Vielleicht lieber morgen (The Perks of being a Wallflower) ~ Emma Watson [Kritik]

Shins

Well-Known Member
Du machst mich gerade sehr neugierig! Hast du mittlerweile nochmal drüber geschlafen? :biggrin: Würd mich über ne längere Kritik von dir freuen. Der Film wird hier langsam zu meinem Sorgenkind glaube ich :biggrin:
 

Woodstock

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Shins schrieb:
Du machst mich gerade sehr neugierig! Hast du mittlerweile nochmal drüber geschlafen? :biggrin: Würd mich über ne längere Kritik von dir freuen. Der Film wird hier langsam zu meinem Sorgenkind glaube ich :biggrin:

Das ist jetzt witzig das du das sagst... :biggrin:

Das war meine erste:
Regie: Stephen Chbosky
Cast: Emma Watson, Logan Lerman, Dylan McDermott, Ezra Miller

Vielleicht lieber morgen „The Perks of being a wallflower“

Story: Der junge Charlie (Logan Lerman) ist ein Außenseiter ohne Freunde. Seine Hoffnungen das dies sich an seiner neuen Schule ändert, scheint auch nicht anzutreten. Da trifft er auf die älteren Mitschüler Sam (Emma Watson) und ihren homosexuellen Stiefbruder Patrick (Ezra Miller), welche sich in ihrem letzten Schuljahr befinden und Charlie in ihre Welt der Außenseiter einführen.

Kritik:
Wenn man sich an seine Kindheit erinnert, stellen viele meist gewissen Ähnlichkeiten fest. Entweder man war beliebt oder man war es nicht, entweder man war im Mittelpunkt oder man gehörte zu denen die den Mittelpunkt mit ihren Blicken definierten, kurz: Man stand daneben und schaut zu wie andere ihren Spaß hatten. Jeder hatte dieses Moment in seinem Leben und da kann man sich auch mit Charlie unserem Protagonisten identifizieren. Allein in seiner neuen Schule sitzt er alleine in der Klasse, alleine am Mittagstisch und ist allein beim Schulball. Auch wenn das Schulsystem in Amerika und Deutschland unterschiedlich ist, so sind die Probleme der Jugendlichen dieselben. Charlie will sich ändern, das zumindest schreibt er in seinen Briefen an einen, am Anfang, Unbekannten. Ihm fehlt aber der Mut und frei nach dem Titel, denkt er sich selber, vielleicht lieber morgen anstatt heute. Der entscheidende Schritt gelinkt ihm dann recht spontan, als er den Mut aufbringt den Klassenclown Patrick anzusprechen. Durch ihn lernt er auch schnell die schöne Sam kennen, in die er sich natürlich verliebt. Sie führen ihn in die Gruppe der Außenseiter ein und heißen ihn nach kurzer Zeit willkommen.

Nicht noch ein Teeniemovie, ist für viele der erste Gedanke der einem solcher Handlung durch den Kopf schießt, doch zumindest die Besetzung sollte einen bis hier hin halten. Emma Watson wird immer gerne gesehen und wer „Let's talk about Kevin“ gesehen hat, wird zumindest Ezra Miller noch etwas anfangen können und bemerkt vielleicht, dass man hier auf einen besonderen Film gestoßen sein ist. Stephen Chbosky, ist der Kopf hinter diesem Teenie-Drama das nicht erwachsener sein könnte. Zuerst brachte er es als erfolgreiche und in Amerika viel diskutierte Romanvorlage heraus und setzte sich erst später an die Filmversion seines eigenen Werkes. Eine Herangehensweise die sich durchaus auszahlt, dadurch wird „The Perks of being a Wallflower“ zu einem Film den man nicht „vielleicht lieber morgen“ ansehen sollte, sondern am besten gleich heute. Und das von jemanden dessen größter internationaler Export zu diesem Zeitpunkt noch die gescheiterte Fernsehserie „Jericho“ war. In der es um die politische Situation in Amerika nach einem nuklearen Anschlag geht. Auch wenn die Serie nicht erfolgreich war, so wurde früh klar das sein Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Charaktere lag und das ist hier nicht anders.

