Der erste Spike Jonze seit nun über 4 Jahren, endlich, aber auch doch so ganz anders als das, das er davor gemacht hat, weit entfernt von den wahnsinnigen Geschichten der von Charlie Kaufmann geschriebenen Being John Malkovich und Adaption und ebenfalls vom symbolischen Fantasyfilm über das Kindsein, Wo die wilden Kerle wohnen. Her ist Jonzes bisher reduziertester und ruhigster Film, gesprächig, romantisch, subtil melancholisch und humorvoll. Nah am Zeitgeist, aber doch zeitlos in seiner Behandlung des Themas "Liebe". Auch wenn sich Phoenix' Theodore Twombly hier in ein Betriebssystem verliebt ist das meist nur Mittel zum Zweck und Jonze weiß es gekonnt einzusetzen, mit viel Gefühl und Sinn für subtile Dramatik, aber eben auch mit Humor, mit tollen Dialogen und Figuren. Jonze behält es sich auch vor über die Thematik zu urteilen, weder ist der Film ein besonders kritisches Werk zur Beziehung des Menschen zur modernen Technik, noch wird über die Figuren geurteilt, oder die Handlungen als bizarr entlarvt. Es ist kein dramatisches Big Bang Theory, das dem Zuschauer anhand einer "normalen" Bezugsperson die überspitzten Skurrilitäten der Protagonisten bloßstellt, auch wenn sich der Film mit der Frage beschäftigt, inwiefern eine derartige Beziehung funktionieren würde und wieso sich vor allem der etwas schwermütig gewordene und emotional unentschlossen scheinende Theodore dieser Beziehung annimmt. Dabei lässt Jonze dem Zuschauer viele eigene Freiräume zum Aufnhemen der Geschichte und der Emotionen, verzichtet auf offensichtlich forcierte Konflikte und Wendungen, was dem Film einen sehr natürlichen Fluss gibt, der sehr zu den intim eingefangenen Bildern und Figurenkonstellationen passt. Und so ganz nebenbei hat Her noch eine der gelungensten Zukunftsvisionen zu bieten, die es in letzter Zeit, vielleicht überhaupt, auf die Leinwand geschafft haben: Leicht futuristisch, minimalistisch und stilbewusst in Pastellfarben gehüllt ist der Film was Set- und Kostümdesign angeht eine Augenweide und bietet ein intelligentes wie überzeugendes Bild einer nicht mehr allzu fernen Zukunft. Die zurückhaltende Musik von Arcade Fire tut ihr übriges um die wundervollen Bilder und die gefühlvolle Geschichte richtig wirken zu lassen. Joaquin Phoenix ist wunderbar, Amy Adams, wie immer eigentlich, ebenfalls und vor allem die Dialogszenen der beiden gehören zu den großen Stärken des Films. Aber der Film schafft es eben auch die Beziehung zwischen Theodore und OS Samantha fühlbar zu gestalten, das funktioniert auch in der deutschen Fassung bestens, und macht Her zur einer ungewöhnlichen, intimen, einfühlsammen und entspannt erzählten Liebesgeschichte. A Spike Jonze Love Story eben, der sich perfekt neben seine andere Sci-Fi-Romanze, dem Kurzfilm I'm Here, einreiht. Und wenn auch thematisch andere Wege eingeschlagen werden, sind es zwei in gleichem Maße modern-zeitlose Geschichten über Liebe, trotz futuristischen Robotern und Betriebssystemen menschlich, emotional und einfach wunderschön.
9/10