Rebecca (remake) ~ Ben Wheatley, Lily James, Armie Hammer [Kritik]

Diego de la Vega

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BG Kritik: Rebecca (Joel)

Der bisher weitestgehend von Remakes verschont gebliebene Alfred Hitchcock (mit Ausnahme von Gus Van Sant´s Version von "Psycho", die es nie gegeben hat) ist nun wohl endgültig auf dem Remake-Radar der Studios aufgetaucht. DreamWorks und Working Title Films haben sich hierbei zusammengesetzt, und gemeinsam ein Remake von "Rebecca" auf den Weg gebracht. Das Drehbuch stammt von Steven Knight (Tödliche Versprechen - Eastern Promises), welches natürlich nicht auf Hitchcock´s Film basieren soll, sondern nur eine neue Adaption des gleichnamigen Romans von Daphne DuMaurier sein soll, auf welchem aber eben auch Hitchcock´s Film basiert. Zur Regie ist noch nichts bekannt.
q.:Variety

"Rebecca" aus 1940 war Hitchcock´s erste US-amerikanische Produktion, und gleichzeitig sein einziger Film, für welchen er mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde. Handelt von einer jungen etwas naiven und schüchternen Frau, welche den reichen Witwer Mr. Maxim de Winter kennen und lieben lernt. Nach einer schnellen Heirat zieht sie zu ihm auf sein abgelegenes Anwesen. Dort angekommen lernt sie die eifersüchtige Haushälterin Mrs. Danvers kennen und wird zudem mit dem übergroßen Schatten der verstorbenen Mrs. de Winter konfrontiert, welche scheinbar von allen verehrt und geliebt wurde, bis sie unter mysteriösen Umständen bei einem Segelunfall ums Leben kam. Als Details ans Licht kommen, welche in der neuen Mrs. de Winter Zweifel am Unfallszenario ihrer Vorgängerin aufkeimen lassen, beginnt der richtige Nervenkrieg...

Wer kennt das Original? Und wer nicht? Gutes Material für ein modernes Remake?
 
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Joel.Barish

dank AF
Och nö! Schrecklichste News des bisherigen Jahres, würde ich mal sagen. Ausgerechnet "Rebecca", einer meiner Top 3 Lieblings-Hitchocks. Und ich prognostiziere jetzt schon, dass es keine Bessere für die Hauptrolle gibt als Joan Fontaine. Ooooh, Joan Fontaine. Die macht den halben Film. Selbst wenn wir dieses Remake euphemistisch "Neuverfilmung" des DuMaurier Romans nennen, bleibt ein schaler Beigeschmack.

Und ein modernes Remake macht überhaupt keinen Sinn, weil inhaltlich eine Menge schlicht mit altmodischen Gesetzen und Vorstellungen von Anstand, besonders zur Ehe, zu tun hat. Dieses halb-adelige Ambiente im de Winter Anwesen wirkt in der heutigen Zeit doch eher unfreiwillig komisch oder gewollt bzw. einfach so sehr ab von der Realität, dass es nur noch wenig Relevanz für ein heutiges Publikum hat. Also müsste man es historisch anpassen und wenn man das macht, braucht man das Remake gar nicht erst in Angriff zu nehmen.
Na ja, vielleicht unterschätze ich auch die Ideen und Möglichkeiten, die man mit dem Material haben kann. Aktuell würde ich aber sagen: Lasst es bleiben.

Btw. ist "Rebecca" auch ein recht untypischer Hitchcock. Zum größten Teil Charakterdrama und nur sehr geringfügig Horror, Krimi, Thriller oder dergleichen. Ein Remake könnte natürlich letztere Elemente verstärken. Vermutlich dann auf Kosten der Figuren.
:crying:
 

Diego de la Vega

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News
Nikolaj Arcel, der Regisseur von "Die Königin und der Leibarzt" und "Die Wahrheit über Männer" sowie der Drehbuchautor vom originalen "Verblendung" führt Regie, und überarbeitet zuvor noch das Skript von Steven Knight ("Tödliche Versprechen"). Zudem hat man bereits eine Wunschbesetzung für die weibliche Hauptrolle im Auge, aber deren Name ist noch nicht durchgesickert.
q.: Deadline
 

Joel.Barish

dank AF
Oh nein. Bitte, bitte, bitte nicht. Ich dachte das Ding wäre tot. :crying:

Das kann eigentlich nur verlieren. Wenn sie sich am Roman orientieren und den historischen Rahmen übernehmen, kommt der Film nie aus dem Schatten des Hitchcock Films raus. Wenn sie's modernisieren, wird es ein derart konfuser und zusammenhangsloser Sturz durch die groben Handlungsdetails des Romans/Films, dass man eigentlich gar nicht von einer Neuverfilmungen/einem Remake sprechen braucht. Der Regisseur von "Die Königin und der Leibarzt" lässt ja zunächst vermuten, dass sie auf moderne Spielchen verzichten.

