The Imitation Game ~ Benedict Cumberbatch ist Alan Turing

Remix

Well-Known Member
Kurz, bevor es ins Bett geht:
Gradnios, Sherlock! Da hat der Herr Cumberbatch mal wieder ganze Arbeit geleistet. Aber auch sonst ist in diesem Teil aus Alan Turnings Lebensgeschichte alles stimmig und passig. Bereits im Januar ein Film, der sehr wahrscheinlich in meiner Jahres-Top 10 landen wird. Mehr werde ich dann morgen sagen, wenn die Zeit es zulässt. :smile:

9/10 Verschlüsselte Codes
 

Remix

Well-Known Member
Ein brillanter Kopf, der von Sozialkompetenzen jedoch nicht all zuviel versteht. Nach dieser Beschreibung könnte man auch davon ausgehen, dass es hier um Sherlock Holmes geht, doch die Rede ist von Alan Turing, Mathematiker, der seinen Abschluss in Cambridge gemacht hat und wahrhaftig ein Genie genannt werden kann. Im zweiten Weltkrieg soll Turing für den britischen Geheimdienst den deutschen Engima-Code knacken und so die Wendung bringen soll. Benedict Cumberbatch scheint entsprechende Rollen zu Mögen - Anders lässt sich wohl nicht erklären, dass er gerade bei Figuren, die es im Umgang mit anderen Menschen eher schwer haben, voll aufblüht. Eine schauspielerische Glanzleistung ohne Makel - Und das über die komplette Spiellänge von fast zwei Stunden.

Wer das Buch (oder die Geschichte Turings) kennt oder sich damit ggf. mal auseinandergesetzt hat, wird keine großen Überraschungen erleben, was die Story angeht. Doch die Umsetzung ist fabelhaft. Das Drehbuch kann die Tragik rund um Turing besonders in der zweiten Hälfte des Films sehr gut einfangen. Ein Mann, der innerlich zerrissen ist. Trotzdem fehlt es dem Film nie an Charisma. Eine bittere Härte erfährt man, wenn man sieht, wie besonders zu dieser Zeit mit anders denkenden umgegangen wurde. Lug, Betrug und Täuschung waren an der Tagesordnung und wirkliche "Ich" musste an vielen Strecken zurückgehalten werden, da die Konsequenzen nicht weit entfernt waren.
So war ein Outing zur Homosexualität gar undenkbar und die Rolle der Frau klar definiert - Eine Frau, die ein schwieriges Rätsel entschlüsselt haben soll? Da muss zweimal nachgehakt werden, ob sie es denn auch selbst gemacht hat.

Ein Mann, auf der Suche nach Verständnis und Liebe, der die schwersten Probleme zu lösen vermag, aber das Rätsel des Lebens nicht so Recht entschlüsseln kann. Entsprechend folgen Inakzeptanz und Einsamkeit. Doch ganz alleine muss er seine Bürde nicht durchstehen - Ihm zur Seite stehen unter Anderem Keira Knightley und Matthew Goode. Schauspielerisch bieten beide ebenfalls eine sehr gute Vorstellung, doch mit einem Cumberbatch in entsprechender Rolle kann man nur schwer mithalten und klar wird schnell, wer hier die meiste Zeit im Mittelpunkt steht. Trotzdem klappt das Zusammenspiel unterschiedlichen Charaktere, die verschiedener kaum sein könnten, aber alle das gleiche Ziel verfolgen, hervorragend.

The Imitation Game wurde zu Recht für gleich mehrere Oscars nominiert - Verdient hätte er mindestens einen, denn schon lange wurde ich nicht mehr von Tragik, Humor und fast schon Wahnsinn an die Leinwand gefesselt - Die 114 Minuten vergingen wie im Flug, Längen waren keine zu verspüren.