Man begleitet Charlie den gesamten Film durchgängig. Innere Monologe erklären dem Zuschauer seine Gefühlslage und führen durch die Szene, dabei wird der Zuschauen aber vor peinlichen oder schockierenden Stellen regelrecht gewarnt aber auch, wie Charlie selbst. Manchmal weiß man auch nicht was man sich dabei gedacht hat, das geht Charlie nicht anders was Logan Lerman überzeugend spielt. Dabei hilft Chboskys Bildarbeit außerordentlich und versteht es belanglos erscheinende Momente durch Charlies Augen in seiner voller Blüte zu sehen. In diesen Szenen wird das tragische mit einem herrlich realistischen Humor verbunden, was erste Drogen oder Liebeserfahrungen mit einbezieht und natürlich auch die psychischen Auswirkungen mit denen er zu kämpfen hat. Das Charlie kein Kind ohne Probleme ist, wird dem Zuschauer früh klar. Langsam visualisiert sich durch kurze Szenen Einschübe, die eigentliche Ursache seiner psychischen Probleme. Da jedoch scheitert Chbosky ein wenig, den diese Einschübe deuten das Grauen nur an und lassen auch erfahrene Drama Zuschauer nur erahnen was Charlie erlebt haben könnte. Der Höhepunkt überrascht einen zwar nicht aber schockiert in seiner bildlichen Darlegung. Man fühlt mit und wird überrumpelt genau wie Charlie, man ist aber nicht verwirrt. Man beginnt zu verstehen und spätestens hier überzeugt Logan Lerman, genauso wie Chboskys Film, endgültig.


Fazit:
„vielleicht lieber morgen“ ist keine leichte Kost die man mit ein paar Freunden und einem Kasten Bier genießt. Wie bei „500 Days of Summer“, sollte man sich Zeit nehmen und diesen Film auf sich wirken lassen, den er regt zum Nachdenken an. Man beginnt über seine eigenen Erfahrungen nachzudenken und verzeiht dabei leichte Erzählschwächen. Charlies Reise in ein besseres Leben fasziniert, deprimiert, amüsiert und triumphiert auf jeder Ebene und ist eine Empfehlung wert. Wenn nicht im Kino, dann doch auf Blu-Ray oder DVD. Unbedingt ansehen!


9/10
 

Shins

Well-Known Member
Super! Schöne Kritik! Ich danke dir und freue mich, dass du den genauso toll findest wie ich!
 

Revolvermann

Well-Known Member
Endlich nachgeholt.
Es wurde eigentlich schon alles gesagt. Wenn ich es auf ein Wort reduzieren müsste dann : Ansehen!
Eine authentische,bedrückende aber auch lustige und wunderschöne Geschichte über das Erwachsenwerden.
Außerdem wirken die 80er hier mal ausnahmsweise nicht wie aus dem Pop-Museum.


9/10 "Der Baum da drüben war auf einmal ein Drache...und dann wieder ein Baum..der hat mich einfach angelogen" :biggrin:
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Ich hab den jetzt zum dritten oder vierten mal gesehen.
Einfach so toll :3
Irgendwie findet man immer ein paar Momente, mit denen man sich absolut identifizieren kann, das macht die ganze Sache umso schöner (oder trauriger, je nachdem).
Trotzdem, einfach verdammt sehenswert!
10/10
 

Schneebauer

Targaryen
Schöner Film. Wirkt in keiner Sekunde aufgesetzt, sondern autenthisch, nahe und berührend. Watson ist überragend und wohl ein perfekter Cast. Gefällt mir sogar noch einen Ticken besser als 500 days of summer. Irgendwie zumindest. Aber einerseits auch doch nicht. The perks of being a wallflower ist ähnlich aber doch anders.

Egal, beides Klasse Filme zu denen man kein Popcorn, Bier oder Kumpels braucht. Freundin, Couch und verregnter Sonntag hingegen passen um einiges besser. :smile:

9 / 10
 

Pippen

Well-Known Member
Gestern Abend geschaut. Ein wirklich richtig richtig guter Film. Wirklich sehr authentisch und tief. Toll gespielt und durchgehend toll ausbalanciert, ich empfand keinerlei Länge, es kam auch nichts zu kurz.

