Her ~ Spike Jonze, Joaquin Phoenix, Scarlett Johansson [Kritik]

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich musste auch an Siri denken und Phoenix erinnert mich leicht an Leonard. Ist aber nicht als Kritik gedacht, denn der Trailer und die Darsteller gefallen mir und die Geschichte ist interessant. Scarlett wird bei der deutschen Synchro leider verloren gehen, aber das wird sich hoffentlich nicht negativ auf den Film auswirken.
 

Batou9

Well-Known Member
Sehr geiler Trailer, der einmal mehr unsere ach so toll soziale Nerd-Gegenwart zeigt, in der immer weniger Jungen zu Männern werden, immer weniger Mädels zu Frauen und sich das ganze Leben nur noch aus aufgeschobenen Entscheidungen und dem "ganz woanders sein" auszeichnet. Hat auch teils etwas von einem verträumten Garden State; aufstehen ohne zu wissen, was man jetzt eigentlichen machen soll. Beobachtet mal in eurem Bekanntenkreis wieviele Mitmenschen nur noch Beziehung mit ihren Systemen führen und die einzig sexuellen Erfahrungen mit elektronischen Lichtwänden teilen. Erschütternd. Die Szene mit dem Handy ist hammerhart: "How yould you touch me?!"

Mag solch gesellschaftskritische Filme
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
brawl 56 schrieb:
Sieht wirklich fabelhaft aus, hätte ich echt nicht erwartet.
Zumal das Thema ja wirklich absurd ist, und doch so genial umgesetzt.

Ja, würde ich auch sagen. Erinnert in der Tat sehr an Lars und die Frauen, und wenn eine einsame Seele eine Beziehung mit einer Realdoll führen kann - und sowas gibts ja wirklich - dann auch mit einer simulierten weiblichen Intelligenz.

Joaquin ist eh, wenn er nicht gerade versucht sich im Hobo-Look unglaubhaft als Rapper zu verkaufen, einer der besten seiner Zunft. Und auch hier scheint er wieder mit unheimlich viel Feingefühl an diese doch nicht leicht Rolle heranzugehen, die auch ganz schnell nur erbärmlich oder albern wirken könnte.

Ist auch schön kritisch das Konzept. Das immer größere Zusammenwachsen von Menschsein und Technik, die Not nach Sozialkontakten über Technik, auch wenn es wie hier eventuell dann unechte sind. Ist der Mann im Film zu bemitleiden, weil er eine Beziehung mit etwas künstlichem aufbaut? Oder ist es ein akzeptabler Rettungsanker für jemanden, der so vielleicht die nächsten 20 Jahre allein wäre? Wobei sie dann vielleicht nicht gerade hätten zeigen sollen, dass er zuvor mit Rooney Mara verheiratet war. Können die Gefühle, die er Scarletts Stimme gegenüber hat echt sein, oder ist alles nur eingebildete Illusion?

Schon auch ein wenig unheimlich, wenn sie fragt, wo er sie berühren würde und er schüchtern wird.
 

Joel.Barish

dank AF
In einem längeren Interview/Bericht mit Vulture, geht Spike Jonze in die Details der Produktion von "Her". Besonders interessant dabei, dass Jonze die Hilfe seines Kollegen Steven Soderbergh in Anspruch nahm. Soderbergh lieferte in kürzester Zeit eine neue Schnittfassung ab, kürzte den Film von knapp zweieinhalb Stunden auf 90 Minuten. Jonze erkannte dadurch, auf was er verzichten könnte und sollte, fertigte in Anlehnung an Soderberghs Schnitt einen eigenen Schnitt an, irgendwo zwischen 150 und 90 Minuten.

This time, it was Soderbergh he turned to—“He’s the smartest, fastest editor-filmmaker I know.” Jonze asked him if he’d be willing to take a weekend to look at the movie and do his own quick, gut-instinct cut. “He got the movie on a Thursday, and in 24 hours, he took it from two and a half hours to 90 minutes. We basically said, ‘Be radical, shock us,’ and it was awesome. He said, ‘I’m not saying this should be the cut of the movie, but these are things to think about.’

U.a. soll eine Dokumentation innerhalb des Films wegfallen, in der Chris Cooper Hintergrundinfos verteilt.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Bin generell ein Freund von langen Filmen. 90-Minüter nehme ich immer öfter als kurz wahr. Es passt aber irgendwie zu Soderbergh das er ein schneller Cutter ist und Geschichten leicht auf das Wesentliche reduzieren kann.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Wäre mit 120 Minuten so als Mitte doch wunderbarstens, auch wenn die 150 Minuten Version ambitioniert klingt. Vielleicht gibts das ja mal erweitert auf Blu-ray.
 

Shins

Well-Known Member
Ja, steht noch. Der startet heute! Aber vermutlich wieder eher in kleineren Kinos.

