Firmenpolitik mal anders, funktionierts?

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Sehr interessanter Artikel, dafür Danke. :thumbsup:

Zur Frage, ob das funktionieren kann: Jein, meiner Meinung nach. Ich denke, dass es Branchen und Geschäftsfelder gibt, in denen diese Art der Firmen- und Mitarbeiterführung funktionieren kann - Semco macht es ja augenscheinlich vor, wobei ich mir da auch gerne mal eine andere Meinung anhören würde. Ich glaube aber nicht, dass dieses Modell überall funktionieren kann und wird. Einerseits bin ich jetzt knapp seit 20 Jahren im berufsleben und sehe täglich, dass es zu einem Debakel käme, wenn man allen Mitarbeitern frei stellen würde, was sie wann zu tun haben. Das funktioniert eben nur da, wo sich die Mitarbeiter mit ihrem Job identifizieren, Spaß daran haben und ihrem Job einen hohen Stellenwert beimessen. Bei sehr vielen Angestellten/Arbeitern usw. ist dem aber nicht so: Die machen ihren Job eben deswegen, weil sie dafür entlohnt werden und aus keinem anderen Grund. Und dann wird eben exakt so viel gemacht, wie gemacht werden muss und nicht mehr. Und dann käme das System a´la Semco schon ins schleudern.
Zudem gibt es eben auch bereiche, wo man sich nicht darauf verlassen darf, dass die Mitarbeiter alles untereinander regeln und wo es eben nicht egal ist, wo die einzelnen Mitarbeiter gerade sind, sprich Krankenhäuser, Feuerwehr, Polizei usw. Da ist eine Regelung und Steuerung notwendig.

Vielleicht wäre eine Kombination von verschiedenen Modellen das richtige Konzept, denn das augenscheinlich etwas schief läuft, sieht vermutlich jeder, der schon ein paar Jährchen Berufsleben hinter sich hat. Es wird nicht umsonst so viele leute geben, die einfach nicht mehr können und völlig ausgebrannt sind, und damit meine ich weiß Gott keine Manager oder so. Habe in der eigenen Familie so einen Fall und weiß, wovon ich rede. Parallel dazu wird die Rente mit 67 eingeführt, die Leute mit physisch schwierigen Berufen ohnehin fast völlig vergisst. Aber auch die psychische Belastung steigt und steigt, weil der einzelne Mitarbeiter immer mehr machen muss, die Wertschätzung - auch in Form der Bezahlung - jedoch sinkt. Das wird mittlfristig zu einem großen Problem führen, weil die menschen, die dann in den vorzeitigen Ruhestand gehen, ihren Standard aufgrund der Abzüge nicht halten können. Ich bin solchen konzepten a´la Semco immer aufgeschlossen und sehe das grundsätzlich positiv, aber das ist sicherlich nicht der universelle Lösungsansatz.
 

General_Lee

New Member
Sehe das ganz genauso Knobel.
In Firmen, wo sich die Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit identifizieren können und Arbeit gleich Leidenschaft ist funktioniert sowas sicher blendend. Ob das bei der Müllabfuhr genauso wäre halte ich für fraglich.
Hier müsste dann schon eher ein finanzieller Anreiz geschaffen werden, d.h. "miese" Jobs die keiner aus Leidenschaft machen will müssen sehr sehr gut bezahlt werden, damit eben doch jemand diese Arbeiten macht.
Wenn ich mir anschaue, wies in manchen Unternehmen zu geht komm ich echt ins Überlegen, ob ich nicht doch nen Master mach und nochmal 2 Jahre als Student rumgurke.... in manchen Firmen wird man einfach extrem verheizt, gerade als junger Mitarbeiter.
Da macht das Leben doch keinen Spass mehr.
Ich bin weiß Gott bereit hart zu arbeiten, habe ich in der Vergangenheit auch schon, aber irgendwo sind halt Grenzen.
Ich hab mir immer geschworen, wenn ich in einem Job nicht zufrieden bin und merke, dass meine Gesundheit/Psyche leidet den Job hinzuschmeißen, komme was wolle.
Mal schauen ob ich das hinbekomm.
Spätestens wenn ich mir ne Wohnung kaufe und Kredite abbezahlt werden wollen wirds schwierig.
Echt schwer im Moment die Zukunft irgendwie zu planen.
Gerade deshalb wäre so eine Firma der Traum :thumbup:
 
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