9/10 Tunnelfahrten
 

Envincar

der mecKercheF
Gerade eben auf Netflix gesehen. Vom Feeling teilweise wie Garden State oder 500 Days of Summer, wobei ich ersteren besser fand (einer meiner Lieblingsfilme) und zweiteren n ticken lustiger. Vielleicht lieber morgen ist trotzdem ein wunderbarer Film.
Wie in der Kritik hier schon angemerkt, kommt das Schlüsselereignis jedoch ein wenig zu kurz und wir viel zu beiläufig erwähnt ... die Szenen mit Tante Helen wirkten auch nie irgendwie als würde sie ihn missbrauchen oder sonst was. Hier offenbart der Film dann doch ne kleine Schwäche.

Und man war ich jealous wegen Emma Watson ... :love: dieser verdammte Charlie Lümmel.

7/10 Mixtapes
 

Woodstock

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Envincar schrieb:
Wie in der Kritik hier schon angemerkt, kommt das Schlüsselereignis jedoch ein wenig zu kurz und wir viel zu beiläufig erwähnt ... die Szenen mit Tante Helen wirkten auch nie irgendwie als würde sie ihn missbrauchen oder sonst was. Hier offenbart der Film dann doch ne kleine Schwäche.
Das ist es ja gerade. Man wird am Ende damit konfrontiert. Man merkt die Helen Szenen nie als so schrecklich an, da Charlie die schrecklichen Erinnerungen verdrängt. Er setzt sich damit nicht richtig auseinander, sondern erinnert sich nur an das Gute und seine neuen Freunde helfen ihm dabei. Sie lenken ihn ab von seinem Trauma und genau so erlebt es der Zuschauer. Erst als seine Freunde nicht mehr da sind, ihm klar wird, dass die Ablenkung nicht mehr funktioniert, bricht alles auf ihn ein und die dunklen Erinnerungen kommen wieder. Das ist der Moment wo der Zuschauer lernt was wirklich vorgefallen ist, wie alles zusammenhängt. Aber Charlie hat sich nie wirklich damit auseinander gesetzt und hat keine Ablenkung mehr. Wie ein Schiffbrüchiger, dem plötzlich der Rettungsring weggenommen wird. Er geht unter.
So habe ich es zumindest in Erinnerung. Insgesamt fand ich die Szene und den Aufbau sehr gelungen.
 
A

Alec

Guest
Muss ja ein richtiges Meisterwerk sein, bei den Punktzahlen.
Gelten die Bewertungen für den Film oder doch eher für Emma Watson? :biggrin:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Manny schrieb:
Jay schrieb:
Leider noch nicht
2 1/2 Jahre Später. Jay?

Ja, gesehen. Hauptsächlich wegen Shins Empfehlung, glaub ich. Der ist gut! Nein, ich bin kein so großer Emma Watson Fan wie viele andere hier, daran liegts also nicht. Ich würde auch zu keinen 9en oder 10en greifen, aber alles unter 7 wäre fragwürdig. Das ist ein wirklich netter, leicht ungewöhnlicher Coming of age Film. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass er besondere Stärken hat, auch nicht in den drei Hauptdarstellern, doch Lerman, Miller und Watson kommen sehr charismatisch und authentisch rüber. Das ist ein solides Ensemble.

Wenn man Coming of Age Filme mag, gehört der hier zu den besseren.
 

