The Halloween Tree oder Something Wicked This Way Comes, sehr anspruchsvoll sind. Die Krimi-Trilogie muss ich auch noch lesen, mir persönlich gefallen jedoch seine Kurzgeschichten am Besten.
 

DiMaggio

New Member
Ray Bradbury hat aber nicht zufällig auch reine Horror/Gruselkurzgeschichten-Bücher geschrieben oder? Falls doch, wie heißt das Buch?


@GreatGonzo

Bist du Kyrie Irving-Fan oder gefällt dir nur die Uncle Drew-Werbekampagne? Ich finde Irving stark, natürlich auch Uncle Drew, ist witzig gemacht. Auf jeden Fall cooles Avatar.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Danke. :biggrin:
Primär Uncle Drew-Fan, da ich auch nicht dazu komme regulär Basketball zu verfolgen.

@Bradbury
Hmm, schwer zu sagen. Mit Ausnahme seiner Geschichte The Next in Line (aus The October Country (Deutsche Titel hab ich leider nicht auf Lager, da ich alles auf englisch gelesen habe. )), die wirklich unter die Haut geht, würde ich nichts explizit als puren Horror bezeichnen. Zumindest nicht in einer sonderlich beängstigenden Art und Weiße. Viele seiner Geschichten sind übernatürlich, aber auch romantisch und positiv, andere wieder dramatisch und traurig. From the Dust Returned bietet zwar Monster und Geister, ist aber auch eher sehr romantisch und thetralisch, als gruselig. Beide Bücher kann ich absolut empfehlen, keine Frage, aber es ist eher kein traditioneller Horror, wenn auch wirklich großartig geschrieben.

Oder sagen wir es so: Ich würde die Bücher nicht als erstes empfehlen, wenn jemand eien Empfehlung für Horror haben möchte. Ebensowenig würde ich da aber Poe empfehlen, der zwar, rein theoretisch, auch Horror- und Gruselgeschichten geschrieben hat, aber, gerade heutztage gesehen, doch auf eine andere Art und Weiße. Ich würde sie jedoch empfehlen, wenn jemand etwas lesen möchte, dass zwar irgendwie schon im Horror/Grusel-Genre anzusiedeln ist, aber nicht unbedingt Angst und Schrecken verbreitet, sondern sich auf anspruchsvolle, wie gesagt, manchmal romantische, psychologische oder "menschliche" Art und Weiße bestimmten Themen widmet. Schwer zu beschreiben
 

DiMaggio

New Member
Vielen dank für die ausführliche Antwort, auch wenn ich mir leider was anderes erhofft hatte, was die Art der Geschichten angeht. Vielleicht versuche ich Bradbury trotzdem mal, gut scheint er ja zu sein, mal sehen.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
All die schönen Pferde von Cormac McCarthy

Es geht um zwei Jugendliche, die 1949 von ihrem Zuhause in Texas ausreißen und nach Mexiko reiten. Würde ich als Südstaaten-Roman bezeichnen, wenn man es denn unbedingt irgendwo einordnen will.

Wieder sehr gut geschrieben, sowohl die Dialoge als auch die Beschreibungen. McCarthy hält wohl nichts von Anführungszeichen. Der Anfang war etwas wirr, aber dann wars richtig gut. Nur eine kleinere Passage, in der sie auf einer Ranch arbeiten, fand ich weniger interessant, aber danach wurde es recht hart und auch spannend. Mir gefiel auch der subtile trockene Humor, der vor allem in der ersten Hälfte vorkam, und der Texas-Dialekt (bzw. die deutsche Version davon).
Schade fand ich aber, dass die spanischen Dialoge nicht übersetzt wurden. Es waren nicht viele und meistens war es sehr einfaches Spanisch, bei dem man sich auch denken konnte, was es bedeutet, aber trotzdem hätte man wenigstens Fussnoten einbauen können.
Insgesamt ein gutes Buch, das aber nicht an "No Country for old men" und "The Road" herankommt. Werde direkt mit dem zweiten Teil der Border-Trilogie "Grenzgänger" weitermachen.
 