9/10 Verschlüsselte Codes
___________________________

Noch ein paar Anmerkungen zum Schluss. Nicht nur mir hat der Film sehr gut gefallen. Wir waren zu 7. in der Sneak und danach hat sich (wie es selten der Fall ist) wirklich keiner über das Gezeigte beschwert. Eher wurde über verschiedene Aspekte diskutiert, die zum Teil direkt zu Hause nochmal nachgelesen werden sollte. Auch die allgemeine Bewertung im Kino (1-5) fiel enorm positiv aus. Die Awesome-Säule (5) war fast randvoll mit Tischtennis-Bällen gefüllt. Die schlechteste Note war eine einzige 2 bei mehreren hundert Gästen in einem fast ausverkauften Saal. Dank eines recht einfaches Hinweises auf den gestern gezeigten Film, war mir (und scheinbar auch einigen Anderen) bereits am Mittag klar, was den Abend gezeigt wird.
Eine gute Freundin hat die Geschichte gar zu 1-2 Tränen gerührt und in der Regel ist Sie nicht so nah am Wasser gebaut. :biggrin:

Wer Cumberbatch und gut inszenierte Biopic-Dramen mag, sollte sich das Ganze nicht entgehen lassen.
 

Envincar

der mecKercheF
Wird sein Tod und Verfolgung wegen seiner Homosexualität auch behandelt oder streicht man dieses unrühmliche Vorkommen?
 

Remix

Well-Known Member
Envincar schrieb:
Wird sein Tod und Verfolgung wegen seiner Homosexualität auch behandelt oder streicht man dieses unrühmliche Vorkommen?
Antwort mal im Spoiler verpackt, aber viel wird über die Story nicht verraten, sofern man ein wenig weiß, wie es um Alan Turing stand.
Da (denk ich) nicht jeder wusste, dass Turing homosexuell ist und das Ganze einen nicht unerheblichen Faktor im Film spielt, habe ich das Ganze im Spoiler verpackt. Also ja: Wird behandelt. Aber nicht direkt als "Verfolgung" in dem Sinne. Erfahren darf es keiner, da er seine Arbeit nicht weiterführen dürfte und als es rauskommt, geht's vor Gericht, wo es dann "chemische Kastration" heißt. Sein Tod wird am Ende erwähnt. Hauptsächlich geht es um das Projekt "Enigma".

Und doch, Shins - Ich muss immer noch sagen, dass mich der Film begeistern konnte. Allerdings bin ich auch ohne Erwartungen oder viel Hintergrundkenntnisse rein gegangen. Ich wusste, dass es um Alan Turing geht und dass Cumberbatch mitspielt. :biggrin:
 

fNx

Well-Known Member
Habe den Film gestern im Kino geschaut. Da ich erst vor ein paar Tagen Cumberbatch als jungen Hawking gesehen hatte, war ich mir relativ sicher, dass Cumberbatch auch diese Rolle überzeugend hinbekommt. Ich wurde dementsprechend auch nicht enttäuscht :smile:. Ich hatte allerdings 2 kleine Probleme mit dem Film. Das erste war Charles Dance, der seine Rolle als Commander Denniston 1:1 genauso spielt wie seine Rolle in Game of Thrones. Das hat es mir relativ schwer gemacht, ihn als Commander und nicht als Lord wahrzunehmen. Da wäre vielleicht eine andere Person besser gewesen für diese Rollee.
Das zweite, obgleich wesentlich geringe Problem war mein mieses Gedächtnis, woher ich Matthew Goode kannte. Hat leider bis zum Ende gedauert, bis ich dann auf Watchmen kam :smile:.
Ich hätte mir gewünscht, dass man noch ein wenig mehr auf die Phase des Krieges eingegangen wäre, nachdem der Code geknackt war. Die Diskussionen auf welche Nachricht man reagiert, hätten sicherlich genauso viel Potential, wie die Geschichte der Entwicklung der Maschine.

Unter dem Strich für mich
8,5 unscheinbare Menschen, die unglaubliches leisten
 
A

AlecEmpire

Guest
Toller Film, hat mir gut gefallen, reicht meiner Meinung nach aber nicht ganz an "A Beautiful Mind" heran. Wieso kann ich nicht genau sagen, ist zu lange her, dass ich ihn gesehen habe, vom Gefühl her war der aber noch stärker. Hat sicher auch mit Keira Knightley zu tun, sie spielt zwar an sich überzeugend, aber weder nehme ich ihr diesen sich selber zugesprochenen Sonderstatus ab, anders zu sein als andere, noch nehme ich ihr ab, dass so eine Frau und ein derart emotionsloser Autist (ich weiss, das klingt jetzt wie "nasses Wasser") quasi "gemeinsame Sache" machen. Die Bindung dieser beiden Personen ist nicht schlüssig, die ganz großen Gefühle bietet der Film auch nicht, habe ich zumindest so empfunden. Was fehlt ist ein bleibender Eindruck, der hat sich bei mir nicht eingestellt.
Und trotzdem, The Imitation Game ist zu jeder Zeit interessant, gut bis sehr gut gespielt, tolle Regie, "tolle" Atmosphäre, interessante Geschichte. Sehr empfehlenswert, aber nicht zwingend ein Film den man im Kino sehen muss, Homevideo ist ebenso gut. 7/10
 

Sesqua

Lebt noch
Bin wahrlich beeindruckt von diesem Film.