Envincar

der mecKercheF
Woodstock schrieb:
Envincar schrieb:
Wie in der Kritik hier schon angemerkt, kommt das Schlüsselereignis jedoch ein wenig zu kurz und wir viel zu beiläufig erwähnt ... die Szenen mit Tante Helen wirkten auch nie irgendwie als würde sie ihn missbrauchen oder sonst was. Hier offenbart der Film dann doch ne kleine Schwäche.
Das ist es ja gerade. Man wird am Ende damit konfrontiert. Man merkt die Helen Szenen nie als so schrecklich an, da Charlie die schrecklichen Erinnerungen verdrängt. Er setzt sich damit nicht richtig auseinander, sondern erinnert sich nur an das Gute und seine neuen Freunde helfen ihm dabei. Sie lenken ihn ab von seinem Trauma und genau so erlebt es der Zuschauer. Erst als seine Freunde nicht mehr da sind, ihm klar wird, dass die Ablenkung nicht mehr funktioniert, bricht alles auf ihn ein und die dunklen Erinnerungen kommen wieder. Das ist der Moment wo der Zuschauer lernt was wirklich vorgefallen ist, wie alles zusammenhängt. Aber Charlie hat sich nie wirklich damit auseinander gesetzt und hat keine Ablenkung mehr. Wie ein Schiffbrüchiger, dem plötzlich der Rettungsring weggenommen wird. Er geht unter.
So habe ich es zumindest in Erinnerung. Insgesamt fand ich die Szene und den Aufbau sehr gelungen.

Ja aber selbst wo alles zusammenbricht wird nicht wirklich verdeutlicht was passiert ist. So gesehen ist es lediglich ein einziger Satz der zudem auch noch recht vage ist.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Envincar schrieb:
Woodstock schrieb:
Envincar schrieb:
Wie in der Kritik hier schon angemerkt, kommt das Schlüsselereignis jedoch ein wenig zu kurz und wir viel zu beiläufig erwähnt ... die Szenen mit Tante Helen wirkten auch nie irgendwie als würde sie ihn missbrauchen oder sonst was. Hier offenbart der Film dann doch ne kleine Schwäche.
Das ist es ja gerade. Man wird am Ende damit konfrontiert. Man merkt die Helen Szenen nie als so schrecklich an, da Charlie die schrecklichen Erinnerungen verdrängt. Er setzt sich damit nicht richtig auseinander, sondern erinnert sich nur an das Gute und seine neuen Freunde helfen ihm dabei. Sie lenken ihn ab von seinem Trauma und genau so erlebt es der Zuschauer. Erst als seine Freunde nicht mehr da sind, ihm klar wird, dass die Ablenkung nicht mehr funktioniert, bricht alles auf ihn ein und die dunklen Erinnerungen kommen wieder. Das ist der Moment wo der Zuschauer lernt was wirklich vorgefallen ist, wie alles zusammenhängt. Aber Charlie hat sich nie wirklich damit auseinander gesetzt und hat keine Ablenkung mehr. Wie ein Schiffbrüchiger, dem plötzlich der Rettungsring weggenommen wird. Er geht unter.
So habe ich es zumindest in Erinnerung. Insgesamt fand ich die Szene und den Aufbau sehr gelungen.

Ja aber selbst wo alles zusammenbricht wird nicht wirklich verdeutlicht was passiert ist. So gesehen ist es lediglich ein einziger Satz der zudem auch noch recht vage ist.
War auch nicht nötig. Ich fand die Reaktion seiner Mitmenschen hat alles Notwendige gesagt.
 

Lunas

Well-Known Member
Habe ihn heute zum 2 mal gesehen!

Wirklich ein toller Film, der einem das Gefühl "dieser Unendlichkeit" direkt vermittelt! Sehr gut gespielt von den dreien. Und Emma Watson ist einfach nur Sweet :love:
Tolle Musik, tolle Inszenierung. Dieses Coming of Age mit Drama gemischt. Super!

9/10
 

sunshine86

Well-Known Member
"Vielleicht lieber morgen" ist ein sympathisch ehrlicher Film der wirklich ans Herz geht mit einem absolut perfekt besetzten Cast ❤ Logan Lerman, Ezra Miller und Emma Watson haben mich sehr beeindruckt und versprühen so viel Charme in ihren Rollen das man sie selbst gerne als Freunde hätte :love:Auch die Chemie der drei Hauptdarsteller ist einfach unglaublich toll. Habe schon lange kein Film mehr gesehen, der so authentisch und warmherzig rüberkommt :top:


10 von 10 Punkten
 
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