Inside Llewyn Davis ~ Coen Brüder [Kritik]

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Nein. Regulärer Kinostart ist der 5.12., aber ich durfte ihn gestern in der Moviepilot-Preview sehen, da Karten gewonnen. :squint:
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Wow, 9/10 ist 'mal 'ne Hausnummer, wobei ich von den Coens eigentlich nicht viel weniger erwartet hatte :love: Zudem ist die Kritik schön & informativ geschrieben :top:
 

Skylynx

New Member
Konnte den Film ja auch schon vor einiger Zeit sehen, kommt meiner Meinung aber leider absolut nicht an Big Lebowsky oder No Country for old Men ran.
Meine Kritik dürfte spätestens nächste Woche online gehen.
 

xyla

New Member
Lief heute im OmU. Sehr guter Coen Film von dem ich im Grunde nicht viel erwartet habe. Allerdings wusste ich im Vorfeld auch nicht viel über den Film und hatte nur ein bis zwei mittelmäßige Kritiken gelesen - dazu kommt, dass ich außer Bob Dylan nahezu keine Berührungspunkte mit Folk habe. Faszinierend ist er dann aber geworden!
Davis bei seiner Suche nach Erfolg über die Schulter zu gucken offenbart Einblicke auf äußerst skurrile Charaktere, wie sie nur die Coen Brüder schreiben. John Goodman kommt nicht lange vor, macht aber das beste aus seiner Rolle. Carey Mulligan hat ebenfalls nicht viel Zeit, aber in diesen Momenten bringt sie enorm viel Charakter und schwarzen Humor unter. Das Highlight ist aber ganz klar Oscar Isaac - mir war er im Vorfeld völlig unbekannt - er wirkte trotz seiner Ausfälle und seiner Einstellung sympathisch gezeichnet; man möchte einfach erfahren, wieso dieser Mensch seiner Leidenschaft so zynisch gegenüber steht. Wenn er dann die Gitarre rausholt, zieht er das Publikum komplett in seinen Bann. Großartig gespielt (Llewyn Davis), gesungen und gespielt (die Gitarre). Der Humor ist wieder mal eher fein und schwarz als mitm Holzhammer, passt sehr gut und bietet den richtigen Ausgleich für eine Geschichte, die sonst etwas zu sehr ins tragische ausschlagen würde.

Der Soundtrack ist toll, die Optik sehr stimmig und die Regie zeigt, was sie kann. Ich war irgendwie beeindruckt, wie die Jungs eine Katze (unberechenbare Biester!) so gekonnt in Szene gesetzt haben, ohne, dass es gekünstelt aussah.

Ein starker Film, der die Palette der Coen Brüder nochmal erweitert, aber wohl nicht den Kultstatus von Lebowski, No Country for Old Men oder aber auch O Brother, Where Art Thou erreichen wird.

8/10 oder 4/5
 

Presko

Don Quijote des Forums
Film interessiert mich sehr. Ähnlich wie der neue von Jarmusch und Woody Allen (und sogar wegen den so positiven Kritiken die neue Panempute). Leider fehlen mir momentan sowohl Zeit als auch die finanziellen MIttel :whistling:
 

Joel.Barish

dank AF
Habe mir am Wochenende auch den neuen Coen angesehen. Und es ist fast langweilig, wie konstant die Brüder interessante Geschichten in hoher Qualität abliefern. ILD ist ein Film, der ein wenig mäandert, der nur auf den zweiten Blick einen klaren "von A nach B" Plot hat. Halt ein wenig wie die Hauptfigur. Eben diese ist auch spannend genug, um den Film interessant zu halten, denn die Nebenfiguren tauchen nur sporadisch und überwiegend episodisch auf. Ganz besonders John Goodman und Garret Hedlung in einer faszinierenden, unterhaltsamen, irgendwie schrägen und gleichzeitigen ernsten und emotionalen Zwischenepisode. Auch Carey Mulligan ist großartig, richtig schön biestig und komplex. Die beiden älteren Freunde von Llewyn sind ebenfalls spannend, Justin Timberlake und ein, zwei Gastmusiker sind kuriose und teils wirklich witzige Nebenparts. Aber es dreht sich alles um Oscar Isaac und der ist großartig. Nicht nur, weil er ein astreiner Sänger ist.