Vorallem das er die Stimmung des Charakters trägt ohne abzudriften.

Cumberbatch kann durchgehend überzeugen. Oft sah ich gar nicht mehr den Schauspieler sondern den Charakter.


9/10 Christopher.

Auf Deutsch im Kino in 2D gesehen.


will ihn auf englisch auch noch sehen
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Ui, ich habe den Thread bisher vermieden, weil ich mir erstmal eine eigene Meinung bilden wollte und nachdem ich ihn gestern gesehen habe, war es dann gerade soweit und ihr...habt ja alle eine komplett andere Meinung als ich... :unsure:

Ja, Cumberbatch spielt eine interessante Rolle (ich weigere mich mal zu sagen, dass er Alan Turing spielt, weil das wohl debattierbar ist.), auch wenn ich finde, dass er doch viele Sachen aus seiner "Sherlock"-Performance einbaut, diese jedoch mit einer ordentlichen Mischung Schmerz und Verzweiflung ausbaut. Vielleicht übertreibt er es etwas, aber er ist noch das Beste am Film.

Das Drehbuch war etwas schlapp und hat alles doch extrem simpel gehalten, damit auch wirklich alle mitkommen. Die Dialoge und vorallem dieser EINE Satz, nervt schon leucht, wenn er einem immer wieder über den Kopf gedonnert bekommt. Extrem schade :huh: Von den Reaktionen der anderen Zuschauer, habe ich dann auch gemerkt, dass mir der Film einfach zu "lustig" ist. Keine Appatow-Komödie, aber insgesamt ist der Ton oftmals zu leicht und beißt sich deshalb mit den schwerwiegenden Szenen bzw. den dramatischen Höhepunkten. Ja, das ist etwas nitpicky...

Was mich aber am meisten gestört hat, war die Regie / der Schnitt. Wenn etwas für den Oscar nominiert ist, dann gehe ich davon aus, dass da was ordentliches bei rumkommt, aber leider will mir der "Downton Abbey"-Look so gar nicht gefallen. Die Dialogszenen gehören schnitt-technisch zu den langweiligsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Insgesamt fehlte mir einfach eine Bildsprache, um diesen Film zu mehr zu machen, als nur einem okayen Drama.

6 / 10 Sheldon Cooper-Versionen von Alan Turing :whistling:

EDIT: Mussten die Texttafeln im Abspann eigentlich sein? Naja, wenigstens habe ich deshalb beim BioPic-Bingo gewonnen... :thumbsup:
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Würde auch eher mit dir konform gehen, aber eine Frage
..was haben denn Dialog, Schnitt und Bildsprache gemein?
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Der Dialog an sich, wie er wohl im Drehbuch stand, war für mich einfach enorm vereinfacht und viel zu Expositionsgetrieben, um wirklich organisch und gut zu klingen. Sowas ärgert mich eigentlich immer wieder und ist eigentlich immer darauf zurückzuführen, dass man komplexere Zusammenhänge auch den älteren (oder jüngeren) Semestern mundgerecht zubereitet.

Die Probleme, die den Dialog mit dem Schnitt verbinden, sind die, die sich mit dem Stil der Dialog-Szenen erklären lassen. Manchmal ist ein Shot und ein darauf folgender Counter-Shot in Ordnung, aber jeden einzelnen Dialog so aufzubauen ist einfach zu...einfach. Da kommt auch die, von mir etwas leichtfertig erwähnte, Bildsprache ins Spiel, die dafür sorgt, dass es eigentlich nie mehr ist als: Alan Turing redet mit X. / Alan Turing redet mit Y. Wenn dann noch grobe Schnitzer in der Continuity der Positionen einzelner Darsteller dazukommt, hat ein Film bei mir schon keinen ordentlichen Stand.