Nehmt Elizabeth Olsen für die Hauptrolle, das wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Aber unnötig bleibt das Projekt trotzdem erstmal noch.
 

Joel.Barish

dank AF
Ein Joel und Diego Gesprächsthread. :biggrin:

Hatte ganz vergessen, dass das schon mal im Umlauf war und dass ich mich bereits über die Absicht dieses Remakes beschwert hatte. Viel hinzufügen kann ich immer noch nicht: Das Original ist neben "Vertigo" mein Lieblingsfilm von Hitchcock. Auch wenn sie es als Neuinterpretation des Romans verkaufen, würde ich drauf wetten, dass sie sich eher an Hitchcock orientieren. Und der wichtigste Punkt: Eine Modernisierung macht wenig Sinn* und wenn sie das historische Umfeld beibehalten, sind Vergleiche mit dem Original unvermeidbar, die das Remake eigentlich nur verlieren kann.

*Wenn sie es modernisieren, muss es zwangsläufig so anders werden, dass man es kaum noch als Remake/Neuadaption ausgeben muss

ABER...
Ben Wheatley ist kein gewöhnlicher Regisseur. Er gehörte zu der Sorte von super spannenden Filmemachern, die fast immer Interessantes abliefern, bisher noch keinen Film gemacht haben, den ich wirklich (wirklich) super fand. Vielleicht kann er dem Stoff ja neue Facetten abgewinnen, siehe "Haunting in Hill House", denn Mike Flanagan gehörte bis dahin auch zu dieser Regie-Kategorie.
Und niemand kann Joan Fontaine ersetzen oder kopieren. Aber Lily James ist keine schlechte Wahl für die Hauptrolle. Und wenn Armie Hammer Maxim de Winter spielt, also deutlich jünger, suaver, undurchsichtiger ... ja, vielleicht könnte das doch interessant werden. Vorausgesetzt, sie wagen etwas.
 

Joel.Barish

dank AF
Trailer: Es ist eine besondere Herausforderung, den legendären Alfred Hitchcock remaken zu wollen. Praktischer ist es, wie in diesem Fall auf die originale Romanvorlage zu verweisen. Regisseur Ben Wheatley inszeniert Armie Hammer, Lily James und Kristin Scott Thomas im Suspense-Drama "Rebecca" für Netflix.

"Nach dem zeitlosen Roman von Daphne du Maurier", verkündet dann auch dieser Trailer zutreffend und doch auch nicht ganz uneigennützig. Es ist dennoch schwer vorstellbar, man hätte diese Geschicht all zu bald noch einmal verfilmt, gäbe es nicht die berühmte und erfolgreiche Hitchcock-Verfilmung. Obwohl "Rebecca" (1940), der einzige Best Picture Oscargewinner in Hitchs Filmographie, manchmal etwas stärker im Schatten von "Psycho", "Vertigo" und Co. steht als nötig wäre. Das Original mit Laurence Olivier und Joan Fontaine ist ein meisterhaftes Psychodrama und leichtem Gothic Romance Flair.

Bei Hitchcock, im Roman und auch in dieser Neuverfilmung - die den historischen Rahmen beizubehalten scheint - geht es um eine junge Frau (Lily James), die auf den schwerreichen Witwer Maxim de Winter (Armie Hammer) trifft, den sie kurz darauf auch heiratet. So gelangt sie auf das stattliche Anwesen Manderlay, welches noch immer die sicht- und spürbaren Erinnerungen an die verstorbene vorige Mrs. de Winter in sich trägt, an Rebecca. Insbesondere die Haushälterin Mrs. Danvers (Kristin Scott Thomas) trauert ihre alten Herrin stark nach und macht der neuen Mrs. de Winter das Leben schwer. So sehr, dass diese bald glaubt, im Haus gehen mehr als nur Erinnerungen an Rebecca umher.


