@Joel:
Aber darum ging es mir doch in der Hauptsache gar nicht, Joel.
Dass ein Produzent einem Regisseur in aller Regel erst die finanziellen Möglichkeiten bereit stellt, um sein Werk angehen zu können, liegt doch auf der Hand. Die Bereitstellung finanzieller Mittel meinte ich nicht mit Einfluss und wollte dergleichen auch nicht kritisiert wissen. Wie käme ich dazu?
Mir ging es expressis verbis um jene Produzenten, die sich drastisch und mitunter unaufgefordert und eigentlich gegen den Willen des Regisseurs in den künstlerischen Prozess einmischen, indem sie tonale Ausrichtungen einfordern, auf Nachdrehs pochen, den Endschnitt selbst übernehmen oder gar Zielgruppen-Analysen über künstlerische Freiheit stellen et cetera.
Ich hatte mit meiner Kritik also eine ganz spezielle Form eines Produzenten im Visier. Jene Form ist nach meiner Wahrnehmung aber eine, welche sämtliche Großproduktionen der vergangenen Jahre prägte und prägt. Ausnahmen sind fast nicht aufzustöbern. Freilich können auch beide Formen von derselben Person verkörpert werden.
Du hast die Weinsteins bereits erwähnt.
Im Falle Tarantino verhalten sie sich so, wie sich m. E. idealiter ein Produzent verhalten sollte. Sie lassen ihn gewähren, schreiben seine Drehbücher nicht um oder bestimmen über die finale Schnittfassung et cetera. (KILL BILL ist hier vernachlässigbar, da Tarantino seinen Film ablieferte. Ob dieser nun auf zwei Filme aufgeteilt wird oder nicht).
Dergleichen verstehe ich nun aber nicht - das mag aber schlicht an der scheinbar unterschiedlichen Semantik liegen, derer wir uns bedienen - unter Einfluss üben. Ein idealer Produzent ermöglicht das Werk des Künstlers und gibt ihm die Freiheiten, die er benötigt.
Im Falle SNOWPIERCER verhielten sich die Weinsteins nun genau gegenteilig, übten
Einfluss, entfremdeten das Werk vom Regisseur, verlangten eine andere
Fassung.
Mir ist übrigens nicht bekannt, dass das schwedische Filminstitut damit beschäftigt war Bergman drastisch zu gängeln, die tonale Ausrichtung seiner Filme zu bestimmen oder Hand ans Drehbuch zu legen. Zumindest nicht in einer unfruchtbaren - den Regisseur ignorierenden - Weise. Aber wie bereits betont: Dergleichen verstehe ich nicht unter "Einfluss üben". Dies ist schlicht dasjenige, was ein Produzent idealiter zu tun hat.
Und ja, natürlich geht es oftmals um Ökonomie. Aber das Problem ist doch, dass das gegenwärtige Kino (ich habe an dieser Stelle hauptsächlich Großproduktionen im Visier) unfassbar mutlos geworden ist.
Ich war überrascht, erstaunt und erfreut, als ich beispielsweise im letzten Jahr einen Film wie MAD MAX: FURY ROAD schaute. Es geht also noch. Überdies war der Film sogar erfolgreich.
Der neue STAR WARS konfrontierte mich dann aber umgehend wieder mit der chronischen Mutlosigkeit des heutigen "Straßenfeger-Kinos", da jenes Machwerk m. E. nur ein Best-Of dessen darstellte, was Franchise-Liebhaber an der alten Trilogie - Zielgruppen-Analyse! - so schätzten, und überdies vergaß eigenständig zu werden, eigenes zu schaffen.
Und dieses vorausschauende befriedigen bzw. bestätigen wollen von vorgefassten Erwartungshaltungen, das vollständige tilgen von Ecken und Kanten, macht die meisten Großproduktionen für mich mittlerweile so unattraktiv.
Es ist bezeichnend, dass ein ebenfalls herausragender, bissiger, mutiger Film wie THE WOLF OF WALL STREET eigentlich als Indpendentproduktion zu gelten hat, da "große" Produzenten bzw. Studios den Film nicht unterstützen wollten, bzw. das Risiko nicht auf sich nehmen wollten.
Da muss man sich ja gegenwärtig fast über einen wie Snyder freuen, der kurioses wie "Knightmares" und Visionen in seine aktuelle Großproduktion aufnimmt bzw. dem dies von den Produzenten "gestattet" wird. Etwas, dass hier und dort für Verstörung gesorgt und Unverständnis hervorgerufen hat. Aber immerhin!
Schlechte, polarisierende Filmkunst ist mir nämlich lieber als gar keine bzw. belanglose.
Vielleicht hat er aber auch den Vorteil, dass seine Frau stets zu den Produzenten seiner Werke gehört.
Aber das Problem ist - wie ich auch bereits betonte - natürlich nicht neu.
Du bringst Coppola ins Spiel. Jener wurde nach DER PATE sowie DER PATE II mit Preisen überhäuft, die Filme waren erfolgreich, aber trotzdem wollte ihm keiner APOCALYPSE NOW finanzieren. Wie es dann dennoch klappte, ist Filmgeschichte und braucht hier nicht von mir ausgeführt werden. Natürlich war früher nicht alles besser, aber zumindest ist es in einem Teilbereich des Kinos (vornehmlich den Großproduktionen) merklich schlimmer geworden.
Mein zentraler Punkt ist der Folgende:
Ich meine wahrzunehmen, dass sich das Problem verschärft hat und sich immer weiter verschärft.
Der Fall SUICIDE SQUAD sieht mir momentan im Übrigen gehörig nach der Art von Produzenten- bzw. Studiogebaren aus, welche ich seit ein paar Posts stark kritisiere.
In concreto wird man die Sache aber wohl erst in ein paar Jahren beurteilen können.