...und nur for the record: Ich wollte dem Film nicht schon von Anfang an etwas Böses; ich wollte ihn echt sehr mögen. :crying:
 

Metroplex

Well-Known Member
Heute in der OV gesehen und für gut befunden :top:

Toll was Cumberbatch in den letzten Jahren für eine Karriere hingelegt hat... vor 5 oder 6 Jahren kannte ihn noch kaum einer, und heute spielt er in der A-Liga mit.
 

Sesqua

Lebt noch
Was ich wiederum gut fand... im Gegensatz zu ReelGuy war eben die Stimmung des Films und auch der Schnitt und den Ablauf.

Er bewegt sich genau auf der Grenze und hält genau die Stimmung die auch der Hauptcharakter ausstrahlt. Er fällt oder schlägt nicht einmal aus, erst am Ende wie der Charakter emotional wird. Wird der Film das auch.
Zu Beginn sagt er: Passen Sie gut auf, ich sage es nur einmal und Wiederhole mich nicht. Und genau das macht er. Am Anfang sehen wir einmal die Zeitepochen und dann muss der Zuseher einfach zusehen am Ball zu bleiben und zu wissen wo er sich gerade befindet.
Selbst die Story selbst schafft es ohne Vorzuurteilen einen sehr objektives Verhalten zu haben. Sehr gut finde ich auch das man zeigt das man Sozial anderst sein kann, es aber nicht das ist was dich auszeichnet sonder das was du daraus machst.
Genie, Schwul, Stottern, Spion, Frau in den 30ern, Unkommunikaiv... usw alles deckt der Film ab und sagt einem Unterbewusst. "Hey, es ist ok."
Das es damals eben nicht so war zeigt er eben genau so auf. DIe Frau darf nicht "geistige" Arbeit leisten, er darf nicht Männer lieben usw usw...

Und ob er nun 100 % Geschichtsgetreu is oder nicht sehe ich hier nicht im Vordergrund.
Denn Allan Turing den Dokumentarfilm gibt es für den Fall auch.
Im Imitation Game sehe ich ihn jedoch als Geschichtsträger für eine Story über die man nachdenken sollte.

In dem Sinne *Goodnight Christopher* - brach mir schon ein wenig das Herz.
Filme schaffen nicht sehr oft mich emotional zu berühren, wenn es einer schafft bekommt er wie oben angeführt eine sehr hohe Punktezahl, denn dann hat er was Richtig gemacht.

Btw. Cumberbatch hat es stellenweise geschafft sich auszublenden. DH: Manchmal vergisst man einfach die Schauspieler und man sieht den Charakter, und damit fühlt man ihn dann auch.
Oscar hätte er sich verdient. Jedoch denk ich das dieser an Birdman gehen wird.
 

Schneebauer

Targaryen
Leider nicht im Kino geschafft, aber endlich nachgeholt.

Intresse ist ja anscheinend eh nicht mehr so vorhanden, daher nur in Kurzform:

Klasse schauspielerische Leistung von Cumberbatch und dem restlichen Ensamble. Thematisch fand ich die Enigma-Entschlüsselung auch sehr ansprechend. Auch auf emotionaler Ebene wurden viele verschiedene Elemente thematisiert und stark umgesetzt. Die Struktur mit den 3 verschiedenen Lebensabschnitten war intressant, aber manchmal nicht unbedingt nötig. Mir haben allerdings ein Paar Höhepunkte gefehlt. Auf dem Papier großartige Szenen, bzw. mit großem Potential wie z.B.
die Entschlüsselung des bevorstehenden Angriffs auf den Konvoi, oder als Turning die Bibel von Canecross fndet,
waren mir etwas unter Wert umgesetzt (um das Wort "unspektakulär" zu vermeiden). Trotz nicht mal 2 Std. Laufzeit kam er mir stellenweise auch etwas langatmig vor. Kann und sollte man sich definitiv anschauen - der ganz große Wurf war es in meinen Augen nicht.

7/10 mit einer leichten Tendenz nach oben, aber mal abwarten, ob und wann der eine 2. Sichtung bekommt.
 

Presko

Well-Known Member
Den muss ich auch noch unbedingt nachholen (und da soll ich mich mit Filme wie Predator aufhalten :ugly: ). Danke für die Erinnerung :biggrin:
 
Oben