Inszeniert vom eigentlich äußerst experimentierfreudigen Ben Wheatley ("Kill List", "A Field in England", "High Rise") wirkt diese neue Version nicht zuletzt durch die Farben jünger, hipper und flotter als die Hitchcok-Version. Ob dies ein spannendes Veränderungsmerkmal ist oder am Kern der Geschichte vorbeizielt, kann der geneigte Zuschauer ab 21. Oktober bei Netflix herausfinden.

Wer kennt eigentlich das Hitchcock-Original? Oder gar den Roman? Und welchen Mehrwert kann so eine Nerverfilmung bieten, noch dazu von einem eigentlich kreativen Filmemacher wie Ben Wheatley?
 
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Revolvermann

Well-Known Member
Mag den Hitchcock Film. Werde mir den hier aber wohl sicher ansehen. Schon irgendwie spannend, wie das heute umgesetzt wird, auch wenn der Trailer eher mittelmäßig ist.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, finde den Trailer auch eher mittelmäßig. Kann mich auch mit den beiden Hauptdarstellern (KST passt perfekt) noch nicht so recht anfreunden, obwohl ich beide generell mag. Habe einen Tweet gelesen, wo es hieß ... ach, ich zitiere ihn mal direkt:


Bei Ben Wheatley als Regisseur erwarte ich eigentlich mehr. Nicht in Sachen Qualität, sondern beim Konzept. Man könnte daraus auch eine Meta-Sache machen, mit den Zuschauererwartungen aus Original und Remake spielen, wenn nicht nur die verstorbene Mrs. de Winter als Erinnerung in Manderlay herumgeistert, sondern auch die Zuschauererinnerung an einen vorausgegangenen Film. Also Charlie Kaufman würde einen solchen "Rebecca" drehen können ... :hae:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Kill List war klasse, aber mit High Rise konnte ich echt gar nichts anfangen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Muss gestehen, die Buchvorlage noch nicht gelesen zu haben, und die letzte Hitchcock Sichtung ist bestimmt 15 Jahre her, daher hab ich den jetzt durch ein leicht anderes Prisma gesehen. Für mich ists die Geschichte einer jungen Frau aus dem Nichts, die in ein Vermächtnis geworfen wird und daran wachsen muss. Dass Hammer so stoisch ausdruckslos bleibt störte mich nicht so, da es den Fokus größer auf sie legt, und spielt es wirklich gut. Dass sie so wenig reden erhöht auch die Mystery um Rebeccas Geschichte.

Der ist bei weitem nicht so spannend wie der Hitchcock, liegt aber auch an der Inszenierung. Das meiste ist hell und farbenfroh.

Der Name des Hauses wird so oft erwähnt, die hätten den Film eher danach benennen sollen. Finds immer amüsant, wenn ein Haus wie eine Entität behandelt wird und nicht einfach nur ein Haus sein soll.

Ich sage durchaus gut.
 

Joel.Barish

dank AF
Nun ja, bei "hell und farbenfroh" muss "spannend" nicht zwangsläufig ausgeschlossen sein. Siehe z.B. "Midsommar". Aber...
Für mich ists die Geschichte einer jungen Frau aus dem Nichts, die in ein Vermächtnis geworfen wird und daran wachsen muss.
Das kann ja so formuliert noch in diverse Richtungen gehen, ist mir nicht griffig genug als Umschreibung. Diese Neuverfilmung hat die neue Mrs. de Winter und Maxim noch weiter romantisiert und je länger ich darüber nachdenke, desto passender werden Vergleiche mit "Fifty Shades" und Co, wenn eine unsichere/unerfahrene Frau von einem mächtigen, dominanten und innerlich zerrissenen Mann vereinnahmt wird und sich aufmacht, ihn retten zu wollen. Das kann man machen als Adaption. Ich weiß nicht ob man es machen sollte, aber es ist eine Lesart. Nur ist der Film nicht bereit dafür wirklich zu arbeiten, Figuren, Motivationen, Dominanzmechanik usw. wirklich zu bearbeiten. Vermutlich, da man sich dieser Film am Ende eben doch noch zu sehr der Vorlage verpflichtet und von der Erstverfilmung motiviert fühlt.
 
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