Ich habe vor Grand Budapest Hotel zum ersten Mal den Trailer gesehen und war begeistert. Ich hoffe, ich schaffe es ins Kino!
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Der erste Spike Jonze seit nun über 4 Jahren, endlich, aber auch doch so ganz anders als das, das er davor gemacht hat, weit entfernt von den wahnsinnigen Geschichten der von Charlie Kaufmann geschriebenen Being John Malkovich und Adaption und ebenfalls vom symbolischen Fantasyfilm über das Kindsein, Wo die wilden Kerle wohnen. Her ist Jonzes bisher reduziertester und ruhigster Film, gesprächig, romantisch, subtil melancholisch und humorvoll. Nah am Zeitgeist, aber doch zeitlos in seiner Behandlung des Themas "Liebe". Auch wenn sich Phoenix' Theodore Twombly hier in ein Betriebssystem verliebt ist das meist nur Mittel zum Zweck und Jonze weiß es gekonnt einzusetzen, mit viel Gefühl und Sinn für subtile Dramatik, aber eben auch mit Humor, mit tollen Dialogen und Figuren. Jonze behält es sich auch vor über die Thematik zu urteilen, weder ist der Film ein besonders kritisches Werk zur Beziehung des Menschen zur modernen Technik, noch wird über die Figuren geurteilt, oder die Handlungen als bizarr entlarvt. Es ist kein dramatisches Big Bang Theory, das dem Zuschauer anhand einer "normalen" Bezugsperson die überspitzten Skurrilitäten der Protagonisten bloßstellt, auch wenn sich der Film mit der Frage beschäftigt, inwiefern eine derartige Beziehung funktionieren würde und wieso sich vor allem der etwas schwermütig gewordene und emotional unentschlossen scheinende Theodore dieser Beziehung annimmt. Dabei lässt Jonze dem Zuschauer viele eigene Freiräume zum Aufnhemen der Geschichte und der Emotionen, verzichtet auf offensichtlich forcierte Konflikte und Wendungen, was dem Film einen sehr natürlichen Fluss gibt, der sehr zu den intim eingefangenen Bildern und Figurenkonstellationen passt. Und so ganz nebenbei hat Her noch eine der gelungensten Zukunftsvisionen zu bieten, die es in letzter Zeit, vielleicht überhaupt, auf die Leinwand geschafft haben: Leicht futuristisch, minimalistisch und stilbewusst in Pastellfarben gehüllt ist der Film was Set- und Kostümdesign angeht eine Augenweide und bietet ein intelligentes wie überzeugendes Bild einer nicht mehr allzu fernen Zukunft. Die zurückhaltende Musik von Arcade Fire tut ihr übriges um die wundervollen Bilder und die gefühlvolle Geschichte richtig wirken zu lassen. Joaquin Phoenix ist wunderbar, Amy Adams, wie immer eigentlich, ebenfalls und vor allem die Dialogszenen der beiden gehören zu den großen Stärken des Films. Aber der Film schafft es eben auch die Beziehung zwischen Theodore und OS Samantha fühlbar zu gestalten, das funktioniert auch in der deutschen Fassung bestens, und macht Her zur einer ungewöhnlichen, intimen, einfühlsammen und entspannt erzählten Liebesgeschichte. A Spike Jonze Love Story eben, der sich perfekt neben seine andere Sci-Fi-Romanze, dem Kurzfilm I'm Here, einreiht. Und wenn auch thematisch andere Wege eingeschlagen werden, sind es zwei in gleichem Maße modern-zeitlose Geschichten über Liebe, trotz futuristischen Robotern und Betriebssystemen menschlich, emotional und einfach wunderschön.

9/10
 

ManU

New Member
@Gonzo

Schließe mich dir da eigentlich total an. Phoenix ist wirklich grandios und ich könnte mich an keinen Film von ihm erinnern wo ich das je gesagt hätte, Amy Adams gut aber mehr nicht. Werde mit ihr ohnehin nicht wirklich war. Sie ist gut wirkt aber trotzdem zu unscheinbar. Sie ist nicht das klassische Sex-Symbol was gut ist aber an eine Streep, Mirren oder Smith wird sie nie heranreichen. Hätte mir aber auch kaum eine andere Schauspielerin in dieser Rolle vorstellen können was aber wieder zu der Diskussion führen würde das ich der Meinung bin das die oben genannten Schauspielerinnen einfach keine würdigen Nachfolgerinnen haben da heutzutage mehr auf das Aussehen ala Fox Wert gelegt wird.

Wer sich wenn er den Trailer sieht so wie ich nicht vorstellen kann wie eine Romanze zu einem PC einen ganzen Film über funktionieren kann muss da rein! Jonze ist einfach ein wirklich guter Regisseur und weiß einfach was er macht. Leider dauert es immer viel zu lange bis ein neuer Film von ihm erscheint.

9/10 würde ich zwar nicht geben aber eine 8/10 ist er allemal
 

Joel.Barish

dank AF
Gestern gesehen. ♥♥♥

BG-Kritik: Her (Joel)

Das war die Synchrofassung. O-Ton schaue ich am Dienstag. Hach ja... dieser Film...
Die Punktzahl steht da nur, weil ich bei Erstsichtungen aus Prinzip eigentlich ungern höher gehe.

@Kinobesucher
Warum musst du auf die BD warten? Der läuft doch bei dir sicher auch irgendwo im Kino. :wink:
 

Fratos

New Member
Hört sich zwar ganz gut an aber ich kann mir einfach nicht vorstellen das ich so einen Film mit der bescheuerten Story gut finden kann? :confused: :blink:
 

Joel.Barish

dank AF
@ManU, Woody
Danke! :smile:

@Kinobesucher?
Echt nicht? Wo wohnst du denn? So selektiv läuft der doch gar nicht an. :check:

@Fratos
Die Grundprämisse ist vielleicht ungewöhnlich, aber wirklich bescheuert? Kann man das in unserer Zeit mit Facebook, Siri, Second Life, Bronies und so weiter wirklich noch sagen? Und selbst wenn es auf den ersten Blick eigenartig klingt, wenn man nur die grobe Inhaltszusammenfassung (Mann verliebt sich in sein Computerbetriebssystem) liest, so muss man sich davon lösen. Der Film schafft es sehr schön, das glaubhaft zu vermitteln und das Betriebssystem klingt ja nicht wie ein Roboter oder wie HAL aus "2001", sondern hat ein lebendiges Bewusstsein. Was fehlt ist ein Körper und diese Diskrepanz ist einer der Kernpunkte des Films. Die Authentizität von Gefühlen in der modernen Techno-Gesellschaft. Solltest dem Film eine Chance geben. :wink:
 
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