Es geht hier weniger um den großen Durchbruch, den sonst die meisten Musikfilme ähnlicher Bauart thematisieren, als vielmehr um das Leben als brotloser Künstler, ein Leben für die Musik. "L'art pour l'art". Und ja, es ist von Vorteil, wenn man bei dieser Musik nicht sofort die Flucht ergreifen will, denn Musik gibt es viel und lange, häufig ein wenig, als wäre es ein Musical, mit immer mal wieder eingeschobenen Performance Nummern. Und die sind richtig gut, sei es das "500 Miles" Trio mit Mulligan und Timberlake, "Please Mr Kennedy" oder das Leitmotiv (quasi) "Fare thee well" in verschiedenen Variationen. Sehr schön. Besonders clever inhaltlich auch der mal subtile, mal ziemlich direkte Symbolismus gegen Ende, mit dem Namen der Katze und mit dem Musiker, der nach Llewyn in der Bar musiziert. Nur dieser elliptische Erzählkniff wirkt etwas eigenartig. Zumindest glaube ich, dass ich noch nicht vollständig erkenne, was damit bezweckt wurde. (An die, die den Film gesehen haben: Ideen?)

Für Coen Fans, die mehr als "Fargo", Lebowski, NCFOM und "True Grit" gesehen haben, definitiv ein Blick wert. Wenn man Vergleiche anstellen möchte, dann am ehesten wie eine deutlich weniger verrückte Mischung aus "O Brother..." und "A serious Man", aber damit tut man wahrscheinlich keinem der Filme einen Gefallen. Sehenswert.
Mindestens 8/10

Und die Katze ist der Knüller! :biggrin:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Joel.Barish schrieb:
(An die, die den Film gesehen haben: Ideen?)
Vielleicht mache ich es mir einfach und sonderlich tiefgründig ist das auch nicht,
aber ich denke es sollte zeigen, wie Llewyn nach seiner unerfolgreichen Odyssee wieder genau da steht, wo er auch am Anfang (des Films) stand.
So oder so, ich fand es vor allem gelungen verwirrend.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, ungefähr so weit war ich auch, aber das reichte mir irgendwie nicht.
Immerhin ist es ja dieselbe Situation, nur beim ersten Mal ohne Kontext, beim zweiten Mal mit Kontext. Es ist ein Moment der verpassten Gelegenheiten und der dummen Zufälle, die sich für Llewyn negativ auswirken. Während er draußen auf's Maul bekommt, sitzt drinnen Bob Dylan und musiziert, wird dabei wahrscheinlich entdeckt, denn es heißt ja, irgendein wichtiger Reporter (von der Times oder so) sei da.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ja, hast du recht. Das war halt so das erste, auf das ich mich einigen konnte, nachdem ich dieses Ende vor den Kopf geknallt bekam. :squint: Ich halte auch die Wahl der zwei letzten Worte für Interessant, habe allerdings noch keine wirkliche Idee welche (oder ob eine) Intention dahinter steckt.
 

xyla

New Member
Joel.Barish schrieb:
Nur dieser elliptische Erzählkniff wirkt etwas eigenartig. Zumindest glaube ich, dass ich noch nicht vollständig erkenne, was damit bezweckt wurde. (An die, die den Film gesehen haben: Ideen?)

Es ist alles wie zu Beginn - Llewyn macht weiter, ändert sich nur minimal - und doch sind die Bedingungen so leicht verändert, dass man als Zuschauer erkennen kann, dass es leicht bergauf geht. Llewyn singt das Lied und bewältigt damit ein wenig den Tod seines Partners. Und es hebt sich von seinen anderen Liedern ab: Es ist mehr zu verkaufen als die anderen Folk-Songs, die er gesungen hat. Und Bob Dylan am Ende zeigt, dass es in kurzer Zeit mit Folk bergauf gehen wird und Llewyn mit seiner Musik eine neue Chance hat, wenn er durchhält.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Hier wurde schon soviel Richtiges geschrieben und ich bin sehr müde. Also um es kurz zu machen: Ein wunderbar gefilmter Trip eines sympathischen Underdogs, mit genial skurrilen Momenten und einer gehörigen Portion Poesie.
Die Coen Brüder haben mich noch nie entäuscht und das haben sie auch dieses mal nicht. Wird Zeit das ich da mal Licht in die paar dunklen Stellen ihrer Filmographie bringe.
Morgen, zum wach werden, leg ich mal wieder Dylan auf.

8,5/10
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Revolvermann schrieb:
Hier wurde schon soviel Richtiges geschrieben und ich bin sehr müde. Also um es kurz zu machen: Ein wunderbar gefilmter Trip eines sympathischen Underdogs, mit genial skurrilen Momenten und einer gehörigen Portion Poesie.
Würde ich im Groben auch so notieren, bis auf das "genial". Ich weiß, aber trotz der wundervoll kalten Optik, Oscar Isaacs richtig, richtig guter Performance und der Katze konnte mich die Handlung nicht vom Hocker reißen. Vielleicht fehlte mir mehr Drama oder mehr Humor, so wars für mich nur gehoben gut, aber kein Fargo oder Lebowski. Carey Mulligans Rolle gefiel mir nicht so und Timberlake empfand ich nicht als, wie viele schrieben, showstehlend. Meine gehemmte Meinung mag aber auch dran liegen, dass ich mit der gesamten Musik nicht so viel anfangen kann.

7/10
 
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