Mrs. Rotwang

New Member
Wendtslaw schrieb:
9/10 Punkten + irgendwie beklemmender, seltsamer Beigeschmack (im positivem Sinne).
Danke für den Tipp, das steht auf meiner Liste jetzt auch noch drauf. Erinnert mich übrigens an das Gespräch, dass ich gestern führte "Wir sollten unseren Film nicht zu sehr in Trash abdriften lassen. Trash ist sowieso ganz schlecht, wenn man überlegt, was die mit der Nationalsozialismusgeschichte gemacht haben. Hitler zu verarschen geht jawohl mal gar nicht" Ich: "Nein. Hitler verarschen geht gar nicht. Und Ironie finde ich generell ein wahrnsinnig schlechtes Stilmittel. Würde ich niemals benutzen". Ich hasse Geschichtskommilitonen:squint:

Christopher Hitchens: Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet. (2007)

Ein Abriss über die Religionen und warum man bestenfalls Atheist werden sollte. Herr Hitchens ist selbst Atheist und geht in eine Richtung mit Richard Dawkins.

Natürlich kann ich ein Pamphlem über den Atheismus und einen Angriff auf alle Religionen (besonders die drei Weltreligionen kriegen ihr Fett weg) nicht jedem vorbehaltlos empfehlen. Man muss aber nun wirklich kein Atheist oder Agnostiker sein, um dieses Buch als gut argumentiert, spannend, wissensreich und wirklich schön geschrieben zu befinden. Wichtig ist, dass man bei der Lektüre etwas differenziert. Manchmal holt der gute Mann etwas weit aus oder bringt eher marginale Beispiele um seine Thesen zu unterstreichen, aber dieses kleine Manko vermindert nicht die gesamtwirkung des Buches:
Endlich hat man ein paar Argumentationsgrundlagen über einige religiöse Themen zu debattieren, beispielsweise das Hauptargument aller Religionen, die Moral zu verfechten. Ja nein, wirklich nicht. Auch komme ich mit seinen zwei Hauptgedanken (die Religionen sind menschengeschaffen und Institutionen daher fehlerfähig und es benötigt einer neuen wissenschaftlichen Aufklärung, die im heutigen zeitalter eigentlich kein Problem darstellen sollte) sehr gut zu Rande. Nicht nur das: ich hab unheimlich viele Dinge über die Religionen gelernt. Teilweise wirklich interessante Dinge (wie zB über die Fatwa von Salman Rushdie oder dass in Nordkorea Kim il Sung immernoch herrscht als Reinkarnation seines Sohnes/ Enkels) oder erstaunliches (wofür beispielweise das Spinnrad auf der indischen Flagge steht und das Ghandi gar nicht so cool ist, wie alle denken), dramatisches (beispielsweise, die wirklichen krassen Vergewaltigungsraten im katholischen Irland) und lustiges (Thomas von Aquin ist geflogen)... Es ist also fast egal, welcher Religion man angehört. Wenn man mit etwas konstruktiver Kritik an seiner Institution oder seinem Glaubensheftchen (Bibel, Koran, etc.) leben kann, dann eröffnet einem das Buch viel interessantes und vielleicht sogar einen anderen Blickwinkel.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Grenzgänger von Cormac McCarthy

Teil 2 der Border-Trilogie war zwar auch nicht schlecht, hat mir aber weniger als der erste gefallen, da er einige Hänger hatte. Es ist aber immer noch gut geschrieben, nur dass die spanischen Dialoge wieder nicht übersetzt wurden. Und manche waren zu lang, um sie mit einem Wörterbuch nebenbei zu übersetzen. Das macht dann auch wenig Spaß.
Das erste Drittel erinnerte stark an Jack Londons Wildnis-Geschichten und hat mir bei dem Buch am meisten gefallen.

Die Inhaltsangabe auf dem hinteren Cover ist übrigens etwas falsch (diesmal geht es nicht um die gleichen Jungen wie in Teil 1) und beschreibt den mittleren Teil der Handlung.

Den dritten Teil (Land der Freien) werde ich mir bei Gelegenheit auch holen.
 
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